"Man bezahlt das Ambiente......."
Geschrieben am 30.09.2020 2020-09-30 | Aktualisiert am 02.10.2020
"Neuer Burgbesitzer"
Geschrieben am 21.12.2019 2019-12-21 | Aktualisiert am 21.12.2019
"Gute Mittagsrast an der Loreley"
Geschrieben am 04.10.2019 2019-10-04 | Aktualisiert am 04.10.2019
http://www.gastroguide.de/restaurant/222943/loreleyblick-maria-ruh/urbar/bewertung/39306/
Abends wollten wir dann in Sankt Goar sein. Hier wollte ich meine Frau überraschen, denn wo muss man wenigstens eine Nacht übernachten auf dem Rhein Burgen Weg? Auf einer Burg natürlich, dass wäre möglich gewesen in Oberwesel, Burghotel Schönburg oder eben hier in Sankt Goar, auf der Burg Rheinfels. Weil Freunde dort schon gewesen waren, fiel die Wahl auf die Burg Rheinfels. Ich hatte ein Paket gebucht, Übernachtung und Frühstück, plus ein Menü im Hotel Restaurant, als Geburtstagsgeschenk für meine Frau.
Gegen späten Nachmittag waren wir dann da und standen an der Fallbrücke zum Innenhof zur Burg Rheinfels. Rücksäcke luden wir Innenhof ab. Schön war es hier, ich habe etliche Fotos der Anlage in die Galerie geladen. Ich ging zur Rezeption und wurde dort von einer jungen Dame freundlich empfangen. Reservierung war schnell gefunden, es ging mit der Dame zurück in den Innenhof, Frau und Rucksäcke einsammeln, wieder hinaus über die Zugbrücke in ein angrenzendes Hotelgebäude, in dem sich unser Zimmer befand. Charme der 90er versprühte dieses Gebäude, kein Burgen-Feeling. Aber Platz hatten wir und die Zimmer waren gepflegt. So brachten wir uns für das Abendessen wieder in einen akzeptablen Zustand.
Irgendwann standen wir dann wieder auf dem Innenhof und wandten uns wieder Richtung Rezeption und dem Zugang zum Gastraum. Im Gastraum punktet man mit dem Prunkstück der Burg Rheinfels, ihrer Lage hoch über Sankt Goar und dem Rhein. Die Tische im Gastraum bieten einen atemberaubend schönen Blick auf den Rhein, auch am nächsten Morgen beim Frühstück.
Stilvoll eingedeckt auch unser Tisch. Das konnte bisher alles gefallen.
Der Service fragte nach einem ersten Getränkewunsch, wir bestellten Wasser, perfekt ausgewählte Marke für unser Restaurant
Sowie zwei Aperitif, einen trockenen Riesling Sekt eines Sankt Goarer Weingutes für meine Frau
sowie ein Wermut trocken weiß für mich, ich vermute ein Martini bianco.
Dann bekamen wir die Karte für unser Überraschungsmenü gereicht.
Das las sich ordentlich, wenn auch nicht überschwänglich kreativ. Ein etwas älterer Herr, der dem benehmen nach der Chefkellner im Restaurant war, überreichte uns die Karten und erfragte eventuelle Änderungswünsche von uns. Frau sagte das Dessert nicht so zu, aber der Service bot an, uns später eine Dessertkarte zu bringen und dann ohne Aufpreis bei den Desserts wechseln zu können. Die Küche begrüßte uns dann auch.
Mit Brot und Butter, und nun bekam ich doch etwas Bauchschmerzen, ob das Geburtstagsgeschenk für meine Frau gut gewählt war! Selten habe ich lieblosere Küchengrüße serviert bekommen. Ein schon angetrocknetes Convienience-Baguette kam an den Tisch, pseudo Vollkorn. Mit Butter, einfach so Butter, und als Auswuchs von Kreativität ein Petersilien Blatt obenauf! Boah! Im Ernst jetzt, in diesem Hotel? Lieber Hotel Manager, lieber Küchenchef, wenn ihr keine Lust auf einen sinnvollen Küchengruß habt, dann lasst ihn weg, das hier servierte war schlicht peinlich! Ich bekam einen Anflug von schlechter Laune! Die Küche musste sich wirklich steigern! Wir orderten noch einen Weißwein, den wir schon kannten, einen 2011 Riesling GG Steeger Sankt Jost von Ratzenberger, wie schon in Bacharach getrunken, genauso erfreulich bepreist unter 50 EUR. Den kriegen wir nicht wieder, also noch mal bestellt.
Der Service, in Person des oben angesprochene Herrn, servierte den Wein, wie es sein muss und mit einigen Informationen über das Weingut. Auch der Wunsch nach Burgundergläsern bei diesem alten Wein war kein Problem für Ihn. Das hier war schon mal sehr engagierter als die Küchenperformance beim Gruß. Wir genossen bis zum Beginn des Menüs erst mal den Wein. Irgendwann kam dann Gang eins.
Duett von Fluss und Meer mit Wildkräutersalat hatte die Karte verkündet. Lachs war drauf, eine Mousse auch, ich vermute Flusskrebs, in weitestem Sinne war der Titel des Gangs mit Leben gefüllt. Der Anblick war jetzt inspirierender als beim Küchengruß, aber haute mich jetzt auch nicht von den Socken. Geschmacklich war das alles in Ordnung, aber nur ein kleiner Schritt in Richtung meiner ursprünglichen Erwartungen an das Essen an diesem Abend. Gang zwei war eine Suppe, ganz klassische Viergang-Menü-Folge.
Auf der Karte wurde verkündet Dammwildkraftbrühe mit Wurzelgemüse, dampfend heiß in der Tasse wurde uns das Gericht serviert. Das Foto kann meine aufkommende Hoffnung und Freude nicht unterstreichen. Es tut der Essenz sehr unrecht. Am Tisch erfreuet die Suppe mit einem intensiven Duft nach Wild die Nase, diese Bouillon kann nicht besser machen! Ich war beim Verzehr dabei, mich wieder mit der Küche zu versöhnen. Auch meine Frau hob den Daumen. Ich schöpfte wieder Hoffnung für den Abend. Und inzwischen waren wir mit dem Chefkellner in etwas engeren Dialog getreten, ihn erfreute unser detailliertes Interesse an den Speisen, die kritischen Rückmeldungen dazu ebenso wie unser Interesse an der gut sortierten regionalen Weinkarte. Die Konversation über einen Roten zum Hauptgang ließ schlussendlich diese Flasche auf dem Tisch erscheinen.
Aus Oberwesel vom Weingut Goswin Lambrich sollte dieser Wein sehr gut zum Hauptgang passen. Na dann wollen wir mal schauen, wie er zum Hauptgang rosa gebratene Entenbrust mit Apfelsauce, Ratatouille und Kartoffelnocken passen würde.
Optisch kann man eine Entenbrust nicht besser auf dem Teller präsentieren. Knusprig die Haut, rot-rosa m Inneren, perfekt. Die in Scheiben geschnittene Entenbrust war auf einem gut dazu passenden Ratatouille platziert. So mache ich es bei mir zu Hause auch immer, Ratatouille und Ente sind bei mir wie Bruder und Schwester, nie getrennt. Kartoffelnocken, schön locker und eine schmackhafte und intensive Jus ergänzten das Paar. Beim Verzehr war ich dann versöhnt mit der Küche. Meine Frau mag keine Creme Brulee, deswegen Käse für sie zum Abschluss.
das Dessert geht bei ihr immer, ich hatte mir einen spaßhaften Schlagabtausch mit dem Kellner geliefert mit der Frage, ob er seiner Küche eine ordentlich Creme brulee mit Apfelragout zutrauen würde. Der Herr ließ sich nicht irritieren, und bejahte das, und gewährte mir die Option, bei Nichtgefallen ein anderes Dessert zu wählen. DEAL!
Ein bisschen hatte er doch gebangt, denn nachdem ich den obligatorischen Löffeltest gemacht hatte (craquez) fraget er sofort nach meinem Eindruck. Ich war aber zufrieden, erst mal war nichts oben auf der knackigen heißen Kruste, sehr gut! Zweitens war die Creme darunter kühl. Ist ja alles ganz einfach, aber mindestens 50% der deutschen Restaurants, die Creme Brulee servieren, beherzigen die Essentials nicht! Hier aber war alles gut!
Der Service hauptsächlich in Form des Herrn Chefkellners taute im Laufe des abends immer mehr auf, wir hoffen deswegen, weil wir ehrliches Interesse an seinem Restaurant, den Speisen und den Weinen zeigten und wir seine gute Ausbildung durch entsprechende Rückfragen würdigten. Zum Schluss wurden wir aufs herzlichste verabschiedet.
Kann ich also zum Fazit kommen. Ich veröffentliche keinen Preis für das Essen, weil es Teil eines Pakets war. Dieses Paket war mit 300 EUR bepreist, Übernachtung, Frühstück und Menü, hinzu kamen noch Getränke. Zählt man das alles zusammen, war das für eine einzelne Nacht ein wirklich stolzer Preis (ca. 400 EUR). War das den Preis wert? Ich weiß es nicht. Nach katastrophalen Beginn steigerte sich die Küchenleistung übers Menü, der Service machte Freude im ganzen Hotel. Das Zimmer war aber nicht gehobener Standard. Jetzt waren wir wenigstens eine Nacht Prinzessin und Prinz auf einer Burg am Rhein Burgen Weg, aber ich würde nicht noch mal einkehren, dafür kenne ich zu viele gehobene Hotels, wo mir das PLV angepasster erscheint. Hier bezahlt man Ambiente und Blick.