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Die Kitzmann Bräuschänke liegt recht zentral zwischen Henkestrasse und Schlossgarten – und überzeugt zudem mit täglichen Öffnungszeiten zwischen 11:30 und 22 Uhr, ohne Ruhetag! Somit sind eigentlich alle Eventualitäten abgedeckt. Dass das Traditionslokal über einen großzügigen Biergarten verfügt (auch wenn das eher ein betonierter Hof mit Rundumbegrünung ist) ist an einem der gefühlt heissesten Tage des Jahres ein weiterer Pluspunkt.
Als ich kurz nach 18 Uhr eintreffe, sind schon viele Tische belegt oder mit Reservierungsschildern markiert. Aber das will hier gar nichts heissen! Der Biergarten ist ausschliesslich mit langen Holzbänken und – tischen möbliert (wer „Rücken“ hat, vermisst schon bald eine Lehne), an denen man noch beliebig zusammenrutschen kann, bzw. soll. Am Abend meines Besuches hat eine resolute, aufgeweckte, nicht auf den Mund gefallene, sehr bodenständige Servicedame das Zepter in der Hand, unterstützt von einigen Youngster-Kollegen. Essen und Trinken werden mir von einem ungeheuer bemühten und sehr höflichen Jung-Ober aufgetragen, der so korrekt ist, dass ich BWL/VWL oder Jura als Hauptfach vermute. Überhaupt flutscht es im Service tadellos.
Zwar sitze ich zu Beginn noch alleine am mir zugewiesenen Tisch, doch es wird schnell aufgefüllt (natürlich erst nach Nachfrage, ob das für mich okay sei). Aber durch die Nähe zu anderen Tischnachbarn kann man schon mal etlicher Speisen und Getränke ansichtig werden, was die eigene Auswahl möglicherweise erleichtert.
Wie zu erwarten, werden in dieser Bräuschänke traditionelle fränkische (und bayrische) Spezialitäten serviert: Leberknödelsuppe, blaue Zipfel, Bratwürste, Schäufele, dazu einige kalte Brotzeiten wie Obatzter oder Bratensülze und altbekannte Klassiker wie Wiener Schnitzel oder Fleischküchle. Die Speisekarte ist zweisprachig gehalten, denn die Klientel scheint international zu sein. Um mich herum sitzen Amerikaner, Holländer, Schweizer und offenbar auch einige Einheimische. Die wechselnde Wochenkarte bietet Leibgerichte um die 10 Euro an (gegrillter Schweinebauch, Kotelett, Currywurst, gebackene Champignons). Allein die Hitze – immer noch 34 Grad am Abend – macht mir zu schaffen. Beim benachbarten Anblick der Grillhaxe mit Sauerkraut und Kloss (17,90 Euro), macht sich schon selbiger in meinem Hals breit. Sogar der Essigsud der hochgeschätzten blauen Zipfel lässt einen schwindeln. So wähle ich etwas halbherzig den „Salat Fliegenpilz“ (14,40 Euro), der sehr frisch und knackig mit rezent gebratenen Egerlingen daherkommt und zusammen mit zwei Graubrotscheiben tatsächlich satt macht. Derweil jubiliert das Paar neben mir schon über das Dessert. Die ausgebackenen Apfelküchle (6,90 Euro) werden sehr adrett mit Vanilleeis, Sahne und einer Hippe serviert. Das Besteck ist übrigens in einem Bierseidel auf jedem Tisch zu finden. Ein zweites Dessertlöffelchen (wie bei meinen Nachbarn) muss extra geordert werden, wird aber sofort ausgeliefert.
Natürlich sollte in der Bräuschänke das lokale Bier vom Fass probiert werden. Wer nach einem Seidel Kellerbier (4,90 Euro) schon knülle ist, kann auch auf zahlreiche alkoholfreie und Leichtbier-Varianten umsteigen. Vorsicht beim Wein(schorle). Ohne mit der Wimper zu zucken, werden einem in Bayern 0,5 Liter-Portionen serviert, wenn man nicht auf ein 0,2-Liter-Glas besteht. Auf der hiesigen Weinkarte erscheint mir der Silvaner als einzig akzeptable Sorte – die Scheurebe ist mir zu sperrig, der Bacchus zu wenig trocken, die rote Domina zu tanninlastig.
Nach rundum geglücktem Aufenthalt (Kartenzahlung kein Problem, ausgedruckte Rechnung ebenso wenig) folgt noch eine herbe Enttäuschung. Der Weg zu den Toiletten ist so grossgedruckt ausgewiesen, so dass selbst extrem Fehlsichtige den Weg finden werden. Bei anderen körperlichen Einschränkungen hat man eher schlechte Karten. Die Stiege hinauf zu den Toiletten ist sehr beschwerlich, der Treppenlift leider defekt und ich kann kaum mit ansehen, wie sich ein Senior an Krücken mühsam hinaufkämpft. Bedauerlicherweise sind auch die Toiletten schlecht in Schuss, kaum gepflegt und müssten sehr, sehr dringend saniert werden. Hier ekelt man sich tatsächlich und würde am liebsten Minuspunkte für die (sonst tadellose) Sauberkeit vergeben.
Dafür sorgt das Studium der Rechnung noch einmal für einen Lacher: die Kitzmann Bräuschänke steht offenbar unter der Ägide der „Hunger und Durst GmbH &Co. KG“. Prost!