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Nachdem ich mich kürzlich auch erst wieder so richtig mit der gehobenen Burger-Kultur angefreundet habe – lange Zeit wirkten mir die Patties zu fett, so schmierig, zu „ungesund“ und wurden in Verbindung mit voluminösen Brötchen und allerlei Toppings mit vehementer Kieferstarre assoziiert – erscheinen mir die Bratlings-Brüder als verheissungsvolle Verlockung gegen das hungrige Mittagstief, so kurz vor zwölf, an einem sonnigen Tag Anfang Oktober. Mein Auto hatte ich einige Querstrassen weiter geparkt. Die Ruhrstrasse selbst liegt mitten in der Innenstadt von Witten, unweit des Rathauses und des Busbahnhofes. Das Lokal ist hell und freundlich eingerichtet, mit einladender Glasfront und rustikaler Möblierung (die streckenweise ein bisschen an Baumarkt erinnert, vielleicht will sie sich heimwerkeraffin zeigen?) und vielen weichen Sitzkissen. Ziemlich auffallend sind die rustikalen, unlasierten Holztische mit offenen Poren. Wirkt jetzt noch toll, aber ich mag mir nicht vorstellen, wie das in ein paar Monaten aussieht, wenn schon die ersten Saucenspritzer und Fettränder eingesickt sind…
Die Bestellung gibt man selbst an der Theke auf; wenn das Essen fertig ist, wird man aufgerufen und kann es abholen. Da ich noch etwas unschlüssig war, habe ich mich von dem überaus netten, kernigen Kerl mit rotem Vollbart beraten lassen, der hinter dem Tresen nur darauf gewartet hat, dass man seine Empfehlungen annimmt. Im Angebot sind sowohl einzelne Burger als auch ganze Menüs mit Beilage und Getränk, sowie diverse Wrapvariationen und verschiedenes Fingerfood wie Mozzarella Sticks oder Wedges. Ich habe mich spontan für das Barbecue Chicken Menü entschieden, für sehr günstige 7,99. Da mir kürzlich erst die offenbar grad sehr in Mode kommenden Süsskartoffeln-Fritten aufgefallen sind, habe ich explizit darum gebeten, was allerdings mit einem Aufpreis von 2,00 Euro abgerechnet wurde und mir doch unangemessen viel erschien. Achja, Salate schien es auch zu geben, die wurden hier aber eher nicht so gern geordert.
Nach dem hippen Lifestyle-Ambiente drumherum fiel mir dann nach Fertigstellung des Menüs doch ein kleines Manko ins Auge: das Essen wird in einem schnöden Plastikkörbchen billigster Machart dargereicht. Schade… solche Körbchen findet man sonst in 1-Euro-Shops zum Sammeln der Kleinteile … hier würde ich mir für die Zukunft einfach eine zünftigere Lösung wünschen. Dafür überzeugen hier die Burger und Fleischstücke durch wundervolle Saftigkeit und aromatischem Geschmack, dazu kross gebraten und mit viel Grünzeug und frischen Zutaten garniert und angereichert (Blattsalate, Zwiebelringe, Tomatenscheiben etc.) Die unterschwellige Süsse meiner rustikal geschnittenen, sehr fettarmen Fritten harmonierte überraschenderweise wundervoll mit dem kräftigen, groben Steinsalz. Würde ich jederzeit wieder so wählen… Aber: die Portion war recht dürftig und es hätte durchaus etwas mehr sein dürfen. Und die Empfehlungen der toughen Thekenkraft, als Ergänzung statt Mayo oder Ketchup doch lieber die exotische Sweet Chili Sauce zu nehmen, war genau richtig. Ergibt alles in allem ein ganz stimmiges Geschmacksbild.
Lustig fand ich, dass zwischen Tresen und Küche ein kleiner, nicht mal mannshoher Durchlass besteht, durch den die Thekenkraft immer wieder akrobatisch kraxeln musste. Das ist sicherlich den architektonischen Gegebenheiten vor Ort geschuldet, dürfte dem Personal auf die Dauer jedoch zu viel unnütze Power abverlangen.