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Der "Torkel" ist ein 4*-Hotel, das die Brüder Georg und Alexander Stoppel 2008 von ihren Eltern übernommen haben und seither gemeinsam führen. Einen kleinen Einblick gibt www.hotel-torkel.de. Alexander Stoppel ist der Küchenchef und Georg repräsentiert nach aussen bzw. leitet das Hotel. Artikel über den "Torkel Nonnenhorn" gibt es in den Magazinen "Südland" bzw. "à la carte". Der Name "Torkel", ein anderer Ausdruck für Weinpresse, kommt vom lateinischen "torculum" sprich Kelter. Wer allerdings die einzelnen Positionen der wirklich dicken Weinkarte des "Torkel" durchprobieren wollte käme sicher ganz schnell ins Torkeln. Auch beim Prüfen der Kellerbar-Bestände.
Ambiente: Man stellt hier schon heraus, dass man das führende Haus am Platze sein möchte; alles eine Spur edler bzw. gediegener als bei sämtlichen Nonnenhorner Mitbewerbern. Die Zimmer sollen schön und wertig eingerichtet sein (angesehen haben wir keines), moderne Spa und Kellerbar (ab 20.30 Uhr geöffnet) sind vorhanden, im Innenbereich und auf der nicht sehr großen Terrassse sind die Tische bereits für die frühstückenden Hausgäste sehr fein eingedeckt (hochwertige weisse Stofftischtücher und -Servietten und ebenso hochwertiges Geschirr bzw. Besteck). Sitzt man auf der Terrasse wie wir es getan haben, hat man ca. alle 20 Minuten das Vergnügen, die Schranken des nahen Bahnübergangs herauf- bzw. heruntergehen und einen Zug im Mini-Bahnhof Nonnenhorn ein- oder ausfahren zu sehen. Drei unterschiedlich große/lange Züge verbinden Lindau mit Nonnenhorn bzw. Lindau mit Stuttgart. Etwas getrübt ist das Vergnügen für die "Torkel"-Gäste sofern der Lokführer während der Standzeit den Motor seiner Lok durchlaufen lässt; da ist es dann doch für drei oder vier Minute auf der Terrasse recht laut, aber die meisten Lokführer sind rücksichtsvoll und stellen die Maschinen ab ehe dann wieder Fahrt aufgenommen wird. Für das Ambiente vier Sterne.
Sauberkeit: wirklich alles sehr gepflegt und sauber, vier Sterne.
Service: schon äusserlich dem Stil des Hauses entsprechend. Die Serviceleiterin und zwei junge Kolleginnen in weisser Bluse und schwarzem Hosenanzug, die beiden jungen Kellner im weissen Hemd mit gelber Fliege, schwarzer Hose und Weste sowie langen Kellnerschürzen mit "Torkel"-Emblem. Da mutet es schon wie ein Stilbruch an wenn Gastronom Georg Stoppel in Sportsakko, kariertem Hemd, ungebügelten Hosen und mit weissen Laufschuhen zwischen den Tischen umherspringt. Die Servicetruppe, angefangen bei der Leiterin, ist sehr gut geschult, sehr kompetent und präsent ohne aufdringlich zu wirken. Ausnahmslos alle können falls gewünscht zu jeder einzelnen Speisen- oder Weinkarte ausführliche Erläuterungen geben; hier muss nicht erst in der Küche gross nachgefragt werden um dem Gast anschliessend Auskunft geben zu können. Da die Karte auf etlichen Positionen täglich wechselt findet hier mit Sicherheit ein entsprechendes morgendliches Briefing statt. Änderungswünsche bei den Beilagen werden selbstverständlich aufgenommen, an die Küche weitergegeben und dort ohne Aufpreis realisiert. Wir haben uns wirklich sehr umsorgt, bestens beraten und sehr umsichtig bedient gefühlt. Auch hier zeigt sich eben der Anspruch der Stoppelbrüder und ihrem "Torkel", in Nonnenhorn "Chef im Ring" zu sein und diese Stellung zu verteidigen. Für den Service viereinhalb Sterne.
Essen und Trinken: Die Weinkarte ist sehr umfangreich; im Angebot sind Weine vom Bodensee, badische Weine und Kreszenzen aus Österreich, Italien und Frankreich. Wer hier nichts findet ist selber schuld. Mit EUR 299,00 der teuerste Wein ist ein 2011 Langhi Nebbiolo "Sperss" DOC (Angelo Gaja, Piemont), die Preise für Flaschenweine liegen im Schnitt zwischen EUR 32,00 und EUR 48,00, können aber auch höher gehen. Für offene Weine werden zwischen EUR 5,80 und EUR 8,90 (pro 0,25l) aufgerufen; aus meiner Sicht ein moderater Preis.
Die Speisekarte hat einige sich täglich wiederholende "Rumpfgerichte" und darüber hinaus auch jeden Tag wechselnde Angebote. Am Dienstagabend (nur bei guter Witterung) ist auf der Terrasse "Green Egg-Abend" mit gesonderter Speisekarte; auf zwei Green Eggs wird dann gegrillt was das Zeug hält. Wir waren an einem Montag und am darauffolgende Freitag zu Gast, sind also um den Genuß einer Green Egg-Festivität gekommen. Naja, vielleicht klappts damit im nächsten Jahr.
Am ersten Abend trank meine Frau wie gewöhnlich zunächst "ihren" Averna (EUR 3,50) und anschliessend einen 2015 Hagnauer Sonnenufer Grauburgunder vom Winzerverein Hagnau (0,25l EUR 6,90), der hervorragend schmeckte. Ich hatte zunächst ein Pils der Brauerei Farny (0,3l EUR 3,20), zum Essen einen 2016 Rosé vom Überlinger Weingut Kress (0,25l EUR 6,90) und als Digestiv einen Kirschbrand (EUR 3,50) vom Nonnenhorner Brenner Gierer. Gierer-Produkte kann man landauf landab in bekannten Häusern finden; Schuhbeck und etliche Sterneköche schwören darauf. Das Pils schmeckte wie ein Farny-Pils eben schmeckt (es gibt weitaus Besseres), während mein Wein sehr jung und frisch schmeckte; genau das Richtige für einen lauen Frühsommerabend. Der Digestif war prächtig.
Zunächst gab es als Gruß aus der Küche "Pelmeni mit Kräuterfüllung"; klein aber sehr lecker. Als Vorspeise wählten meine Frau und ich die "Festtagssuppe" (EUR 5,90 pro Person). Es handelte sich hierbei um eine Art von doppelter Kraftbrühe; Einlage waren Backerbsen, kleine Kalbsleberwürmchen und Suppengrün. Eine Art "Einlagen-Overkill"; viel zuviel von allem. Und für einen "Festtag" hatte uns die Suppe ein bisschen wenig "Wumms"; sie war nicht sehr würzig, aber das ist jetzt Jammern auf hohen Niveau. Weit mehr als die Suppe gefielen die Hauptgerichte; da gab es absolut nichts auszusetzen. Meine Frau, eigentlich Geflügel jedweder Art eher weniger bis absolut nicht zugetan, bestellte "Rotes Thai Curryhuhn aus Freilandaufzucht in Kokos-Erdnußsauce - scharf & würzig" (EUR 23,00). Nachdem sie das Tier von seiner nicht knusprigen Haut befreit hatte ass sie mit großem Vergnügen. Viel Vergnügen bereitete mir meine "Geschmorte Rehschulter mit Pfifferlingen, Rotkraut und Kräuterspätzle" (EUR 24,80). Das Fleisch fiel förmlich beim blossen Hingucken vom Schulterknochen, war sehr gut abgewürzt und schmeckte fantastisch. Pfifferlinge und Rotkraut (mit viel Zimt) waren eine sehr stimmige Beilage. Eine Sache, und da unterscheidet sich "Torkel" nun nicht von den gastronomischen Mitbewerbern: stehen in Nonnenhorn Spätzle auf der Karte kann man absolut sicher sein, dass keine Spätzle sondern Knöpfle kommen! Egal, geschmeckt haben sie wunderbar. Als Dessert bestellte meine Frau "Sorbet Zitrone/Mojito" für EUR 7,00. Wobei es sich bei der omponente "Zitrone" um eine Mischung zweier äusserst saurer Früchte handelte, die meine Frau nach dem zweiten Löffel zur Seite schob und sich dem sehr schönen Mojito-Sorbet widmete. Wie wir beim Abräume des Desserttellers erfuhren mag die Serviceleiterin die "Zitrone" auch nicht übermässig. Trotz Festtagssuppe und Zitrone fanden wir den Abend sehr gelungen und liessen ja auch eine Wiederholung folgen.
Diesmal trank meine Frau zunächst ein großes Glas Orangensaftschorle (0,5l EUR 4,20) und zum Essen wie beim Erstbesuch den Hagnauer Grauburgunder (siehe oben). Ich hatte zunächst zwei Farnypils (siehe oben; Meckatzer Weiss-Gold gibt es hier leider nicht) und zum Essen den Rosé vom Weingut Kress, der mir beim Erstbesuch schon so gut gefallen hatte. Genau wie der Gierer-Kirsch, den ich wieder als Digestif bestellte.
Diesmal gab es eine anderen Gruß aus der Küche, nämlich eine kleine Tranche Speckkuchen; Variation von Flammkuchen und sehr pikant. Als Vorspeise wählte meine Frau "Feurige Bananenschaumsuppe mit Curry und Kräuterscampi" (EUR 8,90). Die Suppe schmeckte sehr gut, wäre mir persönlich allerdings ein bisschen zu wenig "feurig" gewesen. Die beiden Garnelen am Spieß waren wirklich optimal gegart und sehr fein gewürzt (hier lag wohl eher das Feuer als bei der Suppe selbst). Als Hauptgericht bestellte sie "Variation vom Bodenseefisch in geschäumter Mandel-Pinienkernbutter mit Petersilienkartoffeln und Sommersalat" (EUR 28,50). Der Fisch, Bodensee-Wildfang (Felchen, Saibling und Waller), kommt immer vom Nonnenhorner Berufsfischer Kapfhammer, war perfekt gegart und schmeckte einfach fantastisch. Genau wie mein "Rehrücken rosa gegart / Pfifferlinge / Topinambur mit Apfelkraut und Eierspätzle" (EUR 33,00) wobei die "Eierspätzle", alles andere hätte mich auch gewundert, natürlich in Wirklichkeit Eierknöpfle waren. Dennoch ein rundum gelungenes Gericht. Vom Erstbesuch gewarnt liess meine Frau beim Sorbet-Dessert diesmal die "Zitrone" weg und bestellte nur das Mojito-Sorbet; auch diesmal wieder sehr gelungen. Für "Essen und Trinken" trotz der beiden kleinen Ausrutscher viereinhalb Sterne..
Preis-/Leistungsverhältnis: für uns stimmig; es wird ja niemand gezwungen den Wein für EUR 299,00 zu bestellen. Und EUR 6,90 für einen Viertelliter der von uns getrunkenen sehr schmackhaften Weine grenzt schon an ein Schnäppchen. Für insgesamt knapp zweihundert Euro haben wir zweimal sehr gut gegessen und getrunken, wurden bestens bedient und haben uns wirklich wohlgefühlt.
Fazit: Wir kommen wieder und können "Torkel" uneingeschränkt empfehlen.