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Im Gegensatz dazu waren die Schirme vor dem Restaurant ‘Altes Steinhaus -Tapas & Steaks-‘ aufgespannt und die Bestuhlung zumindest vorhanden. Von der kurz zuvor stattgefundenen Eröffnung (Soft-Opening?) zeugte ein Aushang im Schaukasten:
Nachmittags hatte Madame Lust auf einen Spaziergang und wie es der Zufall wollte (hüstel) kamen wir überraschender Weise gegen 17:00 Uhr am Restaurant ‘Altes Steinhaus‘ vorbei.
Da wir bereits bei den Vorpächtern einige Male dort zu Gast waren hier ein paar Infos. Das 'Alte Steinhaus' liegt im Herzen Ratingens, unweit des Marktplatzes am Ende einer Sackgasse (Rondell).
Erst 1980 restauriert und größtenteils im ursprünglichen Zustand von 1485 belassen. Durch die dicken Wände (bis ca. 1 Meter) und die kompakte Bauweise verteilen sich Gastraum und Toiletten (...im Keller gelegen, auch von der Terrasse aus zugänglich) auf mehrere Etagen. In der Saison verfügt das 'Alte Steinhaus' über eine große Terrasse mit frisch gepflanzten Bäumchen. Die großen Kastanien mussten leider der letzten Renovierung nach Pächterwechsel (2010/2011) weichen.
Angesichts der dargestellten Kernkompetenz ‘Tapas‘ brauchte es kaum noch Überzeugungskünste meinerseits und schon saßen wir an einem Tisch des Außenbereichs. Dessen Möblierung wurde weitestgehend übernommen, das bedeutet, die Klapptische weisen immer noch diese störenden Eisenstreben im Kniebereich auf. Bei der Bestuhlung hat man sich gegen die kleineren und schwereren aber zum Tischdesign passenden Klappstühle entschieden. Dafür gibt es jetzt leichtere und etwas bequemere Hochlehner aus Kunststoffgeflecht in Rattanoptik. Für einen größeren Ansturm wird allerdings noch die alte Bestuhlung vorgehalten. Üppig dimensionierte Großschirme mit Werbeaufdruck eines etablierten Altherstellers aus der Verbotenen Stadt schützen effektiv vor der eher spärlich scheinenden Sonne. Auf den Holzstreben-Tischen finden sich Wastelstreuer, eine Sukkulente und ein Teelicht, jeweils im kiesgefüllten Glas und ein gläserner Aschenbecher. Auf Wunsch kriegt man auch eine Pfeffermühle. Im Innenraum haben wir uns nicht umgesehen, gehen aber davon aus, dass sich wegen der Vorgaben des Denkmalschutzes dort nichts geändert haben dürfte. Wenn der erste Eindruck positiv ausfällt und der Pächter solange durchhält schauen wir ‘s uns im Winter nochmals an.
Außer unserem waren etwa noch vier weitere Tische besetzt, trotzdem dauerte es geraume Zeit, bis wir von der (einzigen?) Servicedame (jung, 4,3) bemerkt wurden. Zumindest brachte sie sogleich die Speisekarte (beigefarbene Blätter in Plastikhülle und hölzernem Halter eingespannt, nicht wirklich gut handhabbar). Irgendwie ist unser erstes Getränk in diesem Laden immer ein Weizen, so auch heute. Zwei dunkle, süffige Hefeweizen à 3,70 Euronen bildeten den Auftakt. Nach dem Studium der Karte (kalte und warme Tapas einige Steaks und Salate), ein Angebot, dass von den Spaniern in der Verbotenen Stadt (Schneider-Wibbel-Gasse) hinlänglich bekannt scheint, beschränkten wir uns angesichts des vorab zum Bier gereichten, leicht pappigen Brotes und der (mutmaßlichen) Convenience-Aioli, zunächst auf eine Auswahl von vier warmen Tapas:
Habanas con Panceta 4,90 Euronen
Die dicken Bohnen mit Speck wirkten wie kleine TK-Ware, etwas lange gegart, Speck- und Bohnengeschmack dadurch, die Beigabe von Tomatenpüree und fehlender Würze weitestgehend reduziert. Das ganze gerade noch lauwarm, kein wirkliches Vergnügen.
Patatas ala Brava 4,90 Euronen
Eigentlich schön in der Schale gegarte Drillinge, lieblos mit etwas leicht scharfem Tomatenpüree bedeckt und so lange erwärmt bis es eine einigermaßen trockene Angelegenheit wurde. Auch hier ließ die Temperatur (fast kalt) einiges zu wünschen übrig.
Pincho de Pollo 4,50 Euronen
Die Hähnchenbrustschnipsel auf zwei kleinen Cocktailspießen hatten etwas Röstaroma abbekommen, waren aber ebenfalls recht trocken, lauwarm und die Salatgarnitur Rohkost. Gut, dass wir jeder einen halben Liter zum nachspülen hatten…
Croquetas 5,20 Euronen
Am besten gefielen noch die spanischen Schinken-Croquetten, auch wenn deren Gleichförmigkeit den Einsatz eines (recht ordentlichen) Convenienceproduktes vermuten lässt. Angenehmer Schinkengeschmack in crèmiger Béchamel mit krosser Hülle und sogar noch warm.
Die Präsenz der offensichtlich einzigen Servicekraft ließ ziemlich zu wünschen übrig, höchstwahrscheinlich geht ein hoher Anteil des Temperaturverlustes der Speisen auf ihr Konto. Insgesamt wirkte sie ziemlich überfordert/unerfahren, war aber nett und hilfsbereit. Immerhin fiel Ihr mein leeres Glas auf und nachdem ich ein Hefeweizen ablehnte bot Sie noch Café an. Da uns die Qualität der Tapas nicht überzeugen konnte, eine Weinkarte nicht existiert und Zahlung per Karte nicht möglich ist, beließen wir ‘s dabei und orderten die Rechnung.
Insgesamt in unseren Augen eine eher schwache Leistung. Für einen Samstagabend scheint die Personaldecke erheblich zu dünn. Da es weder eine Homepage, noch einen offiziellen fb-Account zu geben scheint, lässt sich auch nicht ermitteln wer dahinter steht. Schauen wir mal ob und wie es sich entwickelt. Da das alte Steinhaus kein leichter Standort zu sein scheint (Wegen des stark begrenzten Innenraums muss das Gros des Umsatzes in den Sommermonaten im Außenbereich erwirtschaftet werden.) und den nächsten drei Wochen der Straßenbelag des Wendehammers und der Zufahrt provisorisch asphaltiert wird, hoffe ich dass die Betreiber noch die Kurve kriegen. Ein wirklich guter Spanier mit modernisiertem Angebot und tollen Weinen wäre endlich mal ein Grund in der Ratinger Innenstadt essen zu gehen.