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Aufmerksam wurde ich durch den "Feinschmecker", indem erwähnt wurde, dass die meisten Restaurants Montag Ruhetag haben, Ivo & Co aber nicht. Aus diesem Grunde sollen sich angeblich am Montag dort die Betreiber der geschlossenen Restaurants und die Friseure die Klinke in die Hand geben. Ich dachte mir, wenn Kochprofis und Stylisten dort essen, muss wohl gutes Essen mit Ästhetik gepaart sein. So war es dann auch.
Das Restaurant ist klein, ca. 40 Sitzplätze. Allerdings wurde zusätzlich an der Theke rundum voll eingedeckt. Wir kamen um 18:00 Uhr mit Reservierung und bekamen zwei Tische zur Auswahl angeboten. Die Atmosphäre ist ausgesprochen ungezwungen, so dass ich mir trotz kurzärmligen Hemdes (Sylt ist zur Zeit wärmer als der südliche Republikrest) keinesfalls deplatziert vorkam.
Wir setzen uns an einen Echtholztisch mit cremefarbenem Tischläufer, Platztellern mit gestärkter weißer Serviette, einem hohen Kerzenständer mit brennender Kerze, blankem Solex-Besteck (Design Selina) , einer Salzdose und einem Ölkanisterchen von La Chinata und einer hohen Pfeffermühle.
Die geschmackvoll eingebundenen Speisekarten wurden uns aufgeschlagen überreicht, wir wurden auf die riesige Schiefertafel mit den Tagesangeboten hingewiesen, und wir wurden gefragt, ob wir schon einen Getränkewunsch hätten. Wir hatten. Der Champagner von Alfred Gratien kam gut gekühlt in einem Glas mit Perlenspirale vom Boden her. Er schmeckte ausgezeichnet. Das Wasser von Magnus dazu (ohne Kühler) wirkte vor allem durch die edle Flasche. Der Champagner wurde mit 9,50 Euro, das Wasser mit 6,50 berechnet.
Wir beschäftigten uns mit der Karte und hatten Zeit, das Ambiente zu studieren. Meine Frau kam zu dem Schluss, dies müsse mal eine Kneipe gewesen sein, die sehr schön umgestaltet worden sei. Fenster mit Sprossen zu 25 cm-Quadraten, Wände in einem augenfreundlichen Rot, partiell halbhoch vertäfelt (Lärche?). Dominante Theke. An der Decke schwarze Industrieleuchten über jedem Tisch mit gedimmten Globe-Lampen, sehr augenfreundlich
Die Weinkarte ist extrem umfangreich. Die Flaschen harmonierten aber nicht mit unseren Plänen (Anfang weiß, dann eher rot und Führerschein behalten). Somit nahmen wir je ein Glas Wittman Cuvee trocken, der auch noch schmeckte, als er wärmer wurde.
Als Amuse gueule kamen zwei Scheiben Weißbrot und zwei Scheiben dunkleres Knusperbrot mit Mohn und Sesam, beides warm, frisch und sehr wohlschmeckend. Eine rechteckige Porzellanplatte mit Olivenöl und Balsamicoklecks am Grund, Olivenscheiben in Öl, dunkler Kräuterbutter und.......wurde in der Tischmitte platziert. Gute Eröffnung. Pause bis zu den Vorspeisen kurz. Unsere bekrümelten Teller wurden abgeräumt.
Meine Frau begann mit einer Rinderkraftbrühe (ziemlich gewaltiger Trog) mit ausgesprochen knackiger Gemüseeinlage ohne Klöße oder Ei (zur Freude meiner Frau)zu 9,50, ich mit spicy Tunatatar mit Sprossen auf Algensalat mit Wasabicreme zu 16,50. Ich versuchte, nichts von der Creme abzubekommen, aber einmal passierte es doch: tränende Augen, verstopfte Nase und höllisches Brennen im Mund, der das Erkennen weiterer Geschmacksnuancen unmöglich machte. Ich war kurz davor, um ein Glas Milch zu bitten. Nach einer mehrminütigen Pause ging es dann aber wieder. Das Tatar war nur durch Beizen bräunlich gegart und schmeckte in Verbindung mit den Algen ausgezeichnet. Schön gewesen wäre eine Scheibe Weißbrot zum Tatar.
Nun wurden die Messer getauscht. Gewaltige Teile vom Format eines kleinen Bowie kamen. Sie schnitten wie das sprichwörtliche Gift.
Wir stiegen nun auf Bier um: meine Frau bekam ein kleines KöPi zu 2,20, ich 0,3 Erdinger ohne zu 3,30. Gut gezapft und passend.
Nach sehr angenehmer Wartezeit kamen unsere Hauptgerichte. Wir hatten Rinderfilet vom Husumer Weiderind mit Pommes frites und einem kleinen Salat gewählt zu je 38.-. Wie schon einmal an anderer Stelle geschrieben, handelte es sich um veritable Fleischklumpen von je ca. 300 g, mit traumhaften Röstaromen und wie bestellt medium und medium to rare gegart und geruht. Das Fleisch war so gewürzt, dass das tolle Salz und die Pfeffermühle für uns überflüssig waren. Die deutlich selbst geschnittenen Pommes frites waren exzellent. Auch hier war kein zusätzliches Salz erforderlich. Der Blick auf den Nachbartisch zeigte uns, dass wir gut gewählt hatten. Die angebotene Alternative Kartoffelgratin macht unser Elsässer besser. In die Mitte des Tisches wurde wieder eine rechteckige Porzellanplatte gestellt mit den Würzbeilagen: eine hellere Kräuterbutter, ein hellgrünes Pesto, eine extrem fruchtige Barbecuesoße und als Knüller eine Zwiebelmarmelade. Wir kamen beide zu dem Schluss, dass diese Beilage entbehrlich gewesen wäre angesichts des fabelhaften Fleischgeschmacks. So war es blanker Luxus. Der bunte Beilagensalat war wirklich bunt. Ich glaube, ich habe noch nie eine solche Vielfalt in so einer kleinen Schüssel gehabt.
Insgesamt war die Küchenleistung heraus ragend. Bei rein gar nichts bestand Convenience-Verdacht. Bedient wurden wir mit großer Aufmerksamkeit und sehr unaufdringlich. Mindestens fünfmal wurden wir zwischendurch gefragt, ob es uns schmecke und alles in Ordnung sei.
Durch den Verzicht auf Flaschenwein und Dessert waren wir vom Endbetrag sehr positiv überrascht. Wir machten gleich einen Termin für einen Folgebesuch. Wer nun meint, dass ich nur deshalb auf so ein Fleisch verzichte, damit ich für Euch vielfältig und interessant schreiben kann, hat sich geschnitten.
Wir verließen Ivo (Köster) & Co nach 1 1/2 Stunden sehr angenehm gesättigt und hinreichend nüchtern.
Update 20.8. 18:00 bis 20:00 Uhr, 171.- Euro
Wir kamen zu früh (die Hamburger sind weg) und waren die ersten. Somit hatte ich Zeit und Muße, zu fotografieren. Wir wurden wieder erkannt, somit fiel die Begrüßung schon verbindlicher aus. Das wächst noch. Unsere Sevice-Kraft, Lissi, erledigte Ihren Job freundlich und kompetent und absolut fit, was das Angebot angeht. Chef Ivo Köster kam als nächster an unseren Tisch. Eröffnung mit Champagner, wie üblich und noch einen zum Dessert für meine Frau. Amuse gueule wie zuletzt, aber mit Preiselbeerfrischkäse zusätzlich zu Oliven und Olivenöl. Vorspeisen Vitello tonnato (rosa, toll) und Hirschfilet-Carpaccio mit Salatbouquet, eingelegten Pilzen und Parmesanspänen (noch besser als Rind).Beides wurde mit je 15.50 berechnet. Wein: wir wollten keine ganze Flasche. Chef bat um Ausschlusskriterien und bot Empfehlung an. Es wurde ein 2012er Rioja La Vendimia von Palacios Remondo mit 14 %. Wir tranken davon bis zum Ende 0,5 Liter und fanden nur 2 X 0,2 auf der Rechnung. Das ist nett und großzügig. Lissi versuchte erfolglos, meine Frau vom Rinderkotelette zu überzeugen, so dass der Chef kommen musste. Er holte eine rohes Stück eingeschweißt mit traumhafter Marmorierung und versicherte acht Wochen Dry Aging. Das überzeugte dann auch meine Frau. Chef Ivo Köster tranchierte das fertige Stück dann gekonnt am Tisch. Und? Ja, es war noch einmal besser als das Filet und schlug mit 39.- Euro pro Person zu Buche. Es war jeden Euro wert. Nur mein US-T-Bone zu Hause von der Holzkohle auf Bullenhitze kommt an dies Fleisch qualitativ heran. Zwecks Test nahm ich ein Gratin als Begleitung. Es bleibt bei obiger Aussage. Zu sehr mildsahnig flüssig. Die Pommes frites s.o. perfekt. Meine Frau bewältigte noch ein Dessert: warme Schokotarte mit Minzerdbeeren (9,50) Zu viel Minze. Leider kann man ja heute keinen Eierlikör mehr dazu reichen. Es hätte aber Gutes bewirkt. Mein Espresso war gut und kostete 2,50. Stilvoll serviert. Ich denke, wir werden viele Jahre die Treue halten.
Update 27.8., 17:50 - 20:20 142.- Euro
Sehr herzliche Begrüßung durch die echt coole und entpannt wirkende Melissa mit Handschlag. Die ungezwungene Freundlichkeit ist toll. Den Tisch konnten wir uns aussuchen. Melissa ermunterte uns, zu zweit an einem besonders schönen Sechsertisch Platz zu nehmen. So etwas passiert selten. Nico, die nicht weniger nette männliche Servicekraft, nahm Getränke- und Essensbestellung auf. Obwohl der Champagner hier preisgünstiger ist als in anderen Restaurants, schmeckt uns der Gratien besonders gut. Zusätzlich zu den beiden sprudelte Frau Köster durch den Gastraum, begrüßte uns mit Namen (alle Achtung!) und machte mit Kleinkind auf einem Arm und Brotkorb auf dem anderen ein wenig Smalltalk. Auch hier wieder diese erfrischende Ungezwungenheit. Mein fabelhaftes Thunatatar auf Algensalat bekam ich auf Wunsch ohne Wasabi. melissa tranchierte unser Rinderkotelette. Ich denke, nun ist es sicher. Das wird eine längere Beziehung.