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Vorbestellen ist wichtig, wenn man Außergewöhnliches essen möchte. Wir wollten Steinbutt. Die telefonische Reservierung ein paar Tage vorher bei Frau Hofschneider wurde sehr freundlich entgegen genommen. Den vorsorglichen Hinweis, dass meine Frau weder Pilze, noch Paprika esse, brauchte Frau Hofschneider nicht. Hauptsache der Fisch sei da, der Rest finde sich schon am Abend.
Den Service erledigt Frau Hofschneider zusammen mit ihrem Sohn, Jerome (muss so sein, für einen Ehemann oder jüngeren Bruder wirkt er zu jung). In der Küche wirbelt gekonnt Jörn Mamerow. Seinem Alter entsprechend war Jerome anfänglich ein wenig zurückhaltend, taute aber dann merklich auf.
Das Klima ist hier anders als in der sonstigen gehobene Sylter Gastronomie, nämlich unkomplizierter, ehrlicher und viel herzlicher. Auf die Frage, welcher der Rieslinge der knarzigere sei, der von der Mosel oder der von der Nahe kam entwaffnend ehrlich: das weiß ich nicht, wir haben die Karte erst seit 1 1/2 Wochen und ich trinke keinen Wein.
Die Tische waren eingedeckt mit einem weißen Tischläufer, einer cremefarbigen Serviette aus dickem Vlies, einer Kerze im Sandglas, schönen Wein- und Wassergläsern.
Die Karten haben dicke Holzdeckel. Das einschraubbare Innenleben war makellos.
Die Auswahl an offenen Weinen war wieder beträchtlich. Bemerkenswert ist, dass sich Seezunge auf der regulären Karte findet.
Wir nahmen in Ermangelung von Champagner eine Flasche Just-VdP-Riesling von der Nahe (2014) zu 31,50 (Bandbreite 22.- - 31,50 bei den deutschen), der leicht moussierend mit gut eingebundener Säure und leichter bis mittlerer Mineralität daher kam (siehe Bild). Er wurde in einen Tonkühler gestellt. Dazu gab es eine Flasche Sylt-Quelle medium (4,90 pro 0,75 l. später noch eine).
Als Gru8 aus der Küche kam ein Schälchen sehr schönen Olivenöls mit Kristallsalz und ordentlich Kräutern mit sechs Scheiben ausgezeichnetem Weizenbaguette.
Während ich durch die Weißbrotlöcher hindurch das Olivenöl auf dem Tischläufer verteilte, kam Frau Hofschneider ein wenig knirschig, um uns mitzuteilen, dass der Steinbutt größer und teurer ausgefallen sei als geplant. Der Koch habe schon Bauchschmerzen deswegen. Sie werde uns pro Person 55 Euro berechnen müssen. Unsere Mitteilung, dass wir das überleben würden, ohne es beim Tellerspülen abzuarbeiten, erleichterte sie sehr. Champagner in Fisch umgewandelt.
Unsere Vorspeisen bestanden aus Bündner Fleisch mit Rucola für 8,90 und zwei Pracht-Gambas mit satt Knoblauch (siehe Bild). Sie schmeckten enorm gut und fangfrisch. Sie aus der Restschale am Schwanz zu befreien, brachte weitere Fettspritzer auf den Tischläufer. Ich habe so gekämpft, dass mir meine Gabel herunter fiel. Wieder war das hervorragende Weißbrot dabei.
Der gewaltige, 4-5 cm dicke Plattfisch kam in Begleitung von zwei Schälchen Bratkartoffeln und gemischtem Salat mit Essig-Öl-Dressing (siehe Bild) So schwer, wie sich hier das Fleisch von der Gräte löste, muss auch dieser Fisch enorm frisch gewesen sein. Die Oberseite war leicht und knusprig paniert, zu Ende gebraten war er aber auf der Haut.
Frau Hofschneider und ihr Sohn erkundigten sich immer wieder, ob alles recht sei. Zeit für einen kleinen Plausch fanden auch beide.
Einen angebotenen Digestif lehnten wir dankend ab und erhielten stattdessen ein Lunch-Paket mit Käsekuchen und Himbeeren auf Kosten des Hauses.
Erwähnt sei noch, dass Teller und Schälchen so erhitzt waren, dass das Fett gerade keine Blasen mehr schlug. Unsere Bratkartoffeln waren also bis zum letzten Bissen heiß. Wichtig ist auch noch, dass alles, was wir auf den Nachbartischen erspähen konnten, keinesfalls nach Convenience aussah. Weder Salate, noch Pommes frites kamen aus dem Eimer.
Ich nahm noch einen Espresso zum Abschluss. Dieser hätte sogar in den Augen von Wirtschaftswunder Bestand gehabt. Die Crema war bestimmt zehn Sekunden zuckereinsinkstabil (siehe Bild)
Am Ende standen 170 Euro auf der Rechnung.
Nach Küchenreise wiederum 5 = unbedingt wieder