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Und so wundert es nicht, dass man mindestens eine Woche im Voraus einen Tisch reservieren sollte, um in den Genuss der ausgezeichneten Steaks, Schnitzels und Cordon Bleus dieser anachronistisch anmutenden Mischung aus Dorfkneipe und uriger Gaststätte zu kommen.
In der Kaminstubb wird noch gutbürgerlich gekocht wie zu Zeiten meiner Erstkommunion. Besonders Fleischesser wissen die deftige Küche von Eva und ihrem Team zu schätzen und sind seit jeher von den üppigen Portionen und der Qualität der sauber zu Teller gebrachten Pfannengerichte von Rind und Schwein begeistert.
Da auch die Preise für das Gebotene recht niedrig kalkuliert sind, kann man die Popularität dieser von außen völlig unscheinbaren Einkehradresse, gut nachvollziehen. Und deshalb dauerte es eine ganze Weile bis ich hier endlich zusammen mit ein paar Wörther Futterfreunden aufschlagen konnte.
Wir hatten Glück und konnten an einem Donnerstagabend Ende November einen Tisch für vier Personen ergattern. Einer der Kollegen, der hier öfter zu Gast ist, schwärmte im Vorfeld von der legendären Knoblauchsuppe. Ein anderer war gespannt, ob das auf (!) Bratkartoffeln servierte Schnitzel „Cap Horn“ die kulinarischen Zeichen der Zeit überdauert haben würde. Es hatte.
Aber auch die heute oft belächelte Gratiniersünde aus den wilden 70ern, der mit Schmelzkäse, Kochschinken und Ananas beladene „Toast-Hawaii“, zählt nach wie vor zum großzügig portionierten Standardrepertoire der gutbürgerlichen Stubb in der Maxauer Raiffeisenstraße.
Drinnen war an diesem tristen Novemberabend mächtig was los. Wir saßen etwas weiter hinten, dort wo der Raum in Richtung Toiletten bzw. Küche nach rechts abknickt. Am Nebentisch gab es anscheinend etwas zu feiern. „Gekrische wie die Jochgeier“, wie man früher in Speyer zu sagen pflegte, wurde zwar nicht, aber der Lärmpegel war in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Gastraum entsprechend hoch.
Der mächtige Tresen, die kleinen Sitznischen und die holzverkleideten Wände wirkten auf sympathische Weise provinziell und aus der Zeit gefallen. Irgendein Künstler aus der Region nutzte die Wände der Gaststube zum Ausstellen seiner Werke. Dachte man sich die bunten, nicht so recht zur restlichen Szenerie passenden Bilder weg, so beschlich einen das Gefühl, dass es hier wahrscheinlich schon vor 30 Jahren so ausgesehen haben könnte.
Gastraum-Impression
Eine Vorstellung, die dem an gastronomischen Ewigkeitswerten hängenden Stammpublikum anscheinend gut gefällt.
Definitiv nicht ungemütlich, aber für ein romantisches Abendessen zu zweit vielleicht nicht so ganz die passende Adresse, so das einhellige Urteil am Tisch. Dafür ging es in der rustikalen Rumpsteak-Klause dann doch akustisch zu hoch her.
Eine gut gekühlte Flasche Griesbacher Mineralwasser (0,75l für 4 Euro) stand bald auf dem Tisch. Auch das frisch gezapfte Kellerbier von der Karlsruher Traditionsbrauerei Hatz, das auch in der Pfalz gerne getrunken wird, ließ nicht lange auf sich warten. Die freundlichen 4,20 Euro für den halben Liter dieses süffig-feinherben Gerstensaftes waren gut investiert.
Mich lachte gleich der Feldsalat mit Speck und Croutons von der Empfehlungskarte an, was mich dazu veranlasste, ihn in der kleinen Portion (5,90 Euro) vorweg zu bestellen. Mein auf Vampirvertreibung bedachter Kollege traute sich doch tatsächlich an die Knoblauchsuppe (4,50 Euro).
Sah harmloser aus als sie roch und schmeckte...die Knoblauchsuppe
Die anderen beiden Clubkameraden verzichteten auf eine zusätzliche Vorspeise, wohlwissend dass bei den Rumpsteaks ein kleiner Beilagensalat im Preis enthalten sein würde.
Meine Wahl fiel auf das rund 300 Gramm schwere Rumpsteak an Cognac-Pfefferrahmsauce (22,90 Euro), welches man mir auf Wunsch mit Kroketten lieferte. Den Beilagensalat nahm ich als grünen Zwischengang dankend an. Die beiden Rumpsteak-Puristen am Tisch wollten ihr stattliches Stück aus dem Rinderrücken lieber komplett nackt bzw. mit hausgemachter Kräuterbutter und Pommes frites auf dem Teller liegen sehen. Auch sie waren mit 22,90 Euro pro Steak dabei.
Die schlagfertige Bedienung, mit der wir den Abend über unseren Spaß hatten, erfragte den Gargrad unserer „Faux-Filets“, der mit zweimal „medium“ und einmal „medium rare“ perfekt getroffen werden sollte. Der Vierte im Bunde gönnte sich nach seiner Knobi-Infusion aus der Suppentasse ein nicht minder würziges Pfeffer-Schnitzel (16,90 Euro).
An das monströse Cordon Bleu, mit dem man hier locker auch zwei Normalesser satt kriegen würde und an dem ich vor langer Zeit einmal kläglich scheiterte, wagte sich an diesem Abend niemand. Und so harrten wir der ohne Käse- und Schinkenfüllung auskommenden Hausmannskost, die nicht lange auf sich warten ließ.
Doch zuerst galt es, einen mit geradezu sündhaft leckerer Vinaigrette angemachten und mit ordentlicher Speck- und Croutonausstattung versehenen Feldsalat zu verputzen.
Die Croutons konnten was...
Gut, dass ich nur die „kleine“ Variante bestellt hatte, denn jene geriet bereits zum schmackhaften Sattmacher vorweg.
Ein kleiner Feldsalat mit Speck und Buttercroutons
Da hatten die eingerosteten Geschmacksnerven auch mal ein Essig-Öl-Dressing mit reichlich Überschmeck zu verkraften. Klar, können da auch ein paar Tropfen Maggi-Würze zum Einsatz gekommen sein. Mir war das egal, adelte doch die säuerlich-pikante Tunke das Blattgrün ganz „oldschool“ und sorgte für zufriedene Feld- und Beilagen-Salat-Gesichter am Tisch.
An der Beschaffenheit der Rohkosteinlage war zu erkennen, dass der knackige Karotten- und Krautsalatanteil nicht – wie heute leider oft üblich – aus „konv(ini)entioneller“ Eimerware bestand, sondern „hausgeraspelt“ im Salatteller landete. Dieser hatte wahrlich nichts mit kantinesker Husch-Husch-Küche für die gutbürgerlich gesinnte „Spachtel-Masse“ zu tun, sondern war wirklich aller Ehren wert. Einziger Kritikpunkt: er hätte etwas kleiner ausfallen dürfen.
Ja vielleicht sogar müssen, denn unsere Fleischportionen waren auch nicht von kleinen Rindern. Denn, was meinem Nachbarn sein krustig ummanteltes, mit reichlich grob gemahlenem Pfeffer gewürztes Schnitzel „Wiener Art“ auf Pfefferrahmsauce war, kam bei mir vom Rinderrücken. Der darüber verteilte, von Pfefferkörnern durchsetzte Beiguss konnte es in Sachen großzügiger Portionierung mit meinem Rumpsteak à la Einfamilienhaus locker aufnehmen. Dazu gesellten sich noch sechs zu einer Pyramide gestapelte Kroketten auf einem separaten Teller.
Frittiertes Bauwerk aus knusprigen Kartoffelzylindern
Das auf den Punkt gebratene Fleisch fiel sehr zart aus. Schön zu sehen, wie beim Anschnitt der Fleischsaft aus ihm herausfloss und sich klammheimlich mit der aus einer grundehrlichen Jus gezogenen Pfeffersauce vermählte. Ich konnte mir zu diesem Zeitpunkt keine plausiblere Krokettenlegitimation vorstellen. Den Sahneklecks aus der Sprühflasche nahm ich der Küchenfee nicht krumm. Dafür bediente dieser Herrenteller die akute Fleischeslust auf viel zu überzeugende Art und Weise.
Rumpsteak an Cognac-Pfefferrahmsauce
Auch die beiden saucenlosen Herren am Tisch schienen mit der Fleischqualität und den begleitenden Erdapfelstäben aus der Fritteuse sichtlich zufrieden zu sein. Vom Kollegen gegenüber durfte ich die Kräuterbutter „à la maison“ goutieren. Besser kriegt man die auch von keinem „Maître d’Hôtel“ aus dem großen Osten Frankreichs zum Faux-Filet serviert.
Rumpsteak mit hausgemachter Kräuterbutter
In den zufriedenen Karnivoren-Kanon stimmte auch der Schnitzelvertilger zu meiner Rechten gerne ein. Die seinen dünnen „Paniersdelikten“ vorangegangenen Klopfgeräusche waren bereits kurz nach der aufgegebenen Bestellung deutlich aus der Küche zu vernehmen. Entsprechend zart fielen seine beiden (!) panierten Folklorestücke aus der Oberschale vom Schwein aus.
Das Pfeffer-Schnitzel vom Kollegen
Auch er hatte lediglich mit dem Umfang seines stattlichen Fleischtellers zu kämpfen.
Aber das leichte Völlegefühl löste sich im Anschluss mit Hilfe eines anständigen Marillenschnapses in hochprozentigen Wohlgefallen auf. Später kam noch die Inhaberin aus der Küche zu uns an den Tisch, was zu einem lustigen Plausch führte. Schließlich hatten zwei der anwesenden Pädagogen den Sohn von Eva Martus vor langer Zeit im Unterricht sitzen.
Dass dies mit einer weiteren Runde Schnaps – nur diesmal eben aufs Haus – geahndet wurde, war sowohl verkraft- als auch vertretbar. Der einzige Dauerabstinenzler unserer Tischgemeinschaft hatte schließlich an jenem Abend Fahrdienst.
Beim nächsten Besuch in der Maxauer Kaminstubb würde ich auch mal zum Schnitzel greifen. Dann vielleicht das aus dem österreichisch-ungarischen Kaiserreich stammende Schnitzel nach „Sinti- und Roma-Art“ in feuriger Paprikasauce…ach, hätte ich da jetzt Lust drauf!