Montag: | 12:00 - 18:00 Uhr |
Dienstag: | 12:00 - 18:00 Uhr |
Mittwoch: | 12:00 - 18:00 Uhr |
Donnerstag: | 12:00 - 18:00 Uhr |
Freitag: | 12:00 - 18:00 Uhr |
Samstag: | 12:00 - 18:00 Uhr |
Sonntag: | Ruhetag |
"Bemerkenswertes Lokal!"
Geschrieben am 01.01.2021 2021-01-01 | Aktualisiert am 07.01.2021
"Praktisch gelegen und gut zum draußen sitzen"
Geschrieben am 31.12.2020 2020-12-31
"in der Fußgängerzone"
Geschrieben am 17.11.2020 2020-11-17
Auch so gab es einiges zu bestaunen, zuallererst eine Location, die ebenso in New York und London funktionieren würde oder jedenfalls im Frankfurter Bankenviertel. Ein 8 Meter hoher Saal, der die Blicke nach oben zieht, an den Wänden teilweise großformatige, jedenfalls hochwertige/hochpreisige moderne Kunst. Designer-Kronleuchter und cognacfarbenes Parkett. Hier wird Ausgehen zeitgemäß zelebriert. Passend (selbstironisch?), dass in luftiger Höhe eine Kanzel in der Ecke klebt. Ein weiterer Hingucker der imposante Tresen, hinter dem sich links und rechts eines monumentalen Lüpertz-Gemäldes die dramatisch illuminierten Spirituosen-Regale nicht nur seitlich, sondern auch mehrere Meter nach oben erstrecken.
„Hä, wie kommt man da ran?“, denkt noch der einfache Provinzler, da setzen sich die Flaschenreihen wie von Zauberhand in Bewegung. Für manche (mich!) sicherlich der schönste Paternoster der Welt...
Nur schade, dass wir nicht an den weiß eingedeckten Tischen mit Blick auf die nur von einer Glasscheibe getrennte Küche Platz nehmen durften. Stattdessen in einem langen, schmalen und vor allem deutlich niedrigeren Vorraum.
Wo sind die Katzen?
Möglicherweise mal ein Flur oder eine Terrasse, die später überdacht wurde.
Vom Stadtgarten aus gesehen
Als Höchststrafe sollte es dann auch noch der Tisch am Eingang sein, von dem wir nicht einmal einen Blick in den Gastraum hätten werfen können, dafür auf den Gang zu den Toiletten. Das war nicht so schön - im Gegensatz zu den Waschräumen selbst. Auch hier alles edel gestylt
Edel wäscht die Welt die Hände!
und statt schnöder Musik gab es das Märchen vom König Drosselbart auf die Ohren. Musste erstmal drauf kommen.
Zurück zum Tisch - immerhin durften wir etwas aufrücken. Ich vermute, dass es sich hier um Ausweichplätze, vielleicht auch nur für das Mittagsgeschäft handelt. Tischdecken gab es in diesem Bereich nicht, wodurch einerseits die schönen Marmorplatten zur Geltung kamen, andererseits recht lautes Geklapper bei jedem Einsetzen. Insgesamt herrschte an diesem Montagabend im fast ausreservierten Restaurant eine lebhafte Atmosphäre mit zur Stimmung passender Musik. Gerade richtig, um die Menschen am eigenen Tisch noch und die an den Nebentischen nicht mehr zu verstehen.
Ein Mitarbeiter versuchte etwas lahm, uns mit dem „schönen Blick auf den Stadtgarten“ zu trösten. Wozu man wissen muss, dass das überschaubare Rasenviereck mit Randbewuchs von den Studierenden des benachbarten Seminars nur „Rattenklo“ genannt wird...
Aber es war ja nett gemeint. Was der Service wohl als Motto des Abends gewählt hatte. Unsere junge Dame war sehr engagiert und sehr freundlich und versuchte wahrlich, alles richtig zu machen. Dafür schon mal einen halben Stern extra.
Ansonsten sei letztmalig der aktuell wieder sehr bissige Gault&Millau bemüht: „Der Service agiert so freundlich-bemüht wie ahnungs- und kopflos.“
Ein Beispiel? Eine halbe Stunde nach unserer Ankunft bekam ich einen Anruf, mit der Frage, wo wir denn blieben. Die Empfangsdame mit Telefon am Ohr stand dabei zwei Meter von uns entfernt.
Auch Tristan Brandt war zugegen, schritt mehrfach durch die Reihen und wünschte einen schönen Abend. Allerdings nur ausgesuchten Gästen. Andere wurden regungslos angeschaut. Ob nun Klischee oder nicht, ich finde das einfach unhöflich.
Ganz anders der Barkeeper, der mich bei einem staunenden Gang durch die Räumlichkeiten freundlich begrüßte, mein Interesse an den Bildern sah und mir ein weiteres bemerkenswertes Detail des 959 anbot: In einem Restaurant, das einen eigenen Katalog seiner ausgestellte Kunstwerke aufgelegt hat, war ich vorher noch nicht gewesen!
Der Katalog zur „Ausstellung“
Später mixte mir der Herr der Flaschen auch noch feine Cocktails.
First of all: Last Word!
Daher: Mein Mann des Abends! Hätte auch der oder die Weinkellner werden können, wenn denn mal einer vorbei gekommen wäre. Das war dann erst spät der Fall, als sich die Reihen im Wichtig-Bereich gelichtet hatten. Aber wir wissen ja, was uns schmeckt und wählten selbst aus der umfangreichen, durchaus noch fair kalkulierten Getränkekarte.
Das Sanssouci-Wasser etwa, wird mit 7 Euro pro Flasche berechnet; das war auch der Preis der zusätzlich georderten, glasweisen Weine. Die Weinbegleitung zum Menü hätte 10 Euro pro Glas/Gang gekostet.
Das Menü begann bei 105€ Euro, eher ein Angebot, das man wohl ablehnen soll, denn ein oder zwei Gänge mehr werden nur mit jeweils 10 Euro zusätzlich berechnet. Aber auch 125 Euro für 6 Richtige ohne Zusatzzahl ist schon etwas teurer, zumal das Pre-Dessert „mitzählte“. Zudem wurden keine klassischen Luxusprodukte verarbeitet, was selbstverständlich den Genuss nicht zwingend schmälert, aber beim PLV zu berücksichtigen ist. Aufgrund der Getränke noch ganz knapp überdurchschnittliche 3,5 Sterne.
(Dass wir hier übrigens nur eine Zwischenrechnung erhalten sollten und auf Nachfrage zunächst Unverständnis ernteten, erstaunte mich doch ein wenig.)
Nach dem Motto „Besser gut zugekauft als schlecht selbst gebacken!“ gab es dreierlei Brot von Bäcker Kapp aus Neu-Edingen.
Von Bäcker Kapp aus Edingen
Auch ohne die Bestätigung des studierenden Familienmitglieds hätte ich das überregionales Renommee der Kapp’schen Backwaren schon am verschwörerischen Tonfall der Service-Fee erkannt. Das Baguette war frisch, ansonsten nichtssagend. Die Sauerteig-Variante sehr gut und die Curry-Ausführung klasse, deutlich und schön knusprig. Dazu wurde mit Olivenöl aufgeschlagene Butter gereicht, der Limette einen frischen Kick versetzte.
Zum Amuse kam noch ein mit Sepia-Tinte schwarz eingefärbtes Brot mit Cranberries, sehr lecker.
Cranberry, Tinte und Brot
Die kleine Gaumenfreude wollte viel, vielleicht etwas zu viel. Ein Falafel dazu ein mit Ras El Hanout geschärfter Schaum, Krautsalat für den Knack, Granatapfel-Gel und eine Crème auf der Basis von schwarzem Knoblauch.
Falafel, we were not Amuse
Das war kräftig, aber auch die vielen Texturen konnten nicht darüber hinweg täuschen, dass das Hauptdarstellerchen arg trocken geraten war. Das bekommt nicht jede, aber doch so manche Falafel-Bude besser hin. Kein schlechter, aber etwas unglücklicher Küchengruß.
Als eigentlicher Menü-Einstieg erwarteten uns zwei Tranchen vom gebeizten Lachs, der nicht sonderlich in Erinnerung blieb, vielleicht weil sein sehr salziger Kaviar irritierte. Vermutlich sollte das aber so, denn eine Selleriecrème war arg intensiv und süßlich. Das dämpfte sich gegenseitig. Durch eine Kimizu mit Blutorange und einem Gel von Kalamansi kam aber genügend Frische auf den Teller. Insgesamt hat es dann gepasst und auch hier vergaß der Koch die Knusperfreunde nicht und garnierte mit Bruch von Piemonteser Haselnüssen.
Gebeizter Lachs
Die Tupfenmalerei aus der Quetschflasche ist keine Sache des Geschmacks, nur Geschmacksache...
Beim Zwischengang waren wir begeistert von einem halbierten, knusprig gebackenen Wan-Tan mit einer klar erkennbaren Morchel-Füllung.
Gebackener Wan-Tan
Zwiebel-Sud, Schaum von Sherry-Essig und vor allem die himmlisch feine Kartoffel-Mousseline sorgte für was wohl? Richtig, die allseits geliebte Molligkeit!
Leider legte die Küche nun eine Pause von über einer Dreiviertelstunde ein.
Vielleicht schauten wir daher eine Kleinigkeit kritischer auf den folgenden Fischteller.
Weisser Heilbutt
Ein überschaubares Stück Weißer Heilbutt war durchgebraten, aber noch nicht trocken; unschön die völlig schlappe Haut, zudem ließ er fast jede Würzung vermissen. Dafür war wohl der salzige Tiroler Speck in schön kross gebackenen Segeln gedacht. Erneut aus der Soulkitchen die nicht zu weichen Fregola Sarda in cremiger Parmesansoße. Die angekündigten Steinpilze waren leider durch Pfifferlinge ersetzt worden.
Mit dem Fleisch kamen ein neues Messer und unsere uneingeschränkte Zufriedenheit zurück.
Hirschkalbsrücken
Der Hirschkalb-Rücken war perfekt gegart, mit Geschmack und Struktur, trotzdem zart. Die Jus hatte Tiefe und war mit schwarzen Oliven nochmals kräftig gepimpt. Wunderbar abgepuffert durch ein intensives Püree von Petersilienwurzel und Kürbisnocken. Die Pfifferlinge blieben in diesem Herbstfestival nur Staffage. Ganz im Gegenteil zu den im Wildfett gebratenen Pankobrösel, die zusammen mit etwas Kräuter-Öl dem Ganzen eine schöne Fülle verliehen.
Danach war für den Gaumen dringend Erfrischung angesagt. Mit Joghurt, weißer Schokolade und Limetten-Gel war dafür ein Grundstein gelegt, der durch einen Gin-Tonic-Sud und knackige, eingelegte Gurkenscheiben herausfordernd herb und säuerlich ausgebaut wurde. Den Knusper steuerten bei diesem Teller zwei leichte Baiser-Stäbchen bei.
Gin, Tonic, Gurke
Im Menü-Konzert wäre jetzt der Schlussakkord mit einem Schoko-Dessert erklungen. Nicht unbedingt meins und da kein Käse angeboten wurde, bat ich um einen alternativen Abschluss.
Mit kreativen Texturen von Mango, Passionsfrucht, Kokos, aber auch Estragon und Koriander(!) erfüllte die Küche diesen Wunsch inhaltlich kreativ und mustergültig.
Mango, Coconut, Passionfruit
Die Patisserie im 959 überzeugte also auf ganzer Linie und daher war es auch keine Überraschung, dass geflämmter Lemoncurd und Salzkaramell-Pralinée perfekte Rausschmeißer waren. (Foto leider nur in der Galerie)
Bei den Tellern vorher hatte ich ab und an das Gefühl, dass sehr viel Wert auf die Optik gelegt wird, ohne sich zunächst auf perfektes Handwerk zu konzentrieren. Aber kein Beinbruch, auch das Essen hat in der Gesamtschau gepasst. Ist es da noch eine Frage, dass ich gern wiederkommen und dann auch das Ambiente in der „Kathedrale“ genießen würde?