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Der Standort in den Unteren Anlagen des Schlossgartens mag einmal unschlagbar gewesen sein: viel Grün, alte Bäume, zentrale Lage, riesiges Platzangebot. Doch inzwischen sitzt man hier fast mitten in einer Baustelle und fühlt das unselige S21-Projekt wie ein Damoklesschwert über einem schweben. Einer der Fussgängerstege endet unmittelbar vor dem Biergarten. Naja, für manchen verirrten Reisenden mag das ein wundersamer Umstand sein und zu einer kleinen Rast verleiten. Der Biergarten bietet tatsächlich auch viel Regionales: geschmälzte Maultaschen mit Kartoffelsalat, Linsen und Spätzle (11,50 Euro), Kässpätzle, Wurstsalat - bei der Schweinshaxe, den Weisswürsten oder dem Obatzden auch mit bayrischem Anklang. Dazu die üblichen Biergartenklassiker wie Flammkuchen in allen Variationen (um die 10 Euro), Wilde Kartoffeln oder Vesperbrett (12,00 Euro). Die Preise entsprechen ganz dem üblichen Stuttgarter Niveau. Allerdings sollte man bedenken, dass hier vor Ort gar nicht gekocht werden kann, man die zubereiteten Speisen also von andernorts ankarrt und dann hinter der Theke lediglich anrichtet. Und allzu gross sind die Portionen wirklich nicht. Teilweise eher ein Appetizer.
Es herrscht Selbstbedienung. Das kann zu gewissen Stosszeiten schon mal eine länger Warteschlage zur Folge haben. Bei unserem Nachmittagsbesuch an einem schnöden Wochentag ist die Lage aber komplett entspannt. Die Herren hinter der Theke changieren zwischen jugendlich offener Freundlichkeit und erschöpfter Abgewandtheit (was vielleicht als Barschheit ausgelegt werden kann, ist möglicherweise einfach Überforderung). Nach Aufgabe der Bestellung und Bezahlung an der vorderen Station rücken wir einfach ein Stück weiter und können im Stehen auf das Anrichten der Speisen und die Ausgebe der Getränke warten. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass dies in den gut besuchten Abendstunden weniger manierlich und anstandslos vor sich geht. Dass man online Plätze reservieren kann (möglicherweise sogar soll?), deutet schon auf entsprechenden Andrang hin. Immerhin locken zahlreiche Events wie Frühschoppen, Lichterfest, musikalische Live Acts.
Der Schweizer Wurstsalat (9,50 Euro) bewegt sich gerade noch so unter der magischen 10-Euro-Grenze, ist allerdings auch nicht allzu üppig. Sehr, sehr fein ziseliert kommen die Lyoner- und Käse-Streifchen daher, obendrauf thronen zwei Tomatenviertel, einige Blättchen Salat und rote Zwiebeln. Dazu werden zwei halbe Scheiben Brot als Sättigungsbeilage gereicht. Der Wurstsalat ist durch den Essigüberhang sehr säurebetont, auch die Schärfe der Zwiebeln muss man mögen (mir passt beides sehr gut). Auf eine gute Kühlung vor Ort sollte man einfach vertrauen – in unserem Falle geht alles gut, trotz hochsommerlicher Temperaturen. Als Getränke wählen wir ein alkoholfreies Weizen (5,00 Euro), sowie eine zuckerfreie Cola (3,50 Euro). Vorsicht: auf die Gläser wird 2,00 Euro Pfand erhoben und ich kann mich nicht erinnern, extra darauf hingewiesen worden zu sein. Es ist auch nicht ganz klar, wo die Gläser abgegeben werden können (ein entsprechendes Hinweisschild wäre keine schlechte Massnahme). Ich orientiere mich einfach am Verhalten der anderen Gäste – und liege damit nicht ganz falsch.
Absolut erwähnungswert ist noch die 1a-Subberdubber-Toilettenanlage, die sich unterirdisch unter dem Biergarten befindet. Sogar der Abstieg in die Katakomben ist durch die indirekte Beleuchtung ein Erlebnis. Die Toiletten wirken luxuriös, sind bestens gepflegt und könnten zu einem Firstclass-Hotel gehören. Möglicherweise ist das schon Teil des aktuellen Bauabschnitts für den neuen Bahnhof? Das würde mich mit Stuttgart21 fast schon wieder versöhnen…