Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Wie bereits in meinem allgemeinen Beitrag hier in GG berichtet, fand die Karriere von Peter Stephan Junior durch seinen viel zu frühen Tod ein jähes Ende. In der Presse wurde jedoch bald die Weiterführung des Restaurants – im Sinne von Peter – unter der Leitung von Patricia Pfeifer und mit dem neuen Koch Fabio Fischer eloquent angekündigt.
Zwei Wochen nach der Wiedereröffnung wollten wir, in alter Verbundenheit und aus Neugier, mit einem Besuch den Neuanfang unterstützen. Pfannen und Personal sollten sich bis dahin sortiert haben, der Herd brummen, die Abläufe sitzen – und der neue Koch Peters Karte ein paar Mal von oben bis unten durchgekocht haben.
Beim Überreichen der Karte dann der erste Schockmoment: Der höfliche Kellner teilte uns mit leicht geknickter Miene mit: „Keine Maultaschen. Keine Nieren“. Im Ernst? Das ist ungefähr so, als würde beim guten Italiener einem Massimo erklären: „Heute leider weder Pasta noch Kalbfleisch“. Die schwäbischen Klassiker – einst Publikumslieblinge – sind zwar noch immer Bestandteil der Karte, glänzen aber erneut durch Abwesenheit, wie andere Gäste im Netz bereits anmerkten.
Die Karte selbst: stark geschrumpft – vermutlich zur Entlastung der neuen Küchencrew. Verständlich. Weniger Auswahl, weniger Chaos. Doch wenn gleichzeitig das legendäre 5-Gänge-Menü beerdigt wurde, stellt sich leise die Frage: Was genau ist von der kulinarischen Fackel, die Peter Stephan einst trug, noch übrig?
Ich entschied mich tapfer für das, was noch vertraut klang: sechs Weinbergschnecken in Kräuterbutter. Was soll da schon schiefgehen? Antwort: das Brot. Das hätte laut Karte „kross“ sein sollen, war aber mit so viel Öl geröstet, dass es sich vehement weigerte, auch nur ein bisschen der Schneckenbutter aufzunehmen. Die Schnecken selbst waren aromatisch und zart, die Kräuterbutter musste dann eben gelöffelt werden.
Dann das Rib-Eye-Steak: Außen Röstaromen, innen medium, zart, gute Qualität – aber optisch wirkte es, als hätte es sich auf dem Teller verlaufen. Augenscheinlich hätte ich ihm auch nicht die angekündigten 200 Gramm zugesprochen.
Daneben eine Schale Kräuterbutter aus dem Feinkostlabor – offenbar identisch mit jener, die schon den Schnecken Gesellschaft leistete. Und damit das Steak nicht so einsam war, gab’s noch eine überdimensionierte Saucière mit der zusätzlich bestellten Cognac-Pfeffersauce. Bei der fragte ich mich allerdings, ob sich Koch und Topf den Cognac zuvor geteilt hatten. Dafür: Pfeffer! Viel Pfeffer! Kein grüner, sondern ausschließlich scharfer, bitterer schwarzer Pfeffer. Eventuell vorhandener Fleischfond? Kaum zu erahnen.
Der Caesar Salad? Er erinnerte in keiner Weise an Cesare Cardini. Statt cremigem Dressing: lediglich ein paar Parmesanspäne auf gewaschenem Blattsalat. Dazu Tomaten und Gurken, die in Reih und Glied am Tellerrand herumlungerten wie Gäste auf einer Party, bei der keiner jemanden kennt. Die Croutons: hart - es gab ja kein Dressing, das sie hätte erweichen können.
Man kann sich meine Enttäuschung vorstellen – besonders, als auf der Rechnung fürs Steak samt der zwei Beilagen stolze 53 Euro standen.
Meine Begleitung bestellte die „selbstgemachte Rinderroulade mit frischem, rahmigem Kraut und selbstgemachtem Kartoffelpüree“. Verdächtig oft „selbstgemacht“.
Doch wie das Gericht aussah, als es serviert wurde – siehe Foto – ließ vermuten: Liebe soll hier eher durch den Magen gehen, ohne sich vorher lange beim Anrichten aufzuhalten.
Das Fleisch war gut gegart, zunächst ein zufriedener Blick bei meiner Partnerin. Doch dann Stirnrunzeln: Beim Zergehen auf der Zunge kam eine vehemente Salz-Note durch – versalzen! Das gute, lockere Püree mühte sich redlich, die salzige Wucht zu mildern – vergeblich.
Wir gaben unser Feedback weiter. Die Kellner – weiterhin tapfer freundlich – versprachen, es an die Küche weiterzugeben. Ja, Herr Fischer war anwesend. Nur: Aus der Küche kam nichts. Kein Wort, kein Gruß, keine Reaktion. Vielleicht auch besser so.
Fazit: Ein Neustart voller guter Lippenbekenntnisse, aber leider mit zu vielen kulinarischen Fehlzündungen. Wer das Stephan’s von früher kannte, wird sich bei diesem Besuch unweigerlich fragen: „Was würde Peter dazu sagen?“ …
In Reminiszenz hier noch Bilder, wie das „angeblich gleiche“ Steak und Salat vor einem halben Jahr im Stephan’s serviert wurden.
Im neuen Stephan’s gehen Anspruch, Preis und Leistung leider getrennte Wege – wie einst bei der Ampel.