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Nach einem beruflichen Termin in Erlangen ergab sich endlich die Gelegenheit für einen touristischen Abstecher nach Bamberg. Eine Stadt, die viel zu bieten hat: Bamberger Symphoniker, den mehrfachen deutschen Basketballmeister, eine Universität und natürlich UNESCO-Weltkulturerbe mit 1.500 denkmalgeschützten Gebäuden und oben thront der Kaiserdom mit seinen vier Kirchtürmen, der freilich auch Kathedrale für den in Bamberg ansässigen Bischof ist. Das ist schon außergewöhnlich für eine Stadt mit gerade mal 73.000 Einwohnern! Und eine Wiege fränkischer Braukultur ist Bamberg zudem! Allerdings konnte ich der mitgebrachten Spezialität Schlenkerla Rauchbier nichts abgewinnen. Ein Geschmack, als ob der Braumeister Schinkenschwarten in die Würze gegeben hätte.
Angesichts der vielen Brauereien mit Gasthof hatte ich eine Vorauswahl getroffen (Fässla und Keesmann) und mich dann für Keesmann entschieden. Eine halbe Stunde Fußmarsch von der Innenstadt über den Main-Donau-Kanal und dann am Ufer entlang muss man investieren.
Etwas abseits, so meine Spekulation, ist es wohl authentischer. Ob das zutrifft kann ich nach einem Besuch nicht sagen. Zumindest an zwei Tischen wurde Englisch gesprochen, ansonsten wohl Indigene. Beim Frühschoppen am Folgetag im Fässla (auch östlich vom Kanal) wohl nur Einheimische.
Den Keesmann kann ich empfehlen. Man sollte aber reservieren, denn die Kapazitäten sind begrenzt und weit entfernt von den großen Saufanstalten in Düsseldorf oder München.
Das Preis-Leistungsverhältnis ist aus Bremer Sicht zum Augenreiben und wenn man dann klar sieht, kann man nur fünf Sterne vergeben!
Eine Internetpräsenz ist im Entstehen.
Service:
Bedient wurde nur im Innenhof. Eine weibliche Stammkraft und ein Aushilfsmädchen hatten das gut im Griff und so waren die Wartezeiten kurz, auch zwischen Suppe und Braten, was ich ja nicht so schätze. Die Ansprache war freundlich, aber ohne besondere persönliche Note.
Für den Service drei Sterne.
Im Keesmann trinkt man natürlich die Biere der Brauerei. Pils, Lager, Helles und Weißbier sind die Standardbiere, ergänzt um saisonale Spezialitäten. Für den halben Liter werden 2,65 € bis 2,75 € fällig!!! Kaum teurer als der halbe Liter Wasser für 2,40 €. Ein Schoppen 0,25 l Frankenwein kommt auf 3,60 €. Ein gesundheitspolitisch bedenkliches Preisniveau, aber Betrunkene habe ich nicht gesehen (auch nicht am Vorabend im Steinbach Bräu in Erlangen, in dem mächtig gezecht wurde).
Ich hatte mich für das Herren Pils entschieden, was gut trinkbar ist. (Am Vorabend im Steinbach Bräu in Erlangen gab es als Aktion ein sehr gelungene Pale Ale, gegen das ein Pils zwangsläufig langweilig ist).
Essen:
Die Standardkarte zeigt neun Hauptspeisen, wird aber ergänzt um eine Seite „Tagesempfehlungen“, die weitere Hausmannskost bietet. Caprese ist der einzige Exot. Ansonsten ist es erwartet zünftig mit Schnitzel, Roulade, Schweinebraten, saure Niere, Sülze usw. Neben dem berühmten Kloß, der Franken mit Thüringen verbindet, werden auch Pommes, Röstis, Kroketten oder Bratkartoffeln als Beilage gereicht.
Von den „Tagesempfehlungen“ wählte ich die Pfifferlingrahmsuppe für 3,80 € und dann den Schweinekrustenbraten in Dunkelbiersoße mit Sauerkraut und Kloß für 8,70 €.
Ein ausgewachsener Suppenteller mit viel Pilzeinlage wurde gebracht. Nicht sehr heiß und gut angedickt. Geschmacklich solide und in Ordnung. Etwas Pfiff wie ein Schuss Weißwein hätte der Suppe aber gutgetan.
Nichts auszusetzen gab es beim Schweinebraten. Eine krachende Schwarte, die unter dem Salamander Blasen gewonnen hatte, machte dem Namen des Gerichts alle Ehre. Darunter schmackhaftes Muskelfleisch und eine würzige, typisch dünnflüssige Dunkelbiersoße, die aber dank des saugfreundlichen Kloßes vollständig genossen werden konnte. Das Sauerkraut wurde extra gereicht und war mild und schlonzig zubereitet. Einige Wacholderbeeren zeugten von typischer Würzung.
Insgesamt ein Schweinebratengericht wie ich es mir erhofft hatte und für das ich gerne gute vier Sterne geben möchte. Mit der etwas schwächeren Suppe sind es dann knappe vier Sterne für die Küche des Keesmann.
Ambiente:
Das Keesmann liegt im Stadtteil Wunderburg gegenüber einer Kirche. Wem der Weg von der Innenstadt zu Fuß zu lang ist, kann auch den erstaunlich häufig fahrenden Stadtbus nehmen, der in unmittelbarer Nähe hält.
Leider konnte ich keinen Eindruck von den Innenräumen gewinnen, denn die vordere Gaststube war gesperrt und den hinteren Gesellschaftsraum sollte ich auch nicht betreten, weil er gerade von einer Trauergesellschaft verlassen worden war. Auf einer Bambergseite sieht man aber, dass die Gaststube das erfüllt, was die historische Fassade von außen verspricht (https://www.bamberg.info/gastronomie/brauerei_keesmann-253/).
Durch den dunklen Eingang gelangt man in den Innenhof, der als Biergarten dient. Daneben und dahinter befindet sich die eigentliche Brauerei mit ihren Produktions- und Lagerräumen.
Angeblich sollen 150 Leute draußen Platz finden, was ich nicht glauben mag. Die soliden Tische und Stühle stehen unwackelig auf einem Granitpflaster. Für den Schatten sorgen neben dem Gebäude kleine Platanen und Sonnenschirme. Praktisch gelegen sind die Klos direkt am Durchgang zur Straßenseite. Die Anzahl der Erleichterungsfazilitäten ist ausreichend und stammen aus neuerer Zeit.
Sauberkeit:
Es ging sauber zu.