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Hier gibt es Sushi, zum Wein mal Papadam oder frisches Brot mit einem selbst gemachten Dip und vielleicht noch eine wechselnde Suppe. Das war’s denn auch. Für mehr ist einfach kein Raum, schon die Suppe muss auf verschlungenen Wegen durch das alte, sehr alte Schnoor-Haus aus der Küche des Katzen-Cafés dahinter herüber- und heraufgebracht werden. Was nicht so überraschend ist, denn Betreiberin Charlotte Schröter, die der Homepage nach wohl in Kalifornien bei Toshi-san dessen Weg („do“) der Sushi-Kultur erlernt hat, ist Tochter der langjährigen Inhaber des vorgenannten französischen Restaurants und inzwischen Ehefrau von Chefkoch und Inhaber Daniel Schröter, dessen „Leib und Seele“ gegenüber um Gäste wirbt. Soweit zu den Familienverhältnissen.
Ihr kleines Toshi-do betreibt Frau Schröter aber gelegentlich allein, meist aber mit bzw. durch einem japanischen Sushi-Koch. Gerade 10 Plätze hat die Bar; wenn man sich sehr vertraut ist oder nichts gegen ein gelegentliches Anrempeln der Lehne hat, auch 12. Davon allerdings schon mal vier vor der Theke, von der man nicht zu weit abrücken sollte, sonst hat man die Eingangstür im Rücken. Wenn man es schafft, sich mit dem Rolli durch die Tür zu schlängeln, geht es ebenerdig an den Platz, Toiletten sind aber nur über eine enge Stiege im Restaurant zu erreichen. Und gegen Allerweltsgerede (Wie mag das im Saarland wohl heißen?) darf man auch nicht allergisch sein - ohne ein Schweigelübde aller Gäste ist es hier unmöglich, NICHT gehört zu werden. Kann ja auch gesellig sein...
Dafür gibt’s die beste Weinkarte aller Sushi-Läden, ja aller asiatischen Gastronomien der Stadt und mancher wird unken, dass das nicht allzu schwierig sei. Ich meine es aber durchaus ernst, bedingt durch die Verbindung mit dem Katzen-Café ist das schon recht ordentlich für das Speisenangebot. Und - hier wie dort - schwer überteuert. Aber wir befinden uns im Schnoor, da herrscht gehobenes Preisniveau und vermutlich auch ein Touristen-Bonus, obwohl hier eher Einheimische Maki und Nigiri genießen. Immerhin gibt es seit dem ersten Corona-Sommer zwei Tische vor der Tür, die die Platzzahl fast verdoppelt haben und dort ist es schon sehr schön, in der „Hauptstraße“ des alten Schifferviertels den schlendernden Passanten zuzusehen. Es ist nicht alles schlecht...
Apropos: Seit meinem ersten Besuch hier, bei dem mir Sake-nigiri mit frisch aus der Frucht gepressten Zitronensaft und ordentlich Salz aus dem blauen Bad Reichenhaller Paket kredenzt wurde (vielleicht authentisch, ganz sicher aber grauenhaft), fremdele ich mit der Küchenleistung. Auch bei Folgebesuchen war es immer ganz anständig, aber eben auch nie hervorragend.
Dabei sind auf jeden Fall die Maki für Schlemmer empfehlenswert, die es nach Meister Toshis Weg „kreativ“ mögen. Nach dem Motto „Viel hilft viel“ wird da so Allerlei in den Reis gerollt, gern frittiert und mit majonäse-lastigen Saucen überzogen. Aber(!) dabei stets ausgewogen und nicht etwa ertränkt oder geschmacklich indifferent. Zudem wird immer frisch gerollt.
Das ist eben der Vorteil der wenigen Plätze, es muss nichts auf Vorrat gefertigt werden. Die Schattenseite: Einer für alles, d.h. der Koch muss sich alle Kundenwünsche merken, herstellen, servieren, Suppe in der Küche bestellen (gebracht wird sie dann von einem Kellner aus dem Katzen-Café) und sich auch noch um die Getränke kümmern. Da wird schon so einiges vergessen oder vertauscht. Erst recht wenn ein mittelalter Bremer Möchtegern-Kenner den armen Mann auch noch mit seinen vinophilen Detailkenntnissen beglücken will. (Running Gag: Ich war’s - wieder nicht.) Mit einem Wort: Überfordert.
Aber entscheidend ist... aber das wissen wir ja. Also:
Knusprige Baguettescheiben am Mittag mit einer leichten, leckeren Mango-Joghurt-Crème überbrückten die Wartezeit bis zum ersten Gang.
Der brachte Scheiben vom Yellowfin-Tuna, angenehm fest, mager und mit einer Yakitori-Sauce, die gekonnt zwischen salzig, süß und umami changierte und zudem eine schöne Schärfe hatte. In angemessen kleinen Dosen war das ein willkommener Booster für den Thunfisch, bei dem weißer Sesam und Frühlingszwiebeln für Biss sorgten. Gut, aber jetzt auch nicht besonders für immerhin 19,5€.
Die Auswahl der Nigiri ist weiterhin schmal. Das kann gut gehen, muss dann aber auch funzen. Ich hatte mich für Lachs (7,5€) und Salzwasser-Aal unagi (8€) entschieden.
Schon mal ein großes Plus für den Reis - noch mit etwas Biss, nicht zerfallend ohne klebrig zu sein und mit leichter Essignote.
Der Lachs kam mit der schon bekannten Sauce, die hier etwas deutlicher zur Geltung kam. Weniger wäre mehr gewesen, aber das ist Geschmacksache. Wenn man lange genug kaute, war die solide Qualität des Fisches zu schmecken.
Was leider nicht für den Seeaal galt. Eine Spezialität, der in Japan eigene Restaurants gewidmet sind. Sehr aufwändige Herstellung mit vielen Schritten und dann noch verschiedenen Zubereitungsarten. So oder so ein Wunderwerk von Geschmack, Duft und Textur, selbst in Deutschland schon zum Niederknien gut genossen (ohne beurteilen zu können, wie es im Vergleich zum Heimatland stünde). Hier leider wenig davon. Zwar angewärmt, das ist schon mal lobenswert, aber der Schnitt flach und den zumindest bei diesen „Qualitäten“ ungenießbar gummihaften Bauchlappen nicht entfernt. Geschmacklich so naja. Das passte überhaupt nicht mit dem unbedingten Qualitätsanspruch, den sich das Toshi-do - ergo Frau Schröter - selbst auf der Homepage bescheinigt. Bei den üblichen Kaufhaus-, Laufband- und Panasia-Sushiläden erwarte ich nichts anderes und bestelle unagi gar nicht erst. Hier schmerzt das Gebotene doppelt.
Die abschließende Tom Yum Suppe mit Meeresfrüchten bestach durch wahrlich großzügig verwendetes Koriandergrün und eine herausfordernde Schärfe von Chili-Öl und Pfeffer, die aber die anderen Zutaten nicht dauerhaft verdeckte: Zwei ausgelöste Garnelenschwänze, ein paar kleine Stücke Rotbarsch, auch schwarzer Sesam war erkennbar. Eigentlich sehr gut, allein der Pak Choi schmeckte nicht frisch und knackig, sondern im Gegenteil etwas schleimig. Schade, ansonsten wäre es für 10,5€ mein klarer Favorit gewesen.
Und so bleibt es dabei, dass das Toshi-do das Zeug für eine wirklich tolle, kleine Sushi-Bar hätte...