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Unsere Kinder hatten uns eine „Wochenendreise“ nach Hamburg geschenkt. Da bot es sich an neben „Musik“ auch „Essen und Trinken“ - ebenfalls ein absolutes Kulturgut - einzubauen.
Die Liste der Restaurants, die wir dort gerne besuchen möchten, war jedoch zu lang für drei Tage. Da musste schon eine gründliche Vorauswahl her.
Allerdings gab es nur wenige Restaurants, die montags und auch noch mittags öffnen.
Eigentlich war das Landhaus Scherrer wohl das einzige Sternelokal, das diese Möglichkeit anbot. Da fiel die Entscheidung also recht schnell.
Die Reservierung war per Telefonat und Email kein Problem und verlief sehr freundlich.
Ambiente
Das Gourmetrestaurant liegt zur Straßeseite hin und ist klassisch eingerichtet. In der Mitte steht ein großer Tisch mit Alkoholika – ebenso fällt ein großer Kachelofen ins Auge. Die Tische haben schwere weiße Tafeldecken. Die Sitze sind robust und beqeum.
Das Bistro ist vom Platz her deutlich kleiner und einfacher eingerichtet.
Die Garderobe wird an einer Theke abgegeben und in einem großen Schrank in der Wand verstaut und man erhält eine Abholmarke.
Sauberkeit
Alles war gut gepfelgt.
Sanitär
Treppab im Keller – aber es gibt vielleicht auch einen Aufzug dorthin.
Service
Wir kamen mit dem Bus an – und freuten uns, dass das Restaurant fast direkt neben der Haltestelle stand.
Gerade arbeiteten einige Handwerker auf dem Dach und an den Fenstern. Wir betraten das Lokal und standen an der Rezeption. Dort befanden sich der Chefkoch und einige Damen im Gespräch. Eine junge Frau kam auf uns zu und schlug vor wegen des Lärms an der Hausfront das Essen im Bistro einzunehmen, weil dort Ruhe herrschte. Das Angebot nahmen wir an. Die restlichen Personen schauten mit steinernen Minen durch den Raum. Eine weitere Servicekraft nahm uns dann die Mäntel ab und überreichte uns eine Garderobenmarke.
Im Bistro saßen einige Gäste, die nur einen Lunch einnahmen. Im Gourmetrestaurant saßen später die Mitglieder einer kleinen gemischten Gruppe mit Kindern.
Hauptsächlich kümmerte sich dann die junge Frau um uns. Sie antwortete stets kurz auf unsere Fragen und gab auch einige Auskünfte zum Menü.
Nach dem Essen kamen wir nochmals am Chefkoch vorbei und es ergab sich doch noch ein Dialog über das Essen und das Haus. Wir lobten die Öffnungszeiten und die Speisekarte; sprachen aber auch über kleine Pannen im Menü. Dabei zeigte sich der Hausherr souverän und interessiert. Spät ist besser als gar nicht.
Die Karte(n)
Es wurden zwei Menüs angeboten. Aber man kann variieren oder jedes Gericht einzeln bestellen. Und mittags gibt es auch einen kleinen Lunch.
Die verkosteten Speisen
Wir wählten das große Menü – aber ohne Käse - und das kleinere Menü ohne die Fischsuppe und eine geänderte Nachspeise.
Wehmanns Menü (Sechs-Gang 132,00 €)
Gruß aus der Landhaus-Küche
Handwerkliche Köstlichkeiten zur Einstimmung ins Menü
In einem schmucklosen Metallkorb lagen drei Sorten Brot – jeweils zwei Schnitten. Dazu zwei Kringel Butter. Da hatten wir mehr erwartet: Selbst gebacken oder mehr Abwechslung. Und die Butter war halt Butter – noch etwas hart aus dem Kühlschrank.
Auf einer länglichen Schieferplatte stand eine Schüssel mit einer schmackhaften Suppe, daneben befand sich eine Schale mit einer Creme oder Paste. Dazwischen waren Gemüsestücke gegart oder relativ roh - in Form geschnitten – angeordnet. Ein Stück sah wie ein Puzzleteil aus. Eine Creme auf Rote Bete-Basis (vermutlich) war wie eine Nocke geformt, Ebenso gab es noch einen Brot-Würfel aus lockerem luftigen Teig mit einer Creme und einer geformten stilisierten kleinen Möhre mit Grün bekrönt.
Das war alles nicht schlecht – aber wir hatten gehofft, dass es „interessanter“ ausfallen würde.
Unsere Erwartungen ans Menü sanken daher ein wenig.
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1: Geräucherter Saibling ( á la carte € 29,50 ) mit Portulak und Senf-Aromen (1/2 Portion á la carte € 22,50 )
Das Stück Saibling war sanft geräuchert. Die Haut lag aufgeklappt auf der rechten Seite. Das Fleisch war zart und weich. Die Haut war labbelig und ich habe sie entfernt. Auf das Saiblingsfilet war ein Spiegelei (wahrscheinlich vom Perlhuhn) angerichtet. Es war mit Pfeffer und Salz gewürzt. Unter dem Saibling war das Gemüse mit der Senfsauce auf den Teller gebracht. Um diese Hauptkomponenten herum lagen kreisförmig verteilt kleine aromatische Tomatenhälften, Kleckse von verschiedenen Dips und etwas Kaviar.
Der Gang hat mir ordentlich geschmeckt – ohne mich zu begeistern.
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2: Flußkrebse á la nage ( á la carte € 42,00 ) im Krustentier-Sud mit Dill (1/2 Portion á la carte € 29,50 )
Der Teller war lauwarm und das Gericht auch. Ich habe mir zuerst nichts dabei gedacht und angefangen zu essen. Dann kam mir die Temperatur von Bissen zu Bissen relativ kühl vor. Die Servicedame war allerdings nicht in der Nähe und so habe ich weiter gegessen. Die Krebse schmeckten schließlich relativ aromatisch und das Fleisch war saftig. Allerdings fand ich keinen Zugang zu der eigentlich gut duftenden Fischsuppe. - Beim Gespräch mit dem Chefkoch beim Verlassen des Hauses räumte er das Servieren als Fehler ein. Der Teller hatte wohl zu lange am Pass gestanden.
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3: Gratinierte Seezungen-Filets ( á la carte € 56,00 ) mit Rosenkohl-Blätter (1/2 Portion á la carte € 34,00 )
Meine Erwartungen war nun nicht mehr sehr hoch. Aber es kam dann doch noch anders: Der Teller mit der Seezunge war phantastisch! Der Fisch war kross überbacken mit einer köstlichen Kruste. Und der Fisch schmeckte ebenfalls sehr aromatisch. Dazu gab es reichlich geschmorte Herbsttrompeten. Auch diese Pilze waren köstlich. Rosenkohl und verschiedene Blätter von Kräutern rundeten den Teller ab.
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4: Krosser Ferkel-Bauch ( á la carte € 36,00 ) mit Kalbskopf-Graupen und Süßholz-Sauce (1/2 Portion á la carte € 24,00 )
Auch das Schweinefleisch war sehr gelungen. Der fette Bauch war schön geschmort und die Haut war knusprig ohne spröde zu sein. Die Graupenbeilage erinnerte an ein Risotto und hatte eine gute Konsistenz. Graupen sind durchaus nicht meine Lieblingszutat, aber hier waren sie durchaus gelungen präsentiert. Die leicht süße Jus passte gut zum Fleisch.
Der Teller brauchte sich keineswegs vor dem „Haerlin-Ferkel“ verstecken. Wenn ich sie parallel verkostet hätte, weiß ich nicht. Wem ich den Vorzug gegeben hätte – vielleicht sogar dem Haus Scherrer.
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5: Holsteiner Rehrücken ( á la carte € 58,50 ) mit Steckrübe und Brombeeren-Jus (1/2 Portion á la carte € 39,50 )
Das Fleisch war gut gegart und auch saftig. Vielleicht hätte ich mir außen etwas mehr Röstaromen gewünscht. Das Püree und die Gemüsestücke waren in Ordnung. Die Sauce war kräftig, aber etwas wenig in der Menge. Da hatte das Haerlin deutlich die Nase vorn. Aber die Brombeerpaste harmonierte gut zum Fleisch.
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6: Birne und Granatapfel ( á la carte € 18,50 ) mit Knusperschnitte, Sanddorn, Schlehe und Eis (1/2 Portion á la carte € 13,50 )
Auf dem abschließenden Dessert-Teller waren allerlei kleine Komponenten vertrteten. Es gab einen quadratischen Quader, der außen wie Karamell aussah, daneben befand sich ein kleiner gefüllter Windbeutel, daran schloss sich die Eisnocke an und abschließend lag ein Dreiecksprisma in roten Tönen zum Ptobieren bereit. Als Dekoration und Geschmacksgeber waren zwischen den vier Speisen einige Kleckse und Tupfer aus den beteiligten Früchten angeordnet.
Die verschiedenen Konsistenzen der Produkte machten den Teller interessant und schmackhaft. Ich habe mich über die klassischen Zutaten gefreut und kein "Gemüse" vermisst.
Landhaus Scherrers Klassiker Menü (Vier-Gang 114,50 €)
Der Gruß aus der Landhaus-Küche war mit dem anderen Menü identisch.
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1: Bio-Salate mit lauwarmem Hummer - Hummer-Medaillons mit gebratenen Waldzwergen, Mango und Estragon-Vinaigrette (à la carte € 48,50 | ½ Portion à la carte € 35,50 )
Der Hummer war gegart, die Stücke mit einer schaumigen und luftigen Sphäre eingehüllt. Die Salatblätter waren kugelartig daneben angerichtet. Tomatenstücke und Mangoscheiben waren dazwischen eingebunden. Die Sauce war geschmeidig und kraftvoll.
Der Teller war schmackhaft, aber auch nicht besonders außergewöhnlich im Mund.
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2: Steinbutt-Rücken im Stück gekocht am Tisch vorgelegt mit grünem Apfel und geriebenem Meerrettich, Gemüse Jullien ( à la carte € 58,50,- | ½ Portion à la carte € 39,50 )
Der Fisch wurde in einer Schale mit Deckel auf einem Sieb an den Tisch gebracht. Die Servicekraft befreite das Filetstück von Haut und Gräten und platzierte die Stücke auf dem Teller. Dort waren auch der Rettich-Hobelstücke aufgetürmt. Die Apfelpaste war in einer separaten kleine Schale untergebracht. Winzige Gemüsestücke lagen neben dem Fisch – erkannt haben wir Möhre. - Der Fisch war saftig, aber wir mögen auch gerne gebratene Versionen, weil sie etwas kross sind und damit mehr Aromen in unseren Augen zu Tage bringen. Der Schwerpunkt des Tellers lag deutlich beim Fisch – das Stück war wirklich ansprechend groß und kaum bei den weiteren Komponenten. Da hatten wir etwas mehr erwartet.
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3: Krosse Vierländer Ente mit Rotkohl, Kronsbeeren und Bio-Bergpfeffer-Soße ( à la carte € 39,50 )
Das Stück Fleisch war gut gebraten und noch saftig – aber vielleicht auch eine Spur zu lange gegart. Die Haut war sehr kross und aromatisch. Und zersprang wie Karamellhaube auf einer Crème brûlée und erschien etwas sandig. Aber das gesamte Entenstück war durchaus schmackhaft.
Der Rotkohl war zu einer cremigen Variante verarbeitet. Er war kräftig abgeschmeckt und hatte typische Aromen. So wird das Gemüse fast immer dargeboten. Meine Frau mag es lieber nur blanchiert und etwas knackig; aber das soll kein Vorwurf an die Küche sein – das Gemüse war klassisch gut. Die Beeren und die Sauce waren in der Menge kleingehalten. Neben der Ente bzw. dem Rotkohl war auch noch eine Nocke Püree.
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4: Granatapfel-Eis und Tonkabohnen-Eis
Meine Frau mochte die Haupt-Zutaten des Desserts nicht (Knödel mit Quark und Pflaumen-Röster) und wählte daher zwei Eis aus.
Der Geschmack war ordentlich, die Kugel recht groß. Daher war der Nachtisch in Ordnung.
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Ein Kaffee bildete dann den Abschluss. Dazu wurden einige kleine Pralinen gereicht.
Getränke
Mineralwasser Fürst Bismarck feinperlig 0,75 l – 9,50 €
Offene Weine je Glas 10,00 €
Grauburgunder knokendröög - Weingut Poss, Nahe
Cantina Zaccagnini - Montepulciano d'Abruzzo Tralcetto
Espresso 4,00 €
Macciato 4,50 €
Fazit
Hier muss ich heute zwischen den objektiven und den subjektiven Eindrücken unterscheiden. Das Essen war teilweise sehr gut; mit einigen Dingen, die wir nicht so mögen oder auch nicht optimal an den Tisch kamen.
Die Weine fand ich geschmacklich einfach aber gut zu den Gerichten. Es wurde auch großzügig eingeschenkt.
Ambiente und Service konnten uns aber nicht so begeistern. Sicher kann eine tolle Bedienung ein schlechtes Essen nicht aus dem Feuer reißen. Aber umgekehrt schon; denn es schmeckt mir besser, wenn das Drumherum mich anspricht. Daher ist das persönliche
Also für uns:
3 – wenn es sich ergibt. Das Essen war aber keineswegs schlecht – einige Gänge sogar prächtig. Der Service war jedoch etwas kühl und kurz angebunden; aber keineswegs unfreundlich. Wir haben uns persönlich nicht besonders wohl gefühlt. Daher: Wenn wir nochmals in Hamburg sind, werden wir eher andere interessante Lokale aufsuchen.
(1 – sicher nicht wieder, 2 – kaum wieder, 3 – wenn es sich ergibt wieder, 4 – gerne wieder, 5 – unbedingt wieder – nach „Kuechenreise“)
Datum des Besuchs: 11.11.2019 – mittags – 2 Personen
Meine Genießer-Erlebnisse stehen auch bei http://kgsbus.beepworld.de/archiv.htm
Nachtrag
Die Rückreise mit der Deutschen Bahn war vielleicht noch etwas schlimmer als die Hinfahrt.
Wir wussten ja schon, dass die Fahrt eine Stunde länger dauern würde, wegen der Umleitungen auf der Strecke.
Aber am Nachmittag erfuhren wir, dass der Zug eine Stunde früher abfährt, damit die Fahrgäste zum alten Zeitpunkt am Abend an ihren Zielen ankommen können; sogar die Reservierungen blieben bestehen. - Eigentlich also eine gute Nachricht. Daher eilten wir ins Hotel, um unsere Sachen zu holen.
Auf dem Bahnhof herrschte reges Treiben aber wir hatten uns die Wege gut eingeprägt und konnten sogar einige Rolltreppen und Aufzüge mit Gepäck nutzen. Es schien alles gut. Der Zug hatte auch nur eine kurze Verspätung, die Wagenanzeige klappte und wir fanden unsere Plätze. Auch die Heizung funktionierte.
Dann kam aber die erste Durchsage, dass wir auf einen anderen Zug warten müssten. Nun gut – dadurch versäumten wir aber später auf der Fahrt die neue Mannschaft im IC. Und wir warteten dann weitere 30 Minuten auf einem Bahnsteig. Dadurch war es wohl auch nicht mehr möglich Köln Hauptbahnhof und Bonn anzufahren, sondern dafür ab Düsseldorf Deutz und Beuel. Natürlich war es dadurch so spät, dass auch die S-Bahn gerade vor uns abfuhr und wir 30 Minuten auf die nächste Verbindung warten konnten. Immerhin sahen wir noch einige Menschen in Kostümen, die vom Elften im Elften angeheitert die Bahnsteige in Deutz eroberten – übrigens alle recht friedlich, aber auch müde.
Am Ende hatte die Fahrt dann doch über zwei Stunden länger gedauert. Dafür fanden wir aber sofort ein freies Taxi in Bergisch Gladbach und fuhren erschöpft nach Hause.