In der Calwer Strasse ist aktuell so viel in Bewegung, dass man fast den Überblick verliert. Nicht nur kulinarisch. Ein paar Wochen Abwesenheit – und schon hat sich der Charakter der Strasse komplett verändert. Man denke nur an den desaströsen Abriss der legendären und doch schon fast denkmalgeschützten Calwer Passage. Das ist sicherlich alles hier off topic, treibt mir aber die Tränen in die Augen. Gehen nicht Stadtplanung und gastronomische Entwicklung Hand in Hand? Vieles ist hier verschwunden und wird nie wieder auftauchen.
Jetzt aber zu angenehmeren Themen. Wie schon simbamässig verkündet, startet derzeit der Film „Leberkäsjunkie“ bundesweit in den Kinos und treibt allerorten die Hardcore-Kulinariker vor die Türe. Das war auch der Anlass, dass meine geschätzte Freundin S. gut ein Dutzend lukullisch und cineastisch interessierter Weggefährten zu einem Kinobesuch und einem vorweggenommenen stärkendem Warm-Up eingeladen hat. Vom opulenten, gemeinschaftlich eingenommenen Leberkäswecken im Backhaus an der Ecke Calwer Strasse/ Büchsenstrasse wird noch getrennt berichtet. Auf dem Weg ins Delphi-Kino musste allerdings noch einmal unser Flüssigkeitspegel aufgefüllt werden. Keine einfache Aufgabe für 10-15 Personen zur besten Primetime an einem lauen Samstagabend. Und das ohne Vorreservierung. Dank der hervorragenden Aufmerksamkeit der Organisatorin sind wir dann im „Büffel & Bier“ gelandet, auch wenn das auf den ersten Blick keine hundertprozentig Schnittmenge mit dem angestrebtem Film aufweist.
Nach eigenem Bekunden bietet das Lokal „Pizza, Flat Bread, Bowls & Beer“, will also ziemlich hip wirken. Im Angebot sind Speisen (z.B. Pizzen und Salate) mit Bestandteilen vom Bio-Büffelhof Bobalis (z.B. Mozzarella-Käse) aus 14913 Jüterbog. Oje, wo ist da denn? Regional ist sicherlich was anderes – wird hier aber auch nicht herbeizitiert. Besser gefällt mir da schon, dass die Blattsalate vom Familienbetrieb Bio-Hof Rapp in Bondorf stammen. Allerdings haben wir heute abend schon alle unseren Leberkäswecken intus und wollen nur noch etwas trinken.
Hier erfahren wir als Gruppe das „Büffel & Bier“ als herrlich unkompliziert. Auch ohne Vorreservierung finden wir problemlos und ohne Diskussionen an einem sommerlichen Samstagabend auf zwei der langen Bänke im Aussenbereich Platz. Der Service duckt sich allerdings erst mal erfolgreich weg, als er der geballten Kundschaft ansichtig wird. Alle Mitarbeiter tun dermassen geschäftig, dass wir uns erst mal fragen, ob hier vielleicht Selbstbedienung angesagt ist. Der schliesslich entsandte Mitarbeiter übt sich erst mal in Ironie und gewitztem Verhalten, als ob dies hier das angesagte Geschäftsmodell sei. Egal, die schiere Masse siegt. Wir ordern Flaschenbier der Böblinger Schönbuchbrauerei (das legendäre, wieder neu aufgelegte Jäger Spezial) und flaschenweise den angebotenen Acolon-Rotwein. Dazu eine Karaffe Wasser unbekannter Herkunft. Nach anfänglichem Fremdeln liefert uns der Service-Boy das Bestellte dann doch relativ rasch und zuverlässig aus. Wasser und Wein trinkt man hier gleichermassen aus kleinen, handlichen, dickwandigen Wassergläsern. Nichts für Feinsinnige. Aber Wein gehört ja auch nicht zu den Kernkompetenzen des Hauses.
Wir sitzen auf Holzbänken an rustikalen Holztischen im Aussenbereich mitten auf der Calwer Strasse (Fussgängerzone). Neben uns wird hauptsächlich getrunken oder eine Pizza verspeist. Die Gäste sind ziemlich multikulti und entstammen allen Altersklassen. Aufgrund der sommerlichen Temperaturen mag eigentlich niemand innen im Gastraum Platz nehmen. Auf meinem Weg zur Toilette kann ich aber bestätigen, dass alles barrierefrei und ebenerdig erreichbar ist, zugleich recht proper ausschaut und auch recht minimalistisch-übersichtlich möbliert ist. Fotos und Bewirtungsbeleg können aufgrund der besonderen Gegebenheiten leider keine geliefert werden. Doch ich kann versichern, dass das „Büffel & Bier“ eine mit Öffis gut erreichbare, zentrale, problemlos anzusteuernde und auch für Gruppen gut geeignete Location ist.
In der Calwer Strasse ist aktuell so viel in Bewegung, dass man fast den Überblick verliert. Nicht nur kulinarisch. Ein paar Wochen Abwesenheit – und schon hat sich der Charakter der Strasse komplett verändert. Man denke nur an den desaströsen Abriss der legendären und doch schon fast denkmalgeschützten Calwer Passage. Das ist sicherlich alles hier off topic, treibt mir aber die Tränen in die Augen. Gehen nicht Stadtplanung und gastronomische Entwicklung Hand in Hand? Vieles ist hier verschwunden und wird... mehr lesen
Büffel & Bier
Büffel & Bier€-€€€Biorestaurant, Biergarten07119979494Calwer Str. 50, 70173 Stuttgart
3.0 stars -
"Gruppentauglich" MinitarIn der Calwer Strasse ist aktuell so viel in Bewegung, dass man fast den Überblick verliert. Nicht nur kulinarisch. Ein paar Wochen Abwesenheit – und schon hat sich der Charakter der Strasse komplett verändert. Man denke nur an den desaströsen Abriss der legendären und doch schon fast denkmalgeschützten Calwer Passage. Das ist sicherlich alles hier off topic, treibt mir aber die Tränen in die Augen. Gehen nicht Stadtplanung und gastronomische Entwicklung Hand in Hand? Vieles ist hier verschwunden und wird
Besucht am 02.08.20191 Personen
Rechnungsbetrag: 7 EUR
Wie schon erwähnt: auf meinen Reisen logiere ich gerne in IBIS-Hotels, die mit mehreren Standards aufwarten und daher selten enttäuschen können. Das Frühstücksbüffet ist in der Regel eine zusätzlich zu buchende Serviceleistung, die man daher ruhig auch mal weglassen kann – oder eben ausgiebig nutzen und evtl. noch einen zusätzlichen Gast mitbringen kann. Auch die zuweilen rund um die Uhr besetzten Bars (mit vielseitigem Getränkeangebot, Snacks, Salaten) haben mich schon des öfteren gerettet, wenn kein auswärtiges Lokal mehr geöffnet hatte oder mir schlichtweg zum Ausgehen die Kraft oder die Lust gefehlt hat. Toll finde ich auch das Angebot mancher Häuser (wie beim IBIS Styles in Nagold) als Übernachtungsgast jederzeit den Kaffeevollautomaten und die Heissgetränke im eigentlichen Frühstücksraum kostenlos nutzen zu können. Da habe ich mir auch schon mal am Abend bei aufkommender Erkältung eine heisse Zitrone gebraut. Vom Nachmittagskaffee ganz zu schweigen…
Mit der Linie IBIS Budget hatte ich bislang noch keine Erfahrung, habe es aber bei meinem letzten geschäftlichen Konstanz-Aufenthalt mal ausprobiert, da die derzeitigen Sommerferien und hohes Touristenaufkommen die Preise allgemein stark in die Höhe getrieben haben. Das IBIS Budget liegt recht verkehrsgünstig und kann mit zwei Buslinien ab Hauptbahnhof gut erreicht werden, ist aber auch ab der Zughaltestelle Petershausen fussläufig erreichbar. Liegt allerdings mitten im Industriegebiet, mit Blick wahlweise auf eine Hauptverkehrsstrasse oder den gegenüberliegenden Aldi samt Parkplatz. Malerisch ist etwas anderes. Der Bodensee ist auch für Ortskundige nur vage erahnbar.
Was Hotelzimmer und Nächtigung angeht: dafür gibt es andere Portale. Hier will ich mich auf das gastronomische Angebot beschränken. Zwei Beruhigungen vorneweg: notorische Selbstversorger können von 8:00 bis 21:00 auf den gut sortierten Aldi vertrauen. Wer es nur noch bis zur Hotellounge schafft: zwei Automaten bieten rund um die Uhr Heiss- und Kaltgetränke an. Das macht die fehlende Minibar auf allen Zimmern schon etwas wett. Für günstige 7,50 Euro kann man aber das Frühstücksbüffet nutzen. Das entspricht zwar voll und ganz der Budget-Linie und ist ziemlich minimalistisch, doch Hut ab, was man daraus gezaubert hat. Denn für das Geld bekommt man im überlaufenen Touri-Konstanz zuweilen kaum zwei vernünftige Pott Kaffee. Wer allerdings höherwertige IBIS-Hotels kennt, wird erst einmal ein bisschen enttäuscht sein und sich suchend umschauen.
Das Angebot ist überschaubar, aber schön präsentiert: zwei Sorten von einfachen Brötchen, wenige Sorten Käse und Wurst, hartgekochte Eier statt warmer Eierspeisen, frische Tomatenachtel (auch hier geschmacklos und wässrig) und Gewürzgürkchen aus dem Glas (für mich das Highlight), Naturjoghurt und Fruchtjoghurt, 4-5 verschiedene Cerealien, O-Saft und Milch aus dem Spender, Kaffee und Kaffeespezialitäten aus einem gut funktionierenden Vollautomaten (Achtung: der Cappuccino spröckelt grosszügig und weiträumig, so dass man in Deckung zu gehen oder Verbrennungen zu befürchten hat), Marmelade, Honig, Nutella, frisches Obst. Kein Rührei, kein Speck, kein hochwertiger Käse, kein angesetztes und gut durchgezogenes Birchermüsli, kein Obstsalat, kein Waffelautomat (der absolute Hit in Heilbronn oder Bregenz, nicht nur bei Kindern!!), keine regionalen Zeitungen etc. Aber ein kleiner Preisunterschied muss auch sein und man kann sich ja durchaus behelfen.
Das offenbar leicht überforderte Raummanagement erfordert klare Ansage, so dass im Aufzug durch eine Art Ampelsymbolik die Belegungskapazitäten zu bestimmten Uhrzeiten prophezeit werden. Mit kuriosen Folgen: die Realität gestaltet sich dann vollkommen anders. So prügele ich mich noch vor 8 Uhr ans Büffet, um in einer langen Warteschlange zu stranden. Kurz nach 8 Uhr (angeblich Rush Hour) herrscht dann wieder gähnende Leere am Büffet. Also ist auch hier ein antizyklisches Verhalten durchaus empfehlenswert.
Mit grossem Lob möchte ich die innenarchitektonische Lösung und die Serviceleistung des Personals bedenken. Das Frühstück könnte komplett auf Jugendherbergsniveau absinken, wenn nicht die geschickte, farbenfrohe Gestaltung des Raumes, die absolut penible Sauberkeit und der feenhafte, unauffällige aber hochgradig verlässliche Service ineinander greifen würden. Ich sitze zwar beengt an einem kleinen Zweiertisch, blicke aber nach draussen auf Schilfgras (dahinter liegt der Aldi-Parkplatz). Um mich herum Solisten, Familien mit Kleinkindern und Kinderwagen, Fahrradtouristen und Wanderer in voller Montur, Business People mit Tablet und Smartphone. Alle Altersklassen, verschiedene Nationalitäten vertreten. Alles in allem nicht die grosse gastronomische Erkenntnis, aber eine neue Erfahrung!
Wie schon erwähnt: auf meinen Reisen logiere ich gerne in IBIS-Hotels, die mit mehreren Standards aufwarten und daher selten enttäuschen können. Das Frühstücksbüffet ist in der Regel eine zusätzlich zu buchende Serviceleistung, die man daher ruhig auch mal weglassen kann – oder eben ausgiebig nutzen und evtl. noch einen zusätzlichen Gast mitbringen kann. Auch die zuweilen rund um die Uhr besetzten Bars (mit vielseitigem Getränkeangebot, Snacks, Salaten) haben mich schon des öfteren gerettet, wenn kein auswärtiges Lokal mehr geöffnet hatte... mehr lesen
3.5 stars -
"Gekonnter Minimalismus" MinitarWie schon erwähnt: auf meinen Reisen logiere ich gerne in IBIS-Hotels, die mit mehreren Standards aufwarten und daher selten enttäuschen können. Das Frühstücksbüffet ist in der Regel eine zusätzlich zu buchende Serviceleistung, die man daher ruhig auch mal weglassen kann – oder eben ausgiebig nutzen und evtl. noch einen zusätzlichen Gast mitbringen kann. Auch die zuweilen rund um die Uhr besetzten Bars (mit vielseitigem Getränkeangebot, Snacks, Salaten) haben mich schon des öfteren gerettet, wenn kein auswärtiges Lokal mehr geöffnet hatte
Besucht am 26.07.2019Besuchszeit: Mittagessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 6 EUR
„Die Levante-Küche ist im Kommen“, habe ich heute vormittag im Wartezimmer meines Arztes in irgendeinem Lifestyle-Magazin gelesen. Nur zu, denke ich mir, denn ich stehe auf Falafel, Humus, Auberginenmus und Couscous. Auch eine scharfe Merguez ist was Feines!
Der Zufall will es, dass ich nach dem Arztbesuch noch einige Besorgungen im Böblinger Mercaden dranhänge und am orientalischen Restaurant Noorsham vorbeikomme. Da sich das Lokal (fälschlicherweise) als Hähnchenbraterei tarnt und mich der Gedanke an kaputtfrittierte Chickenwings nicht sonderlich anmacht, bin ich bisher immer blind daran vorüberspaziert. Heute studiere ich jedoch zum ersten Mal die Speisekarte, die – für Analphabeten und Lesefaule – auch reich bebildert ausliegt und grossformatig an die Wände gepinnt ist, und muss meine Meinung revidieren. Auch in den Vitrinen an der Theke sieht es sehr appetitlich und frisch aus: gedünsteter Blattspinat, frisches Baklava, Salate und etwas, das einer überdimensionierten Krokette in Zitronenform ähnelt und offenbar mit Hackfleisch, Zwiebeln und Couscous gefüllt ist und sich Kibbeh nennt.
Draussen herrscht immer noch eine brütende Hitze, hier ist es angenehm kühl und ein leicht aufbrodelnder Appetit zwingt mich zum Innehalten. Heute teste ich das Noorham einfach mal an. Hinter der Theke steht der freundliche, auskunftsfreudige und geübte Chef, hinten in der Küche und im Service wahrscheinlich der Rest seiner Familie. Bei Öffnungszeiten von 10:00 bis 20:00 Uhr an sechs Tagen in der Woche kann man eine solche Lokalität nur unter Selbstausbeutung und als Familienbetrieb führen. Die Karte weist diverse Softgetränke, Ayran, Red Bull und frisch gepresste Säfte aus – bei den Gerichten kann man unter gut 20 verschiedenen Variationen und Kombinationen von Falafel, Rindfleisch, Hackfleisch, Hühnerteilen, Fritten, Reis, Grünzeug, Fladenbrot, Hummus, eingelegten Gurken und diversen Saucen wählen. Alles megagünstig und im Preis zwischen 2,00 und 6,99 Euro liegend. Da bin ich erst mal ganz vorsichtig und versuche die möglichen Risiken einzuschränken. Ich wähle daher Fool, das ich aus Ägypten kenne. Für recht günstige 4,50 Euro erhält man hier: in Olivenöl und Zitrone eingelegte Favabohnen, Zwiebeln, Tomaten und Brot. Geschätzte 10 Minuten dauert die Zubereitung. Was ich dann bekomme, hat allerdings mit der Bebilderung auf der Speisekare nichts mehr zu tun, sondern ist eher eine Bowl (Oh, Gott, dieser Hype wird hoffentlich bald ein Ende nehmen – irgendwie wird grad alles in eine Schüssel geworfen und schick gefunden, offenbar sogar in der Levante…) Der Inhalt der Glasschüssel sieht erst einmal nur nach Tomatensalat aus, weiter unter im Olivenöl-Zitrone-Gemisch befinden sich jedoch noch reichlich sättigende dicke Bohnen. Dazu gibt es Fladenbrot und ein Blätterteigversucherle für jeden Gast. Das Gericht ist durch die Zitrone sehr erfrischend und macht irgendwie glücklich (liegt vermutlich an den Proteinen der Hülsenfrüchte). Gewürzt ist es mir allerdings zu laff. Mangels weiterer Gewürze salze und pfeffere ich gehörig nach. Das tut vor allem den wässrigen Tomaten gut. Am Nebentisch entdecke ich einen Falafelteller, der für 4,99 Euro fast gleich viel kostet, aber sehr viel reichhaltiger und attraktiver aussieht, mit 6 Stück Falafel, Salat und Hummus. Werde ich vermutlich beim nächsten Mal probieren.
Die Sauberkeit lässt leider zu wünschen übrig. Dass das Inventar und das Besteck bunt zusammengewürfelt wirkt, hat vielleicht einen gewissen Charme, doch überall liegen Essensreste, Brösel, Salatstreifen rum. Als ich versehentlich etwas Mineralwasser verschütte, eilt allerdings gleich pflichtschuldigst eine Servicedame herbei, entschuldigt sich (!) für ihr Wirken und feudelt den Tisch trocken. Dafür übergibt mir der Chef mein Fladenbrot mit blossen Händen. Naja, wäre in Kairo oder Damaskus wahrscheinlich auch nicht anders. Die Gäste hier sind bunt gemischt: viele Solisten, aber auch Familien mit Kindern, die grad im nahen Decathlon die letzten Einkäufe wir den nahenden Sommerurlaub getätigt haben. Für Kinder gibt es extra Arrangements, die allerdings mit den sonst hier üblichen Spätzle-mit-Sauce-Angeboten nichts gemein haben. Sieht eher alles ein bisschen nach Fingerfood aus, scheint also Spass zu machen. Prinzipiell ist das Noorsham eine gute Station, um sich zwischen den Erledigungen zu stärken und bietet eine interessante Alternative zu Butterbrezel oder Leberkäsweckle. Achja, und sowohl Carnivoren als auch Veganer finden hier ein passendes Angebot.
„Die Levante-Küche ist im Kommen“, habe ich heute vormittag im Wartezimmer meines Arztes in irgendeinem Lifestyle-Magazin gelesen. Nur zu, denke ich mir, denn ich stehe auf Falafel, Humus, Auberginenmus und Couscous. Auch eine scharfe Merguez ist was Feines!
Der Zufall will es, dass ich nach dem Arztbesuch noch einige Besorgungen im Böblinger Mercaden dranhänge und am orientalischen Restaurant Noorsham vorbeikomme. Da sich das Lokal (fälschlicherweise) als Hähnchenbraterei tarnt und mich der Gedanke an kaputtfrittierte Chickenwings nicht sonderlich anmacht, bin ich... mehr lesen
3.5 stars -
"Syrische Spezialitäten" Minitar„Die Levante-Küche ist im Kommen“, habe ich heute vormittag im Wartezimmer meines Arztes in irgendeinem Lifestyle-Magazin gelesen. Nur zu, denke ich mir, denn ich stehe auf Falafel, Humus, Auberginenmus und Couscous. Auch eine scharfe Merguez ist was Feines!
Der Zufall will es, dass ich nach dem Arztbesuch noch einige Besorgungen im Böblinger Mercaden dranhänge und am orientalischen Restaurant Noorsham vorbeikomme. Da sich das Lokal (fälschlicherweise) als Hähnchenbraterei tarnt und mich der Gedanke an kaputtfrittierte Chickenwings nicht sonderlich anmacht, bin ich
Besucht am 21.07.20191 Personen
Rechnungsbetrag: 15 EUR
Thomas und Tanja Heiling führen in Böblingen gleich zwei Lokale, die dem Anspruch regionaler, kreativer und frischer Küche mehr als gerecht werden und sowohl der Vereinigung der Heckengäu-Köche und der Schönbuch-Köche angehören als auch für „Schmeck-den-Süden“ zertifiziert wurden. Im Haupthaus „Paladion“ bin ich mehrmals im Quartal meist mit Freunden oder Verwandten zu Gast, um das grandiose, stets wechselnde und absolut vielseitige Mittagsbüffet mit regionalen Spezialitäten und einem topfrischen Salatbüffet zu geniessen. Ich kenne niemanden, der hier nichts Passendes findet. Traurig nur (aber verständlich), dass montags Ruhetag ist.
Seit einiger Zeit betreiben die Heilings aber an 7 Tagen in der Woche auch das „Thermini“ in der höchst beliebten, über die Kreisgrenzen hinaus bekannten Böblinger Therme. Die lockt, ähnlich wie das „Paladion“, mit bester Verkehrsanbindung – unweit der Autobahnabfahrt an der A81 gelegen und nur 10 Gehminuten von der S-Bahn-Haltestelle entfernt, dazu eine Bushaltestelle fast vor der Haustüre und sehr nah am Radschnellweg Böblingen-Stuttgart gelegen. Dass die Thermalbadbesucher selig sind, ist klar. Doch das „Thermini“ ist ein öffentliches Restaurant und kann von jedermann betreten werden. Jede Menge kostenlose Parkplätze stehen übrigens auch noch zur Verfügung, an beliebten Tagen wie Brückentagen oder Feiertagen muss man allerdings schon früh aufstehen, um noch einen freien Platz zu ergattern.
Die Kooperation mit regionalen Erzeugern ist wahrhaft mustergültig und wird stets offengelegt. Wieso sollte man auch in die Ferne schweifen, wenn das Ländle eine solche Vielfalt attraktiver Genussprodukte anbieten kann? Carnivoren, Fisch-Liebhaber und Vegetarier werden gleichermassen beglückt. Zudem bietet das „Thermini“ ein helles, lichtes Ambiente mit kleinen Zweier- und Vierertischen aus hellem Holz, weissen Tischdecken, freundlichem Tischschmuck und interessanten Ausblicken.
In diesem Jahr hat das „Thermini“ auch eine Dependance während des beliebten „Schlemmen am See“-Events, wechselt vom Blick aufs Thermalbad auf den Blick an den Unteren See (einem Natursee, was kaum einer weiss!). Eine gute Gelegenheit für die örtliche Gastronomie, sich 5 Tage lang einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren und vielleicht sogar neue Gäste zu gewinnen. Mir ist das Gewusel meist zu dolle, doch heute treiben mich bestes Sommerwetter und ein leerer Kühlschrank direkt in die Fänge der Grossveranstaltung. Neben all den Selbstbedienungsständen lockt das „Thermini“ mit einem schattigen und doch gepflegten Ambiente (weisse Tischdecken, 1a-Sauberkeit, jede Menge Kräutertöpfchen als Deko) und engagierter Bedienung am Tisch. Die Speisekarte ist zwar auf einige Hits eingedampft und nicht ganz so umfangreich wie im Thermalbad, doch immer noch höchst attraktiv und zudem nicht überteuert. Sehr gern genommen wird hier der beeindruckende Heimatburger für 9,00 Euro mit Patty vom Albrind, Landrauchschinken und Pflücksalat – auf Wunsch mit zusätzlichen Fritten, die hier sehr sympathisch Kartoffelstäble genannt werden. Grossartig sehen auch die Topfenknödel mit Beerenragout und Vanille-Eis aus, was wahrscheinlich glatt den Nährwert eines Hauptgangs aufweist und am Nebentisch von zwei Senioren mit glasigen Augen und halb von Sinnen vor Genuss goutiert wird (geschmacklich nichts für mich, aber optisch eine Augenweide). Ich selbst wähle eine Schmeck-den-Süden-Bowl (den derzeitigen Bowl-Hype kann ich zwar nicht teilen, doch das Teil macht was her und erscheint mir hoffentlich nicht zu mächtig angesichts der Abendveranstaltung, auf die ich noch zudrifte) für 11,50 Euro. In einer voluminösen Brotschüssel befinden sich: Lachsforelle aus der Echaztaler Forellenzucht in Honau (kaum 500 Meter von der Echazquelle entfernt), ein Strang säuerlicher Träuble, Demeter Ziegenkäse von angenehm sahniger Textur, reichlich Baby-Spinatblätter und Pflücksalate, überflüssige Chiasamen, knackige Sprossen und sättigende Heckengäu-Linsen (relativ klein, nussig, aromatisch). Ergibt alles zusammen eine unerwartete Geschmacksexplosion, die ich am Ende mit dem eher drögen Brotteig lösche. Das macht so pappsatt, dass ich um das Abendessen fürchte. Selber schuld!
Im Service agieren drei allerliebste blutjunge Mädels, die aber dicke das Zeug zur Professionalität haben. Ich fühle mich rundum versorgt und aufmerksam bedient und geradezu auf Händen getragen. Nur am Ende hapert es ein bisschen beim Bezahlen. Ungebührend lange muss ich auf das Super-Servicemädel mit dem grossen Geldbeutel warten, das gerade am Nachbartisch einen Grossauftrag abrechnen muss. Ihre Kolleginnen vertrösten mich jedoch aufs Feinste und sind voller Aufmerksamkeit und Konzentration bei mir. Auch die Sauberkeit ist beachtlich. Zwischendrin wird überall mal darübergefeudelt, die Tischarrangements neu ausgerichtet, die weissen Tischdecken ins Lot gebracht und für eine perfekt Inszenierung gesorgt. Dabei wirkt niemand gestresst. Super Organisation! Bestnoten für ein ambitioniertes und zugleich herrlich entspanntes Küchen- und Service-Team. Während andernorts händeringend nach Personal gesucht wird, scheinen die Heilings einfach optimale Arbeitsbedingungen zu bieten.
Thomas und Tanja Heiling führen in Böblingen gleich zwei Lokale, die dem Anspruch regionaler, kreativer und frischer Küche mehr als gerecht werden und sowohl der Vereinigung der Heckengäu-Köche und der Schönbuch-Köche angehören als auch für „Schmeck-den-Süden“ zertifiziert wurden. Im Haupthaus „Paladion“ bin ich mehrmals im Quartal meist mit Freunden oder Verwandten zu Gast, um das grandiose, stets wechselnde und absolut vielseitige Mittagsbüffet mit regionalen Spezialitäten und einem topfrischen Salatbüffet zu geniessen. Ich kenne niemanden, der hier nichts Passendes findet. Traurig... mehr lesen
4.5 stars -
"Schmeck den Süden!" MinitarThomas und Tanja Heiling führen in Böblingen gleich zwei Lokale, die dem Anspruch regionaler, kreativer und frischer Küche mehr als gerecht werden und sowohl der Vereinigung der Heckengäu-Köche und der Schönbuch-Köche angehören als auch für „Schmeck-den-Süden“ zertifiziert wurden. Im Haupthaus „Paladion“ bin ich mehrmals im Quartal meist mit Freunden oder Verwandten zu Gast, um das grandiose, stets wechselnde und absolut vielseitige Mittagsbüffet mit regionalen Spezialitäten und einem topfrischen Salatbüffet zu geniessen. Ich kenne niemanden, der hier nichts Passendes findet. Traurig
Besucht am 12.07.2019Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 23 EUR
Auf der Fahrt an den Bodensee bremst uns ein heftiges Sommergewitter mit Starkregen aus. Auf der Autobahn sieht man kaum ein paar Meter weit. Kurz vor Leutkirch kommt uns die rettende Idee. Ist hier nicht die Brauerei Härle zu Hause? Vielleicht können wir das Unwetter mit einer stärkenden Einkehr oder gar mit einer Brauereibesichtigung überbrücken?
Die Stadt Leutkirch im Allgäu bietet eine pittoreske, idyllische Innenstadt mit vielen inhabergeführten Geschäften und reichlich Lokalkolorit. Auf gut Glück stellen wir das Auto an einem Platz ab und machen uns zu Fuss mit Regenschirm und Windjacken auf die Suche nach einer einladenden Gastronomie. Recht schnell werden wir in der Lammgasse fündig: ein stattliches Gasthaus mit grünen Fensterläden, einer über und über mit Efeu bewucherten Häuserfront und einem leider grad komplett verwaisten Gastgarten hat geöffnet und auf einer Tafel gleich an der Eingangstür auch schon die aktuellen Mittagsgerichte annonciert. Wunderbar!
Von innen lässt sich die lange Tradition dieses Wirtshauses erahnen: uraltes nachgedunkeltes Parkett, hölzerne Wandvertäfelung, ein dicker Kachelofen als Raumteiler, klassisches Gasthausmobiliar – doch mit persönlicher Note. Auf jedem charmant gealterten Tisch steht ein Arrangement mit einem orientalisch anmutendem Metallteller, einer gelben Rose und einem Teelicht. Dazu gedämpftes Licht und im Hintergrund leise smoothige Rockmusik aus unserer Jugend. Ein Blick auf die ausliegende Wochenkarte erstaunt: hier finden sich unbekannte Gerichte wie Koreshte Fesenjan oder Borani Badendschan. Die Auflösung: der Wirt Aziz Rahimi hat afghanische Wurzeln und bietet neben einem Grundstock von Salatvariationen und verschiedenen warmen Seelen reizvolle exotische Genüsse an wie Basmatireis mit Berberitzen, Entenkeule mit Granatapfel-Walnuss-Sauce oder Joghurt mit frischem Koriander. Natürlich auch sehr Habhaftes wie Rindereintopf, Auberginengerichte und Fleischküchle. Wir wählen Koreshte Kofte ba Alu (Rind- und Lamm-Hackfleischküchle mit einer Soße aus Pflaumen, Tomaten und gelben Linsen auf Basmatireis) für ca. 12 Euro, sowie eine halbe Seele mit Käse für ca. 4 Euro. Das orientalische wirkende Gericht überzeugt durch einen harmonischen Mix von herzhaften Buletten, würziger Soße und sehr feinem Reis, angenehm abgeschmeckt und total sättigend. Die halbe Seele ist mit kräftigem Käse und Gurken und Tomatenscheiben gefüllt, kurz erwärmt und megaknusprig. Beim erhofften Härle-Bier muss uns der Wirt allerdings enttäuschen: es gibt keine alkoholfreie Variante – also nehmen wir als Autofahrer ein Seezüngle, ein Bio-Erfrischungsgetränk aus Gerstenmalz, Wasser und Früchten (kommt ebenfalls aus dem Hause Härle). Mein Liebling ist hier die Geschmacksrichtung Träuble (=Johannisbeere). Das schmeckt nach Sommer und Kindheit und kommt in der Bügelflasche auch ein bisschen retro daher. Doch zum Auftauen erst mal eine heisse Zitrone (3 Euro). Fein, dass der Wirt die Zitrone am Tresen noch selbst auspresst. Überhaupt: der Wirt überzeugt durch Warmherzigkeit und Güte, durch Offenheit und Freundlichkeit, durch Ruhe und Zugewandtheit. Man fühlt sich als Gast sofort willkommen und geborgen, könnte ganze Nachmittage hier abhängen, während draussen der Regen niederprasselt und man sich durch die ausliegenden Zeitschriften, Zeitungen, Veranstaltungs-Flyer und Prospekte blättert, um sich Anregungen für die kommenden Tage zu holen.
Im lockeren Geplauder mit dem Wirt erfahren wir auch, dass es zwar kein alkoholfreies Härle-Bier gibt, der Chef der Brauerei aber grad hier sein Mittagessen einnimmt. Mit dem kommen wir dann auch noch ins Gespräch und finden viele Anknüpfungspunkte, weil wir mit seinem leider inzwischen verstorbenen Vater häufig auf Messen beisammen sassen. Was für ein Zufall! Die Brauerei befindet sich zudem gleich ums Eck – doch der aufklarende Himmel mahnt uns zum Aufbruch und eine Besichtigungstour muss aufs nächste Mal verschoben werden.
So hat sich dieser spontane Zwischenhalt in Leutkirch zu einem anregenden und auch kulinarisch interessanten Nachmittag entwickelt. Wir kommen gerne mal wieder und sind schon gespannt, welche Leckereien die Wochenkarte dann für uns bereit hält. Die schwäbisch-afghanische Crossover-Küche hat durchaus ihre Reize!
Auf der Fahrt an den Bodensee bremst uns ein heftiges Sommergewitter mit Starkregen aus. Auf der Autobahn sieht man kaum ein paar Meter weit. Kurz vor Leutkirch kommt uns die rettende Idee. Ist hier nicht die Brauerei Härle zu Hause? Vielleicht können wir das Unwetter mit einer stärkenden Einkehr oder gar mit einer Brauereibesichtigung überbrücken?
Die Stadt Leutkirch im Allgäu bietet eine pittoreske, idyllische Innenstadt mit vielen inhabergeführten Geschäften und reichlich Lokalkolorit. Auf gut Glück stellen wir das Auto an... mehr lesen
Gasthaus Lamm
Gasthaus Lamm€-€€€Gasthaus075619759641Lammgasse 4, 88299 Leutkirch im Allgäu
4.0 stars -
"Hier speist sogar der Brauerei-Chef" MinitarAuf der Fahrt an den Bodensee bremst uns ein heftiges Sommergewitter mit Starkregen aus. Auf der Autobahn sieht man kaum ein paar Meter weit. Kurz vor Leutkirch kommt uns die rettende Idee. Ist hier nicht die Brauerei Härle zu Hause? Vielleicht können wir das Unwetter mit einer stärkenden Einkehr oder gar mit einer Brauereibesichtigung überbrücken?
Die Stadt Leutkirch im Allgäu bietet eine pittoreske, idyllische Innenstadt mit vielen inhabergeführten Geschäften und reichlich Lokalkolorit. Auf gut Glück stellen wir das Auto an
Besucht am 09.06.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 25 EUR
Eine der Highlights von Bad Windsheim ist die (leider nicht ganz günstige) Franken-Therme, deren Sole vor allem Rheumatikern und Hauterkrankten Linderung verschafft. Drumherum der Kurpark und einige, teilweise nicht mehr ganz taufrische Kurhotels. Seit 2013 hat in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Therme das Genusswerk mit einem sehr sympathischen Gesamtkonzept geöffnet. Hier wird unter einem Dach Restaurant, Vinothek, Café, Catering und regionaler Genuss-Shop vereint, alles prächtig und modern ausstaffiert, mit gehobenem Angebot und der feinsten Auswahl an lokalen Produkten. Eine Affinität zur Therme lässt sich allerdings nicht so recht herstellen, doch das tut dem offensichtlichen Erfolg des Genusswerks keinen Abbruch.
Wer als unbefangener Gast aufs Areal kommt, wird erst mal eine regionale Genussmesse vermuten, wenn er die an den offenen Tischen mit Weinen, Aufstrichen, Tunken vorbeischlendert. Beim Anblick das verglasten Wurstpaternosters (mein Vorredner hat ihn bereits erwähnt), bleibt einem aber schlichtweg vor Erstaunen der Mund offenstehen. Hier werden derart appetitlich die geräucherten Würste vorgeführt, dass man unmöglich daran vorbeigehen könnte. Und wenn einem schon das Wasser im Mund zusammenläuft, ist man als Gast erfolgreich geködert! Allerdings gehört manchmal sehr viel Hartnäckigkeit und Standfestigkeit dazu, um noch einen Platz zu ergattern.
So auch am Abend des Pfingstsonntags, als es sachte zu nieseln beginnt. Sowohl die sicheren Plätze im grosszügigen Gastraum als auch die leicht frischen im Aussenbereich unter dem überdimensionierten Sonnenschirm sind restlos belegt oder reserviert. Hut ab vor der Servicedame, die im Minutenabstand abschlägige Bescheide vergeben oder resolute Gäste, die sich einfach an reservierten Tischen niederlassen, abwimmeln muss. Und das mit gleichbleibender Freundlichkeit und Beharrlichkeit. Letztendlich verharren wir solange auf der kühlen Terrasse, bis wir nach gut 20 Minuten auf zwei frei werdende Plätze zuhechten können. Fast hätte es ein Gerangel gegeben.
Die für den Aussenbereich zuständige Servicedame hat alle Hände voll zu tun und braucht eine ganze Weile, bis sie sich mit der Speisekarte bis zu uns durchbugsiert. Das Angebot vereint Leichtes (diverse Salate mit Garnelen oder Rumpsteak oder Hähnchenbrust oder Fischfilet) mit Feinem (Spargelsalat, Fischpfännchen, Kräuterpfannkuchen) mit Herzhaftem (Zwiebelrostbraten, Ochsenbäckchen, Schweinemedaillons) und Regionalem (fränkischen Brotzeit, weisser Pressack, Schmalz- und Mettbrötchen). Sehr exquisit und vielseitig ist die Karte mit fränkischen Weinen aus dem nahen Ipshofen, aus Ergersheim oder Auernhofen, wahlweise als 0,25-Liter-Schoppen oder gleich als Flasche zu bestellen. Die Rotweine schmecken mir hier einfach nicht, aber ich freue mich, einen spritzigen, fruchtigen Johanniter von Weingut Hofmann zu entdecken (4,20 Euro für den Schoppen). Auch das unfiltrierte Windsheimer Reichsstadtbier der hiesigen Brauerei Döbler, die wir gleich am ersten Tag unseres Aufenthaltes besucht haben, ist extrem lecker (3,30 Euro).
Sowohl bei der Essensbestellung als auch beim Servieren muss man heute lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Das Genusswerk ist an diesem Tag einfach bis zum letzten Platz belegt und kommt deutlich an seine Kapazitätsgrenzen. Doch wenn die Speisen erst mal auf dem Tisch sind, ist man förmlich entzückt vom Arrangement und der gelungenen Darreichung. Noch nie habe ich derart adrett angerichtete Blaue Zipfel gesehen (für sehr angemessene 7,80 Euro). Die Bratwürste dümpeln in einem fein säuerlichen Zwiebelsud und werden von pikanten Apfelscheiben und Häufchen von pikantem Kren begleitet. Auch die kleine Käse-Auswahl für 9,50 Euro wird fein herausgeputzt auf einem Holzbrettchen serviert – der Blauschimmelkäse, der Romadur und der Butterkäse haben für sich schon derart intensive Aromen, dass Trauben und Radieschen zwar noch wunderbar passen, der scharfe Feigensenf aber geschmacklich schon zu überdimensioniert daherkommt. Den esse ich zum Abschluss einfach mit der vielfältigen Brot- und Brötchenauswahl, die uns begleitend zum Essen gereicht wird.
Auf dem Weg zur Toilette komme ich durch die eleganten Gasträume mit massiver Eiche, dunklem Polstern und geschickt illuminierten Vinothek-Präsentationen. Hier kann man sich vorstellen, gepflegt zu Abend zu speisen oder gar eine kleine Feier auszurichten. Und wohl kaum einer wird an den Genusstheken mit regionalen Köstlichkeiten vorbeikommen. Geräucherte Würste sind ein beliebtes Mitbringsel, aber auch die Senfe und Aufstriche. Toll, hier gibt es auch die exquisite Weinessig-Kollektion von Lang, die mir kürzlich auf einer Messe aufgefallen ist. Begeistert erwerbe ich noch eine Dornfelder-Dattel-Tunke zum Dippen. Sehr zu empfehlen, falls man mal im hiesigen Genusswerk strandet.
Eine der Highlights von Bad Windsheim ist die (leider nicht ganz günstige) Franken-Therme, deren Sole vor allem Rheumatikern und Hauterkrankten Linderung verschafft. Drumherum der Kurpark und einige, teilweise nicht mehr ganz taufrische Kurhotels. Seit 2013 hat in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Therme das Genusswerk mit einem sehr sympathischen Gesamtkonzept geöffnet. Hier wird unter einem Dach Restaurant, Vinothek, Café, Catering und regionaler Genuss-Shop vereint, alles prächtig und modern ausstaffiert, mit gehobenem Angebot und der feinsten Auswahl an lokalen Produkten. Eine Affinität... mehr lesen
Genusswerk
Genusswerk€-€€€Restaurant, Cafe, Weinstube, Wirtshaus098146858780Erkenbrechtallee 8, 91438 Bad Windsheim
4.5 stars -
"Genuss auf Fränkisch" MinitarEine der Highlights von Bad Windsheim ist die (leider nicht ganz günstige) Franken-Therme, deren Sole vor allem Rheumatikern und Hauterkrankten Linderung verschafft. Drumherum der Kurpark und einige, teilweise nicht mehr ganz taufrische Kurhotels. Seit 2013 hat in unmittelbarer räumlicher Nähe zur Therme das Genusswerk mit einem sehr sympathischen Gesamtkonzept geöffnet. Hier wird unter einem Dach Restaurant, Vinothek, Café, Catering und regionaler Genuss-Shop vereint, alles prächtig und modern ausstaffiert, mit gehobenem Angebot und der feinsten Auswahl an lokalen Produkten. Eine Affinität
Besucht am 10.06.20192 Personen
Rechnungsbetrag: 19 EUR
Als „Café Nebenan“ firmiert in der Bad Windsheimer Johanniterstrasse sowohl ein skurril eingerichtetes Café mit aussergewöhnlichem Ambiente als auch die darüberliegenden Ferienwohnungen im einzigartigen Vintage-Stil. Da wir uns über die Pfingstfeiertage in eine der überaus grosszügigen, weiträumigen Ferienwohnungen eingemietet haben (wo man einerseits in Oma-Betten gemütlich versinken kann, aber von WLan bis Mikrowelle alle modernen Einrichtungen vorfindet), haben wir natürlich auch die Angebote des Cafés ausführlich genossen.
Beim Betreten des Lokals fühlt man sich sofort wie in einer riesigen Haushaltsauflösung gestrandet: hier gleicht kaum ein Stuhl dem anderen, hier lockt ein lustiger Mix aus Resopaltischen, Plüschsofas und Sammeltassen. In den Fensternischen kann man auf angejahrtem, dunkelbraunem Cordsamt lümmeln. Zwischendrin gibt es sehr viel Selbstgenähtes und Recyceltes und Wiederbelebtes zu bestaunen und zu kaufen: kunterbunte Kissenhüllen, Kinderklamotten, Taschen, Kuscheltiere. Auch die Wandgarderobe aus den Seventies kann käuflich erworben werden. Vermutlich war das Café früher mal ein Ladengeschäft (eine Drogerie? Ein Haushaltswarengeschäft? Eine Eisenwarenhandlung?) – doch die jetzige Nutzung entspricht ganz dem derzeitigen Feeling, dass die Jubeljahre der früheren Residenzstadt vorbei sind und eigentlich der halbe Ort eine einzige Haushaltsauflösung ist. Hat aber seinen Charme!
Das Café Nebenan liegt sehr schön an der Kopfseite eines grosszügigen Platzes mit Brunnen. Wenn man Glück hat, ist gerade grosser Krämermarkt (so wie heute) und man hat vom Café aus einen prima Ausblick auf das Geschehen. Denn mit das Beste am Lokal ist die Aussenterrasse mit gut einem halben Dutzend Tischen. Immer gut besucht, meistens voll besetzt. Mal von einem Jungmütterkreis, mal von Touristen mit Hunden, mal von einem Radfahrertrupp. Das Café bietet von 9 bis 18 Uhr verschiedene Frühstücksangebote und Kaffeespezialitäten, herzhafte Gerichte wie diverse Pelmeni (zwischen 7 und 8 Euro) oder den aussergewöhnlichen Salat Winigret für 5,90 Euro – sehr russisch anmutend mit Kartoffeln, Roter Beete, Sauerkraut, Salzgurke, Erbsen, Zwiebeln. Etwas später gerne auch Biere aus der Region oder Weine aus dem nahen Ipshofen (ich empfehle ein Glas Rotling für 4,40 Euro – einen überraschend gefälligen Verschnitt aus roten und weissen Trauben, wie es hier in der Region üblich ist und viele Anhänger findet). Statt den üblichen Mädchengetränken wie Hugo oder Aperol Sprizz wird Lillet Berry oder Gin Tonic angeboten.
Beim Frühstück draussen (da Krämermarkt, siehe oben) hat man mit den ausladenden, überdimensionierten Tellern etwas zu kämpfen und muss Speisekarte, Zuckerdose, Aschenbecher auslagern oder auf den Boden stellen, um wenigstens zu zweit genügend Platz zum Essen zu finden. Der grosse Americano (2,90 Euro) ist recht anständig, leider wird nur Frischmilch dazu angeboten, keine Kondensmilch oder Kaffeesahne. Sojamilch oder laktosefreie Milch wird mit 50 Cent Aufpreis berechnet. Das Müsli erscheint für 4,20 Euro etwas zu überteuert, auch wenn auf den Haferflocken tatsächlich einige frische Früchte liegen. Dagegen sind die Marmeladen und der sahnige Honig (von Akazienblüten?) sehr wohlschmeckend. Zwei Rühreier oder Spiegeleier sind für 2,80 Euro zu haben und werden absolut solide zubereitet.
Die Damen im Service (wir haben 4 oder 5 von ihnen kennengelernt) sind allesamt überaus freundlich, zugewandt, kundenorientiert, gut gelaunt und beschwingt. Wartezeiten gibt es quasi nicht, selbst wenn eine der Servicedamen mal alle Hände voll zu tun hat, signalisiert sie sofort, dass sie umgehend vorbeikommen wird. Das Café wird sehr gut angenommen und ist ein gut besuchter Ort. Parkmöglichkeiten gibt es zuhauf auf dem Altstadtparkplatz über der Strasse. Die meisten Gäste kommen allerdings zu Fuss. Da das ganze Lokal ebenerdig erreichbar ist (inklusive der Toiletten) ist es somit auch barrierefrei und gut für Menschen mit Kinderwagen, Rollator, Gehhilfen nutzbar. Achtung: Das gilt allerdings nicht für die Ferienwohnungen!
Als „Café Nebenan“ firmiert in der Bad Windsheimer Johanniterstrasse sowohl ein skurril eingerichtetes Café mit aussergewöhnlichem Ambiente als auch die darüberliegenden Ferienwohnungen im einzigartigen Vintage-Stil. Da wir uns über die Pfingstfeiertage in eine der überaus grosszügigen, weiträumigen Ferienwohnungen eingemietet haben (wo man einerseits in Oma-Betten gemütlich versinken kann, aber von WLan bis Mikrowelle alle modernen Einrichtungen vorfindet), haben wir natürlich auch die Angebote des Cafés ausführlich genossen.
Beim Betreten des Lokals fühlt man sich sofort wie in einer riesigen... mehr lesen
Café Nebenan
Café Nebenan€-€€€Cafe098416018330Johanniterstr. 1, 91438 Bad Windsheim
3.5 stars -
"Frühstücken an Omas Küchentisch" MinitarAls „Café Nebenan“ firmiert in der Bad Windsheimer Johanniterstrasse sowohl ein skurril eingerichtetes Café mit aussergewöhnlichem Ambiente als auch die darüberliegenden Ferienwohnungen im einzigartigen Vintage-Stil. Da wir uns über die Pfingstfeiertage in eine der überaus grosszügigen, weiträumigen Ferienwohnungen eingemietet haben (wo man einerseits in Oma-Betten gemütlich versinken kann, aber von WLan bis Mikrowelle alle modernen Einrichtungen vorfindet), haben wir natürlich auch die Angebote des Cafés ausführlich genossen.
Beim Betreten des Lokals fühlt man sich sofort wie in einer riesigen
Besucht am 09.06.20192 Personen
Rechnungsbetrag: 14 EUR
Wer an einem heissen Pfingstsonntag die hochtouristische Fachwerkvorzeigestadt Rothenburg ob der Tauber besucht, ist selber schuld. Deshalb bitte keine Mitleidsbezeugungen. Dass der Andrang gross sein wird, war zu erwarten – dass Heerscharen von Schauspielern, Festspielgruppen, Besuchern anlässlich des historischen Festspiels „Der Meistertrunk“ die Stadt überfluten, ist eine unvorhergesehene Überraschung. So lassen wir uns mit den Massen treiben und unterdrücken Hunger und Durst, solange es geht. Die Lokale sind eh proppevoll.
Doch am frühen Nachmittag siegt die Schwäche und der Wunsch, sich irgendwo an einem schattigen und ruhigen Plätzchen zu erholen und zu stärken. In der Spitalgasse entdecken wir vor einem freundlichen, hellgelb getünchten Haus den Hinweis, dass der Gastgarten des Cafés geöffnet habe. Das Kleinod gehört zum Hotel Gerberhaus, wo man unverzüglich ein Zimmer buchen möchte, so erholsam und ruhig erscheint einem der Aufenthalt in der sonst überfüllten Stadt. Der verwunschene Garten ist mit ganz unterschiedlichen Tischen und Sitzmöbeln möbliert und verfügt über eine schattig überwucherte Laube. Das gesamte Ambiente lässt sich übrigens auch von oben, von der Stadtmauer aus, bestaunen – wie wir später entdecken werden. Über zwei Eingänge auf verschiedenen Ebenen gelangt man ins Gartenreich.
Im Service ist ein junger Kellner mit ausgesucht guten Manieren und erstaunlicher Freundlichkeit und Höflichkeit sehr rasch zur Stelle. Getränkewünsche nimmt er unverzüglich auf, für weitere Wünsche lässt er uns die Karte da. Zu meinem grossen Bedauern ist nichts Herzhaftes im Angebot. Dafür bietet das Café eine beachtliche Vielfalt an Kuchen und Torten, sowie diverse Kaffee- und Eisspezialitäten. Zur Kuchenauswahl hat man sich wieder einige Treppen hinab bis zur Theke zu begeben. Obwohl dem Süssen nicht zugewandt, beeindrucken mich rein optisch Himbeersahnetorte, Nusstorte und etwas wagenradartig Opulentes, das sich später als Blotz entpuppt. Wir wählen erst mal ein alkoholfreies Bier (3,80 Euro) und ein Haferl Kaffee (2,70 Euro). Beides wird formvollendet serviert und mit freundlichen Worten bedacht. Der Blotz erscheint mir als habhaft und nährend, deswegen bestellen wir davon zwei Stücke (je 4,00 Euro). Blootz kennen wir aus dem Schwäbischen Wald in salziger Variante als eine Art Quiche – die hiesige fränkische Variante entpuppt sich aber auch als Renner. Auf einem mächtigen, dicken, nicht sehr süssen Hefeteig thront eine massige Puddingschicht, durchsetzt von einem fruchtigen Marmeladestreifen. Erschlägt einen glatt und hat geschätzt 1000 Kalorien. Bringt aber überraschend schnell wieder Kraft und Lebensgeister zurück.
Während wir uns erholen, füllt sich der Gastgarten bis zum letzten Platz. Mal mit einem Gruftie-Paar, mal mit begeisterten skandinavischen Touris, mal mit Schauspielern des Meister-Trunks, mal mit Mutter und Sohn auf Familientour. Alle sind vom Charme dieses Hinterhofes begeistert und lassen sich sichtlich gerne verwöhnen. Der Kellner ist ein besonderes Service-Talent und gibt jedem Einzelnen das Gefühl, willkommen zu sein. Nach einer Stunde bin ich so begeistert, dass ich spontan nach einem freien Zimmer im inhabergeführten Hotel Gerberhaus frage. Das kann man mir nach kurzer Rückfrage auch für den übernächsten Tag zu erstaunlich günstigen Preisen anbieten. Ein Paar am Nebentisch schwärmt mir dann auch vom tollen Frühstückbüffet vor. Ein kurzer Blick in die Innenräume gibt mir eine Vorstellung vom romantischen Ambiente. Wirkt aber alles ein bisschen verwinkelt und über mehrere Ebenen verteilt. Auch der Weg zu den Toiletten setzt eine gewisse Beweglichkeit voraus. Daher ist der Ort für mobilitätseingeschränkte Personen eher nicht zu empfehlen (naja, die ganze Stadt Rothenburg wohl nicht…). Am Pfingstsonntag ist die Parksituation eh sehr problematisch, da man mit dem Auto nicht in die Innenstadt fahren darf. Wie sich dies an normalen Tagen verhält, kann ich nicht sagen. Theoretisch kann man jedoch sowohl vor als auch hinter dem Gerberhaus parken. Einige fotografische Hotspots wie das Plönlein oder die Spitalbastei sind nur wenige Schritte entfernt. Wenn ich einmal wieder nach Rothenburg reisen sollte, werde ich definitiv das Café Gerberhaus aufsuchen, so wohl und entspannt habe ich mich hier gefühlt. Und: der Blotz war vorzüglich!
Wer an einem heissen Pfingstsonntag die hochtouristische Fachwerkvorzeigestadt Rothenburg ob der Tauber besucht, ist selber schuld. Deshalb bitte keine Mitleidsbezeugungen. Dass der Andrang gross sein wird, war zu erwarten – dass Heerscharen von Schauspielern, Festspielgruppen, Besuchern anlässlich des historischen Festspiels „Der Meistertrunk“ die Stadt überfluten, ist eine unvorhergesehene Überraschung. So lassen wir uns mit den Massen treiben und unterdrücken Hunger und Durst, solange es geht. Die Lokale sind eh proppevoll.
Doch am frühen Nachmittag siegt die Schwäche und der... mehr lesen
Cafe im Hotel Gerberhaus
Cafe im Hotel Gerberhaus€-€€€Cafe, Biergarten098613055Spitalgasse 25, 91541 Rothenburg ob der Tauber
4.5 stars -
"Begeistert vom Blotz" MinitarWer an einem heissen Pfingstsonntag die hochtouristische Fachwerkvorzeigestadt Rothenburg ob der Tauber besucht, ist selber schuld. Deshalb bitte keine Mitleidsbezeugungen. Dass der Andrang gross sein wird, war zu erwarten – dass Heerscharen von Schauspielern, Festspielgruppen, Besuchern anlässlich des historischen Festspiels „Der Meistertrunk“ die Stadt überfluten, ist eine unvorhergesehene Überraschung. So lassen wir uns mit den Massen treiben und unterdrücken Hunger und Durst, solange es geht. Die Lokale sind eh proppevoll.
Doch am frühen Nachmittag siegt die Schwäche und der
Geschrieben am 10.06.2019 2019-06-10| Aktualisiert am
10.06.2019
Besucht am 08.06.2019Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 20 EUR
Nein, vor einigen Monaten habe es hier noch ganz anders ausgesehen, beteuert unser Freund, der zuletzt im Winter in Bad Windsheim war. Auch wir staunen nicht schlecht: Mitten in der Altstadt, an der etwas hügeligen Kegetstrasse, befindet sich ein schickes, gelb getünchtes, runderneuertes Gebäude, vor dessen Eingangstüre das Gasthausschild „Leo – Bistro und Metzgeria“ hängt. Metzgeria – darauf muss man erst mal kommen! Und ja: die Ursprünge des Gebäudes stammen aus dem Jahre 1511, Leonhard Hahn hat hier vor 85 Jahren eine Metzgerei gegründet. Sicherlich sehr erfolgreich, wenn man bedenkt, dass man sich hier in einer sehr fleischlastigen Gegend befindet, wo die Würstelchen als Grundnahrungsmittel gelten. Das hätte vermutlich einfach so bleiben können, hätten die jetzigen Macher und Nachfahren Leos das Geschäft nicht noch einmal kräftig aufgemischt und aufgehübscht. Das scheint prima anzukommen, denn der Laden brummt und ist während unseres Besuches sehr gut ausgelastet. Vor allem die schattige, vorgelagerte Terrasse wird am Samstagnachmittag bestens angenommen: von der Fussballjugend nach dem Training, von durchreisenden Touristen, von Familien nach dem Shopping, von einzelnen Damen, die heute zuhause nicht kochen wollen.
Das Konzept überzeugt: an einer gut beleuchteten Showküche und Ausgabetheke warten lokale Spezialitäten und moderne Interpretationen von regionalen Köstlichkeiten: mal einfach „to go“ oder „auf die Hand“, wie Chili-Pfeffer-Leberkäse im Brötchen (1,70 Euro) oder 3 Windsheimer Wirschtli im Brötchen (2,50 Euro) oder Pommes mit Chili-Cheese-Topping – mal per Selbstbedienung geordert und dann gemütlich am Tisch verzehrt wie diverse Burger von Pulled-Beef bis vegan, oder Hähnchen, Schaschlik, Bagels, Currys etc. pp. Dazu allerlei einheimische Biere, Weine und alkoholfreie Getränke. In einer Kühltheke ausserdem zum Mitnehmen aussergewöhnliche Köstlichkeiten wie eingedostes Wildschweinbrät oder praktisch eingeschweisstes, fertig mariniertes Grillfleisch. Gerne kooperiert man auch mit einheimischen Kollegen, wie am Beispiel der „Brot-Freundschaft“: verwendet wird frisches Doppelback-Brot vom hiesigen Bäcker Wimmer (herzhaft und kross!). Weine gibt’s vom Schloss Castell oder vom Julius Spital. Beim Bio-Bier ist hauptsächlich Lammsbräu vertreten.
Da wir am Tag unserer Anreise erst mal nur eine kleine Stärkung benötigen, reichen Schaschlik mit Pommes (6,90 Euro) und Kässpätzle mit Salat (8,50 Euro). Die Schaschlik-Portion ist in der Tat nicht sehr gross, wird jedoch von einer sensationell fruchtigen Sauce und handgemachten groben Fritten gekrönt, die eher an wilde Kartoffeln (mit Schale) erinnern. Die Kässpätzle sind hier Knöpfle und überraschen mit einem aussergewöhnlich würzigen Emmentaler (dahinter hätte man fast Bergkäse vermutet). Auf demselben ovalen Teller wird der Salat gereicht: knackig und ganz frisch angemacht, mit einem leichten Dressing. Recht lecker und hopfig-herb ist das Käuzle Pils aus Würzburg (2,80 Euro für 0,33 Liter). Beim Angebot an Softgetränken wurde bewusst auf Cola, Fanta und Co. verzichtet. Dafür werden frisch gepresste Säfte angeboten oder einheimische Schorlen.
Der Service an der Theke ist professionell, auskunftsfreudig und sehr kundenorientiert. Jegliche Fragen werden gerne beantwortet. Das ganze Lokal strotzt nur so vor Sauberkeit, Klarheit und Adrettheit. Das Geschirr ist sowohl originell wie funktionell. Sehr gut liegt mir das Besteck in der Hand, dessen geriffelte Griffflächen für guten Halt sorgen. Auch die Toiletten (leider nur je 1 Kabine für Damen und Herren – aber lustig deklariert) sind super proper hergerichtet. Free Wifi gibt’s natürlich auch, wird aber offenbar wenig genutzt, denn hier reden die Leute lieber noch miteinander.
Zum Abschluss nehmen wir noch ein Leberkäs-Brötchen mit (1,50 Euro) und blicken neidisch auf die beeindruckende Burger-Palette, die grad von der hungrigen Fussballjugend vedrückt wird. Leo würde vermutlich unser Lieblings-Schnellrestaurant, wenn wir hier zuhause wären. Denn die Metzgeria hat täglich von 9 – 21 Uhr geöffnet. Alle Hochachtung!
Nein, vor einigen Monaten habe es hier noch ganz anders ausgesehen, beteuert unser Freund, der zuletzt im Winter in Bad Windsheim war. Auch wir staunen nicht schlecht: Mitten in der Altstadt, an der etwas hügeligen Kegetstrasse, befindet sich ein schickes, gelb getünchtes, runderneuertes Gebäude, vor dessen Eingangstüre das Gasthausschild „Leo – Bistro und Metzgeria“ hängt. Metzgeria – darauf muss man erst mal kommen! Und ja: die Ursprünge des Gebäudes stammen aus dem Jahre 1511, Leonhard Hahn hat hier vor 85... mehr lesen
Leo Bistro & Metzgeria
Leo Bistro & Metzgeria€-€€€Bistro01726661931Kegetstr. 6, 91438 Bad Windsheim
4.0 stars -
"Fränkische Metzgeria" MinitarNein, vor einigen Monaten habe es hier noch ganz anders ausgesehen, beteuert unser Freund, der zuletzt im Winter in Bad Windsheim war. Auch wir staunen nicht schlecht: Mitten in der Altstadt, an der etwas hügeligen Kegetstrasse, befindet sich ein schickes, gelb getünchtes, runderneuertes Gebäude, vor dessen Eingangstüre das Gasthausschild „Leo – Bistro und Metzgeria“ hängt. Metzgeria – darauf muss man erst mal kommen! Und ja: die Ursprünge des Gebäudes stammen aus dem Jahre 1511, Leonhard Hahn hat hier vor 85
Besucht am 08.06.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 23 EUR
Zum ersten Mal in Bad Windsheim – nach jahrelangen Empfehlungen von Freunden. Ein Besuch in der ehemaligen Reichsstadt lohnt aber in jedem Falle, nicht nur wegen der Frankentherme und dem Freilandmuseum. Auf den ersten Blick wirkt der Ort sehr großzügig und langgezogen, auch ein bisschen verwirrend durch die vielen geschwungenen Gassen und den ringförmigen Strassen. Dazwischen leider viele Leerstände und das vage Gefühl, dass diese Stadt sicherlich schon mal bessere Zeiten erlebt hat.
An gastronomischen Betrieben herrscht aber kein Mangel. Ein wunderbarer Umstand! Wir befinden uns sowohl in einer Bier-, wie in einer Weinregion. Gegessen wird gerne deftig und herzhaft, sehr fleischlastig und auch nicht unbedingt fettarm. Einst gab es in Bad Windsheim mal 30 Privatbrauereien, die letzte verbliebene ist das Brauhaus Döbler am Kornmarkt, wo wir gleich am ersten Abend einkehren. Eine gute Wahl – denn am darauffolgenden Pfingstsonntag und -Montag hat die Gaststätte geschlossen. Am Samstag lockt ein lauer Abend die Gäste allesamt nach draussen und der Patron kommt mit dem Aufstellen neuer Bierbänke und -tische kaum nach. Hier scheint es auch keine offiziellen Begrenzungen zu geben, wie weit die Aussengastronomie gehen kann. Ich vermute mal, bis Mitternacht stand der ganze Kornmarkt mit Bänken voll…
Seit 1867 scheint das Anwesen in Döbler´scher Hand zu sein und noch heute sind Brauhaus und Gaststätte in Familienbesitz. Das merkt der Gast sofort am Engagement und dem Service. Hier muss keiner lange warten oder trocken herumsitzen. Da die Tische gegen 19 Uhr schon gut belegt sind, setzen wir uns einfach irgendwo dazu und kommen sofort ins Gespräch. Unter den Besuchern findet man einen guten Mix aus Einheimischen (hauptsächlich) und auswärtigen Gästen (Radfahrer und Besucher der Frankentherme).
Bei der grossen Auswahl an hiesigen Bieren kann man ruhig mal durchprobieren. Wir wählen fürs Erste a) ein kleines Altstadt-Helles in einem putzigen 0,2-Liter-Gläschen für 1,70 Euro (süffig und ausgewogen), b) ein kleines Hefeweizen für 2,40 Euro (wenig Bitterstoffe, erinnert an Banane und Gewürznelken) und c) ein Löschauer Urtyp für 1,70 Euro (bernsteinfarben und mit starken Malzaromen). Die Weinauswahl ist weniger gross, wir befinden uns auch eher in einer Weissweingegend. Beim Durstlöschen hilft auf jeden Fall ein Weinschorle vom Silvaner. Und Achtung: wir hier nichts dazu sagt, bekommt automatisch ein grosses Weinschorle im Halbliterhumpen (4,30 Euro).
Bei den Speisen dominiert das herzhafte Vesper: Bratwurst, kalt oder warm oder geräuchert; Brezel mit oder ohne Butter; Käsebrote und Käseplatten; Wurstsalat; diverse regionale Spezialitäten. Alles supergünstig – die teuerste Variante, eine grosse Platte mit Wurst- und Käseschmankerln samt Garnitur und Brotkorb mit 5 Scheiben Bauernbrot, ist für 9,90 Euro zu haben und sättigt glatt 2 Personen. Wir wählen einen Strammen Moritz, den man sich wie einen Strammen Max vorzustellen hat, nur mit Käseunterlage (4,40 Euro). Eine mächtige Portion. Dazu eine „Stadtwurst Musik“: reichlich sauer angemachte Wurstscheiben mit Zwiebelringen und Schnittlauch, dazu zwei Scheiben Bauernbrot. Als wir erfahren, dass an den folgenden Tagen geschlossen ist, testen wir schnell noch zwei Digestive an. Der Rote Zwetschger für 2,50 Euro betört mit einem Aroma von Zwetschgenmarmelade mit Schuss – der Doppelbocklikör für 2,50 Euro erinnert tatsächlich vage an Glühwein mit weihnachtlichen Gewürzen.
Mit fortgeschrittener Stunde steigt die Stimmung, wird aber nie ausfällig. Man hat das Gefühl, dass die Einheimischen hier einfach abends noch zum Schwätzen beisammen sitzen, als – wie andernorts- vor der Glotze zu hocken. Es wird hauptsächlich getrunken, das sättigt meist schon genug. Wenn jemand vor einem grossen Holzbrett mit Wurst, Kren, Gewürzgürkchen sitzt und davon schwärmt, ist es meist ein Tourist. Ein Lokal, das man auf seiner Frankenreise besuchen sollte: authentisch und aussergewöhnlich günstig!
Zum ersten Mal in Bad Windsheim – nach jahrelangen Empfehlungen von Freunden. Ein Besuch in der ehemaligen Reichsstadt lohnt aber in jedem Falle, nicht nur wegen der Frankentherme und dem Freilandmuseum. Auf den ersten Blick wirkt der Ort sehr großzügig und langgezogen, auch ein bisschen verwirrend durch die vielen geschwungenen Gassen und den ringförmigen Strassen. Dazwischen leider viele Leerstände und das vage Gefühl, dass diese Stadt sicherlich schon mal bessere Zeiten erlebt hat.
An gastronomischen Betrieben herrscht aber kein Mangel.... mehr lesen
Zum Döbler · Brauereiwirtschaft
Zum Döbler · Brauereiwirtschaft€-€€€Restaurant, Gaststätte, Brauhaus098412002Kornmarkt 6, 91438 Bad Windsheim
4.0 stars -
"Letzte Privatbrauerei am Ort" MinitarZum ersten Mal in Bad Windsheim – nach jahrelangen Empfehlungen von Freunden. Ein Besuch in der ehemaligen Reichsstadt lohnt aber in jedem Falle, nicht nur wegen der Frankentherme und dem Freilandmuseum. Auf den ersten Blick wirkt der Ort sehr großzügig und langgezogen, auch ein bisschen verwirrend durch die vielen geschwungenen Gassen und den ringförmigen Strassen. Dazwischen leider viele Leerstände und das vage Gefühl, dass diese Stadt sicherlich schon mal bessere Zeiten erlebt hat.
An gastronomischen Betrieben herrscht aber kein Mangel.
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Jetzt aber zu angenehmeren Themen. Wie schon simbamässig verkündet, startet derzeit der Film „Leberkäsjunkie“ bundesweit in den Kinos und treibt allerorten die Hardcore-Kulinariker vor die Türe. Das war auch der Anlass, dass meine geschätzte Freundin S. gut ein Dutzend lukullisch und cineastisch interessierter Weggefährten zu einem Kinobesuch und einem vorweggenommenen stärkendem Warm-Up eingeladen hat. Vom opulenten, gemeinschaftlich eingenommenen Leberkäswecken im Backhaus an der Ecke Calwer Strasse/ Büchsenstrasse wird noch getrennt berichtet. Auf dem Weg ins Delphi-Kino musste allerdings noch einmal unser Flüssigkeitspegel aufgefüllt werden. Keine einfache Aufgabe für 10-15 Personen zur besten Primetime an einem lauen Samstagabend. Und das ohne Vorreservierung. Dank der hervorragenden Aufmerksamkeit der Organisatorin sind wir dann im „Büffel & Bier“ gelandet, auch wenn das auf den ersten Blick keine hundertprozentig Schnittmenge mit dem angestrebtem Film aufweist.
Nach eigenem Bekunden bietet das Lokal „Pizza, Flat Bread, Bowls & Beer“, will also ziemlich hip wirken. Im Angebot sind Speisen (z.B. Pizzen und Salate) mit Bestandteilen vom Bio-Büffelhof Bobalis (z.B. Mozzarella-Käse) aus 14913 Jüterbog. Oje, wo ist da denn? Regional ist sicherlich was anderes – wird hier aber auch nicht herbeizitiert. Besser gefällt mir da schon, dass die Blattsalate vom Familienbetrieb Bio-Hof Rapp in Bondorf stammen. Allerdings haben wir heute abend schon alle unseren Leberkäswecken intus und wollen nur noch etwas trinken.
Hier erfahren wir als Gruppe das „Büffel & Bier“ als herrlich unkompliziert. Auch ohne Vorreservierung finden wir problemlos und ohne Diskussionen an einem sommerlichen Samstagabend auf zwei der langen Bänke im Aussenbereich Platz. Der Service duckt sich allerdings erst mal erfolgreich weg, als er der geballten Kundschaft ansichtig wird. Alle Mitarbeiter tun dermassen geschäftig, dass wir uns erst mal fragen, ob hier vielleicht Selbstbedienung angesagt ist. Der schliesslich entsandte Mitarbeiter übt sich erst mal in Ironie und gewitztem Verhalten, als ob dies hier das angesagte Geschäftsmodell sei. Egal, die schiere Masse siegt. Wir ordern Flaschenbier der Böblinger Schönbuchbrauerei (das legendäre, wieder neu aufgelegte Jäger Spezial) und flaschenweise den angebotenen Acolon-Rotwein. Dazu eine Karaffe Wasser unbekannter Herkunft. Nach anfänglichem Fremdeln liefert uns der Service-Boy das Bestellte dann doch relativ rasch und zuverlässig aus. Wasser und Wein trinkt man hier gleichermassen aus kleinen, handlichen, dickwandigen Wassergläsern. Nichts für Feinsinnige. Aber Wein gehört ja auch nicht zu den Kernkompetenzen des Hauses.
Wir sitzen auf Holzbänken an rustikalen Holztischen im Aussenbereich mitten auf der Calwer Strasse (Fussgängerzone). Neben uns wird hauptsächlich getrunken oder eine Pizza verspeist. Die Gäste sind ziemlich multikulti und entstammen allen Altersklassen. Aufgrund der sommerlichen Temperaturen mag eigentlich niemand innen im Gastraum Platz nehmen. Auf meinem Weg zur Toilette kann ich aber bestätigen, dass alles barrierefrei und ebenerdig erreichbar ist, zugleich recht proper ausschaut und auch recht minimalistisch-übersichtlich möbliert ist. Fotos und Bewirtungsbeleg können aufgrund der besonderen Gegebenheiten leider keine geliefert werden. Doch ich kann versichern, dass das „Büffel & Bier“ eine mit Öffis gut erreichbare, zentrale, problemlos anzusteuernde und auch für Gruppen gut geeignete Location ist.