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Beim Eintreten kam ich zunächst in einen Flur, von dem nach links die Tür zum Roten Salon abging, nach rechts ging es zum Tresen, wo ich die Wirtin telefonieren hörte. Kurz darauf beendete sie das Gespräch und kam zu mir. Auf meine diesbezügliche Frage erklärte sie, dass der Gast sich den Raum frei aussuchen könne. Im Roten Salon war nur noch ein Tisch in der Mitte frei, und so entschied ich mich für den rustikalen „Krug“, in dem nur ein Tisch besetzt war. Ich nahm an einem freien Tisch Platz und wurde prompt mit der Speisekarte und der Weinkarte versorgt. Letztere ließ ich direkt zurückgehen, angesichts der vor mir liegenden Strecke nach Hause wäre jeder Schluck Alkohol ein unkalkulierbares Risiko. Dann zählte mir die Wirtin noch die Tagesangebote auf, zusammen mit einer Erklärung über den Stint, der eines dieser Angebote bildete.
Die Speisekarte ist entsprechend dem Anspruch des Restaurants ziemlich fischlastig, aber es gibt auch einige Fleischgerichte, und die nicht nur als Alibi. Das Preisniveau ist recht moderat, ich kann mich an kein Hauptgericht jenseits von 16,00 Euro erinnern. Die Spezialität des Hauses, Dorsch unter der Kartoffelkruste, wird mit ca. fünfzehn verschiedenen, jeweils frisch zubereiteten, Saucen angeboten. Das Angebot für die „kleinen Piraten“ fällt mit immerhin sieben Angebotspositionen respektabel aus, und auch die Eierpfannkuchen mit verschiedenen Auflagen, die Eiskreationen und sonstigen Desserts lassen kaum Wünsche offen.
Ich entschied mich jedoch, wie anscheinend einige meiner Vorschreiber auch, für „Dorsch gedünstet, gefüllt mit Gravad Lachs, in Pfeffersauce“ (13,10 €), als Beilage wählte ich Bratkartoffeln. Zu Trinken bestellte ich einen großen Spezi (0,4l für 3,50 €). Nach einigen Minuten wurde der Spezi serviert, gleichzeitig brachte die Bedienung einen Teller mit Besteck.
Die Einrichtung im Krug ist urig, für einen Tisch hat man eine Holzplatte auf ein Fass montiert, für einen anderen auf eine Seilrolle. Die übrigen Tische haben aber normale Untergestelle. An drei Seiten gibt es eine umlaufende Bank aus Holzlatten an den Wänden, darauf blaue Sitzpolster. Die Holzstühle, teils mit, teils ohne Armlehnen, haben Sitzpolster ebenfalls in Blau. Auf den Tischen liegen kleine, gestickte Tischläufer, darauf Salz- und Pfefferstreuer einer bekannten Rostocker Spirituosenfirma, ein Bierdeckelständer und Zahnstocher in einem Glas. An zwei Wänden sind große Flächen mit eingelassenen Steinen gestaltet, dazwischen gibt es mehrere Motivfliesen. Ansonsten sind die Wände bis in ca. 1,2 m Höhe mit blauem Profilholz verkleidet, der Fußboden ist aus Parkett, das schon einige abgewetzte Stellen aufweist. Über den Tischen gibt es Hängelampen mit einem oder zwei Glasschirmen, in einem der Fenster steht ein großes Segelschiffsmodell.
Einige Zeit nachdem die Bestellung aufgenommen war, kam die Wirtin und brachte auf einem Teller vier Stückchen Schwarzbrot und in einer kleinen Schüssel selbst gemachtes Schmalz. Dazu erklärte sie mir, dass, wenn ich kein Schmalz möge, ich stattdessen auch selbst gemachten Frischkäse mit Kräutern haben könne. Doch ich esse gerne Schmalz, und dieses war wirklich sehr gut.
Trotz dieser kleinen Aufmerksamkeit empfand ich die Wartezeit auf das Essen als relativ lang, es waren deutlich über zwanzig Minuten. Dann kam aber eine ovale Schüssel mit auf Spießchen drapiertem Dorschfilet in einer weißen Sauce, in der es zahlreiche grüne Pfefferkörner gab. Zwischen den „Wellen“ des Dorsches waren dann jeweils die Lachsstücke eingefügt. Dazu gab es eine Portion Bratkartoffeln in einer kleinen Schüssel sowie eine kleine Schüssel mit Salat, die mit zwei Orangen- und zwei Mandarinenfilets dekoriert war.
Ein scharfes Hingucken reichte fast aus, den Dorsch von den Spießchen zu lösen. Meine Vorurteile gegen Dorsch im Allgemeinen und gegen „gedünstet“ im Besonderen zerplatzten in dem Moment, als ich die ersten Bissen gegessen hatte. Das war wirklich Klasse! Die recht dünnflüssige Pfeffersauce passte mit der kräftigen, aber nicht überzogenen Pfeffernote ausgezeichnet zu dem zarten Dorsch.
Die Bratkartoffeln waren ebenfalls sehr gut, praktisch alle Stücke hatten eine kräftige Bratkruste und Speck und Zwiebeln waren auch im richtigen Maße enthalten. So gute Bratkartoffeln bekommt man auch in Schleswig-Holstein, dem „Mutterland der Bratkartoffel“, nicht in jedem Gasthof. Eine kleine Enttäuschung war der Salat, der praktisch nur aus stückig geschnittenem Eisbergsalat bestand und mit einem Dressing aus Essig, Öl und Mandarinensaft, das außer süß nach nichts schmeckte, nicht wirklich überzeugen konnte. Insgesamt tat das dem ansonsten sehr guten Eindruck nur wenig Abbruch, aber es verhindert die durchaus möglichen 5 Punkte für das Essen.
Fazit: Für Fischliebhaber sicher eine der besten Adressen in Wismar. Angesichts der verschiedenen Räume sollte hier jeder ein Plätzchen finden, an dem er sich wohl fühlt. Hier war ich mit Sicherheit nicht zum letzten Mal, schließlich muss ich noch den Dorsch unter der Kartoffelkruste probieren.