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Nach einem schönen und ausgiebigen Frühstück in unserem Ferienhäuschen machten wir uns also frühzeitig auf nach Neuharlingersiel, mit dem Ziel das kleine Städtchen vorab zu erkunden, vielleicht noch ein frisches Fischbrötchen zu essen und mit einem Glühwein am Strand zu sitzen. All diese Träume wurden aber zugrunde gemacht, denn sämtliche Gastronomie hatte an diesem Mittwochvormittag geschlossen. Selbst der örtliche Bäcker war nicht offen, so gab es nicht mal ein trockenes Brötchen oder einen Kaffee auf die Hand. Enttäuscht setzten wir uns auf die Fähre, in der Hoffnung auf der Insel, einem Tourihotspot, etwas Entsprechendes zu finden. Im Gespräch mit mehreren Arbeitern und Tagestouristen konnten wir aber während der Überfahrt erfahren das auch auf der Insel fast alles geschlossen hat, und erst für die Karnevalsflüchtlinge wieder öffnet. Upps, das hatten wir so nicht gedacht. Da auf der Fähre das Handynetz sehr gut funktionierte, bemühten wir also Google, und fanden heraus das zur Mittagszeit das Bistro „Meeresfrüchtchen“ als einziges Restaurant auf der Insel geöffnet hat. Da meine Mädels dann doch schon etwas Hunger hatten, begaben wir uns von der Fähre also erst einmal auf direkten Weg zum Meeresfrüchtchen.
Bistro Meeresfrüchtchen
Das kleine, urige und alte Lokal befindet sich mitten im Dorf. Von außen priesen große Aufsteller auf das Mittagsmahl hin, obwohl laut Öffnungszeiten in der Türe am Mittwoch geschlossen sein müsste. Das junge Team erkannte aber wahrscheinlich die Verpflegungsmisere auf der Insel, und wollte sich das zusätzliche Mittagsgeschäft nicht entgehen lassen.
heute geschlossen???
Ein voller Gastraum und immer wieder wechselnde Tischbelegungen gaben dem Recht. Wir hatten auch Glück, und konnten in einer Ecke des Gastraumes einen Tisch für uns drei und unseren Hund ergattern. Während im alten Haupthaus die Küche und der Straßenverkauf untergebracht ist, befindet sich der Gastraum fast ausschließlich im angebauten Wintergarten. Hier sitzt man auf den Holzstühlen zwar nicht unbedingt gemütlich, für eine Mahlzeit ist das aber ok.
Gastraum
Die Tische sind zwar klein, aber gerade so ausreichend dimensioniert, sodass auch die Teller und Getränke darauf Platz finden. Was uns etwas störte, im ganzen Lokal war es recht frisch, zusätzlich standen, wahrscheinlich um den Bratengeruch etwas zu minimieren, einige Fenster offen. Unser Fenster schlossen wir, als wir am Tisch saßen. Auf großen Schiefertafeln an den Durchgängen wurden, wie schon draußen vor dem Lokal, mehrere Fischgerichte angepriesen. Wer auf die Toilette wollte, musste das Lokal verlassen, und zwei Türen weiter wurde er dann fündig.
Tagesangebote Bistro Meeresfrüchtchen
Ein junger Herr brachte uns aber alsbald auch die Speisekarte und einige der angepriesenen Speisen fanden sich auch dort wieder. Die Speisekarte hielt für jeden etwas bereit, so gab es für Nichtfischesser Schnitzel, Currywurst oder Ofenkartoffel sowie diverse Salate.
Speisekarte Speisekarte
Die Fischkarte enthielt von verschiedenen Matjes, über Fish ‘n Chips zur Scholle bis hin zu Rotbarsch oder Knurrhahn so ziemlich alles was der Fischesser begehrt. Wir wollten nicht unbedingt das große Mittagsmahl, es sollte eigentlich eher ein Mittagsimbiss werden. Nach wenigen Minuten standen unsere Speisen und Getränke fest, und der junge Herr nahm unsere Bestellung auf.
Auszug aus der Speisekarte Auszug aus der Speisekarte
Es sollte werden:
Getränke:
· 1x 0,3ér Jever Pils vom Fass für 3,60 €
· 1x 0,5ér Pepsi Cola für 4,90 €
· 1x 0,2ér trockener Grauburgunder des Weingut Kurt Freund aus der Pfalz für 5,90 €
Auf eine Vorspeise verzichteten wir, als Hauptspeisen wählten wir:
· 1x „Echter“ Matjesteller – drei kalte Matjes - in Sherry, Kräuteröl und in Rauchöl eingelegte Emder Matjes mit frischen roten Zwiebeln und Bratkartoffeln für 16,90 €
· 1x Fish ‘n Chips - frittierter Alaska Seelachs in knackiger Panade und mit Fritten für 16,50 €
· 1x Scholle´n Chips - frittiertes Schollendoppelfilet in knackiger Panade, mit Remoulade und Homestyle-Wasabi-Fritten für 16,50 €
Auf unsere Getränke mussten wir nicht allzu lange warten, nach nicht einmal 5 Minuten waren diese am Platz. Auch hier erfreute ich mich wieder an einem spritzig herben Jever Pilsner vom Fass, die Jever Brauerei ist ja nicht allzu weit weg von der Insel. Der Grauburgunder meiner Frau war auch gut, selbst im Einkauf kein Billigwein, was man auch schmeckte. Zur Cola gibt’s nichts zu sagen, außer dass ich in letzter Zeit immer häufiger feststelle das wieder mehr Pepsi ausgeschenkt wird statt die des großen roten Konkurrenten.
1x 0,3ér Jever Pils vom Fass; 1x 0,5ér Pepsi Cola; 1x 0,2ér trockener Grauburgunder des Weingut Kurt Freund aus der Pfalz
Auch auf unsere Speisen mussten wir nicht lange warten, nach nicht einmal 15 Minuten waren die am Platz. Meine Frau hatte sich die letzten Tage schon immer einen zünftigen Matjesteller eingebildet, und hier nun heute bekommen. Drei große Matjesfilets lagen auf dem Teller, einmal in Sherry, einmal in Kräuteröl und in Rauchöl eingelegt.
„Echter“ Matjesteller – drei kalte Matjes - in Sherry, Kräuteröl und in Rauchöl eingelegte Emder Matjes mit frischen roten Zwiebeln und Bratkartoffeln
Die Matjes waren butterweich und zart, ein wahres Gedicht von Matjes. Die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen waren sehr deutlich wahrnehmbar, wobei uns der Sherry am besten schmeckte. Zum Matjes gab es noch reichlich frische, rote Zwiebel.
viel frische Zwiebel auf dem Matjes
Auch die Bratkartoffeln waren hier mal was anderes. In unseren Augen eindeutig selbst angerichtet, wovon schon die unterschiedlich großen Stücken der Kartoffeln zeugen. Die Bratkartoffeln ordentlich mit Speck und Zwiebel gebraten, und, das habe ich in einer Gastronomie schon lange nicht mehr erlebt, sogar mit Kümmel gewürzt. Das ist sicher mutig, da ich viele kenne die keinen Kümmel mögen. Aber das sind wirklich hausgemachte Bratkartoffeln, so kenne ich sie noch von meiner Oma. Fürs Auge wurden die Bratkartoffeln noch mit frisch gehackter Petersilie bestreut. Dieser Matjesteller hatte es in sich.
sauleckere Bratkartoffeln-mit Speck, Zwiebel und Kümmel
Unsre Große wollte heute einmal ein typisches Imbissessen, oder wie man es im englischsprachigen Raum zu Hauf bekommt, und wählte die Fish ‘n Chips. Das waren zwei dicke und große, mit knuspriger Panade recht dunkel frittierte Alaska Seelachsfilets. Dabei waren die Filets eigentlich ganz gut frittiert, die Panade kross, der Fisch noch schön saftig. Vom Frittierfett keine Spur mehr. Die dazu gelieferten Fritten waren ebenfalls kross frittiert und leicht gewürzt. Die Remoulade, sicher Convenience, war gut man schmeckte aber dann doch die Großhandelsware heraus.
Fish ‘n Chips - frittierter Alaska Seelachs in knackiger Panade, und mit Fritten
Auch ich hatte heute lange mit mir gerungen. Eigentlich war ich auch scharf auf eine ordentliche Portion Matjes, auf der anderen Seite fand ich die Homestyle-Wasabi-Fritten der Scholle´n Chips ganz interessant. Als der junge Herr dann noch sagte das diese was ganz Besonderes seien und sehr lecker wären, stand mein Entschluss fest. Geliefert wurden mir zwei große, frittierte Schollenfilets. Diese waren nicht so dunkel frittiert wie das Alaska Seelachs unsrer Tochter, für mich ganz richtig. Auch hier wieder viel krosse Panade, die Scholle innen noch schön frisch mit ihrem typisch kräftigen Geschmack. Eigentlich wurde die Scholle hier im Frittierfett vergewaltigt-entschuldigt bitte diese Wortwahl-aber Scholle ist ein sehr fettarmer Fisch, und dann wird er hier im Fett ertrunken.
Scholle´n Chips - frittiertes Schollendoppelfilet in knackiger Panade, mit Remoulade und Homestyle-Wasabi-Fritten
Enttäuscht war ich am Ende auch von den so hoch gelobten Homestyle-Wasabi-Fritten. Nichts anderes als normale Fritten wie bei dem anderen Gericht auch, nur das hier eine helle Soße darüber gebracht wurde, welche leicht nach Wasabi schmeckte. Wenn man es weiß wie ordentlicher Wasabi wirklich schmeckt, der weiß das bei einem Happen zu viel die Augen tränen und die Nase für die nächsten Minuten auf alle Fälle frei ist. Das war hier Fehlanzeige. Ich war enttäuscht, und ärgerte mich maßlos nicht doch diesen leckeren Matjesteller gegessen zu haben.
die hochgepriesenen Homestyle-Wasabi-Fritten
Nach einer dreiviertel Stunde waren wir fertig und raus aus dem Lokal. Gut das es gleich unsere erste Anlaufstelle war, denn der Koch machte mit uns nun seine große Mittagspause und sollte erst in über einer Stunde zurückkehren. Wir waren erst mal satt, und konnten nun bei schönstem Wetter die Insel erkunden und an den ganzen geschlossenen Gastros vorbei flanieren. Am späten Nachmittag ging es dann ob der ganzen geschlossenen Kneipen mit vielen enttäuschten Tagestouristen und Bauarbeitern wieder zurück aufs Festland.
Unser Fazit: wir ließen zu dritt 64,30 € im „Meeresfrüchtchen“ auf der Insel Spiekeroog. Es war die einzig offene Kneipe auf der ganzen Insel. Von dem Essen was wir zu uns genommen hatten, würde ich das Lokal nun nicht unbedingt als Fischgaststätte empfehlen, obgleich wir die anderen angebotenen Fischgerichte nicht gesehen haben. Ein uriges Bistro, freundliche Bedienung. Und Matjes, ja der war richtig gut.