"Unser erster Trüffel, oder auch nicht..."
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Ein Italiener der unter der Woche auch Mittagstisch anbietet.
Das war eigentlich geplant, beim nächsten Termin genau diesen Mittagstisch in Anspruch zu nehmen. Aber was bringt die ganze Planerei, wenn Frauchen eines schönen Sonntags meint, wir könnten das Haus doch einfach mal besuchen.
Es hat sonntags durchgehend geöffnet und fällt damit natürlich in unser „Beuteschema“.
Aber wer jetzt in welches Beuteschema fiel, das darf ich Euch im Folgenden schildern.
Wir kamen an diesem sonnigen und milden Sonntag im April an dem Haus an und erwärmten uns schnell für den gemütlichen Außenbereich.
Drei Personen, vermutlich Angestellte und/oder gute Freunde, nahmen dort gerade ihr Mittagessen ein. Wir trugen zwar unser Anliegen vor, aber irgendwie schien nicht ganz rüber zu kommen, wer jetzt nun für was und insbesondere unser Anliegen zuständig war.
Im nett eingerichteten Gastraum versuchte ich mein Glück und erreichte eine Dame.
Ob sie dann die entsprechenden Schritte in die Wege leiten würde war auch da zunächst nicht recht klar.
Als ich wieder draußen war kümmerte sich dann doch ein sehr netter und umgänglicher Kellner um uns. Ob er zu den Dreien zuvor gehörte kann ich nicht mehr sagen. Aber war auch egal. Es ging endlich los. Irgendwie.
Die umgehend gereichte Küchenfibel beinhaltete ein eher zweidimensionales Repertoire. Pizza und Pasta. Etwas Grünzeugs etwas Carne und etwas Pesce. Die Hauptaussage war also Teigwaren vom Herd und aus dem Ofen.
Für mich schon mal kein Problem. Für meine Liebe ebenso wenig.
Ein Weizenbier (0,5 zu 4,20) und ein Spezi (0,4 zu 4.-) waren schnell geordert und kamen auch zeitnah an den Tisch.
Eiswürfel, um die meine Frau in ihrem Spezi bat, leider Fehlanzeige.
Als Vorspeise, wie meist, sollte ein Insalata Italia (9,90) mit Hinterschinken, Ei, Oliven, Peperoni und Käse, explizit für uns beide vorweg geliefert werden.
Hauptprotagonisten auf dem Tisch sollten dann zwei Pizzen sein.
Und dann entdeckte ich eigentlich erst den Aufsteller. Dieser hatte sich zwar nicht versteckt, war aber irgendwie durch eine Aufmerksamkeitslücke unsererseits gerutscht. Gut, anderswo wird gerne mal darauf hin gewiesen, hier eben nicht.
Und auf diesem Aufsteller stand dann tatsächlich eines der Lieblingsgerichte meiner lieben Frau: Spaghetti aus dem Parmesanlaib.
Eine schnelle Kontaktaufnahme mit dem Kellner ergab dann noch die Möglichkeit zu wechseln. Er habe die Pizzenbestellung noch nicht an die Küche weiter geben.
Oh, da denkt einer mit. Nicht selten schlug schon eine frühe Pizza eine Schneise durch den erst halb gegessenen Salat.
Gut, Spaghetti Parmigiana wurden gebongt. Dabei fragte er noch ob wir gerne „frusche Truffel“ drauf hätten. Tja, das wollte dann doch auch mal probiert werden. Trüffel hatten wir bislang noch gar nie gegessen. Zumindest nicht bewusst.
Auf den Salat mussten wir nicht lange warten.
Er erreichte mitsamt zwei Extratellern und einem Körbchen mit Pizzabrötchen seine Henkersbank. Nett anzuschauen war er jedenfalls. Und geschmeckt hatte er ebenfalls. Er war mit einer sehr intensiv-aromatischen Balsamicocreme beträufelt, ansonsten aber eigentlich nicht oder nur homöopathisch angemacht. Das war dahingehend schade, als dass er dann eben nicht durchgehend geschmeckt hatte. Manchmal hatte man eben nur Hasenfutter ohne Extras im Mund und das ist dann doch etwas verschenkt. Der Hinterschinken war ein einfacher und nicht der Rede wert. Die Oliven waren von der geschwärzten Fraktion und daher geschmacklich leider schwach-bitter. Der Rest war absolut in Ordnung. Unterm Strich ein durchschnittlicher Salat dem zumindest eine bereitgestellte Menagerie gut getan hätte.
Die Pizzabrötchen zum Salat waren leider kalt und daher nicht besonders aussagekräftig.
Anschließend fragte der Kellner quasi folgerichtig, ob es weiter gehen könne. So gar nicht der Standard bei dem man eben den Tisch voll gepackt bekommt, wenn irgendwas gerade fertig geworden ist. Gefiel uns sehr!
Meine Pizza Sorpresa sah schon mal ganz passabel aus.
surprise, surprise Man darf natürlich gerne fragen ob die drei Paprikastreifen beim säubern der Arbeitsplatte drauf gefallen oder ganz gezielt darauf drapiert waren, aber in der Karte werden sie jedenfalls erwähnt. Und dem Ei in der Mitte hatte der Ofen auch nicht wirklich gut getan. Ein Elektroofen macht in dem Fall eben auch die Oberseite fest und das hatte dann schon ein seltsames Mundgefühl zur Folge.
Aber genug gemault! Die Pizza war eine richtig gute welche! Ich liebe ja die neapolitanische Art, aber die hier gereichte war irgendwo zwischen der Knackigen und der luftigen Variante. Der Rand war leicht luftig und aber auch schön knusprig.
Der Boden eher knackig-keksig. Aber das passte irgendwie hervorragend zusammen. Der Belag war würzig und reichhaltig genug um ebenfalls zu gefallen.
Diese Pizza würde ich jederzeit wieder bestellen.
Solch ein „Trefferle“ landete meine Frau leider nicht.
Die Spaghetti waren sehr al dente und gerade noch lauwarm. So hatten sie auch Probleme damit den Käse im Laib anzuschmelzen und mit im eine kulinarische Liaison einzugehen. Wohl infolgedessen wurden einige Parmesannester zusammen gekratzt und unter die Spaghetti gemischt. Halb angeschmolzen machten die natürlich gar keinen Spaß.
Ach ja, der „frusche Truffel“.
Der wurde gleich zu Beginn sehr großzügig und sehr dick darauf gehobelt.
Das wunderte mich schon sehr, denn eigentlich ist dieser Fungi doch nicht ganz billig.
Natürlich wurde er dann auch gesondert probiert.
Unser erster Trüffel.
Na was war denn das jetzt?
Etwas nussig, ja, aber sonst? Nix! Zumindest nix was aufgefallen wäre.
Uns kam schon ein kleiner Verdacht der Verarsche.
Aber da hatten wir die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Viel mehr, er hatte sie ohne uns gemacht.
Die Rechnung von 60.- kam mir schon spürbar vor aber wir waren auch mitten im Zentrum und ich hatte schon gemerkt, dass hier andere Preise herrschten.
Die Ernüchterung kam erst zuhause, als uns unsere Tochter fragte. Erst da schaute ich mir den Kassenzettel (um den wir explizit bitten mussten) mal genauer an.
Trüffel kann ich nicht einschätzen und weiß nicht, ob 7,90 dafür passen. Ob es überhaupt ein gescheiter Trüffel war oder die Billigware aus China, sei mal dahin gestellt.
Aber für eine überschaubare Menge Spaghetti aus dem Parmesanlaib, bei der wir fast die Befürchtung haben, dass sie den Laib womöglich nie gesehen hatten wurden 17,90 aufgerufen!
Sehr schlau, wenn man den Preis nicht auf die Tafel schreibt. Und wer gibt sich schon die Blöße nachzufragen.
Da passte der erst auf Nachfrage gelieferte Kassenbon doch irgendwie ins Bild.
Tja wir passten wohl auch ins Beuteschema dieses Hauses.
Die Pizza wäre es wert dort wieder aufzuschlagen. Das Gefühl verarscht worden zu sein, muß sich aber bis zu einem Wiederbesuch spürbar legen.
PS: Beim Bearbeiten der Bilder habe ich tatsächlich auf der Glaswand im Eingangsbereich den Preis der Spaghetti entdeckt. Ich lasse das mal so stehen, denn ein Eyecatcher war das mitnichten. Viel eher dann der Aufsteller...