Geschrieben am 03.08.2021 2021-08-03| Aktualisiert am
06.08.2021
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Restaurant Pfälzer Genuss Fraktion
Besucht am 10.07.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 60 EUR
Endlich waren wir mal wieder zu Gast in Hainfeld. Genauer gesagt in der von Kathrin Hoffmann und Dominic Theobald seit Herbst 2015 geführten PGF, dieser sympathischen, zwischen französischer Bistroküche und Pfälzer Regionalkost oszillierenden „Mundartschänke“ namens Pfälzer Genuss Fraktion.
Es war ein warmer Samstagabend Mitte Juli, an dem wir uns ins benachbarte Weindorf Rhodt (unter der Rietburg) begaben, um von der etwas außerhalb, am Hang gelegenen Villa Ludwigshöhe – König Ludwig der I. von Bayern hatte sich hier am Rand der Haardt in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine stattliche Sommerresidenz erbauen lassen – mit der Sesselbahn zur (derzeit leider gesperrten) Rietburg zu schweben.
Zurück ging es dann zu Fuß und größtenteils bergab. Ein gemütlicher kleiner Abendausflug in den touristisch bestens erschlossenen Nahraum, der irgendwo zwischen leichter Wanderung und ausgedehntem Waldspaziergang angesiedelt war und der dennoch etwas Hunger bei uns aufkommen ließ.
Gut, dass es im Nachbarort Hainfeld eine ganze Reihe durchaus einkehrenswerter Adressen (Zum Logel, Dorfbrunnen, Schloss Hainfeld) gibt. Allen voran die PGF, in der selbst der designierte Bremer Meeresfrüchteminister schon zu Gange war, um sich dort hummerweise ins Gedächtnis des regierenden Schankprinzen bzw. Fraktionsvorsitzenden zu saufen.
Jaja, der berühmte Meeresfrüchteabend mit den „Borgis“…lange ist es her! Wer will, kann ja den „gebackenen Uhu“ aus dem Jahre 2017 aus dem GG-Archiv kramen und so den heiteren Abend beim „Domme“ nochmal aufleben lassen. Verdient hätte er es allemal.
Bei unserer Ankunft in der Weinstraße 68, dessen sandsteinernes Fraktionsgebäude zum Weingut Hundemer gehört und das früher die Weingalerie des mittlerweile im Ilbesheimer Hubertushof ansässigen Gastronomenpaares Sandra Bernhard und Jochen Sitter beherbergte, war der komplette Außenbereich besetzt. Kein einziger freier Tisch, an den wir uns setzen konnten. Reservieren geht halt doch über Lamentieren. Und Letzteres brachte uns jetzt auch nicht weiter. Es half alles nichts, wir mussten, bis etwas frei werden würde, ein wenig auf Zeit spielen.
Also orderten wir nach dem üblichen, schwer dialektgefärbten Plausch mit dem gut gelaunten Genusswirt („Servus Domme, unn wie lääft’s?“) am Tresen ein Glas Weißburgunder (vom Hausweingut Hundemer) und eine Flasche Mineralwasser und setzten uns draußen auf eine kleine Bank, von der aus wir beide Seiten des hübsch angelegten Außenbereiches im Blick hatten. Tatsächlich wurde auch bald ein Tisch frei. Auf der Terrasse
Der Ratschlag von Lokalmatador und Riesling-Rambo Dominic Theobald, mit ein paar Getränken die Wartezeit zu überbrücken, war jedenfalls voll aufgegangen. Wir nahmen direkt rechts neben der Eingangstür Platz. Der friedlich vor sich hindösende Hund zweier Gäste vom Nachbartisch, der es sich unter unserem Tisch gemütlich gemacht hatte, störte nicht wirklich. Hund vom Nachbartisch passt auf selbigen auf
Schon bei der Getränkebestellung war uns die Empfehlungstafel mit einer Reihe sommerlicher „Außer-der-Reihe-Gerichte“ aufgefallen. Lauwarmer Pastasalat mit Pesto und Büffelmozzarella, ein halbes Dutzend Austern („Fines de Claire, No. 3“), Sülze von der Kalbshaxe mit selbstgemachter Remouladensauce, die legendären Hausfrikadellen mit Kartoffelsalat sowie Crevetten zum Selberschälen waren darauf „angekreidet“. Ein abwechslungsreiches, durchaus nicht alltägliches Bistroprogramm – mal mediterran leicht, mal gutbürgerlich sättigend –, das aufhorchen ließ. Saisonales von der Empfehlungstafel
Aber auch der Blick in die vorbildlich laminierte Standardkarte lohnte. Vitello tonnato, gebratene Jakobsmuscheln auf Erbsenpüree und Meeresfrüchtesalat tummelten sich unter den von saisonaler Versiertheit kündenden Vorspeisen. Saumagen-Burger, Boeuf Bourguignon, Maispoularden-Suprême mit Tagliatelle und Pfifferlingen sowie ein rosa gebratenes Entrecôte (Blockhouse-Qualität, 300 g) warteten dagegen als handfeste Leckerbissen auf fleischaffines Volk.
Nur für den gemeinen Vegetarier hätte man sich etwas mehr einfallen lassen können, denn das fleisch- bzw. fischlose Angebot war doch recht übersichtlich gestrickt. Blattsalat mit Ziegen-Käse-Croutons und die bereits erwähnte Tagespasta mit Pesto könnten Fleischverzichtern kulinarisch aufs grüne Gemüt schlagen. Aber mit „Domme“ kann man ja reden und das Kräuter-Omelette serviert der bestimmt auch ohne geräucherte Forelle.
Im Glas schwappte der gut ausbalancierte Weißburgunder und verlangte nach Meer. Genauer gesagt nach den Früchten des Meeres, die in der Karte als Salat aus Kalamar, Garnele und Pulpo (16,50 Euro) verzeichnet waren. Falls dieser den hungrigen Pfälzer nicht sättigen würde, gab es ja noch die Möglichkeit, ein Boeuf Bourguignon oder ein paar Jakobsmuscheln nachzuschieben. Meiner Frau war es weniger maritim zumute. Sie entschied sich für den lauwarmen Pasta-Salat mit Pesto, Kirschtomaten und einem ganzen Büffelmozzarella (14,50 Euro) vom Empfehlungsschreiben aus Schiefer.
Nach angenehm kurzer Wartezeit vibrierte auch schon der „Buzzer“, den man mir zuvor an der Theke ausgehändigt hatte. In der PGF wird auch weiterhin nach dem Motto: „Bestellt wird beim Wirt!“ der Selbstbedienung gefrönt. Wanderer kennen das aus den Hütten des Pfälzerwaldvereins. In der PGF hingegen kann dadurch Häuptling „Großes Gewächs“ den Service komplett alleine wuppen. Wenn er Zeit hat, lässt er es sich jedoch nicht nehmen, die Speisen selbst an die Tische zu bringen. Dann liefert der redselige Bonvivant auch gerne ein paar lustige Anekdoten – in „bräädschdem Pälzisch nadierlich“ – ganz gratis dazu.
Mit zwei Tellern bewaffnet ging es zurück an den Platz zu meiner Liebsten, die schon sehnsüchtig ihren Nudelteller herbeisehnte. Ich freute mich auf Frischfruchtiges aus dem Meer, das mit feinsäuerlicher Zitrus-Vinaigrette angemacht war und von Tomate, Petersilie, Fenchel und Staudensellerie ein wenig aufgepeppt wurde. Viel Frutti, viel Mare!
Allein die zarten Pulpostücke waren jeden Bissen wert. Sie lagen in perfektem Gargrad neben kleinen, aber äußerst saftigen Garnelen, die genauso viel Spaß machten wie die Kalamarstückchen, deren leichte Gummitextur eher zarte Seiten aufzog. Ein rundum gelungener Meeresfrüchteteller, der in Sachen Produktfrische und Qualität keine Wünsche offenließ. Mediterrane Sommerküche an der Strada del Vino zu einem absolut fairen Preis. „Domme-Style“ halt…
Als bekennender Pesto-Verschmäher ließ ich mich dennoch zu einem Versuchshappen hinreißen. Zu meinem Erstaunen reizte die hausgemachte Italo-Tunke mit raffinierter Knoblauchnote meinen Gaumen. Auch der „Mozzarella von die Buffel“ fügte sich da gut ein – zumal die Tagliatelle nicht zu weich gekocht waren. Ein einfacher, aber durchaus sehr schmackiger Veggie-Teller, der mir auch zugesagt hätte. Pasta, Pesto und "die Buffel"!
Wer jetzt denkt, dass der Schreiber dieser Zeilen nach dem Meeresfrüchtesalat pappsatt vom Stuhl kippte, irrt gewaltig. Die feinen Frutti di Mare hatten meinen Appetit auf Meeresgetier erst entfacht. Also nochmal rein zum Hainfelder „Maître del Mar“ und die rosa Crevetten (mit Kopf, Herz und Schwanz) zum Selberpulen mit Safran-Aioli und Baguette für 15,50 Euro nachgeordert.
Die Frage, nach ein paar Austern extra wurde selbstverständlich bejaht. Auf der Rechnung erschienen diese hingegen nicht. Da hatte der gute Herr Theobald wohl einen ebensolchen Tag bzw. Abend und zeigte sich von seiner spendablen Seite. Danke nochmal an dieser Stelle für die fabelhaften Schalentiere.
Die PGF bezieht ihr Baguette von der Moulin Kircher, einer angesehenen Traditionsbäckerei aus dem elsässischen Ebersheim. Und genauso gut schmeckten dann auch die fluffigen Weißbrotscheiben aus dem Körbchen, das mir der freundliche Schankmeister zusammen mit der ansehnlichen Garnelen-Austern-Platte an den Tisch brachte. Rosa Crevetten (vorgekocht) und ein paar Fines de Claire Austern
Die roten „Panzer-Garnäle“ wurden durch fachgerechtes Kopfabdrehen und anschließendes Auszuzeln, Amputieren sämtlicher Gliedmaßen und Entfernen ihres Schutzanzuges (inkl. Darm!) auf reinfleischiges Verzehrniveau gebracht. Noch ein Spritzer Zitrone zur kulinarischen Belustigung und dann kopfüber – Quatsch, war ja schon weg! - in die hausgemachte, herrlich sämige Safrancrème getaucht. Man muss sich ja auch mal gönnen können. Crevetten-Pflicht!
Neben den sieben gepanzerten Krustentieren von ansprechender Größe bzw. Sortierung hatten es sich auch fünf Austern, die sich nach mindestens einmonatiger Veredelung im Meerwasserbecken „Fines de Claire“ nennen durften, auf meinem Teller bequem gemacht. Mit ein wenig Zitrone aufgefrischt wurden diese locker weggeschlürft. Ein Vorgang, der mir als Heranwachsendem nichts als Ekel entlockte. Zum Sattsehen!
Heute ist das zum Glück anders. Ich genoss den gallertartigen, latent nach Seetang schmeckenden Inhalt der nicht nur bei Feingaumen beliebten Schalentiere, deren mildes, leicht jodiges Aroma mich gedanklich in Richtung Atlantikküste abdriften ließen. Wie war das doch gleich mit dem „Gönnen können“? Na dann mal runter damit ;.)
Ein kleiner Wink mit dem Dessertpfahl brachte uns in den Genuss einer wahrlich stattlichen Portion Brombeerrahmeis (3,50 Euro). Selbst zum Teilen war das überquellende Weckgläschen voll cremiger Tiefgefrorenheit – der Pacojet hatte generös pacossiert – keine leichte Aufgabe. Aber zusammen bekamen wir das Sorbet schon ausgelöffelt. Brombeerrahmeis (Kinderportion)
Regen zog auf und die wenigen verbliebenen Gäste flüchteten nach Drinnen. Wir harrten draußen unter dem Schirm noch eine Weile aus bis uns die feuchte Witterung den Heimweg nahelegte. Ich warf noch einen letzten wehmütigen Blick auf die zweite, neben dem Tresen aufgestellte Schiefertafel mit den Weinspezialitäten. GG kann Vieles bedeuten...
Bei der Auflistung diverser Großer Gewächse aus der Pfalz, dem Rheingau, der Mosel und Rheinhessen musste ich zwangsläufig an meinen Weißweinkumpel von der Weser denken. Hoffentlich können wir im Dezember mal wieder zusammen die Meeresfrüchteplatte putzen. Nicht nur in Zeiten von Umzug und Renovierung ein durchaus frommer Wunsch...
Endlich waren wir mal wieder zu Gast in Hainfeld. Genauer gesagt in der von Kathrin Hoffmann und Dominic Theobald seit Herbst 2015 geführten PGF, dieser sympathischen, zwischen französischer Bistroküche und Pfälzer Regionalkost oszillierenden „Mundartschänke“ namens Pfälzer Genuss Fraktion.
Es war ein warmer Samstagabend Mitte Juli, an dem wir uns ins benachbarte Weindorf Rhodt (unter der Rietburg) begaben, um von der etwas außerhalb, am Hang gelegenen Villa Ludwigshöhe – König Ludwig der I. von Bayern hatte sich hier am Rand der... mehr lesen
4.5 stars -
"Köstliche Frutti di Mare an der Strada del Vino" marcO74Endlich waren wir mal wieder zu Gast in Hainfeld. Genauer gesagt in der von Kathrin Hoffmann und Dominic Theobald seit Herbst 2015 geführten PGF, dieser sympathischen, zwischen französischer Bistroküche und Pfälzer Regionalkost oszillierenden „Mundartschänke“ namens Pfälzer Genuss Fraktion.
Es war ein warmer Samstagabend Mitte Juli, an dem wir uns ins benachbarte Weindorf Rhodt (unter der Rietburg) begaben, um von der etwas außerhalb, am Hang gelegenen Villa Ludwigshöhe – König Ludwig der I. von Bayern hatte sich hier am Rand der
Besucht am 17.10.2019Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 56 EUR
ǀ Prolog ǀ
Ende des letzten Jahres, genauer gesagt am 29.12.2018, kam es zu einem verheerenden Brand im Ortskern des direkt an der Weinstraße gelegenen Hainfeld. Davon betroffen war das Restaurant „Zum Logel“, ein gutbürgerliches Kleinod aus Sandstein und Fachwerkgebälk, dessen gutes Preis-Leistungs-Verhältnis vor allem Freunde deftiger Hausmannskost anlockte.
Seine traditionelle Bauweise beschleunigte leider die Feuerentwicklung, was die nahezu komplette Zerstörung des von Inhaber Helmut Götz in fünf Jahren mühevoller Arbeit sanierten Winzerhauses zur Folge hatte. In der Regionalpresse wurde der Schaden auf über eine halbe Million Euro beziffert. Das Gasthaus „Zum Logel“, das 2011 eröffnet wurde und sich seitdem einer wachsenden Beliebtheit erfreute, stand nach über sieben Jahren kurz vor dem Ende.
Für viele Gastronomen bedeutet eine solche Katastrophe das sichere Aus. Nicht so jedoch für den 63-jährigen Wirt Helmut Götz und sein Team. Der handwerklich talentierte Küchenmeister setzt seit dem Unglück alles daran, das einst so schmucke Anwesen wieder aufzubauen.
Dass dies nicht von heute auf morgen geschieht, ist klar. Bis zur Wiedereröffnung im nächsten Jahr hätte sich wohl ein Großteil des Logel-Teams Arbeit in anderen Gastronomien der Region gesucht. In den aktuell vorherrschenden Zeiten des grassierenden Personalmangels wäre das wohl das endgültige Aus für das Lokal des emsigen Helmut Götz gewesen.
Doch Not macht ja bekanntlich erfinderisch. Da kam die Idee für ein Ausweich-„Quartier“ gerade Recht. Vor den Toren von Hainfeld, an der Landstraße in Richtung Roschbach, standen die Räumlichkeiten einer ehemaligen Wein- und Straußwirtschaft leer. Diese boten sich als Übergangslösung an.
Dauergourmets und andere Gernesser der Region erinnern sich sicherlich an das hervorragende „Arens Restaurant“, das just in diesem Anwesen seinen gastronomischen Aufstieg erlebte. Seit dem Weggang von Philipp Arens in Richtung Sankt Martin (Haus am Weinberg) im Jahr 2016, war es in dem Gemäuer der ehemaligen Weinstube „Zum Räwehäsel“ jedoch still geworden.
Als Gastro-Nostalgiker hat es mich umso mehr gefreut, als ich davon erfuhr, dass in der Roschbacher Straße 3 seit dem 10. April 2019 wieder Töpfe und Pfannen auf dem Herd stehen. Keine Gourmetküche wie bei dem Vorgänger, aber zumindest eine grundsolide Regionalkost wird seitdem offeriert. Helmut Götz und seine getreuen „Logelisten“ hatten ihr neues Quartier bezogen. Der Name „Logels Quartier“ hätte nicht treffender gewählt werden können.
Jetzt fragt sich der geneigte Leser vielleicht, was denn bitteschön ein „Logel“ ist. Nun, der Begriff kommt – ganz typisch für die Pfalz – aus dem Bereich des kontrollierten Weinkonsums. Ein Logel ist nämlich ein kleines Holzfässchen, das die Winzer früher mit Rebsaft oder anderem füllten, damit sie während ihrer Arbeit draußen im Weinberg nicht verdursteten.
ǀ 1.Besuchǀ
An einem warmen Samstagabend Ende Juli rief ich in Logels Quartier an, um mich nach einem Tisch für zwei Personen zu erkundigen. Überraschenderweise erhielt ich für meine Spontananfrage eine Zusage für denselben Abend. Also machten wir uns auf den Weg nach Hainfeld.
Dort angekommen ließ schon der überfüllte Parkplatz auf ein trubeliges Inneres schließen. Und tatsächlich, sowohl auf der hübsch angelegten Außenterrasse mit Pfälzerwaldblick als auch im Gastraum war mächtig viel los. Man setzte uns an einen suboptimalen Tisch direkt im Gewusel, an dem noch ein anderes Pärchen saß. Dazusetzen ist ja in vielen Pfälzer Weinstuben gängige Praxis.
Wir hatten Zeit das Geschehen intensiv zu beobachten, denn anscheinend blieb den gestresst wirkenden Servicedamen noch nicht einmal von jener, um uns mit Speisenkarten zu versorgen. Wir bekamen im Laufe des Abends mit, dass die Logel-Mannschaft einen Ausfall im Service zu verkraften hatte und das ausgerechnet bei der hohen Auslastung.
Eigentlich wollten wir schon wieder gehen, als uns dann doch noch das Götz’sche Köchelverzeichnis gereicht wurde und kurze Zeit später unsere Bestellungen an die Frau (vom Service) gebracht werden konnten. Vorneweg hatten wir uns auf das geräucherte Forellenfilet aus Eußerthal (Pfälzerwald) entschieden (11,90 Euro). Dieses wurde in Gefolgschaft eines mit gebratenen Pfifferlingen verfeinerten Blattsalates angeboten und stand neben Scampispießen und hausgebeiztem Gravedlachs in der auf leichte Sommergerichte abzielenden Saisonkarte.
Meine Frau wählte aus dem vegetarischen Angebot die in Salbeibutter gebratenen Gnocchi auf buntem Antipasti-Gemüse in Tomaten-Kräutersud (9,50 Euro), während ich trotz der warmen Witterung Lust auf das panierte Volksgericht schlechthin hatte. Zwei elegisch gebutterte Schnitzel vom Schweinerücken (10,80 Euro) sollten von Champignonrahmsoße süffig unterfüttert - und von hausgemachten Spätzle auf gutbürgerliches Sättigungsniveau gehoben - den Weg zum hungrigen Kostgänger finden.
Die Flasche Mineralwasser der Marke „Bellaris“ bekommt man hier für faire 3,80 Euro gereicht. Außerdem stehen viele offene Kreszenzen von Winzern aus dem Ort bereit. Früher kamen diese zumeist vom Weingut Ludwig Graßmück (Birkweiler), da dessen Besitzer zur Verwandtschaft des Logel-Chefs gehört.
Nach all der Unterstützung, die man von vielen Hainfeldern nach dem Brand erhalten hatte, ist der offene Ausschank einiger Hainfelder Gewächse vielleicht auch als kleines Dankeschön an die Winzer des Ortes zu sehen.
Wir bestellten ein Viertel vom trocken ausgebauten Grauburgunder Kabinett vom Weingut Matthias Glaser (5,40 Euro). Keine falsche Entscheidung, wie wir bald feststellten. Dass es mit dem Essen an diesem Abend länger dauere, hat man uns schon bei der Bestellung mitgeteilt. Aufgrund unseres Hungers dehnte sich die Zeitspanne bis zum Servieren der Vorspeise natürlich noch aus.
Uns grüßte die Küche mit einer dünnen Scheibe kaltem Rieslingschinken (schön durchwachsen!) an sauer angemachter Rohkostbrunoise und pikanter Meerrettichcreme. In einer Weinstube sind solche Aufmerksamkeiten eher die Ausnahme. Der deftig-frische Appetizer wurde mit ein paar Scheiben Baguette schnell verputzt. Der Auftakt war geglückt.
Es folgte ein ansehnlich bestückter Salatteller, dessen kurz angebratene Pfifferlinge eine tolle Qualität hatten. Auch das leicht von der Haut lösbare Forellenfilet aus dem Pfälzerwald überzeugte mit seinem saftig-rauchigen Fleisch. Zu dem Salat mit hochwertigem Zuchtfisch aus der Region gesellten sich noch Cocktailtomaten in verschiedenen Rottönen, Frühlingszwiebeln, Knuspercroutons, leicht angeröstete Sonnenblumenkerne und etwas „Radieschenklein“.
Kiwi, Orange und Honigmelone steuerten ein paar zusätzliche Fruchtakzente bei. Auf dem dekorativen Glasteller war also geschmacklich und texturell für reichlich Abwechslung gesorgt. Wie sich später noch herausstellen sollte, war diese Salatvorspeise unser „Dish of the day“. Da konnten unsere beiden Hauptgänge leider nicht mithalten.
Wie sagte einst ein großer Rezensent der Berliner Küche: „Das Gebratene ist nichts als des Verkohlten Anfang“. Nun etwas krosser gebraten hätten meine beiden panierten Folklorestücke schon die Pfanne verlassen dürfen. Die Panade löste sich ja schon beim Hingucken vom spärlich gewürzten Schweinerücken. Die hausgemachten Spätzle waren nicht übertrieben portioniert und bedeckten als ein mit frischer Petersilie bestreuter Sättigungshügel nur einen kleinen Teil des Porzellans. Die mit Pilzrahmsauce prall gefüllte Sauciere stand vorsorglich gleich mit auf dem Teller. Nun das Schweinchen schien seine saftigsten Stunden schon hinter sich gehabt zu haben. Für mich fiel diese Art panierter Volkstümlichkeit schlichtweg zu trocken aus. Nur mit reichlich Beiguss aus der Saucenkanone war da beizukommen. Ohne diese hätte sich die Gaumeninformation doch arg in Grenzen gehalten.
Auch meine Gattin war mit ihrem vegetarischen Gnocchi-Teller nicht rundum zufrieden. Die mit Käse überbackenen Kartoffelteignocken schwammen förmlich in Salbeibutter. Das mit frischen Kräutern (Thymian, Salbei) garnierte Tellergericht fiel eindeutig zu fettig aus.
Etwas enttäuscht verließen wir das Götz’sche Übergangsquartier am Ortsrand von Roschbach und waren doch ein wenig verwundert über die vielen positiven Berichte, die auf anderen Plattformen über das „Logel“ kursierten. Schon damals war mir klar, dass wir wohl einen schlechten Tag erwischt hatten und dass sowohl der Service als auch die Küche unter „Normalbedingungen“ noch deutlich würde zulegen können. Ein zweiter Besuch sollte Klarheit schaffen.
ǀ 2.Besuchǀ
Es dauerte dann doch bis Mitte Oktober, ehe ich zusammen mit einem Kollegen, der erst kürzlich in Schnitzialkunde promoviert hatte, an einem herbstlich verregneten Donnerstagabend den Weg nach Hainfeld antrat. An diesem Abend war bedeutend weniger los als bei unserem Besuch im Juli.
Ich hatte kurz vorher angerufen und nach freundlicher Begrüßung wurden wir von Frau Teuer, der Servicechefin, an einen großen Tisch geführt, an dessen anderem Ende sich bereits ein älteres Paar über Rumpsteak mit Zwiebeln und Bratkartoffeln (er) sowie einen Fischteller (sie) hermachte.
Ein Blick in die Runde und alte Erinnerungen an selige Arens-Zeiten kamen bei mir auf. Damals wirkte der Gastraum jedoch um einiges gemütlicher. Mir schien, dies war in erster Linie der Beleuchtung geschuldet. Die Deckenfluter tauchten das „Logel-Quartier“ in viel zu helles Licht. Die lauschige Weinstubenatmosphäre vergangener Tage suchte ich vergebens, auch wenn der betagte Kachelofen von früher noch genauso trotzig die Blicke der Gäste auf sich zog wie vor vielen Jahren.
Keine weißen Tischdecken störten die Holzoptik, die in Form von massiven Wirtshausstühlen, blanken Tischplatten, rustikaler Wandverkleidung und einer Holzdecke im Fassdaubenstil allgegenwärtig war. Das in Papierservietten eingebundene Besteck lag auf einem Holzbrettchen gestabelt in Greifweite.
Im Vergleich zum Erstbesuch ging es an diesem Abend recht beschaulich zu. Ein paar Tische waren belegt. Die meisten der Gäste hatten schon gegessen oder waren gerade dabei. Mein Blick fiel auf zwei kleine, an der Wand hängende Holzfässchen. Gleich zwei Exemplare des Namensgebers hatte man zu Deko-Zwecken oder für Begriffsstutzige aufgehängt.
Erst jetzt fiel mit auf, dass der Thekenbereich komplett neugestaltet war. Die beiden umsichtigen Damen, die an diesem Abend den Service unter sich aufteilten, waren gerade mit der Bereitstellung von Getränken beschäftigt.
Kaum saßen wir, hielten wir schon die Klemmbrettkarten in den Händen. Der Herbst hatte auch hier bereits kulinarisch Einzug gehalten. Ihm huldigte man mit Kürbiscremesuppe, Feldsalat (mit Speck und Croutons) sowie Gambas auf gegrillten Kürbisspalten. Zu diesen drei Vorspeisen gesellten sich noch Steak und Braten von der Hirschkalbkeule und zwei Fischteller als saisonale Empfehlungen bei den Hauptgerichten.
Das klang doch schon sehr vielversprechend. Mein Kollege wollte vorweg die Kürbissuppe (4,20 Euro) mal austesten, während ich mich für den Feldsalat (6,80 Euro) begeistern konnte. Zum Sattessen sollte es für ihn ein großer bunter Salatteller mit in Pfefferbutter gebratenen Roastbeefstreifen (13,90 Euro) und für mich die Hacksteaks mit Spätzle (waren ja beim ersten Besuch schon genehm) und Champignonrahmsoße (9,50 Euro) sein.
Die rote Cuvée „Konstantin“ vom Hainfelder Weingut Bernhard Koch (Viertel für 5,50 Euro) geleitete mich auf Samt-Tanninen gefällig durch den Abend. Diesmal kam als kleiner Küchengruß ein aus Chorizo, kaltem Braten und Birne zubereiteter Fleischsalat, dessen delikates Essig-Öl-Dressing meine Freude auf den Feldsalat noch steigerte.
Dieser präsentierte sich nicht minder lecker angemacht. Angebratener Speck verlieh den eher geschmacksneutralen Rapunzelblättern die nötige Würze. Croutons und Sonnenblumenkerne päppelten meine Vorspeise texturell auf. Knackfrischen Biss verkündeten die Radieschen-Scheiben. Etwas Orange, Kiwi und Erdbeere brachten etwas Fruchtsüße auf den essigsauren Salatteller. In der Summe war das ein sehr erfreulicher Auftakt.
Hatte mein Kollege anfänglich noch seine Bedenken, da die Sahnehaube auf seiner Kürbissuppe etwas mächtig ausfiel, waren diese nach dem ersten Probieren wie weggelöffelt. Der renommierte „Bachelor of Schweins“ kniff an diesem Abend bei der Bestellung des Logel’schen Panierstücks und verleibte sich lieber einen Salatteller ein. Gut, ein paar medium gebratene Roastbeefstreifen argentinischer Provenienz ließ sich der ausgewiesene Fleischkenner dann doch nicht nehmen. Ein wenig beherzter hätte man diese allerdings würzen dürfen.
Mir dagegen setzte man ganz nonchalant die fluffigsten Hacksteaks ever vor. Zusammen mit der Champignonrahmsauce und den Spätzle war das ein veritabler Wohlfühlteller für einen verregneten Herbstabend. Die Soße war keine schnöde Tütenware, sondern fußte schmeckbar auf kräftiger Jus-Basis. Mit frischen Pilzen und dem richtigen Händchen beim Abschmecken konnte da wenig schiefgehen. Insgesamt war dieser Teller kein Vergleich zu den beiden traurigen Panade-Exemplaren, die mir im Sommer aufgetischt wurden.
Von der über dem Kachelofen platzierten Schiefertafel mit den Desserts des Tages entschieden wir uns für die Mousse von Pfälzer-Maronen (7,20 Euro), die mit Baileys und Vollmilchschokolade verfeinert war und in Begleitung von Weintraubengelee geliefert wurde. Mein Kollege ließ mich in Anbetracht der beiden üppig portionierten Nocken nicht im Stich. Etwas mehr nach Kastanie hätte das fluffige Hüftgold schon schmecken dürfen, aber zusammen mit dem Gelee hat auch der süße Abschluss hingehauen.
Nach einem sehr angenehmen Plausch mit der Serviceleiterin Frau Teuer, die meine investigative Neugier geduldig ertrug und bereitwillig „auf ein paar Fragen…“ einging, verließen wir rundum zufrieden das gutbürgerliche (Übergangs-)quartier. Im Vergleich zur ersten Einkehr im Sommer, lief es wesentlich runder (und auch entspannter) ab. Die schmackige Hausmannskost mit Hang zu üppigen Saucen lässt mit saisonalen Einsprengseln keine Langeweile aufkommen. Nächstes Jahr sieht man sich bestimmt in den neuen alten Räumlichkeiten wieder. Wir sind gespannt.
ǀ Prolog ǀ
Ende des letzten Jahres, genauer gesagt am 29.12.2018, kam es zu einem verheerenden Brand im Ortskern des direkt an der Weinstraße gelegenen Hainfeld. Davon betroffen war das Restaurant „Zum Logel“, ein gutbürgerliches Kleinod aus Sandstein und Fachwerkgebälk, dessen gutes Preis-Leistungs-Verhältnis vor allem Freunde deftiger Hausmannskost anlockte.
Seine traditionelle Bauweise beschleunigte leider die Feuerentwicklung, was die nahezu komplette Zerstörung des von Inhaber Helmut Götz in fünf Jahren mühevoller Arbeit sanierten Winzerhauses zur Folge hatte. In der Regionalpresse wurde der... mehr lesen
Logels Quartier
Logels Quartier€-€€€Restaurant06323938793Roschbacher Straße 3, 76835 Hainfeld
4.0 stars -
"Ich war (doch) wieder hier…in Logels Quartier…und diesmal hat alles gepasst!" marcO74ǀ Prolog ǀ
Ende des letzten Jahres, genauer gesagt am 29.12.2018, kam es zu einem verheerenden Brand im Ortskern des direkt an der Weinstraße gelegenen Hainfeld. Davon betroffen war das Restaurant „Zum Logel“, ein gutbürgerliches Kleinod aus Sandstein und Fachwerkgebälk, dessen gutes Preis-Leistungs-Verhältnis vor allem Freunde deftiger Hausmannskost anlockte.
Seine traditionelle Bauweise beschleunigte leider die Feuerentwicklung, was die nahezu komplette Zerstörung des von Inhaber Helmut Götz in fünf Jahren mühevoller Arbeit sanierten Winzerhauses zur Folge hatte. In der Regionalpresse wurde der
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Es war ein warmer Samstagabend Mitte Juli, an dem wir uns ins benachbarte Weindorf Rhodt (unter der Rietburg) begaben, um von der etwas außerhalb, am Hang gelegenen Villa Ludwigshöhe – König Ludwig der I. von Bayern hatte sich hier am Rand der Haardt in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine stattliche Sommerresidenz erbauen lassen – mit der Sesselbahn zur (derzeit leider gesperrten) Rietburg zu schweben.
Zurück ging es dann zu Fuß und größtenteils bergab. Ein gemütlicher kleiner Abendausflug in den touristisch bestens erschlossenen Nahraum, der irgendwo zwischen leichter Wanderung und ausgedehntem Waldspaziergang angesiedelt war und der dennoch etwas Hunger bei uns aufkommen ließ.
Gut, dass es im Nachbarort Hainfeld eine ganze Reihe durchaus einkehrenswerter Adressen (Zum Logel, Dorfbrunnen, Schloss Hainfeld) gibt. Allen voran die PGF, in der selbst der designierte Bremer Meeresfrüchteminister schon zu Gange war, um sich dort hummerweise ins Gedächtnis des regierenden Schankprinzen bzw. Fraktionsvorsitzenden zu saufen.
Jaja, der berühmte Meeresfrüchteabend mit den „Borgis“…lange ist es her! Wer will, kann ja den „gebackenen Uhu“ aus dem Jahre 2017 aus dem GG-Archiv kramen und so den heiteren Abend beim „Domme“ nochmal aufleben lassen. Verdient hätte er es allemal.
Bei unserer Ankunft in der Weinstraße 68, dessen sandsteinernes Fraktionsgebäude zum Weingut Hundemer gehört und das früher die Weingalerie des mittlerweile im Ilbesheimer Hubertushof ansässigen Gastronomenpaares Sandra Bernhard und Jochen Sitter beherbergte, war der komplette Außenbereich besetzt. Kein einziger freier Tisch, an den wir uns setzen konnten. Reservieren geht halt doch über Lamentieren. Und Letzteres brachte uns jetzt auch nicht weiter. Es half alles nichts, wir mussten, bis etwas frei werden würde, ein wenig auf Zeit spielen.
Also orderten wir nach dem üblichen, schwer dialektgefärbten Plausch mit dem gut gelaunten Genusswirt („Servus Domme, unn wie lääft’s?“) am Tresen ein Glas Weißburgunder (vom Hausweingut Hundemer) und eine Flasche Mineralwasser und setzten uns draußen auf eine kleine Bank, von der aus wir beide Seiten des hübsch angelegten Außenbereiches im Blick hatten. Tatsächlich wurde auch bald ein Tisch frei.
Auf der Terrasse
Der Ratschlag von Lokalmatador und Riesling-Rambo Dominic Theobald, mit ein paar Getränken die Wartezeit zu überbrücken, war jedenfalls voll aufgegangen. Wir nahmen direkt rechts neben der Eingangstür Platz. Der friedlich vor sich hindösende Hund zweier Gäste vom Nachbartisch, der es sich unter unserem Tisch gemütlich gemacht hatte, störte nicht wirklich.
Hund vom Nachbartisch passt auf selbigen auf
Schon bei der Getränkebestellung war uns die Empfehlungstafel mit einer Reihe sommerlicher „Außer-der-Reihe-Gerichte“ aufgefallen. Lauwarmer Pastasalat mit Pesto und Büffelmozzarella, ein halbes Dutzend Austern („Fines de Claire, No. 3“), Sülze von der Kalbshaxe mit selbstgemachter Remouladensauce, die legendären Hausfrikadellen mit Kartoffelsalat sowie Crevetten zum Selberschälen waren darauf „angekreidet“. Ein abwechslungsreiches, durchaus nicht alltägliches Bistroprogramm – mal mediterran leicht, mal gutbürgerlich sättigend –, das aufhorchen ließ.
Saisonales von der Empfehlungstafel
Aber auch der Blick in die vorbildlich laminierte Standardkarte lohnte. Vitello tonnato, gebratene Jakobsmuscheln auf Erbsenpüree und Meeresfrüchtesalat tummelten sich unter den von saisonaler Versiertheit kündenden Vorspeisen. Saumagen-Burger, Boeuf Bourguignon, Maispoularden-Suprême mit Tagliatelle und Pfifferlingen sowie ein rosa gebratenes Entrecôte (Blockhouse-Qualität, 300 g) warteten dagegen als handfeste Leckerbissen auf fleischaffines Volk.
Nur für den gemeinen Vegetarier hätte man sich etwas mehr einfallen lassen können, denn das fleisch- bzw. fischlose Angebot war doch recht übersichtlich gestrickt. Blattsalat mit Ziegen-Käse-Croutons und die bereits erwähnte Tagespasta mit Pesto könnten Fleischverzichtern kulinarisch aufs grüne Gemüt schlagen. Aber mit „Domme“ kann man ja reden und das Kräuter-Omelette serviert der bestimmt auch ohne geräucherte Forelle.
Im Glas schwappte der gut ausbalancierte Weißburgunder und verlangte nach Meer. Genauer gesagt nach den Früchten des Meeres, die in der Karte als Salat aus Kalamar, Garnele und Pulpo (16,50 Euro) verzeichnet waren. Falls dieser den hungrigen Pfälzer nicht sättigen würde, gab es ja noch die Möglichkeit, ein Boeuf Bourguignon oder ein paar Jakobsmuscheln nachzuschieben. Meiner Frau war es weniger maritim zumute. Sie entschied sich für den lauwarmen Pasta-Salat mit Pesto, Kirschtomaten und einem ganzen Büffelmozzarella (14,50 Euro) vom Empfehlungsschreiben aus Schiefer.
Nach angenehm kurzer Wartezeit vibrierte auch schon der „Buzzer“, den man mir zuvor an der Theke ausgehändigt hatte. In der PGF wird auch weiterhin nach dem Motto: „Bestellt wird beim Wirt!“ der Selbstbedienung gefrönt. Wanderer kennen das aus den Hütten des Pfälzerwaldvereins. In der PGF hingegen kann dadurch Häuptling „Großes Gewächs“ den Service komplett alleine wuppen. Wenn er Zeit hat, lässt er es sich jedoch nicht nehmen, die Speisen selbst an die Tische zu bringen. Dann liefert der redselige Bonvivant auch gerne ein paar lustige Anekdoten – in „bräädschdem Pälzisch nadierlich“ – ganz gratis dazu.
Mit zwei Tellern bewaffnet ging es zurück an den Platz zu meiner Liebsten, die schon sehnsüchtig ihren Nudelteller herbeisehnte. Ich freute mich auf Frischfruchtiges aus dem Meer, das mit feinsäuerlicher Zitrus-Vinaigrette angemacht war und von Tomate, Petersilie, Fenchel und Staudensellerie ein wenig aufgepeppt wurde.
Viel Frutti, viel Mare!
Allein die zarten Pulpostücke waren jeden Bissen wert. Sie lagen in perfektem Gargrad neben kleinen, aber äußerst saftigen Garnelen, die genauso viel Spaß machten wie die Kalamarstückchen, deren leichte Gummitextur eher zarte Seiten aufzog. Ein rundum gelungener Meeresfrüchteteller, der in Sachen Produktfrische und Qualität keine Wünsche offenließ. Mediterrane Sommerküche an der Strada del Vino zu einem absolut fairen Preis. „Domme-Style“ halt…
Als bekennender Pesto-Verschmäher ließ ich mich dennoch zu einem Versuchshappen hinreißen. Zu meinem Erstaunen reizte die hausgemachte Italo-Tunke mit raffinierter Knoblauchnote meinen Gaumen. Auch der „Mozzarella von die Buffel“ fügte sich da gut ein – zumal die Tagliatelle nicht zu weich gekocht waren. Ein einfacher, aber durchaus sehr schmackiger Veggie-Teller, der mir auch zugesagt hätte.
Pasta, Pesto und "die Buffel"!
Wer jetzt denkt, dass der Schreiber dieser Zeilen nach dem Meeresfrüchtesalat pappsatt vom Stuhl kippte, irrt gewaltig. Die feinen Frutti di Mare hatten meinen Appetit auf Meeresgetier erst entfacht. Also nochmal rein zum Hainfelder „Maître del Mar“ und die rosa Crevetten (mit Kopf, Herz und Schwanz) zum Selberpulen mit Safran-Aioli und Baguette für 15,50 Euro nachgeordert.
Die Frage, nach ein paar Austern extra wurde selbstverständlich bejaht. Auf der Rechnung erschienen diese hingegen nicht. Da hatte der gute Herr Theobald wohl einen ebensolchen Tag bzw. Abend und zeigte sich von seiner spendablen Seite. Danke nochmal an dieser Stelle für die fabelhaften Schalentiere.
Die PGF bezieht ihr Baguette von der Moulin Kircher, einer angesehenen Traditionsbäckerei aus dem elsässischen Ebersheim. Und genauso gut schmeckten dann auch die fluffigen Weißbrotscheiben aus dem Körbchen, das mir der freundliche Schankmeister zusammen mit der ansehnlichen Garnelen-Austern-Platte an den Tisch brachte.
Rosa Crevetten (vorgekocht) und ein paar Fines de Claire Austern
Die roten „Panzer-Garnäle“ wurden durch fachgerechtes Kopfabdrehen und anschließendes Auszuzeln, Amputieren sämtlicher Gliedmaßen und Entfernen ihres Schutzanzuges (inkl. Darm!) auf reinfleischiges Verzehrniveau gebracht. Noch ein Spritzer Zitrone zur kulinarischen Belustigung und dann kopfüber – Quatsch, war ja schon weg! - in die hausgemachte, herrlich sämige Safrancrème getaucht. Man muss sich ja auch mal gönnen können.
Crevetten-Pflicht!
Neben den sieben gepanzerten Krustentieren von ansprechender Größe bzw. Sortierung hatten es sich auch fünf Austern, die sich nach mindestens einmonatiger Veredelung im Meerwasserbecken „Fines de Claire“ nennen durften, auf meinem Teller bequem gemacht. Mit ein wenig Zitrone aufgefrischt wurden diese locker weggeschlürft. Ein Vorgang, der mir als Heranwachsendem nichts als Ekel entlockte.
Zum Sattsehen!
Heute ist das zum Glück anders. Ich genoss den gallertartigen, latent nach Seetang schmeckenden Inhalt der nicht nur bei Feingaumen beliebten Schalentiere, deren mildes, leicht jodiges Aroma mich gedanklich in Richtung Atlantikküste abdriften ließen. Wie war das doch gleich mit dem „Gönnen können“?
Na dann mal runter damit ;.)
Ein kleiner Wink mit dem Dessertpfahl brachte uns in den Genuss einer wahrlich stattlichen Portion Brombeerrahmeis (3,50 Euro). Selbst zum Teilen war das überquellende Weckgläschen voll cremiger Tiefgefrorenheit – der Pacojet hatte generös pacossiert – keine leichte Aufgabe. Aber zusammen bekamen wir das Sorbet schon ausgelöffelt.
Brombeerrahmeis (Kinderportion)
Regen zog auf und die wenigen verbliebenen Gäste flüchteten nach Drinnen. Wir harrten draußen unter dem Schirm noch eine Weile aus bis uns die feuchte Witterung den Heimweg nahelegte. Ich warf noch einen letzten wehmütigen Blick auf die zweite, neben dem Tresen aufgestellte Schiefertafel mit den Weinspezialitäten.
GG kann Vieles bedeuten...
Bei der Auflistung diverser Großer Gewächse aus der Pfalz, dem Rheingau, der Mosel und Rheinhessen musste ich zwangsläufig an meinen Weißweinkumpel von der Weser denken. Hoffentlich können wir im Dezember mal wieder zusammen die Meeresfrüchteplatte putzen. Nicht nur in Zeiten von Umzug und Renovierung ein durchaus frommer Wunsch...