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Nach dem heutigen Einsatz (an einem Samstag in der zweiten Julihälfte) sind wir herrlich müde und hungrig. Gottseidank hält das Wetter und lädt verlockend zu einem Besuch der Aussengastronomie ein. Der Berghof Rössle steht schon länger auf meiner Wunschliste, erweist sich aber als reichlich abseits gelegen. Vom Waldhufendorf Beinberg (offiziell einem Stadtteil des Kurortes Bad Liebenzell) führt in malerischer Höhenlage eine Stichstrasse zum Rössle. Ohne Hinweisschild an der Hauptstrasse würde man es wohl kaum finden. An der Fassade des traditionell schindelverkleideten Hauses prangt am Giebel das Abbild eines Auerhahns. Nebst einem schmucken Gastraum im Innenbereich kann das Rössle mit einem grosszügigen Biergarten am Waldrand punkten. Bäume und Sonnenschirme spenden reichlich Schatten. Selbst am heutigen Samstagnachmittag ist noch ausreichend Platz an den Tischen, so dass auch hier sehr viel Sicherheitsabstand gewahrt werden kann.
Dank der komfortablen Öffnungszeiten (kein Ruhetag, wochentags lediglich eine kurze Pause zwischen 15:00 und 16:30, wochenends durchgehend geöffnet) freuen wir uns mitten am Nachmittag schon auf ein warmes Essen. Die von meinem Vorredner noch vor 6 Jahren erwähnte andalusische Küche dürfte allerdings schon eine Weile passé sein. Als aktuelle Karte dient eine mit Kreide beschriftete Schiefertafel, die von der Bedienung mühevoll an den Tisch getragen wird. Eine coronabedingte Massnahme oder ein besonderer Gag? Im Angebot sind deftige Speisen und Spezialitäten der schwäbischen und badischen Küche: Schnitzel in mehreren Variationen, Rostbraten, Spinatknödel, Spätzlespfanne, Wurstsalat – vermutlich den Vorlieben der hier vorbeikommenden Wanderer und Radfahrer angepasst.
Erst scheint die Bedienung nicht sehr amused, dass wir offenbar zur Unzeit eintrudeln und auch noch etwas essen wollen, doch ihre Stimmung bessert sich mit fortschreitender Stunde. Wir wählen das Jägerschnitzel mit Spätzle und Salat (14,50 Euro) und die Spätzlepfanne mit Pilzen und Salat (9,90 Euro), dazu ein alkoholfreies Weizen (3,50 Euro) und eine grosse Cola zero (3,00 Euro). Beide Speisen zeigen beim Servieren verwandtschaftliche Verhältnisse: der gleiche Beilagensalat mit hellem Sahnedressing, die gleichen Convienence-Spätzle, die gleiche Fertigrahmsauce, die gleiche Pilzmischung. Um es vorneweg zu nehmen: kulinarisch kein Höhenflug, eher verhaltenes Mittelfeld, ohne erkennbare optische oder geschmackliche Besonderheiten oder Anstrengungen. Die Portionen sind jedoch ansehnlich und sättigend, Geschirr und Gläser sauber, die Wartezeiten kurz. Laut Homepage scheint es werktags zwischen 11:00 und 15:30 einen sehr günstigen Mittagstisch zu geben: den Schwäbischen Sparteller für 5,90 Euro (ich vermute Spätzle mit Rahmsauce), ein komplettes Menü mit Dessert für 9,90 Euro. Könnte man mal ausprobieren, wenn man mal wieder hungrig unterwegs ist.
Wer das Rössle mit dem Auto anfährt, kann mit kostenfreien Parkplätzen direkt am Haus rechnen. Aber Achtung: die Strasse entpuppt sich als Sackgasse, wartet jedoch wenige Hundert Meter weiter vorne mit einer wundervollen Aussicht auf die Schwarzwaldhänge und Burg Liebenzell auf. Für Wanderer und (sportliche!) Radfahrer ist die Gegend sowieso ein Eldorado. Der Waldhufendorf-Lehrpfad scheint hier sogar vorbei zu führen. Wer auf herzhafte Küche ohne viel Schnickschnack steht, wer gerne an einem ruhigen, schattigen Ort draussen sitzt, wird sich hier sicherlich wohlfühlen. Auch coronabedingte Massnahmen wie persönliche Registrierung, mehr als ausreichend Abstand zwischen den Gästen, Desinfizierungsmöglichkeiten am Lokaleingang werden mustergültig umgesetzt. Dass auch die Toiletten tipptopp sauber sind, versteht sich von selbst. Einziges Manko: sie befinden sich im Untergeschoss und mit der geschwungenen Treppe dürften Menschen mit Handicap wohl etwas Probleme haben.