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Ehemalige User hat am 01.Jan Geburtstag
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Mein Mann hatte mir schon des Öfteren von Solingen Gräfrath vorgeschwärmt, hier war er vor vielen, vielen Jahren wegen der schönen malerischen Kulisse gelegentlich zum Freihandzeichnen....und wirklich, einen besseren Ort kann ich mir im näheren Umkreis kaum vorstellen.
Zum Restaurant geht es über eine mit Windlichtern gesäumte Treppe, im Eingangsbereich grüßt eine gerahmte Schiefertafel, im Gastraum werden wir von einer äußerst charmanten jungen Servicedame in Empfang genommen und an unseren bereits eingedeckten Tisch geführt. Bingo, der Tisch unserer Wahl, wir sitzen hier auf zwei sich gegenüberstehenden Kirchenbänken mit weißen Sitzkissen an einem etwas schmaleren Holztisch mit eingelassener schwarzer Linoleumplatte? auf schmiedeeisernem Gestell, sehr schön, eine Tischdecke und viel Deko wäre hier meines Erachtens nach Sünde. Die weiße Kerze in einem hohen Messingständer wird angezündet, gleichzeitig bekommen wir die Speisekarten gereicht und unsere Getränkewünsche werden erfragt. Einen Moment bitte, für meinen Mann darf es schließlich ein alkoholfreies Weizen zu 3,50 € sein und ich entdecke einen Sauvignon Blanc Domaine Bellevue 0,2 l zu 4,80 €, dazu eine kleine Flasche San Pellegrino 0,25 l zu 2,10 €, überflüssige Gläser werden sofort abgeräumt und unsere Getränke gut temperiert gebracht. Mein Wein wird am Tisch eingeschenkt, ich dürfte probieren, sehr nett, aber einem trockenen Sauvignon Blanc vertraue ich.
Die Speisekarte ist recht überschaubar gehalten, jeweils 3 Vorspeisen, Salate, Flammkuchen, 4 Fleischgerichte und jeweils 2 Fischgerichte und Desserts. Tagesempfehlungen finden wir nicht, auf Nachfrage erfahren wir, dass die Auswahl bewusst klein gehalten wird, da man hier auf jegliche Art von Convenience verzichte, dafür würden die Speisen aber saisonal wechseln.
Stimmt, die Onlinekarte ist nicht ganz aktuell, die Straußensteakmedaillons mussten einem Rinderfilet an Schokosauce mit Bio-Hokkaido-Kürbis-Gemüse und Brätlingen weichen. Wir sind heute nicht so experimentierfreudig, daher entscheidet sich mein Mann für
Tomaten - Oliven Bruscetta 7,80 €
an Salatbouquet und überbackener Ziegenkäse
und
Zweierlei vom Lamm 26,10 €
mit Karottenstampf und
Zuckerschoten - Kirschtomaten - Gemüse
Ich wähle
Tomaten - Brot Salat 10,70€
mit rosa gebratenem Lammfilet, Paprikapesto
und Pinienkernen
und
Zander 22,10 €
gebraten auf Zucchini, Paprika und roten Zwiebeln
mit Kirschtomaten und Parisienne Kartoffeln
Die Küche grüßt heute mit einer Dattel im Speckmantel mit einem Tupfer Bärlauchcrème, gut gemacht, ein paar Dinger davon mit Salatbouquet hätte ich mir auch sehr gut als ersten Gang vorstellen können.
Die Vorspeisen kommen nach angenehmer Wartezeit. Mein Salat ist schön angerichtet, das Lammfilet zart, leicht rosa und frisch aus der Pfanne, reife aromatische Kirschtomaten, etwas Blattsalat, das Paprikapesto sehr harmonisch abgeschmeckt, geschmacklich gibt es hier nichts zu kritteln, schönes Kräuteraroma, einziges Manko ist für mich das "Brot" in Form von recht harten Croutons. Panzanella, da habe ich vielleicht auch eine besondere Vorstellung, nun gibt es ja Stimmen die behaupten, das Brot sollte als solches nicht mehr erkennbar sein. Das finde ich nicht, für mich nimmt man im Idealfall Ciabattawürfel mit Rinde, gut angeröstet, aber noch mit leicht weichem Kern, so dass der Tomatensud und das Dressing ganz leicht durchziehen kann, zu harte Croutons werden äußerlich nur etwas matschig und eignen sich nicht so gut.
Das Bruscetta kommt in einem kleinen Weckglas auf einer länglichen Servierplatte daher, Tomaten-Oliven-Mix, obenauf Mini-Croutons und Parmesanspäne, mittig das Salatbouquet und daneben überbackener Ziegenkäse mit Thymianzweig auf einer kleinen runden Scheibe Pumpernickel, das Bruscetta hätte ich in klassischer Form besser gefunden, ansonsten eine gelungene Vorspeise.
Jetzt geht es fix, die Hauptspeisen kommen sehr schnell nachdem die Vorspeisenteller abgeräumt wurden. Der Zander ist nicht mehr glasig, aber doch saftig, zwei relativ kleine Stückchen, die Haut nicht sehr kross, der Gemüsemix ist klasse, u. a. gelbe Zuccini, bissfest und gut gewürzt, die Parisiennekartoffeln sind eine Spur zu weich, leicht in der Pfanne geschwenkt, hätten für mich etwas mehr angebraten sein dürfen, angerichtet mit einer leichten bräunlichen Sauce und garniert mit Thymian und Kresse (rot und grün).
Das Highlight des heutigen Abends ist die Hauptspeise meines Mannes, Lammkarree und zartrosa Lammfilet auf feinwürzigem Karottenstampf, die bissfesten Zuckerschoten in längliche Streifen geschnitten mit leicht geschmolzenen Kirschtomaten, dazu kräftig-würziger Jus, alle Komponenten untereinander sehr harmonisch.
Wir haben heute noch Platz für ein Dessert, inzwischen sind fast alle Tische belegt, die Servicedamen sind gut beschäftigt und wir müssen uns diesmal bemerkbar machen. Das Duett von weißer und dunkler Mousse im Glas ist leider nicht vorrätig, sehr schade bei gerade mal zwei Desserts auf der Karte, also bleibt nur der Ananas Minz Salat mit hausgemachtem Kokoscrèmeeis und Himbeersauce zu 5,90 €, Kokosnusseis ist nicht so meins, Vanilleeis mit Schuss (Baileys) kann man mir aber anbieten, okay besser als gar nichts, mein Mann nimmt die Kokosvariante, dazu zwei Espressi zu je 1,90 €.
Die Espressi werden vorab serviert und sind recht dünn. Das Kokoscrèmeeis ist wider Erwarten nicht zu süß und passt ausgezeichnet zu dem fruchtig-minzigen Ananassalat, etwas Himbeersauce und garniert mit ganzen Himbeeren....über mein Eis (3,50 €) muss ich nicht viel schreiben, eine nicht so glückliche Alternative.
Ich bin bei guten 3*, mein Mann hat mit allen Gängen eine bessere Wahl getroffen und kommt auf knappe 5*, da haben wir eine glatte 4.
Das PLV sehe ich auch bei 3*, die Getränkepreise empfinde ich als recht moderat, ich hatte noch ein weiteres Glas Sauvignon und mein Mann ein Krombacher Pils 0,3 l zu 2,40 €. Die Portionen sind bis auf das "Zweierlei vom Lamm" nicht so großzügig bemessen, mit drei Gängen kommt man aber als normaler Esser gut zurecht.
Im Service sind heute zwei charmante junge Damen für uns zuständig, sehr routiniert und zuvorkommend, eine weitere Servicedame mit wenig Gesichtsmimik ist hinter der Theke für die Getränke zuständig, alle Damen komplett in schwarz gekleidet, Bluse, Hose und Schürze. Unsere Zufriedenheit wird nach allen Gängen erfragt und leere Gläser werden bemerkt. Der Bezahlvorgang mit Karte am Tisch ist unproblematisch.
Das Ambiente - ein schöner Gastraum mit hoher Stuckdecke, großem Kronleuchter und Holzdielenboden, die Wände dunkelgrün gestrichen, braune Wandverkleidung, eigentlich nicht meine Farben, aber in Verbindung mit der langen hellgrauen Sitzbank in der Mitte des Raumes und den grauen schweren Türen ergibt sich für mich doch ein stimmiges Gesamtbild, vor der modernen Sitzbank ebenfalls nostalgische Tische in unterschiedlicher Größe, zusammen geschoben finden hier auch größere Gesellschaften Platz, vor der Fensterfront vier Hochtische mit Barhockern ohne Rückenlehne. Die Kombination aus alt und neu gefällt uns, zumal es hier auch sehr gut gelungen ist, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, kaum Deko, hier gibt es genug Eyecatcher - auf der Website unter "Restaurant" kann man sich auf einen Rundgang durch das Restaurant begeben.
Wir würden wiederkommen, bei einem anschließenden Spaziergang durch den schönen Ort haben wir festgestellt, dass es hier für uns sicher auch die ein oder andere Alternative gäbe.
Sauberkeit
Sehr gut gepflegt - lediglich auf der Wandverkleidung etwas Staub und an der Wand ein paar Fettspritzer, dunkel gestrichener Feinputz ist halt sehr empfindlich.
Nachtrag 01.01.2015:
Die Online-Speisekarte wurde in den letzten Monaten ständig überarbeitet und aktualisiert.