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Nach einem anstrengenden Tag spült es uns zu dritt am frühen Abend an den Immenstadter Marienplatz, der sehr mediterran und südländisch wirkt. Das alte Stadtschloss aus dem Jahre 1550 ist ein schmuckes Renaissance-Kleinod, das gleich mehreren Funktionen gerecht wird: hier finden Kunst- und Kulturevents, sowie Tagungen und Feiern statt. Im sogenannten „Historant“ kann man gepflegt dinieren oder Feste abhalten. Im lauen Abendlüftlein ziehen wir es vor, noch draussen zu sitzen – trotz der sehr gepflegten, historistisch herausgeputzten Innenräume mit altem Inventar und urigem Ambiente. Draussen, auf dem Marienplatz, sitzen wir auf hölzernen Stühlen und Bänken mit lodengrünen Sitzkissen und Polstern. Bedient werden wir von zwei weiblichen Servicekräften: eine tough, gestanden und gut belastbar, die andere jugendlich, allerliebst und grundehrlich.
So, wie man gestern aufgehört hat, sollte man heute weitermachen. Will heissen: aus dem durchaus attraktiven Speisenangebot wählen wir nicht: Consommé vom Weiderind mit Bergkässchöberl und Gemüseeinlage (4,90 Euro) oder SchlossBurger mit saftigem Rinderhackfleisch, Allgäuer Bergkäse, Speckscheiben, roten Zwiebeln, Essiggurken und würzigem Bergkräuter-Dip im leckeren chlossHopfen-Bierbrot dazu Krautsalat und PommesFrites (13,90 Euro) oder Limetten -Joghurt-Mousse mit Rosmarin-Pfirsich-Ragout und frischem Obst (7,90 Euro), sondern: na,was wohl?
Der geschätzte Mitleser wird jetzt schon das gefühlte Level der hiesigen Gastronomie erraten haben. Doch wir lassen uns nicht ins lukullische Bockshorn jagen. Das Traubensaftschorle (3,60 Euro für einen halben Liter) wird in einem formschönen, hochwandigen Glas serviert, das wir zuhause wohl eher als Blumenvase in der Vitrine hätten. Hübsch anzusehen! Das Schorle sehr erfrischend und wohlschmeckend. Absolut lecker und perlend auch das alkoholfreie Weizen für 3,40 Euro. Die hausgemachten Kässpätzle mit gemischtem Salat (mit 11,90 Euro eindeutig die magische 10-Euro-Grenze überschreitend) stellen uns jedoch erst einmal auf eine diffizile Probe. Serviert wird in einem traditionellen gusseisernen Pfännle, das auf einer Korkplatte steht. Die gehobelten, kurzschaftigen Knöpfle schwimmen in einer suppigen, sehr salzigen Brühe, die wir erst einmal nicht definieren können. Die sehr rezente, höchst würzige Käsemischung besteht aus Allgäuer Bergkäse, Limburger und Emmentaler. Super Mischung! Doch der hohe Salzgehalt ist sehr ungewöhnlich. Nachfragen bei der sehr aufgeschlossenen, ambitionierten jungen Servicekraft bringen des Rätsels Lösung an den Tag: die Käse-Spätzle-Mischung wird tatsächlich mit Gemüsebrühe aufgegossen. Hier hat der Koch wahrscheinlich zu doll zu den Brühwürfeln gegriffen. Ein nachhaltiger Durst quält mich übrigens durch die halbe Nacht. Daran kann auch der Williams-Schnaps für überraschend günstige 2,50 Euro nichts ändern. Eigentlich war er als nervenstärkender Aperitiv bestellt, nach unseren Nachfragen wird er dann einfach zwischendurch serviert. Etwas mehr Lagerzeit hätte diesem starken, hoch-alkoholischem Gebräu schon ganz gut getan. Im servierten Zustand treibt er mir glatt die Tränen in die Augen.
Mein erfahrener Spätzle-Mitesser äussert durchgehende Enttäuschung und hält den Daumen nach unten. Seine Frau ist mit dem bestellten grossen gemischten Salat (8,50 Euro) aber durchaus d´accord: frisch, knackig, vielseitig, sättigend. Das jugendliche Service-Mädel deklariert die Kässpätzle als ihr Lieblingsessen und ist nachvollziehbar begeistert. Sie sorgt auch dafür, dass unsere gemeinsamen Reste eingepackt werden. Das ergibt schon ein herzhaftes Vesper für den morgigen Tag. Wir beschliessen, bei nächster Gelegenheit, eines der elaboriert beworbenen Gerichte zu testen und der hiesigen Küche noch mal auf den Zahn zu fühlen. An den Tischen um uns herum nehmen wir auf jeden Fall sehr viel Zustimmung und Genuss wahr.