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Der Berggasthof liegt auf etwa 700 Metern an einem sonnigen Hang. Bei gutem Wetter lädt eine großzügige, hübsch möblierte Aussenterrasse zum Draussensitzen ein. Gerne wird der Gasthof von Wanderern, Radfahrern und Bikern frequentiert; es steht aber auch ein kleiner Parkplatz auf dem gegenüberliegenden Waldstück zur Verfügung. Obwohl wir keinen großen Hunger haben, machen wir hier erst einmal Rast, vor allem um die vielfach gelobten Renovierungsarbeiten des Hauses zu betrachten und das aktuellen Speisenangebot zu testen.
Die laminierte, schön gestaltete Speisekarte gliedert sich in mehrere Bereiche: frische bunte Salatteller / Vesperkarte / Schnitzel Wiener Art / Desserts. Es finden sich Klassiker wie Wurstsalat mit Brot (7,50 Euro), eine Portion Pommes für 3,50 Euro, sieben verschiedenen Schnitzelvariationen zwischen 8,50 Euro und 22,50 Euro, warmer Apfelstrudel mit Vanilleeis und Sahne (4,90 Euro). Was nicht fehlen darf: der regionale Bibiliskäse (eine Art Kräuterquark) mit Pellkartoffeln für 7,50 Euro. Dazu Bier, Wein, Spirituosen, Softgetränke, Kaffee. Die Patronin agiert sicher, erfahren und selbstbewusst, anfänglich auch etwas resolut im Service und lässt sich durch nichts aus dem Konzept bringen. Sicherlich eine notwendige Kernkompetenz an belebten Tagen. So trägt sie es auch mit Fassung, dass wir eine Portion Kässpätzle für 2 Personen ordern. Wie selbstverständlich werden zwei Bestecke und zwei Teller zusätzlich aufgetischt. Das Zusammenspiel zwischen Service und Küche verläuft dermassen harmonisch, dass ein kurzer Zuruf reicht – und die Sache flutscht.
Während wir auf das Essen warten, schauen wir uns im Gastraum um. Die vormals sehr holzlastige Stube hat neue Akzente erhalten: Fachwerk-Look, Tischsets aus Filz, blühende Topfpflanzen und an den Wänden eine Reihe von Fotografien des Schwarzwälder Vorzeige-Fotografen Sebastian Wehrle (oder eines Epigonen?). Im Aussenbereich, auf Balkon und Terrasse, sitzt man übrigens auf sehr bequemen und formschönen Korbsesseln.
Die Kässpätzle (10,90 Euro) werden schon nach einer gefühlten Viertelstunde serviert: in der Pfanne angebraten, mit reichlich Emmentaler und knurpseligen Fertigröstzwiebeln verfeinert. Dazu ein kleiner Beilagensalat aus Blattsalaten und halbierten Cocktailtomaten. Für einen Berggasthof mit sicherlich eingeschränkten Möglichkeiten recht solide und schmackhaft. Und tatsächlich reicht die Portion für zwei Personen, die nicht sehr hungrig sind. Der Kaffee hernach schmeckt leider gruselig und wir sind froh, uns vor Ort nicht dazu äussern zu müssen. Zur Abrundung bestellen wir noch einen Obstler, der noch recht frisch ist und am Gaumen und im Rachen beisst. Der Flasche nach zu schliessen, stammt er bestimmt nicht aus Massenproduktion, sondern aus regionaler Herstellung. Auch die Flaschen mit Blutwurz und Eierlikör sehen eher nach Eigenfabrikation aus. Schöner Nebeneffekt: je länger wir bleiben, desto mehr taut die Wirtin auf. Und auch mit den Nebensitzern kommen wir rasch ins Gespräch und fachsimpeln mit ihnen über die Nährwerte des aufgetischen Biers im Vergleich zum Johannisberschorle. Die Rechnung begleichen wir direkt an der Theke und sind überrascht, einen ausgedruckten Bon zu erhalten (auf anderen Hütten gibt’s höchstens einen handgeschriebenen Zettel). Allerdings ist darauf jeder Posten – ob Speise oder Getränk – einfach mit „Warengruppe01“ deklariert.
Zu den ebenfalls sanierten, gut gepflegten und grossen Toilettenräumen gelangt man über die Aussenterrasse. Auf dem Weg dorthin erfahren wir von anderen redseligen Gästen, dass der Berggasthof in diesem Jahr nur noch zwei Wochen geöffnet hat und die Wirtin danach in ihren eigenen wohlverdienten Urlaub entschwinden kann. Im nächsten Jahr kommen wir auf jeden Fall wieder, dann auch gerne mit unserer Wandergruppe. Denn die Wirtin ist so schnell durch nichts zu erschüttern und wuppt bestimmt auch grösseren Andrang. Auch Kinder sind hier willkommen und finden auf dem Areal einen neu erbauten Spielplatz.