"Spannendes Konzept...."
Geschrieben am 14.05.2019 2019-05-14 | Aktualisiert am 15.05.2019
"schönes Café mit Konditorei und Mittagstisch - leider nix für Glutenallergiker"
Geschrieben am 27.12.2018 2018-12-27 | Aktualisiert am 27.12.2018
"Save the earth, it's the only planet with wine - sehr symphatischer Itaiener"
Geschrieben am 27.12.2018 2018-12-27
Unser Essensangebot wird in keinen Rahmen gezwängt- wir werden keine bestimmte Küche bevorzugen, ebenso wenig ist eine feste Preiskategorie definiert. Auf der Karte kann daher ein asiatisches Nudelgericht, eine modern interpretierte Currywurst, Seeteufel mit Garnelen, aber auch ein Steak vom emsländischem Rind zu finden sein - nur die Kreativität unserer Köche, die Jahreszeit und die Verfügbarkeit von regionalen Leckereien wird unsere Karte steuern.
Der Clou ist, dass ihr zwischen exakt sieben Hauptgerichten wählen könnt. Alle Gerichte werden ausnahmslos frisch, ohne Zusatzstoffe und vor allem nur in kleiner Anzahl zubereitet. Wenn ein Gericht “aufgegessen” ist, rückt ein neues nach. Das heißt für Euch, dass die Speisekarte sich ständig ändert. Ihr wisst also erst, was wir an diesem Tag Leckeres anbieten, wenn Ihr bei uns zu Gast seid.
Dann verweist man auf seine FB Seiten für weitere, aber nicht sehr detaillierte Informationen zum Speisen Angebot des jeweiligen Tages. Müssen wir also mal hin und selber schauen. Es fand sich dann der Abend des 10. Mai und zwei neugierige Pärchen machten sich auf den nicht so weiten Weg in die Lingener Innenstadt. Lange war ich da nicht mehr gewesen. Lingen ist die Kreisstadt des Emslandkreises und hat durch geschickte (manche nennen es hemmungslose) Industrieansiedlungspolitik einen recht hohen Wohlstand erarbeitet, der ausgelebt werden kann, so lange AKW, Raffinerie und weitere chemische Betriebe keine Störfälle vermelden. Sollte also ein gutes Umfeld ergeben für dieses Gastrokonzept, für das es kulinarisch aufgeschlossene Menschen braucht.
Man residiert in den renovierten Räumen des alten Ratskeller neben dem historischen Rathaus am Lingener Marktplatz.
Vor ein paar Jahren war hier eine ambitionierte gehobene Gastronomie krachend nach zwei Jahren gegen die Wand gefahren, das Gebäude hatte dann noch ein paar schnell verschiedene Conviniencefood Konzepte gesehen, nun hat sich eben das Sieben hier etabliert durch seinen Mastermind Markus Quadt, der das Gebäude dafür pachtet. Tritt man ein in den recht großen, zweigeteilten Gastraum
erblickt man ein renoviertes, recht kühl gestaltetes Ambiente. Die alte Gebäudesubstanz wurde wirkungsvoll erhalten und mit einem modernen Innenraum versehen. Dort kann man sich wohlfühlen, wir nahmen an unserem reservierten Tisch für Vier Platz. Das Konzept ist ja oben beschrieben, was einen am Besuchstag erwartet, wird nicht expliziert erläutert im Vorfeld. Am Tisch dann ein Aufsteller mit sieben kleinen Kärtchen, auf denen die Hauptgerichte des Abends verkündet werden.
Die Vorspeisen und Desserts auf einem Blatt zusammen mit den Getränkeangebot, welches auf einem Klemmbrett am Tisch ausliegt.
Erst mal Überblick gewinnen, der Service kennt das wahrscheinlich schon und fragt von sich aus erst einmal nur Aperitif und Wasserwunsch ab. Mit dem bestellten Wasser und Bier kommt ein Küchengruß, Brot
Früchtebrot und Sauerteigbrot hausgebacken mit Butter serviert. Inzwischen hatten wir die Weinkarte inspiziert und uns im recht kleinen, aber akzeptablen Angebotsumfang für Weißburgunder entschieden. Im Glas war dieser Wein aus 2017
aus Württemberg mit dem Namen Wanderlust der Weinschwestern aus Löwenstein nicht weit von Heilbronn ein guter erster Begleiter. Später wurde noch ein Roter dieser Damen verkostet, auch dieser Spätburgunder ein recht ordentlicher Wein.
Angesichts der in unseren Breiten in der nicht sehr gehobenen Gastronomie schmerzlich vermissten Kreativität in Sachen Weinangebot war diese Weinkarte wirklich mal ein Lichtblick. Die Runde hatte inzwischen ihre Bestellungen beisammen. Die beiden Damen am Tisch bestellten vorweg eine Suppe.
Topinambur-Schaumsüppchen mit vegetarischer Frühlingsrolle sollte es sein. In diesem Leben werde ich das schwärmen für Topinamburgerichte nicht mehr nachvollziehen können, aber die beiden Deerns waren sichtlich zufrieden mit der Suppe und der asiatischen Rolle. Für die beiden Herren am Tisch dann vorweg das "Gedeck"
nein, es war kein Schnaps dabei! Sondern ziemlich coole Frischkäsecremes mit getrockneten Tomaten, Nüssen, gesalzen, ein Petersilienpesto und wieder begleitet durch ein sehr schmackhaftes Hausbrot. So konnte man die Zeit bis Hauptgang gut verbringen. Ich bitte schon mal im Vorgriff für die bedenklich schlechte Belichtung mancher Fotos um Verzeihung, aber die Lichtverhältnisse waren heikel und Nachbearbeitung kam an seine Grenzen, ich verwende niemals Blitzlicht im Restaurant. Also zu den Hauptgerichten, es sollte folgendes von den Sieben Alternativen serviert werden.
Lachsstreifen, Zitronentagliatelle, Spargel, Kirschtomaten
Gefüllte Poularde, Rucola, Thai-Mango, Balsamico, Cashews, getrocknete Tomate
Spargel-Zitronen-Risotto, Parmesan, Konoblauch. Es wurde ein wenig über Kreuz probiert. Mein persönlicher Eindruck zu den Gerichten, der Fisch-Pasta-Teller war sehr ordentlich. Lachs gut gegart, im Kotelettschnitt, die Pasta mit Zitronenaroma, al dente, dazu gelbe Tomaten. Ordentliches Gericht. Beim Risotto war ich weniger begeistert. Spargel und Knoblauch waren drin, und geschmacklich gut wahrnehmbar. Der Reis war hier das Problem. Auch wenn ich zugebe, dass es in meiner Region schwer ist, den Reis wirklich al dente zu servieren, das war viel zu weich, der hatte gar keinen Biss mehr, und erinnerte nur noch an Milchreis....ich hoffe nicht, das es einer war. Es gibt ja Menschen, die meinen, Milchreis wäre ein akzeptabler Ersatz für Vialone, Carnarolo oder Arborioreis. Bedingt gut könnte man hier stehen lassen. Ich hatte mir die Poularde bestellt, serviert wurde ein schmackhafter Salat Teller mit allen oben genannten Zutaten, einer ordentlichen Vinaigrette sowie einem nicht genannten Ziegenkäse, der aromatisch keine Probleme hatte, seine Duftmarken zu hinterlassen. Mir gefiel der Teller so wie er war. Hintendran gab es auch noch Dessert.
Zitronen-Tarte mit Joghurt-Minz-Sauce. Über die Sauce lege ich mal einen Mantel des Schweigens. Von der Konsistenz eher Quark als Joghurt fragte ich mich, was soll diese "Creme" bei der dieser wirklich gut gelungenen Tarte? Diese machte nämlich wirklich Freude, ein Mürbeteig garniert mit einer sauren, mit viel Zesten gewürzten Creme. Sehr lecker!
Der Service agierte über unseren Besuchsabend sehr ordentlich. Zwei offensichtlich ausgebildete Stammkräfte wurden von ein paar Aushilfen unterstützt, die sie aber gut am Zügel hatten und die somit auch ordentlich agierten. Über den Abend in Sachen Service keine Beschwerde also.
Kann ich zum Fazit meiner Kritik kommen. Spannendes Konzept, was aber auch die Küche fordert, immer wieder spannendes Dinge zu kreieren. Nicht nur in Sachen Gerichte! Man ist dabei, regionale Gästeköche einzuladen. Wenn das alles so engagiert bleibt, kann das so klappen. An unserem Besuchsabend war der Gastraum fast komplett gefüllt.