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Kurze Vorbemerkung: Eigentlich wäre meine erste Wahl in Sachen Lammwochen "Die alte Brauerei" in St.Ingbert gewesen, aber mit Rücksicht auf die dort für meine derzeit gehbehinderte Frau nur sehr schwer und über viele Treppen im Keller erreichbaren Toiletten habe ich uns dort dann nicht angemeldet. "Hämmerle´s Restaurant" ist dann quasi nachgerückt und das auch nur weil ich mich diesmal nicht wie im vergangenen Jahr am Telefon in Sachen Reservierung mit Frau Hämmerle mehrfach zoffen musste. Mittlerweile hat man Gottseidank das Open Table-System installiert; mit unserem eigentlichen Wunschtermin klappte es zwar nicht, aber für einen Tag später sprich heute war ein Tisch für uns zu haben. Sehr flink kam die Reservierungsbestätigung und gestern dann noch, ebenfalls per Mail, eine Terminerinnerung mit der Bitte, unser heutiges Kommen zu bestätigen. Habe ich gerne getan.
Heute gegen 12:30 Uhr waren wir vor Ort. Am Eingangs-Tisch mit dem Reservierungsbuch wurden wir sehr freundlich empfangen und in den schon gut mit Gästen gefüllten rechtsliegenden Raum im Bereich "Landgenuss" (die Sterneabteilung "Barrique" ist ohnehin bis weit über den Jahreswechsel hinaus ausgebucht) zu unserem Tischgeführt. Ein wenig merkwürdig und für ein fine dining-Restaurant unpassend fand ich, dass die Serviceleiterin bei ihrer Verrichtung eine Art weißen Bademantel mit angeschnittener Kapuze ähnlich einem Kaftan trug; das passt aus meiner Sicht eher in einen Saunaclub. Seis drum.
Rasch kamen die Normalkarte und zusätzlich auf einem Klemmbrett ein Blatt mit dem Tagesmenü; wir entschieden uns für das lammlastige 3-Gang-Menü für EUR 49,00 pro Nase. Meine Frau nahm als Getränk eine Johannisbeer-/Rhabarberschorle (10% Johannisbeere und 90 % Rhabarber, 0,33l für EUR 4,50); ich, vom Fahrdienst befreit, begann mit einem Karlsberg Urpils (0,33l EUR 3,40), hatte zum Essen zweimal einen Spätburgunder vom Pfälzer Weingut Bühler (erst 0,2l für EUR 8,50 und anschliessend 0,1l für EUR 4,50; eine etwas merkwürdige Preisfindung für die kleinere Menge) und zum Abschluss einen Espresso für EUR 3,00.
Beim Menü gab es sowohl bei der Vorspeise wie auch beim Hauptgericht mehrere Gerichte zur Wahl. Mme. Simba entschied sich in Sachen Vorspeise für den "Omasalat mit Rapunzel, Ei, Speck und Grumbeerkieschelscher", während ich hier die "Quiche und Frühlingsrolle vom Bliesgaulamm mit Kopfsalat" bestellte. Einig waren wir uns beim Hauptgericht; für uns beide sollte es "Das Beste vom Blieswiesenlamm: Fünf Köstlichkeiten mit Bibbelschesbohnengemüse und Röstkartoffeln" sein. Keine Auswahl gab es dagegen beim Dessert "Walnusswaffeln mit Zwetschgenragout und Schlagsahne".
Als Amuse kam eine heiße Kürbiscrêmesuppe im Glas und ein kleines Gebilde, das ich als Bonsaireibekuchen mit aufgesetzter Weintraubenhälfte definieren möchte; beides wirklich sehr schmackhaft, genau wie die zwei Sorten Brot im Brotkorb. Vor allem das dunklere Brot machte mich sehr an; was ganz anderes als das vom Turbobäcker! Nicht so ganz glücklich war mein Schatz mit seiner Vorspeise; beim Dressing fehlte es ihm doch etwas an Würze und Wumms. Bei meiner Quiche und der Frühlingsrolle vom Bliesgaulamm gab es dagegen absolut nichts zu beanstanden; das war wirklich vom Allerfeinsten. Den Kopfsalat hätte ich dagegen nicht gebraucht, aber anstandshalber habe ich dann doch ein wenig daran herumgenibbelt.
Zwischen Vorspeise und Hauptgericht wurde eine sogenannte "Erfrischung" in Form von einer Kugel Orangen-Rotweinsorbet gereicht; die Orange knallte so richtig durch, während der Rotwein geschmacklich ziemlich das Nachsehen hatte. Dafür trug er aber stark zur Farbgebung bei :-)).
Der Hauptgang war absolut der Knaller; die auf der Karte erwähnten fünf Lamm-Köstlichkeiten bestanden aus zwei Lammkotelett, Lammrücken, geschmorter Lammhüfte und Lammkeule sowie einer unverschämt gute Lammsoße. Koteletts und Rücken hatten eine ganz fantastische Kräuterkruste und waren auf den Punkt gegart, Hüfte und Keule waren so lange geschmort, dass man zum Zerteilen kein Messer benötigte sondern das Fleisch hätte eigentlich auch lutschen können; also richtig was für uns Senioren/innen. Am liebsten hätte ich das letzte Tröpfchen Soße vom Teller abgeleckt, was sich angesichts der Umgebung und meiner guten Kinderstube allerdings leider verboten hat.
Auch das Dessert fand Anklang; noch besser hätte es mir allerdings gefallen, wenn die Walnüsse karamelisiert und die Zwetschgen in dem Rotwein, den ich getrunken habe, eingelegt gewesen wären. Aber man kann ja nicht alles haben.
Mittags so ab kurz nach 14 Uhr beginnt der Chef seine Runde von Tisch zu Tisch zu drehen; Herr Hämmerle verweilt dabei ohne Ansehen von Rang und Namen auch mal länger an den Tischen, gibt sehr gerne Auskunft, nimmt Anregungen, Lob und auch Kritik entgegen. Nichts dabei wirkt oder ist an ihm aufgesetzt; er ist wirklich daran interessiert,was ihm die Gäste so erzählen und natürlich signiert er auch gerne sein neuestes Kochbuch. Als er zu uns kam, lobte ich sein Menü sehr, erzählte dabei aber auch, dass meine Frau mit dem Vorspeisendressing nicht so ganz einverstanden gewesen sei. Die leichte Kritik wurde akzeptiert und anschliessend sagte er scherzhaft: "Eine Reklamation pro Tisch lasse ich gerade noch durchgehen". Ich hatte ja auch keine weitere, erzählte ihm aber, dass ich gehofft hatte, unter den fünf Köstlichkeiten Lammnierchen und/oder Lammleber vorzufinden, was ja leider nicht der Fall gewesen sei. Seine Erklärung für diesen "Mangel" leuchtete mir allerdings absolut ein: "Wir kaufen für diese Festwochen zu Beginn ganze Lämmer ein, die dann auch komplett bei uns und von uns verarbeitet werden. Wie bei jedem geschlachteten Tier gibt es natürlich auch beim Lamm Teile, die länger haltbar sind als andere. Etwas kritischere sprich sehr empfindliche Teile sind die Innereien; was wir an Niere, Leber oder auch Herz hatten, wurde deshalb auch direkt an den ersten Tagen sprich in der vergangenen Woche verarbeitet und an den Gast gebracht, steht deshalb schon seit Mitte der letzte Woche leider nicht mehr zur Verfügung. Erst zu Beginn der Lammwochen 2023 wieder." Wir wechselten noch einige freundlich Worte bevor der Meister sich zum nächsten Tisch begab. Wir waren nach etwas über zweieinhalb Stunden in "Hämmerles Landgenuss" angenehm gesättigt und machten uns sehr zufrieden und freundlich verabschiedet auf den Heimweg in die Landeshauptstadt.
Fazit: Ohne das telefonische Reservierungs-Rumgeziefere mit Frau Hämmerle sprich über die One Table-Reservierungsmöglichkeit werden wir wohl bis zum nächsten Besuch nicht wieder über ein Jahr warten. Und als kleine Anmerkung: Weiße Bademäntel oder Kaftane im Service passen nicht zu der Liga, in der Cliff Hämmerle mit seinem Restaurant nun mal sehr erfolgreich spielt. Und ganz platt über das, was ich an einem der Nachbartische festgestellt habe: zu Fischgerichten wurden keine Fischmesser sondern ganz normale Messer eingedeckt. Aber hallo; das geht im Dorfkrug in Posemuckel, aber doch nicht im Sternetempel! Da sollte aus meiner Sicht schon Wert auch auf eine entsprechende Tischkultur gelegt werden. Abschliessend der Kommentar meiner lieben Frau zum gehabten Erlebnis;" So richtig vom Stuhl gehauen haben mich Vorspeise und Dessert jetzt nicht; unterm Strich war es aber doch sehr gut!" Ergibt für sie im Bereich "Essen" vier und für mich viereinhalb Sterne; bringt insgesamt viereinhalb Sterne, auch wenn der ein und andere Supermathematiker wieder was zu kritteln haben sollte.
P.S. Es soll ja immer auch was zur Barrierefreiheit gesagt des betreffenden Gastros geschrieben werden: hier ist alles ebenerdig sprich barrierefrei; die Eingangstür und auch die Türen zu den Nassräumen muss man aber schon noch aufmachen :-))