"Immer noch ein sehr empfehlenswertes Hotel-Restaurant!"
Geschrieben am 22.10.2023 2023-10-22 | Aktualisiert am 22.10.2023
Montag: | 11:00 - 20:00 Uhr |
Dienstag: | 11:00 - 20:00 Uhr |
Mittwoch: | 11:00 - 20:00 Uhr |
Donnerstag: | 11:00 - 20:00 Uhr |
Freitag: | 11:00 - 20:00 Uhr |
Samstag: | 11:00 - 20:00 Uhr |
Sonntag: | Ruhetag |
An Feiertagen geschlossen
Ich hatte mich wieder im Lindner Hotel Cottbus einquartiert, auch weil ich weiß, wenn ich keine Lust auf einen Gang in ein externes Restaurant mehr haben würde, dann erwartet mich mit dem Primo eine gute Möglichkeit ordentlich zu Abend zu essen. Ein Stau verursachte eine so späte Ankunft, dass ich mit viel Hunger direkt von meinem Zimmer den Weg in Primo im Erdgeschoss einschlug.
Ich fragte einen jungen Mann aus dem Service nach einem Tisch für mich, der vordere Teil des Restaurant war fast komplett mit einer Busladung von Senioren belegt. Aber im hinteren und ruhigeren Teil gab es noch ein paar freie Tische, von denen ich mir einen aussuchen durfte. Die Küche bietet Speisen bis 21 Uhr an, es war schon halb acht, als ich mich setzte. Erstmal ein Landskron Pilsener und die Karte bitte.
Die Karte bietet eine relativ kleine Karte an, die einen Spagat zwischen internationaler Hotel Küche und Spreewaldspezialitäten bietet. In früheren Zeiten, als noch Vattenfall die Tagebaue und Kraftwerke um Cottbus betrieb, waren viele Schweden regemäßig zu Gast hier. Jetzt ist Braunkohle nicht mehr sexy für die Skandinavier, die sind weg, und die Region sucht nach Alternativen zur Braunkohleverstromung. Es ist ruhiger geworden hier in Cottbus.
Beim Bier und einem Küchengruß ging ich in mich und nach einiger Zeit teilte ich dem Service eine etwas ungewöhnliche Speisenfolge mit. Der nahm die auf, sah darin kein Problem und führte die Bestellung in meinem Sinn aus. Vorweg eine Terrine serviert im Suppentopf, mit ein bisschen Gebäck.
Das nannte sich auf der Karte "Große Lausitzer Fischterrine" und beinhaltete einheimische Spree-Fischarten wie Wels, Saibling, Lachsforelle, Hecht und Flusskrebsschwänze, dass Gebäck bestand aus einem Vollkorn-Zopf. In einer gut abgeschmeckten Fisch-Bouillon fand sich noch Gemüse wie Karotte, Fenchel, Kartoffel, Zwiebel, Dill, Lauch, Petersilie, sehr klassisch das Ganze. Und ganz nach eigenem Gusto schöpfte man sich davon was in den Teller. Extrem gut gelungen der Hechtkloss, sehr selten inzwischen in der Gastronomie und immer wieder ein Genuss!
Ein guter Start in mein Abendessen und weil ich mich zwischen zwei regionalen Suppen nicht hatte entscheiden können, noch eine Suppe als Zwischengang. Die Karte nannte meinen Zwischengang "Spreewälder Bauernglas" und so wurde serviert.
Oben drauf ein Brot Chip als Crunch zur Ergänzung der Suppe. Als ich den Deckel vom Weckglas nahm, schlug mir der Duft von Senf und seinen ätherischen Ölen entgegen.
Sahne war ohne Zweifel drin, Senf ließ sich nicht verleugnen, und beim ersten Löffel fand sich auch die Gurke präsent auf der Zunge. Bautzen als Senfstadt ist nicht so weit weg, Gurken kann der Spreewälder, besonders die klassisch sauer eingelegten Gurken essen ich auch immer morgens beim Frühstück des Lindner (im übrigen eines der besseren Frühstücksbuffets die ich kenne). Vermutlich war ein Teil des Suds mit in die Suppe gekommen und gab dem ganzen eine kräftige Säure, die ich sehr genoss. Auch der Zwischengang ein gutes Gericht. Zum Schluss noch mal Fisch.
Filet vom Oberlausitzer Bachsaibling mit gebratenem Gemüse, Limonen, Pinienkernen und geröstetem Brot mit Kräuterbutter. Das war eine Gratwanderung zwischen mediterraner und deutscher Küche und dabei wieder schmackhaft. Kräftig mediterran gewürztes Gemüse war auf dem Teller, schön kross gebraten, bestehend aus Zucchini, Paprika, Tomate, Pilzen und Bohnen. Ergänzt durch zwei Tranchen vom Filet, krosse Haut, ein ganz bisschen übergartes Fleisch (nicht mehr glasig). Dazu geröstetes Brot, war auch das ein schmackhaftes Gericht. Die Küche hatte eine gute Leistung serviert bei allen drei Gerichten.
Der Service wurde von zwei jungen Männern ausgeführt. Und im Verlauf meines Essens entwickelte sich eine entspannte Diskussion über Gastronomie, die damit endete, dass ich wieder einmal die Frage gestellt bekam, ob ich ein Kollege aus der Gastronomie wäre. Ist es inzwischen so selten, dass sich Menschen dafür interessieren was sie serviert bekommen und aufessen? Egal, der junge Mann hatte Spaß an seinem Job und berichtete von der handwerklichen Küche in seinem Restaurant. Ich habe mich wohl gefühlt an diesem Abend.
Es bleibt dabei, im Lindner in Cottbus kann man sehr ordentlich essen bei seinem Besuch. Für nicht einmal 50 EUR inklusive 2 Bier und einem Espresso war ich sehr zufrieden mit der Leistung von Küche und Service im Restaurant Primo.