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Nach einem Termin im Stuttgarter Rathaus ist uns auch der Rummel auf dem Marktplatz schnell zu viel, so dass wir uns an das Ramen-Lokal erinnern und kurzerhand rübergehen. Von aussen wirkt das Lokal recht schmal, doch durch das linke Fenster kann man emsigen Köchen beim Werkeln zusehen und weiter hinten tut sich der Ausblick auf einige Tische auf. Residierte in diesen Räumen nicht einstmals die Nordsee? Relativ beengt geht es drinnen zu und man will uns erst einen winzigen Zweiertisch im Erdgeschoss zuweisen, doch wir ergattern noch einen etwas frei stehenderen auf der Empore. Folkloristische Geisha-Illustrationen an den Wänden und leuchtende, von der Decke herabhängende Papp-Fische erhellen die recht düsteren Räumlichkeiten und übertünchen die etwas abgeschabte, ramponierte Aura. Die Wand neben unserem Tisch ist von Spritzern und Flecken gesäumt.
An jedem Tisch liegt eine umfangreiche, zweiseitige, laminierte Speisekarte im DIN A 3-Format aus, darauf ein Kuli und ein kleiner Notizzettel. Allerdings erscheint das Servicemädel so schnell an unserer Seite, dass wir kaum zur Sichtung der vielfältigen Angebote kommen. So geschieht es auch, dass wir eigentlich Lust auf eine deftige Suppe mit herzhafter Einlage hatten, aber im Eifer des Gefechtes einfach das Nächstliegende bestellen, dessen wir auf der Karte ansichtig werden: 1x Nr. 9 für 15,90 Euro (handgezogene Nudeln mit knuspriger Ente) und 1x Nr. 13 für 13,90 Euro (handgezogene Nudeln mit Rührei und Tomate). Allerdings ohne Koriander, denn der geht gar nicht.
Ratzfatz erscheinen die Teller, mit üppigen Portionen, die wir erst für ein Versehen halten. Na gut, war Ramen nicht ursprünglich ein Arme-Leute- und Malocher-Essen? Etwas irritierend ist allerdings der unterschwellige Chlorgeschmack. Stammt er von der Ente oder von den Nudeln? Letztere sind ziemlich schlüpfrig, soft und unendlich lang, so dass man sie sich am besten traditionell schlürfend einverleibt, wenn sowohl Stäbchen, als auch vorsorglich dazu serviertes Besteck versagen. Kein Wunder, dass die Wände nur so vor Flecken strotzen. Beim Entengericht sorgt die knusprige Haut immerhin noch für rezenten Geschmack, doch die Tomate-Rührei-Variante wäre eher etwas für kleine Kinder oder zahnlose Greise. Kräftig aufpimpen mit einer Sambal- Oelek-artigen Würzsauce (die zusammen mit Essig auf jedem Tisch steht) muss man jedoch beide Portionen. Wir spülen so viel wie möglich mit einem alkoholfreien Weizenbier (4,50 Euro für den halben Liter) und einer Cola zero (3,90 Euro für die 0,33 Liter-Flasche) hinunter, müssen am Ende jedoch um eine Mitnahmemöglichkeit für die Reste bitten. 1 Euro soll für die Box berechnet werden, dem wir zerknirscht zustimmen. Auf der Rechnung taucht dieser Posten dann allerdings doch nicht auf. Wir sind nicht die Einzigen, die das Lokal am Ende mit einer voluminösen Lieferando-Papptüte verlassen, aber vermutlich eine der Wenigen, die sich heimlich dafür schämen. Erst jetzt fällt mir übrigens auf, dass ich nirgendwo das für diese Location namensgebende Sushi entdeckt habe. War vielleicht heute einfach nicht angesagt – beim übrigens hauptsächlich asiatischen Publikum. Der Service wiederum scheint multikulti besetzt zu sein und ist sehr hurtig und flink bei der Sache.
Bezahlt wird nicht am Tisch, sondern an einer kleinen Kasse zwischen Küche- und Sitzbereich. Zu den Toiletten führt eine Tür im hinteren Teil des Gastraums. Dahinter gilt es erst einmal, eine ziemlich lange Treppe zu den unteren Katakomben hinabzusteigen, zu erstaunlich gepflegten Toilettenräumen. Barrierefrei ist das leider alles nicht.
PS. Zur Ehrenrettung der Speisen muss ich anführen, dass die Reste am nächsten Tag bedeutend besser munden (ein Effekt, den ich eher von Eintopfgerichten kenne) und sich darin sogar einige echte Tomatenscheiben finden.