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Völlig überrascht entdeckte ich am Tag zuvor beim Rundgang über das Binger Winzerfest das im März eröffnete „Alte Rathaus“, unter Führung des Weinguts und Weinstube Kruger Rumpf aus Münster Sarmsheim. Dort, im Stammhaus kann man schon richtig gut essen, die Weine (VDP-Weingut) sind ohnehin sehr zu empfehlen. Und jeden Cent wert.
Carsten1972 mit Frau weilte ja noch im Naheland, Bingen war deren Endstation, und ich hatte mich angeboten ein wenig Fremdenführer zu spielen. Zu Zeiten in denen ich noch im zehn Minuten entfernten Langenlonsheim wohnte waren Fräulein und ich fast jedes Wochenende dort, und gerade in den Jahren nach der Landesgartenschau hat Bingen, abgesehen vom doch noch einzelhandelsschwachen Zentrum, gerade mit der Promenade direkt am Rheinufer ein dickes Pfund. Und genau dort traf ich Carsten mit seiner Frau etwas erschöpft aber Wein trinkend und glücklich in der Sonne sitzend. Ich hatte ihm von meiner neuen Entdeckung erzählt und er war sofort begeistert davon, dass er sogar einen Tisch reservierte. Und das war auch notwendig wie sich später herausstellen sollte...
Um kurz vor halb sieben trafen wir im schmucken alten Binger Rathaus ein. Das Mädel hinter dem Tresen schien die beiden wieder zu erkennen und wies uns zwei freie Tische an, von denen wir den am Fenster bevorzugten. Wohlgemerkt ein Tisch für sechs Personen. Fast blanker Holztisch, längs ein ein bunter Tischläufer auf dem zwei Teelichte im Glas parkten, dazwischen ein Zinntopf mit Blümchen. Die Herren saßen auf der Bank, die Frau von Carsten auf einem Stuhl davor. Besteck und Servietten wurden nach der Bestellung in einer zum Tischläufer passenden Täschchen gebracht...
Draußen war schon alles belegt, Innen waren auch schon um die 20 Gäste anwesend. Und dann nur ein Mädel im Service. Keine Frage, sie machte ihren Job so gut es ging. Aber das war zu viel des Guten. Wir bekamen gleich die Karten (mit dem Zusatz sie brächte uns gleich die Tagestafel) und dann war sie erst mal wieder rastlos unterwegs. Bestellung aufnehmen, Getränke füllen, Ausliefern, Essen holen, servieren, Bestellung aufnehmen usw... Sie tat mir schon leid.
Die Karte ist geprägt von Weinen. Hauptsächlich solche des hauseigenen VDP Weingutes (um die 15 offene, darunter ein Großes Gewächs – der Topwein eines VDP-Gutes) und einige ausgesuchte Weine Binger und anderer Winzer. Und alles zu sehr fairen Preisen.
Die angebotenen Speisen entsprechen nicht ganz einer einfachen Weinstube. Hier wird schon ambitionierter zu Werke gegangen, aber immer noch alles preislich im Rahmen. Die Tageskarte ist besonders fein in der Auswahl...
Die stellt uns das Mädel vom Service auch erst auf Nachfrage vor die Nase und auf Wunsch erklärt sie diese auch. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir auch schon den ersten Wein bestellt, dazu eine Flasche Gerolsteiner Wasser medium (0,75/4,90€) und als ersten Happen (Wanderer sind ja immer hungrig) eine Portion Spundekäs mit verschiedenen Brotsorten. Es dauerte aber eine gefühlte Ewigkeit bis das an unseren Tisch kam. Also fachsimpelten wir über Wein, gutes Essen und vergangene Kritiken und trotzdem ist die Wartezeit von über einer halben Stunde doch recht lang. Immerhin bekam der Service Verstärkung durch ein weiteres junges Mädel. Und die Getränke kamen zügig. Ich wählte einen 2015er Pittersberg Riesling trocken (0,2 /5,90). Genau mein Ding. Das knackige, mineralische und saftige was ich am Riesling so liebe! (Muss ich haben!) Meine Gäste aus Rheine wählte zwei verschiedene, waren auch zufrieden / begeistert und gegenseitiges probieren war kein Problem....
Dann bekamen wir endlich den Spundekäs, Brot wurde uns schon zuvor serviert. Auch einen Teil der folgenden Speisen konnten wir bestellen, aber eben nur einen Teil...
Spundekäs mit dreierlei Brotsorten (5€)
Spundekäs mit dreierlei Brot
der Spundekäs war frisch und angenehm im Geschmack. Der Paprika nur dezent, dafür die Zwiebel dominanter. Dazu gab es ein paar Salzbrezelchen. Ich war zufrieden, den Münsterländern hat es geschmeckt, besonders vom frisch aufgeschnittenen Brot waren sie angetan, auch wenn die eine Sorte schon angetrocknet war. Für den Auftakt 3,5*
Das war halt zum Knabbern für zwischendurch. Carsten probierte sich durch die Karte, ich orderte erst mal einen Weißburgunder trocken (0,1 / 2,50€) für die Vorspeise. Der Wein animierte schon beim Riechen zum Trinken. Schön fruchtig nach gelben, reifen Früchten, etwas Zitrus und war sehr saftig im Mund und echt fein. Gerne mehr davon... Carsten bleib beim Riesling, seine Frau wählte einen Sauvignon Blanc der echt lecker war, aber völlig untypisch daher kam...
Die Vorspeise:
Blattsalate mit roter Beete und Ziegenfischkäse (8,50€)
Blattsalate mit roter Beete und Ziegenfischkäse
Den hatten wir alle drei auserwählt. Etwas leichtes sollte ja immer gehen. Und das waren keine 08/15 Salate, Nein! Bunt gemischt. Rote Beete Blätter, Rucola und weiteres „wildes“ Grün. Und richtig gut angemacht. Sehr feines Dressing. Dazu drei Scheiben in der Pfanne geröstetes Baguette. SEHR knusprig. Die vier Scheiben rote Beete dagegen sehr fein im Geschmack und zart. Und dann erst der Ziegenfrischkäse. (Ich werde echt noch zum Fan) Cremig und mild, sehr fein. Nur in Verbindung mir der roten Beete wurde es doch leicht streng. Trotzdem ein Gericht welches ich gerne wieder bestellen würde. Auch mit dem Wein. 4,5*
Wir waren erst mal zufrieden. Mit dem Servieren der Vorspeisen gaben wir dann noch die Bestellung der Hauptgänge auf. Auch wurden weitere Weine und eine Flasche Wasser serviert.
Der Innenraum war jetzt gut gefüllt auf dem Gang zur Toilette lässt sich ein Blick in die eher kleine Küche werfen. Ein Einzelkämpfer mit Küchenhilfe war zu sehen. Der Gastraum an sich ist hell und freundlich gestaltet, hier und da Dinge und Deko die in irgendeiner Weise etwas mit Weinbau zu tun haben. Authentisch, gemütlich, urig. Gefällt!
Blick in den Gastraum
Nun kamen die Hauptgänge doch schneller als erwartet und ich saß erst mal ohne Wein da. Ich bestellte noch mal schnell den Pittersberg Riesling (diesmal 0,1 / 3€). Als Hauptgang wählte ich von der Tafel
Kleiner Gockel frisch aus dem Ofen mit Zitrone, Blattsalaten und Brot (12,50€)
Kleiner Gockel frisch aus dem Ofen mit Zitrone, Blattsalaten und Brot
Der kleine Gockel war ein Stubenkücken. Schön kross aus dem Ofen, was leider eine etwas zu trockene Brust ergab. Dafür die Keulen noch saftig und schmackhaft (zumindest beim Geflügel mag ich Keulen lieber als die Brüste...) Gefüllt war das Minihuhn mit Zitronenwürfeln und Zwiebeln. Geschmacklich konnte ich das dem Fleisch nicht entnehmen, aber als Beilage waren die geschmorten Zwiebeln recht passabel. Der Salat war der Selbe wie er aus der Vorspeise, war aber nicht schlimm sondern lecker... Ein gutes Gericht zum fairen Preis. 4,5* (Klar kriegt man vorm Baumarkt den halben Hahn für 3,50€, aber das hier war wirklich um Längen besser!)
Toll! So etwas in Bingen, das hat gefehlt. Eine richtig gute Weinstube mit echt guten Weinen und feinem, aus der Reihe tanzendem Essen. Leider bezeichnend, dass die Winzer keine Binger sind... Die einzige Alternative, die Vinothek am Rhein, punktet vor Allem mit der Lage, auch das Essen ist okay, nur die Binger Weine dort sind eher Durchschnitt. (Aber es gibt immer Weine von „Gastwinzern“ aus dem näheren Umfeld. ) Nun also die Auferstehung des Alten Rathaus. Sehr schön! Dabei noch so ansprechend und stilecht im Inneren eingerichtet. Wirklich zum wohlfühlen. Da trinkt man auch mal gern zwei, drei, vier Gläser mehr.... Wenn man nicht fahren muss...
Am Ende ging alles flott und reibungslos, die Verabschiedung und er kurze Plausch mit dem Service freundlich, ehrlich. (Auch drei Tage später war sie super freundlich und hatte mich gleich wieder erkannt als ich ein paar Flaschen Wein kaufte)
Dann ging es aber erst mal auf das Winzerfest, immerhin musste ich den Beiden ja unser familiäres Lieblingsweingut präsentieren. Und ich glaub, sie waren gar nicht mal so unangetan. Muss halt nicht immer VDP sein... ;-))
Noch mal vielen Dank an die Beiden, es waren sehr schöne Stunden und dem Besuch im Winter sollte nichts im Wege stehen, Fräulein hat mal nicht Nein gesagt ;-)))
Fazit:
Ich bin echt begeistert vom neuen Alten Rathaus!
Ein Lob an Winzerfamilie Kruger Rumpf. Das ist ein echtes Schmuckkästchen. Ich wünsche ihnen, dass es vor allem die Binger annehmen, sonst ist es schnell wieder vorbei. Doch den Eindruck hatte ich an dem Abend nicht (Auch wenn Winzerfest war und dadurch mehr Laufkundschaft vorhanden) Neben uns saßen sehr gesprächige Ur-Binger die schon mal begeistert über das Lokal waren und vor allem Carsten kaum Gelegenheit boten zum Essen zu kommen. Dafür und auch für die feine Einrichtung gerne 4,5* für das Ambiente.
Das Essen würde man so nicht in einer Weinstube vermuten. Wenn man aber das Stammhaus vom Weingut kennt verwundert es nicht wirklich. Sehr gut in alle Belangen! 4,5*
Der Service tat mir wie schon beschrieben während unseres Besuchs leid. Zu Beginn alleine war sie immer am rotieren, sehr bemüht und dabei immer freundlich und lächelnd dem Gast gegenüber. Auch hatte sie wirklich was auf dem Kasten, sei es das Wissen über die Weine (ob sie in der Karte waren oder nicht, auch hatte man es beim Servieren und Abräumen gemerkt. Sie versteht und mag ihr Handwerk.) Gegen Ende wurde es auch deutlich besser, daher will ich Gnade wallten lassen und gebe 4*
Sauberkeit war überall vorhanden, die Toiletten Bauart bedingt nicht die neuesten aber so sauber wie möglich. Aber eben nur kaltes Wasser und Papiertücher für die Hände. Der Gastraum tadellos. 4*
Das PLV will ich bei 5* sehen. Das stimmt uneingeschränkt. Beispielhaft für so manche Weinstube oder Gutsausschank. Und hier noch nicht mal auf eigenem Boden!
Ich komme mit Sicherheit wieder!!!
5 – unbedingt wieder
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder - nach "Küchenreise")