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Seit dem letzten Besuch hatte sich so einiges verändert. Der kleinere Gastraum zur Linken erschien in neuem Gewand. Es dominierte Naturholz in unterschiedlichsten Facetten. Freiliegende Balken durchzogen die Decke, während die mit unterschiedlich starken Holzelementen verkleidete Wand ein unregelmäßiges Muster in 3D-Optik zeichnete. Über helles Holzlaminat ging es zu unserem Zweiertisch, der sich in gemütlicher Eckposition direkt neben der rustikalen Wandverkleidung befand.
Die massiven Bistrotische waren ebenfalls aus hellem Holz gefertigt. Lediglich ein Bierkrug mit dem Besteck sowie eine Kerze bevölkerten die schlicht dekorierte Tischplatte. Die einfachen, in wesentlich dunklerem Ton gehaltenen Stühle wollten nicht so recht zum restlichen Mobiliar passen. Die indirekte Beleuchtung über der Echtholzverkleidung sowie einzelne in die Decke eingelassene Spots sorgten für angenehme Lichtverhältnisse. Generell ging es im Gastraum eher ruhig zu. Als würde sich die Ruhe des Waldes im behaglichen Inneren des Lokals fortsetzen. In dieser entspannt familiären Atmosphäre fühlten wir uns sehr gut aufgehoben.
Dazu trug auch die Herzlichkeit der Gastgeberin bei. Gabi Sanda leitet den Service mit Umsicht und Leidenschaft. Bei ihren Gästen gibt sie sich kommunikativ und gibt bereitwillig Auskunft. Gerne öffnete sie den Merlot vom Weingut Scholler (Birkweiler), der eigentlich nur als Flaschenwein auf der Karte stand, um den leckeren Roten uns als Viertel offen auszuschenken. Für 7 Euro ein wirklich feines Tröpfchen, das unsere Hauptgerichte adäquat begleiten sollte und von dem wir gerne noch ein zweites „Viertele“ orderten.
Ihr Mann Franz ist gebürtiger Österreicher, was man beim Speisenangebot eigentlich kaum bemerkt. Nur mit dem Tafelspitz in Meerrettich-Sahne-Sauce und Salzkartoffeln (15,50 Euro) von der Empfehlungstafel verrät er kulinarisch seine Herkunft. Sanda ist viel herumgekommen bevor er zusammen mit seiner Frau im friedlich gelegenen Eußerthal sesshaft wurde. Er kochte schon unter der Ägide von Saumagenpapst Manfred Schwarz im „Schwarzen Hahn“ zu Deidesheim und als er für ein halbes Jahr in Kubas Hauptstadt Havanna gastierte, durfte er sogar für den damaligen Staatspräsidenten Fidel Castro den Kochlöffel schwingen.
Sandas Speisenpalette präsentiert sich heuer im gutbürgerlichen Kontext. Klar, gibt es hier die berühmten Eußerthaler Forellen aus der Zucht von Dominik Hans gerade ein paar Meter weiter die Straße hoch. Sie werden in den Varianten „Blau“ bzw. „Müllerin“ sowie in Mandelbutter oder mit Knoblauch, Speck und frischen Kräutern angeboten und kosten 15 bzw. 17 Euro. Sein Wildfleisch bezieht Sanda von der örtlichen Jagdgemeinschaft. Auf der Tafel mit den Saisonempfehlungen war es in Form von Wildschweinbraten, Hirschragout und Hirschleber (preislich alles knapp unter 20 Euro) vertreten. Für Freunde urdeutscher Fleischküche werden auch Rumpsteaks und Schnitzel angeboten zu erfreulich fairen Preisen offeriert. Das Angebot wird ergänzt von zwei Suppen und einer Handvoll Vorspeisen.
Zu der mit Bedacht zusammengestellten Auswahl an Speisen gesellte sich noch ein dreigängiges Menü für erschwingliche 28,90 Euro. Es bestand aus einer Grünkernmehlsuppe mit Markklößchen, einem in Spätburgunder gegarten Hirschragout mit Haselnussspätzle und Rotkraut sowie einem hausgemachten Lebkuchenparfait mit Cognac-Pflaumen. Ein Angebot, das zumindest meine Verlobte nicht ablehnen konnte.
Auch ich orderte die Grünkernmehlsuppe (5,50 Euro) als Vorspeise, entschied mich dann aber für südamerikanische Fleischware, die als Rumpsteak in Pfefferrahmsauce mit Pommes Frites für 18,90 Euro in der Karte stand. Meinem Wunsch, die frittierten Kartoffelstäbchen durch Eierspätzle zu ersetzen, wurde gerne entsprochen. Das Eußerthaler Tafelwasser war für uns durstige Wanderer genau die richtige Wahl. Es belief sich auf ländliche 3,50 Euro für die 0,7l-Flasche.
Die mit etwas Sahne verfeinerte, wohltemperierte Grünkernmehlsuppe basierte auf einem schmackigen Fundament aus würziger Gemüsebrühe. Der leicht nussige Geschmack des Grünkernmehls harmonierte dabei prächtig mit den fein abgeschmeckten Markklößchen (Muskatnuss!). Unsere Suppenterrinen waren im Nu geleert. Nach angenehmer Wartezeit wurden uns die Fleischgänge serviert.
In der über das Rumpsteak gegossenen, kräftigen Pfefferrahmsauce schwamm eine stattliche Kolonie von Pfefferkörnern. Zwei gedünstete, noch leicht knackige Brokkoli-Röschen besorgten mir mein vegetabiles Alibi für diesen Abend. Das Roastbeef kam wie gewünscht knapp vor medium gebraten auf den Teller und konnte auch qualitativ überzeugen. Zwar kein Premium-Beef mit Highendmarmorierung, aber für den Preis ein durchaus ordentlich gebratenes Stückchen Rind, das auch von der Größe her passte. Die Fleischwaage hatte ich mal wieder dem Kollegen Daueresser ausgeliehenen, weshalb ich sein Gewicht auf um die 200 Gramm schätzte. Zusammen mit den fluffigen, aber wahrscheinlich nicht hausgemachten Spätzle war das ein rundum gelungener Teller für gutbürgerlich eingestellte Karnivoren.
Die Zufriedenheit meiner Verlobten rührte von dem herzhaften Wildgeschmack ihres lange geschmorten Hirschragouts, dessen dunkle Sauce eine feine Rotweinnote besaß. Selbstgemachtes Quittenchutney und die typische Preiselbeersauce steuerten fruchtig-süße Akzente bei. Das Wildfleisch war herrlich mürbe geköchelt und lieferte mit dem winterlich gewürzten Rotkraut einen der Jahreszeit entsprechenden Eindruck am Gaumen. Ein Wohlfühlteller für Soßenliebhaber, zu dem die mit gemahlenen Haselnüssen vermengten Spätzle sehr gut passten.
Zum Abschluss teilten wir uns das Lebkuchenparfait aus dem Menü. Zimt, Orangenabrieb und leichten Anisnoten ließen die drei ansehnlichen Nocken so richtig nach Weihnachten schmecken. Die auf den Teller gespritzte Sahne hätte ich nicht gebraucht. Dafür hätte es ruhig die ein oder andere Cognac-Pflaume mehr sein dürfen.
Nach einem netten Plausch mit Frau Sanda, die uns über die Übernachtungsmöglichkeiten des Birkenthaler Hofes informierte, fuhren wir rundum zufrieden nach Hause. Diese sind übrigens echt außergewöhnlich. Ein romantisches Sandsteintürmchen und ein uriges Schlummerfass befinden sich im gepflegten Garten vor dem Haus und sorgen für besonders naturnahe Schlaferlebnisse. Mehr Pfälzerwaldidylle geht eigentlich kaum.