"Fast schon zu konstant"
Geschrieben am 28.03.2016 2016-03-28
SpeisePlan | 28.03. - 01.04.2016
Montag
Lammfilet
Bohnen | Rosmarinkartoffeln
€ 13,50
Dienstag
Chili con Carne
€ 11,00
Mittwoch
Quiche
Ziegenkäse | Wildkräuter
€ 11,00
Donnerstag
Lachstatar
Rösti | Schnittlauch
€ 12,00
Freitag
Ligurischer Fischeintopf
€ 13,00
Montag: | Ruhetag |
Dienstag: | Ruhetag |
Mittwoch: | Ruhetag |
Donnerstag: | 16:00 - 01:00 Uhr |
Freitag: | 16:00 - 02:00 Uhr |
Samstag: | 14:00 - 02:00 Uhr |
Sonntag: | 11:00 - 03:30 Uhr |
Anlässlich meines 62. waren wir wieder einmal im Tesoro. Da weiß man, was man hat, war das Leitmotiv. Da wir zeitig reserviert hatten, bekamen wir wunschgemäß unseren Fensterplatz an einem geräumigen Vierertisch. Wir lieben es, langsam die Nacht hereinbrechen zu sehen und das Treiben auf der Straße und vor dem gegenüberliegenden Jante zu beobachten.
Begrüßt wurden wir vom Vater des Chefs wie alte Freunde (immerhin kennen wir uns über 35 Jahre, er hat in unserer sehr aktiven Zeit im Lello gekellnert und hatte uns nicht in schlechter Erinnerung). Er brachte uns auch zum Tisch, bot an, die Garderobe abzunehmen und zu verstauen. Wir mögen aber "angezogene Stühle". Ein lieber Mitstreiter tadelte kürzlich diese Unsitte. Als wir um 18:45 Uhr eintrafen, war das Restaurant noch recht leer, füllte sich dann aber zusehends. Die junge weibliche noch etwas unerfahrene Servicekraft räumte die beiden überflüssigen Gedecke schnell ab und fragte, ob ein Aperitif gewünscht sei. Ich glaube, sie ist die einzige im Restaurant, die noch fragen muss. Der eiskalte Roederer wurde in neuen Gläsern mit Logo serviert. Das war schon einmal ein schöner Einstieg für 2 X 11,50. Die Gläser sehen toll aus, ästhetische Champagnertulpen. Was ich immer vermisse, sind Moussierpunkte im Boden, von denen die Bläschen in Spiralen aufsteigen. Solche hatte ich erst einmal im Leben, ich denke, es waren Taittinger-Gläser. San Pellegrino im Kühler kostet 5,90. Erwähnenswert finde ich die nach wie vor sehr bequeme langzeittaugliche Möblierung und die praktischen einbeinigen Tische.
Das Amuse gueule bestand heute aus einem Mini-Dreier-Caprese. Der bestellte Lucente (fair kalkuliert mit 55.- bei einem Einkaufspreis von 26.-)wurde geöffnet und heute nicht dekantiert (Daniel hatte seinen freien Tag). Die angebrochene Flasche wird statt in einem Flaschenkorb im Tesoro immer in einem Flaschenhalter aufbewahrt in Form einer geöffneten Hand. Einer davon sei gerade gestohlen worden, berichtete Signore Alan-Felipe (?). Ersatz für diese Rarität findet man nicht. Er wisse sogar, wer es gewesen sei, aber was solle man machen? Zum hervorragend frischen und knusprigen Weißbrot wurde fruchtiges Olivenöl in die dafür vorgesehenen Tellerchen gegossen. Im Prinzip könnte ich an dieser Stelle abbrechen, denn mit Weißbrot, schönem Rotwein und Öl bin ich glücklich und könnte dabei bleiben.
Statt eines solchen geschäftsschädigenden Verhaltens bestellte ich von der Tageskarte die Jakobsmuscheln für 16,90 (fünf mit Salat auf Wassermelonencarpaccio). Wie immer waren sie perfekt. Die recht süße Wassermelone harmonierte perfekt mit den Muscheln. Ich blieb bei der Tageskarte. Es folgten hausgemachte Tagliolini mit Trüffeln als kleine Portion (15,90). Wunderbarer Duft. Danach kam die zweite Gabe des Hauses, ein sehr frisches Blutorangensorbet mit etwas Schokolade. Dreierlei vom Lamm nahm ich als Hauptgericht (24,90). Es war Lachs, Kotelett und Keule, perfekt dunkelrosa im Inneren. Dazu hatte ich Marktgemüse und Kartoffeln. Mein Teller war ziemlich voll, und das gut tournierte Gemüse war nicht nur einmal durch die Brühe gezogen worden, sondern schmeckte mir sehr gut.
Meine grundsätzlich nicht experimentierfreudige Frau wählte Vitello tonnato, Spaghetti aglio e olio und ihr übliches Pfeffer-Rumpsteak (12,50+6,50+22,50). Da meine Frau nur dies für genießbar hält im Tesoro, sind wir leider nicht öfter hier. Wäre der Chef, Herr Alan, anwesend gewesen, hätte ich ihn gefragt, wann denn endlich mit ein wenig Aufwertung beim Fleisch zu rechnen sei. Ein Bistecca fiorentina, Kalbskotelett und Rinderfilet würden sich hervorragend auf der regulären Karte machen (von mir aus auch auf Vorbetellung) und wären herausragend in Hannover. Ein Bistecca fiorentina gab es nur vor langer, langer Zeit im Mamma Raffaele, als es noch in Hainholz war. Dies würde die Position gegenüber dem Jante auch entscheidend stärken. Stattdessen mit eher abgedrehten Kombinationen wie Rumpsteak mit Wasabi-Kruste zu punkten, dürfte schwieriger werden.
Da ein Dessert nicht mehr passte, baten wir um die Rechnung. Der Vater des Chefs ließ es sich natürlich nicht nehmen, mit ihm einen Schluck von seinem besten Barrique-Grappa zu genießen, ein wirklich exzellenter Tropfen. Die Gesamtrechnung lag bei 184,40.
Der Service war untadelig und sehr liebevoll, hatte allerdings nicht ganz die Daniel-Klasse.
Den Farbstich durch die sehr intensive Leuchttheke zu entfernen, ist sehr mühsam und gelingt nicht immer.
Natürlich werden wir weiter treue Gäste bleiben, wenn auch wegen oben erwähnter Gründe nicht so oft.