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Von Radwanderern in Hinterhermsdorf empfohlen soll es heute etwas mehr zu essen sein: auf ins Restaurant Strandgut im Bio-Hotel Helvetia. Schon am Eingang wird der nachhaltige Anspruch deutlich gemacht – Bio und Öko Plaketten en masse. Da dieses schon fast als Düsseldorfer Livestyle voraus gesetzt wird, schreckt mich das nicht ab. Allen anderen kann ich nur raten: Überwinden und Reinspaziert – hier wird Geschmack serviert
Das Restaurant betritt man über den Hotel-Empfangsbereich. An der Rezeption äußere ich meinen Wunsch den Hunger zu bekämpfen und werde nach hinten ins Restaurant geführt. Die einzige männliche Servicekraft, seine Gelassenheit hat sich auch in der Körperdefinition niedergeschlagen, ist mit heißen Speisen auf dem Weg zur Terrasse. Beiläufig wird geflötet: „Der Herr möchte sich doch irgendwo setzen, ich komme gleich“. Das gefällt mir, nimmt es doch den vermeintlich zu erwartenden 4*-Druck.
Da der Abend lauschig ist und die Terrasse direkt am Elb-Ufer suche ich mir einen freien Platz an den Gartenmöbeln, die sich durch Naturwolle-Kissen polstern lassen. Nur einigen Augenblicke später ist der Service auch schon da und fragt den Getränkewunsch ab. Mit dem bestellten Hefe-Weizen (a-frei für 3,90 €) kommen dann auch schon Karte und Besteckkörbchen. Der Mann arbeitet Wege-optimiert.
Beim Durchblättern der Karte findet sich Bio, veganes, vegetarisches, ayurvedische (what the heck is this?) und und und…(Auszüge sind als Bilder hinterlegt). Unterstrichen wird dieses von „Ooohhm-Musik“ – Gar nicht mein Ding. Zur Verteidigung ist zu sagen, dass diese wohl speziell für eine Gästin aufgelegt wurde. Nach Räumung eines bestimmten Tisches hat Sinatra die Boxen erobert.
Die oben erwähnten Kilometer lassen mich als Vorspeise den Kräuter Ziegenfrischkäse mit Antipasti und Podemuser Schinkenspeck, dazu Brot aus der Mühlenbäckerei für 8,20 € wählen. Verfolgt wird dieses Arrangement vom mit Pflaumenmus und Ingwer glasierten Kalbsbraten mit Lauch-Polentaspätzle (17,50 €).
Auf einem seiner Rückwege in die Küche wird die Speisenfolge vom Kellner aufgenommen.
Nach kurzer Wartezeit, gerade lang genug die warmen Antipasti aus Zucchini, Champignons, Tomaten und weitere Gemüse zuzubereiten, kommt auch schon der Vorspeisenteller. Als Toppings Pinienkerne, Schinkenstreifen und verschieden, sehr aromatische und schmackhafte Kräuterblätter. Jede Menge von dem schon bekannten Baguette aus der Mühlenbäckerei, was auch sehr gut ist, denn die fast als Nebensache erscheinende Kräuter-Ziegenfrischkäsecreme ist perfekt. In Allem schmeckt man die frischen Aromen.
Getrübt wird dieses erste Ess-Vergnügen nur durch die unzähligen Mini-Mücken, die ja durch die Nähe zum Wasser eigentlich zu erwarten waren. Da helfen nur spastisch anmutende Zuck- und Schlagbewegungen oder eine tiefe Gelassenheit. Aber auch hier hat der Kellner beim Wunsch deshalb nach innen zu wechseln die passende Antwort bereit: „Suchen sie sich doch einen Platz innen. Die Viecher beißen sogar durch die Kleidung und durch den milden Winter sind es richtig viele geworden“.
Schon kurze Zeit nach dem Platzwechsel wird mir der Teller mit der Hauptspeise gereicht.
Goldig gelbe und in der Butterpfanne geschwenkte Spätzle, ein Gemüse-Mix aus roter Zwiebel und Lauchzwiebel (vermutlich angemacht nach Vichy-Art) und drei dünne sehr zarte Scheiben vom Kalbsbraten obenauf. Dazu passend leckerer und würziger Bratenjus und die hier obligaten Kräuterblätter.
Insgesamt eine Karussellfahrt des Geschmacks – und dieses im positiven Sinn.
Das Fleisch ist mehrere Millimeter am Rand deutlich von der Pflaumensüße und der Ingwerschärfe geprägt und in Gänze nicht trocken. Die sehr fluffigen Polentaspätzle benötigen da schon eher die Soße. Hier auch der einzige Wermutstropfen: beim Kauen gehen die Spätzle etwas auf, das heißt man hat so ein kleines Gefühl, dass der Bissen immer mehr wird. (Das ist aber wieder jammern auf ganz hohem Niveau!).
Perfekt begleitet wird das Ganze von dem Gemüse; so fruchtig frisch habe ich es nicht erwartet und werde die Zubereitung zu Hause auch mal ausprobieren.
Damit die komplette Kalorienaufnahme gelingt wird noch ein zweites Hefe-Weizen fällig.
Nicht nur lecker und Bio, sondern auch pappsatt! Ein Dessert passte nicht mehr.
Das anschließende Zahlen mit Visa ging an der Hotelrezeption problemlos und ist Preis-Leistungsmäßig für 33,50 € super.
Morgen kann weitergewandert werden.