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Das idyllische Fleckchen wird schon seit 13 Jahren gastronomisch genutzt. Das „Paradies“ hat sich schon damals in der Domstadt einen Namen mit grundsolider griechischer Grillküche gemacht. Seit etwa drei Jahren haben sich Konzept und Kochstil etwas verändert. Mit dem Junior am Herd hat man das kulinarische Spektrum erweitert und bietet seither eine frische, von viel Fisch und traditionellen Gerichten dominierte Küche mediterraner Prägung.
Beim Eintritt in das gemütliche Holzhaus wähnt man sich gerade wegen des rustikalen Interieurs eher in einer etwas geräumigeren Hütte des Pfälzerwaldvereins. Aber weit gefehlt. Die schlicht, aber geschmackvoll eingedeckten dunklen Holztische, die wirkungsvoll eingerahmten Spiegel an den Wänden sowie die zurückhaltend eingesetzten Accessoires auf und neben den Tischen wirken alles andere als „hinterwäldlerisch“.
Die beiden Damen vom Service, darunter die Mutter des Küchenchefs, begrüßten uns sehr freundlich und wiesen uns den reservierten Tisch zu. Schön, dass man hier ohne aufgesetzte Nettigkeit in Empfang genommen, aber mit umso mehr südländischer Herzlichkeit bedient wird. Das erleichtert das Ankommen und beschleunigt das Wohlfühlen gleichermaßen. Gerade für „Neuankömmlinge im Paradies“ ein wichtiger Aspekt.
Auch die Speisenkarte zeigt sich im Vergleich zu den Einheitsbibeln südosteuropäisch geprägter Grill-Anstalten auffällig entschlackt. Eine Handvoll Empfehlungen des Hauses, bei denen Seezunge, Lammspieß und Oktopus um die Gunst der Gäste buhlen, werden von diversen kalten und warmen Köstlichkeiten aus dem Vorspeisensortiment ergänzt. Dazu ein paar erlesene Fischteller, pfiffig angemachte Salate und dann der eigentliche Schwerpunkt des Speisenangebots: eine variationsreiche Auswahl an Fleischgerichten. Ob nun Lamm im Duett (Hüfte und Kotelett) oder Schweinefilet in Limetten-Retsina-Sud sei jedem „Beefeater“ selbst überlassen. Und das zu Preisen, die selbst beim argentinischen 250g-Rumpsteak nicht die 20-Euro-Grenze überschreiten.
Um nicht schon bei der Vorspeisenwahl in Entscheidungsnot zu geraten, bestellten wir neben einer etwas geschmacksneutralen Giouvarlakia-Zitronensuppe (4,80 Euro) die „Pikilia“, eine gemischte Vorabplatte für zwei Personen (18,50 Euro), die auch bei drei Leuten den ersten Hunger ausreichend gestillt hätte. Die auf einer Schiefertafel gereichten kalten und warmen Leckereien, darunter knusprig frittierte Zucchini-Chips und recht opulente, mit Schafskäse gefüllte Teigtaschen, entpuppten sich schnell als richtige Sattmacher, die leider etwas zu fettig ausfielen. Auf den üppigen Vorspeisenreigen folgte ein für unseren Geschmack zu herzhaft angemachter Beilagensalat, der unseren Hunger auf den Hauptgang schließlich auf ein Minimum reduzierte.
Schade, denn gerade bei den Hauptspeisen konnte die Küche eher überzeugen. Das auf den Punkt in der Pfanne gebratene Lachsfilet (16,50 Euro) hatte eine frische Citrusnote und duftete herrlich nach Mittelmeerkräutern. Auch der Rinderspieß (17,80 Euro) schmeckte ausgezeichnet. Innen noch leicht rosa, kam er direkt vom Holzkohlegrill und seine feinen Röstaromen ergaben zusammen mit der dunklen Barolo-Sauce ein stimmiges Geschmacksbild, das vom knackigen Ratatouille-Gemüse passend umrahmt wurde.
Der Hausklassiker nannte sich „Pikilia Kreaton“ (14,80 Euro). Dahinter verbarg sich ein vorzüglicher Grillteller, der alleine schon den Besuch wert war. Das sich darauf befindende Gyros erfüllte alle wichtigen Drehspießkriterien: es war äußerst delikat gewürzt, saftig und knusprig zugleich. Die Suzukakia (Hackfleischrolle) war schlichtweg sensationell im Geschmack, im Garungsgrad und in der Konsistenz. Auch der Souvlaki-Spieß und das Schweinesteak waren von überzeugender Fleischqualität. Mit tadellosen Steakhouse Pommes als Beilage ein wahrlich überzeugender Querschnitt durch die griechische Fleischlandschaft. Leider war das mediterrane Gemüse zu den herrlich zarten Schweinemedaillons in Honig-Thymian-Sauce (15,30 Euro) zu lange auf dem Herd gestanden und sowohl sicht- als auch schmeckbar angebrannt. Dies blieb jedoch der einzige kulinarische Fauxpas bei unseren Hauptgerichten.
Nach so viel Opulenz auf unseren Tellern blieb leider kein Platz mehr für ein Dessert, weshalb wir auf den griechischen Sahnejoghurt mit Honig und Walnüssen (5 Euro) und das Schokoladensoufflé (6,30 Euro) verzichten mussten. Wenn nun auch Bacchus in Form einer etwas facettenreicheren Weinkarte Zuflucht im „Paradies“ finden würde, wäre auch die vinophile Genussmittelfraktion restlos zufriedengestellt.
So bleibt am Ende die Erkenntnis, dass es sich beim „Paradies am See“ um ein Schlaraffenland für Fleisch- und Fischliebhaber handelt, in dessen herrlicher Umgebung man dem Alltagstrott für ein paar genussvolle Stunden entfliehen kann. Eines sollte man allerdings auf jeden Fall mitbringen: Hunger.