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Allgemein
Der alte Ortskern von Heidelberg Rohrbach bietet rund um das Rohrbacher Heimatmuseum eine hohe gastronomische Dichte. Kleine Wirtschaften, Weinstuben und Restaurants in einer Zahl, mit denen die Parkplatzsituation leider nicht mithalten kann. Mittendrin liegt an der Rathausstraße 75 das Weinrestaurant Traube, ein traditionsreiches Haus mit 300 jähriger Vergangenheit. Die wechselhafte Geschichte der Gastlichkeit samt dem Angebot kann auf der sorgfältig gestalteten Homepage nachgelesen werden.
Der Wirt, Artus Zeller, läuft laut Webseite keinem Trend und Moden hinterher und will auch keine setzen – dennoch formuliert er mit der Webseite einen klar gehobenen Anspruch. Das reizte mich, die Einladung meines Sohns zu einem Essen entweder bei…oder … oder… oder Weinrestaurant Traube, Rohrbach eben dieses vorzuziehen.
Die Aussagen des Wirts: Wir fühlen uns der Tradition deutscher Gaststätten verpflichtet. Uns liegt ein entspannter Aufenthalt unserer Gäste am Herzen. Er spricht von Bodenständigkeit, Authentizität und Gemütlichkeit mit Frisch zubereiteten, gutbürgerlichen Speisen, die von guten Tropfen aus der Region ergänzt würden.
So komme ich an diesem Abend im alten Ortskern von Rohrbach mit seinen alten, kleinen Häuschen und engen Gassen etwas sehr verspätet an. Meine Familie sitzt bereits vor leeren Gläsern: ein angenehm leichter Rose, ein moderner Almdudler-Aperol-Mix oder Wasser sind fast ausgetrunken. Die lange Wartezeit auf mich wurde vom Restaurant mit selbstgebackenem, superleckeren Brot verschiedener Art überbrückt, dazu in guter Menge Butter. Das Brot ist rösch, aromatisch, duftet und schmeckt himmlisch, dass die freundliche Bedienung mehrfach den Brotkorb erneuern darf.
Es gibt eine sehr appetitlich gestaltete Speisekarte und eine gesonderte Weinkarte (als Autofahrer vermeide ich den anregenden Blick da hinein), hatte bereits im Internet gesehen, dass gute regionale Tropfen zu sehr günstigen Preisen geboten werden. So bestelle ich neben dem obligaten Wasser ein Achtel örtlichen Riesling. Ich nehme an, das ist der vom Weingut Clauer, Heidelberg, also direkt vom Nachbarn. Umgehend bringt die freundliche Bedienung einen reichlich eingeschenkten 1/8-Römer mit dem korrekt temperierten aromatischen gut ausgebauten Riesling. Was die heutige Winzertechnik bei niedrigen Temperaturen bei der Gärung und im Glas an Aromen und Bukett zaubert, ist wahrhaft „magic“. Wir haben Zeit die filigran geschriebene schön gestaltete Karte zu studieren (die inhaltlich etwas, vom Preisniveau aber nicht von der im Internet unterscheidet), zusätzlich bietet ein Fassboden mit Schiefertafel noch Zanderfilet auf der Haut gebraten auf Pasta an (17,50) und (zeitlich früh) Pfifferlinge mit Semmelkloß (12,90) als anderes Tagesgericht an. Ich entscheide mich für das gegrillte Mittelmeergemüse mit Scheiben vom Rinderrücken (15,90) , weiter werden am Tisch dies in Variation mit Nusslocher Ziegenfrischkäse (12.90), ein Salatteller mit Seeforellenfilet und Dillgurken (12,90) sowie der Zander geordert. Die nette kleine sehr freundliche Bedienung schaut immer wieder in zeitlich angenehmen Rhythmus nach uns, fragt nach, ob alles recht ist, bringt frisches Brot oder Getränke – wir sind nun noch die einzigen Gäste.
Nach angenehmer Wartezeit bringt Sie das Essen. Auf modernem rechteckigen Geschirr ist sehr ansprechend angerichtet das Mittelmeergemüse mit zwei Scheiben Rindfleisch bzw. mit dem Ziegenkäse. Auf einer leicht größeren Platte tront auf einem Berg Spaghetti das Zanderfilet, der Salat mit Seeforellenfilet wird auf einem runden großen Glasteller präsentiert. Beim Mittelmeergemüse konnte der Koch wohl nicht auf wenige Balsamico-Glace-Streifen verzichten – optisch wie geschmacklich in Mischung mit dem Bratjuce der Rinderrückenscheiben okay. Das Fleisch ist mit der Faser ca. halbzentimeterdünn aufgeschnitten, durch, nicht trocken aber doch leicht zäh zu nennen, eben Rindfleisch deutscher Küchen-Machart, geschmacklich gut gewürzt - gut schneid- und essbar. Das Mittelmeergemüse aus Auberginen, Zucchini, Kirschtomaten, bunter Paprika, roten Zwiebeln und ?Pilzen in der Pfanne gebraten und gegart ist angenehm bissfest, sehr ansprechend gemacht. Die Portion ist fürs leichte Abendbrot richtig. Wer allerdings die mundgerechten Happen einzeln pikt, darf sich nicht wundern, am Ende die Zwiebel auf dem Teller zu haben. Die sollte man schon auf der Gabel beimixen – was auch den geschmacklich leicht süssen Reiz zum Salz ausmacht. Der Zander sieht nicht nur lecker aus, sondern schmeckt auch so, der Salatteller glänzt damit, dass das Joghurtdressing tatsächlich auf dem Salatblatt ist, nicht nur drübergegeben wurde. Der Fisch wäre mir etwas zu dick aufgeschnitten, die kreisförmig aufgebauten Dillgurken sind lecker, keine Glasware sondern wohl selbst in Dillsud kurz angezogene Gurkenabschnitte, etwas Curcuma dabei – lecker. Die beste und die schönste meiner Ehefrauen schafft die Portion zu meinem Vorteil nicht. Geschmacklich lecker finde ich neben vielfältigen grünen Salatblattmix noch fein gehobelte Gurken, einen angemachten lecker leicht angedünsten Krautsalat der optisch etwas nach Sauerkraut ausschaut, frisch schmeckt, Kirschtomate und die leckeren Dillgurken. Eine geschmacklich gekonnte Version für ein kleines Abendbrot sehr richtig.
Fazit:
Das Weinrestaurant Traube war an diesem Abend sehr schwach besucht – es kann weder an der Küche und schon garnicht am Service liegen, auch nicht an den trinkfreundlichen Weinpreisen oder den wirklich hervorragenden frischen Zutaten. Es könnte daran liegen, dass die Preise für das Essen evtl. ähnlich wie die Weinpreise kalkuliert wurden – die Getränke sind preisgünstig, das Essen bezogen auf die Portionsgröße etwas abgehoben – aber begründet – denn auch wenn Nusslocher Ziegenkäse sein Geld wert ist, immer ein teurer Einkauf, wie bei allen guten Zutaten. Ich kann dem Ansatz von Herr Zeller und seinem Team nur viel Erfolg wünschen, und evtl. leicht größere Portionen auf dem Teller. Für ein extravagantes Publikum vom Ambiente und Umfeld einfach zu bieder, für den normalen Wirtshausbesucher zu extravagant – dennoch ein sehr lohnenswertes Erlebnis – für den Weinfreund eine wirkliche traumhafte Quelle – wir werden wieder kommen.
Das Ambiente
Das 1981 renovierte Gasthaus hat das Flair einer sehr alten Weingaststätte, die lokale lasierte Sandsteinwand macht es dennoch dunkel, urige Schnitzereien an der von außen nach Keller wirkenden Vor-Türe sieht man erst beim Verlassen des Restaurants, den blütenreich beschnitzen Baumstamm mit scheinbar Stützfunktion für die Balkendecke bemerkt man sofort. Die teils Buntglasfenster passen zu dem von aussen bereits Weinstubenartig wirkenden alten kleinen Gebäude.