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Aber wie es so ist, ein schneller Zweitbesuch kam nicht zustande und irgendwann kam Corona und damit auch seltsame Artikel in der Zeitung ob der dortigen Umtriebe und der aktiven Beteiligung des Eigentümers bei Aktionen von Anhängern nicht besonders mainstreamiger Coronaeinschätzungen (Eindruck des Autors dieser Zeilen).
Für uns hatte dies natürlich die Streichung dieses Hauses von unserer togo-Liste zur Folge.
Mittlerweile will dieser aber, nach weiterer Eskalation seiner Bestimmung, nun Bürgermeister irgendwo im Erzgebirge werden.
Zuvor hatte er aber im letzten Herbst sein Haus verkauft.
Was uns wiederum die Möglichkeit verschaffte doch irgendwann mal wieder hier aufzutauchen.
Es war Wochenende und es war schon die ganze Woche sonnig und es wurde schon seit wenigen Tagen auch spürbar warm. Da erwachten die Lebensgeister und meiner Lieben war es mal wieder danach irgendwo essen zu gehen. Da meine liebe Frau nach wie vor zu einer gefährdeten Gruppe gehört und auch trotz Impfungen ein eher reduziertes Immunsystem aufweist, bevorzugen wir natürlich bekannte Häuser mit entsprechend Platz oder, noch besser, warme Küchen den Nachmittag über. Genau dann, wenn wenig los ist.
Da kam uns der Seehof wieder auf den Schirm. Extra nachgefragt bekamen wir tatsächlich zur Antwort, daß die Küche durchgehend warm wäre. Na dann stand dem nichts mehr entgegen.
Die Karte war natürlich neu und somit auch im Internet aktuell. Natürlich lachen da einen argentinische Rumpsteaks mit Bratkartoffeln an. Und ein Vitello Tonnato als Vorspeise hat ja auch noch fast niemandem geschadet. Interessant allerdings, daß entgegen sonstigen Gepflogenheiten in gutbürgerlichen Häusern kein Beilagensalat inkludiert war. Doch wer benötigt schon Gesundes, wenn er auch Leckeres haben kann. So zumindest die Ansicht mancher Protagonisten, die ich nicht uneingeschränkt teile. Einen guten Beilagensalat mag ich sehr. Oder anders ausgedrückt: Ein gescheiter Salat hat noch keinem Blöden geschadet!
Andererseits lockte auch ein Kalbsschnitzel paniert (warum dies hier nicht Wiener Schnitzel heißt erstreckt sich mir nicht) mit angepriesenen 240g und Kartoffelsalat.
Zuerst ging es aber darum einzuchecken. Ebenerdig kommt man rein und vor dem Eingang wurde wohl eine Stufe „angerampt“ um auch soweit barrierefrei zu sein. Die gepflegten und sauberen Toiletten befinden sich zwar im Souterrain aber ob es eine barrierefreie solche im EG befindet habe ich nicht nachgefragt.
Drinnen wurden wir freundlich empfangen und der gängige Handyvergleich wurde absolviert. Als dieser Contest gewonnen war (ich hatte das Größte) wurde uns die Wahl zwischen den freien Tischen drinnen und dem sonnendurchfluteten Wintergarten „draußen“ gelassen. An diesem herrlichen Tag natürlich „draußen“. Dort war angenehm locker bestuhlt und es waren auch nur wenige Gäste anwesend. Man hatte einen herrlichen Blick über den See, der aber derzeit leider nur halbvoll war (Dammrevision).
Dann kamen sie, die Karten, und die Entscheidung rückte näher.
Meine Liebe schwankte ebenfalls, entschied sich aber für einen kleinen gemischten Salat (3,50) und Kässpätzle (9,50).
Und ich rang mich durch das panierte Kalbsschnitzel mit Kartoffelsalat (21,90) zu nehmen.
Dis „Warnung“ meiner Lieben, ob ich mich wirklich trauen würde hier einen Kartoffelsalat zu nehmen, wenn der nix wäre, dann sei das halbe Essen durch den Wind, wischte ich zur Seite mit den Worten „wird schon schief gehen“.
Natürlich konnte meine Frau nicht an sich halten und befragte die Bedienung ob des Geschmackes des Kartoffelsalates. Das Augenrollen könnt Ihr Euch ersparen, das habe ich schon erledigt. Es wäre wohl die erste Bedienung die sagen würde, daß er nicht schmecke. ;-)
Getränke waren ein Cola und ein Spezi (0,4l zu je 3,50)
Zügig tauchten dafür unsere Getränke am Tisch auf und auch der kleine Salat ließ nicht lange auf sich warten. Meine Liebe bat noch um Salz, Pfeffer, Essig und Öl, da der Salat „so ganz ohne“ aussah. Es kamen neben Salz- und Pfeffermühlen auch eine kleine Sauciere mit einem Dressing.
Dem war aber gar nicht so. Die Blattsalate waren von einem angenehm würzigen Dressing begleitet und es ergab keine Notwendigkeit weiteres einzusetzen. Dazu muß ich sagen, daß wir beide herzhaft gewürzte Blattsalate durchaus bevorzugen.
Aber der dort vorhandene Kartoffelsalat…. eiskalt! Oh je, mir schwante schon Böses, denn er konnte auch geschmacklich nicht wirklich was und war dazu noch (für meinen verwöhnten Geschmack) zu dick geschnitten.
Es wurde aber noch besser. Wirklich! Also irgendwie. Der Blaukrautsalat entpuppte sich geschmacklich und von der weichen Konsistenz her wie eben das Blau- oder Rotkraut welches man zu entsprechenden Gerichten warm serviert bekommt. Genauso das vermeintliche Weißkraut, welches schon einen verdächtigen gräulichen Schimmer hatte und 1:1 nach erkaltetem Sauerkraut schmeckte. Daß wir uns nicht falsch verstehen, das schmeckte nicht schlecht, oder sagen wir lieber interessant, aber ich würde was darauf verwetten, daß beide schon mal warm waren und es roch schon sehr nach Resteverwertung vom Vortag.
Aber wir hatten einen Lauf und es ging bald weiter mit den Hauptspeisen.
Meiner Lieben Kässpätzle waren ein großer, tiefer Pastateller voll Spätzle.
Leider war die Quantität das einzige hervorragende Merkmal. Die Spätzle waren ausgesprochen weich und passten in der Konsistenz so herzlich gar nicht. Wenn wenigstens der Käse was gerissen hätte. Aber der glänzte geschmacklich durch Zurückhaltung, wenn nicht gar durch Abwesenheit. Da war fast nur Sahnesoße schmeckbar. Da war nix mit „schwäbische Kässpätzle“. Das war, zumal in dieser Gegend, ein Offenbarungseid!
Zeitgleich kam mein Schnitzel an den Tisch. Das sah doch ganz gut aus. Und dazu ein Berg von Kartoffelsalat.
An letzterem erfreute ich mich aber aus zuvor erschmeckten Gründen nicht mehr ganz so herzlich. Hier half wenigstens das Extradressing meiner Frau ein klitzeklein wenig auf die Sprünge. Aber beim Schnitzel wurde ich schnell stutzig. War da nicht was mit 240g in der Karte gestanden?
Nun ich bin sicher kein Meister im Abschätzen von Fleischgewicht, aber das fiel sogar mir leicht.
Ich bat die Bedienung um Erklärung und bekam unter vielen Entschuldigungen die Antwort, daß wohl ein Kinderschnitzel an den Tisch geliefert worden sein musste.
Ha! Kinderschnitzel. Ja, nee, is’ klar. Ein kleines Schnitzelchen und 2500kcal Kartoffelsalat. Ist sicher gängig. Kinder benötigen viel Energie!
Egal, Nachlieferung wurde versprochen und die Ansage, daß ich gerne, um mit meiner Frau zusammen zu essen, auch das Schnitzelchen essen dürfe.
Nun denn, Kalbsschnitzel war das nicht! Obwohl (O-Ton) „in der Küche kleine Kalbsschnitzelchen auch für die Kinder herunter geschnitten würden“. Gut, das würde vielleicht die seltsame Form erklären, aber nicht die punktuelle Langfasrig- und damit Zähigkeit und das stellenweise leicht gräuliche Fleisch.
Im Grunde ist es aber auch Quatsch extra für Kinder Kalbskinderschnitzel anzubieten. Meiner bescheidenen Meinung nach.
Ok, der Papagei war tot. Mausetot!
Hoffte ich eben auf eine glorreiche Erwachsenenportion.
Und diese kam (Zeitstempel der Bilder) 4,5 Minuten später.
Das war schon mal größer. Aber ich schätze auch hier, daß die 240g zumindest mit Panade und Mehrwertsteuer zusammengezählt wurden.
Und aber auch hier, ein seltsam geformtes Schnitzel. Und genauso wie schon zuvor langfasrige Anteile die einen Teil des Schnitzels zäh erscheinen ließen.
Kann da jemand in der Küche keine Schnitzel schneiden?
Zumindest schien es Kalb gewesen zu sein und auch die Panade war nicht frittiert sondern souffliert. Zumindest erschien es so. Auch texturell passte die Panade eigentlich sehr gut. Hatte damit aber leider ein Alleinstellungsmerkmal auf dem Teller.
Und wenn ich schon bei Teller bin: Die waren allesamt schön kalt. Nur so am Rande und der Vollständigkeit halber.
Mit der Reklamation des „Kinderschnitzels“ orderte ich auch gleich mal eine Portion „Notpommes“ (3,50). Bei der Lieferung fragte die Chefin(?) noch entschuldigend, ob ich dies schon bei der Schnitzelbestellung gewünscht hätte? Ich konnte sie beruhigen, die Bestellung wurde genau so platziert. (Wenngleich das Bestellte resp. Erhoffte und das Gelieferte nicht uneingeschränkt meinen Zuspruch fanden).
Ja, heiß waren sie. Aber zumeist auch schon ganz innen knusprig. Und wenn nicht knusprig dann zumindest über den angenehm weichen Part schon hinweg.
Al dente mal andersrum.
Das Ganze war dem Service natürlich aufgefallen und wir hielten mit unserer Begeisterung auch nicht unbedingt hinterm Berg.
Zur Entschuldigung, die wirklich authentisch ankam, wurde uns ein Kaffee aufs Haus angeboten.
Da wir nicht so die Kaffeetrinker sind fragten wir vorsichtig nach einem Likör oder ähnlichem. Die Servicemaid meinte dazu, sie wisse es nicht genau aber sie hätten sooo viel, da ließe sich schon was finden. So orderte ich einen Kirschlikör. Warum auch immer.
Meine Liebe erinnerte sich an die Eistruhe im Eingangsbereich, diese dürfte bei den vielen Ausflüglern am See sicherlich gut frequentiert werden, und erbat eine Kugel Vanilleeis.
Und auch auf den letzten Metern verließ uns unser „Glück“ an dem Tag nicht.
Die Chefin(?) brachte meiner Frau das Eis und mir einen….. Kirschschnaps.
Das war so ziemlich das Letzte nach dem mir an dem Tag war. Ich war schon dem Abwinken und Resignieren nahe aber brachte dann doch noch an, daß es sich um einen Kirschlikör gehandelt habe welches man mit der Servicemaid ausgemacht habe. Sie entschuldigte sich und meinte, daß sie das gar nicht häben. Eine kurze Aufzählung später wurde ein Ramazotti daraus. Dieser kam dann schnell und mehr als ordentlich eingeschenkt mit Eis. Der war gut!
Daß meine Frau zu ihrem Eis noch meinte, daß es sicherlich die Minus 18° (-X) habe und eher kristallin denn cremig war, soll hier nur noch den Schlußpunkt setzen.
So verließen wir dieses Haus letztlich zügig und fingen schon auf dem Weg zum Auto an zu resümieren.
Ich erhielt keine Widerworte als ich erwähnte, daß man bei einem Rumpsteak sicherlich ähnlich viel falsch machen könne wie bei einem Wiener und es an dem Tag und zu dieser Stunde wohl herzlich egal gewesen wäre was man bestellt.
So hatten wir einen Lauf von Anfang bis zum Ende und letztlich....
...war noch nicht mal der See ganz voll.
PS: Hoppla, jetzt ist es zwar sehr viel geworden,
aber wenn jemand solch eine Einkehr tut, dann kann er eben was erzählen.
Was hätte ich denn auch weg lassen können?