"Wenn 150 Jahre Restaurantkritik aufeinander treffen kann es nur ein schöner Abend werden"
Geschrieben am 14.10.2024 2024-10-14
"Feine Einkehr!"
Geschrieben am 14.10.2024 2024-10-14 | Aktualisiert am 14.10.2024
"Vollwertiger, liebevoll geführter Italiener neu in der Marsch"
Geschrieben am 14.10.2024 2024-10-14 | Aktualisiert am 14.10.2024
Eigentlich liebten Wastel und Lucie das kroatische Restaurant Milan, leider hatte dies aber im Juni urplötzlich seine Pforten für immer geschlossen und an einen Nachfolger übergeben. Da die Google-Bewertungen incl. Fotos des neuen Lokals allerdings nicht vielversprechend sind, entschieden wir uns im gegenüberliegenden Landhaus Kröger unser Glück zu versuchen. Dort waren wir zuletzt vor knapp 3 Jahren, und waren mit unserem damaligen Pinkel-Essen nicht so recht zufrieden. Warum aber nicht ne zweite Chance geben. Also telefonisch einen Tisch für 6 Personen geordert, und los ging es.
Unseren fahrbaren Untersatz stellten wir in der Nähe von Wastels Wohnhaus ab, und gingen zu Wastel und Lucie nach Hause. Nach einem kurzen Plausch in der guten Stube ging es dann Richtung Marktplatz. Für Wastel in seinem Rollstuhl immer wieder eine Herausforderung, da der Marktplatz nach historischem Vorbild mit groben Pflastersteinen versehen ist. Für den Marktplatz finde ich das ok, die Autos können dort langsam fahren. Aber auch die Fußwege sind teils so uneben, dass gerade auch gehbehinderte Leute Probleme haben.
Wir kamen zwar sicher am Landhaus Kröger an, aber da gab es schon das nächste Problem für unseren Wastel. Zum Lokal ging es vier Stufen nach oben, für unseren betagten Herrn auch nicht unbedingt das Problem. Aber wohin mit dem Rollstuhl. Auf der Terrasse wollte Lucie nicht, da ja dort noch Leute sitzen könnten. Mehr Platz war nicht. Also wurde das Gefährt am Rande des Fußweges geparkt. Das hat man als „normaler“ Bürger so gar nicht im Blick……
Nachdem wir die Stufen zum Gasthaus erklommen hatten, wurden wir innen von einem jungen Herrn mit starkem ausländischem Akzent begrüßt. Er checkte unsere Reservierung, und wies uns unseren Tisch gleich neben der Theke und dem riesigen Aquarium zu. Wir hatten zwar für 6 Personen reserviert, aber unser Opi Hartwig weigerte sich wieder einmal unseren Wastel kennen zu lernen. Dafür hatten wir unsre große Tochter mit, und die war nun gespannt was sie erwartet. Hier saßen wir nun gut.
noch leerer Gastraum
Eine schon etwas ältere Dame, die Chefin des Hauses, brachte uns wenig später die Speisekarten an den Tisch, und begrüßte uns ebenfalls in starken Akzent. Die Frage nach den Getränken kam prompt, und ein kurzer Blick in die Karte, und wir wussten, was wir wollten.
Speisekarte
Getränke:
· 1x 0,4ér Dithmarscher Pilsner für 4,90 €
· 2x 0,4ér Dithmarscher dunkel für je 4,90 €
· 1x 0,4ér Spezi für 5,00 €
· 1x 0,2ér Grauburgunder für 7,00 €
Keine fünf Minuten später waren dann auch schon die Getränke am Platz, dieses Mal von einem sehr jungen Mädel gebracht, welche hier wahrscheinlich als Aushilfe arbeitet.
Wastels Dithmarscher dunkel, ich bevorzuge das Pils
Die Essensbestellung durfte sie allerdings nicht aufnehmen, dafür war die Chefin zuständig. Da wir mittlerweile die Karte studiert hatten, war uns klar was wir wollten, und so orderten wir:
Vorspeisen:
· 1x pikante Tomatensuppe mit Sahnehaube und Baguette für 6,50 €
· 1x Fischsuppe mit Gemüsestreifen, Fischeinlage und Baguette für 6,90 €
Hauptspeisen:
· Fehmarnscher Pannfisch - verschiedene Fischfiletstücke gebraten mit Senfsauce, Bratkartoffeln und Salatbeilage für 21,90
· 1x Fischteller " Poseidon" - 3 verschiedene Fischfilets gebraten, dazu reichen wir Bratkartoffeln, Remoulade und Salatbeilage für 26,50 €
· 1x Dorschfilet - gebraten oder gedünstet mit Senfsauce, Salzkartoffeln und Salatbeilage für 24,90
Für Wastel und Lucie:
· 1x Grillteller - 3 kleine Steaks /Pute, Schwein und Rind, mit Pommes frites, Gemüse mit Sauce Hollandaise und Kräuterbutter für 24,90
· 1x Fischerteller – Matjes und Räucherlachs mit Shrimps-Rührei und Bratkartoffeln für 22,90 €
Wir hatten nun nicht einmal sehr viel Zeit miteinander zu schnacken, denn nach sage und schreibe 9 Minuten waren unsere Vorspeisen am Tisch. Da Wastel keine bestellt hatte, konnte er uns nun weiter unterhalten, während wir uns den Suppen widmeten.
Meine Frau hatte sich die pikante Tomatensuppe mit Sahnehaube und Baguette gewünscht, und wollte sie sich mit unserer Tochter teilen. Dafür orderte sie auch zwei Löffel, welche allerdings erst auf nochmalige Nachfrage geliefert wurden. Die Tomatensuppe war nun nichts Besonderes, eher eine Mischung aus pürierten Tomaten und Tomatensoße.
pikante Tomatensuppe mit Sahnehaube und Baguette
Das sie fast kalt war, machte ihr übriges dazu. Die Sahne obenauf aus der Sprühflasche machte den Eindruck einer Imbiss-Suppe perfekt. Das blasse, nicht fertig aufgebackene Brötchen gab den Rest. Keine Ahnung warum die beiden Damen das gegessen haben, ich hätte es so reklamiert. Das taten sie im Anschluss zwar auch bei der jungen Dame beim Abräumen, vorher fühlte sich niemand für unseren Tisch verantwortlich. Und sie gab die Beschwerde wirklich an ihre Chefin weiter, welche kurz darauf leicht entrüstet am Tisch stand und dies unbedingt mit der Küche klären will.
Fischsuppe mit Gemüsestreifen, Fischeinlage und Baguette
Meine Fischsuppe war da schon etwas besser. Zumindest war sie heiß, stand also lange genug in der Bing. Eine leicht trübe Suppe wurde mir vorgesetzt, und nachdem ich mit dem Löffel drin rührte kamen auch tatsächlich mehrere Fischstücken, Möhrenraspel, Lauch und Sellerie zum Vorschein.
die Einlage ist gut
Angenehm würzig war sie auch, aber ich habe schon deutlich bessere gehabt. Auch mein Brötchen war mehr als blass und hat wahrscheinlich den Backofen nur mal kurz von außen gesehen. So blieb es auch unangetastet.
ob das Brötchen überhaupt den Backofen gesehen hat?
Unsere Suppe war noch gar nicht ganz verzehrt, standen keine 10 Minuten später, 25 Minuten nach Bestellung unsere Hauptspeisen am Tisch. Diese wurden nun durch alle drei in unserem Bereich tätigen Servicepersonal incl. Der Chefin gebracht.
Zum Essen hat ja Wastel einen eigenen Bericht geschrieben, da muss ich hier nichts weiter kundtun. Beide Teller waren am Ende leer, also schienen sie so weit zufrieden.
Lucie´s Grillteller - 3 kleine Steaks /Pute, Schwein und Rind, mit Pommes frites, Gemüse mit Sauce Hollandaise und Kräuterbutter Wastels Fischerteller – Matjes und Räucherlachs mit Shrimps-Rührei und Bratkartoffeln
Soweit zufrieden waren auch wir mit unseren Hauptspeisen, welche deutlich besser als die Vorspeisen waren.
Unsre große Tochter wählte den Fischteller " Poseidon". Dieser wurde auf einer großen Glasplatte geliefert, auf welcher etwas verstreut, 3 verschiedene Fischfilets die Bratkartoffeln und die Remoulade verteilt waren. Die Salatbeilage wurde in einem extra Schüsselchen serviert. Die drei Fischfilets bestanden aus Dorsch, Seelachs und Rotbarsch, welche alle drei gut und vor allem auf den Punkt genau gebraten waren. Außen eine schöne, leichte Kruste, innen noch angenehm saftig und frisch und nicht überwürzt, sodass der Eigengeschmack der jeweiligen Fischsorten gut wahrnehmbar war.
Fischteller " Poseidon" - 3 verschiedene Fischfilets gebraten, dazu reichen wir Bratkartoffeln, Remoulade und Salatbeilage
Die Bratkartoffeln waren zwar auch krossgebraten, allerdings viel zu fettig. Auch fehlte hier nach unserer Ansicht die frische Zwiebel. Ein paar wenige, kross gebratene Speckstippen waren zwar unter den Bratkartoffeln, aber auch das hätten gern mehr sein können. Die Remoulade schmeckte sehr nach fertiger aus dem Großmarkt. Der Salatteller war mit frischem, knackigem Blattsalat, Möhrenraspel, halbierten Cocktailtomaten und frischer Gurke sowie Sprossen versehen. Ein leichtes, mildes Joghurtdressing gab es als kleinen Klecks oben auf.
Salatschüsselchen
Meine Frau hatte sich das gebratene Dorschfilet auserkoren. Sie hatte die Wahl zwischen gebraten oder gedünstet. Auch hier wurde der Fisch auf einer großen Glasplatte serviert. Ein großes, dickes Dorschfilet wurde geliefert. Auch hier gut gebraten, außen mit leichter Kruste, innen schön weich. So lieben wir den Dorsch.
Dorschfilet - gebraten mit Senfsauce, Salzkartoffeln und Salatbeilage
Mit der Senfsauce sind wir als Sachsen mit einer großen Senffabrik in der Nachbarschaft wahrscheinlich verwöhnt. Sie schmeckte zwar gut, war aber sehr mild. Also Bautzner Senf war das schonmal nicht. Meiner Frau gefiel es, sie mag es ja nicht so würzig. Die Salzkartoffeln waren ganz gut, auch wenn es scheinbar keine Fehmarnschen Kartoffeln waren. Die Salatbeilage wie schon oben beschrieben.
Dorschfilet mit (viel zu) milder Senfsoße
Bei mir sollte es heute der Fehmarnscher Pannfisch sein. In einer gusseisernen Pfanne wurde dieser serviert. Was nun der Unterschied zum Hamburger Pannfisch ist, erschließt sich mir nicht ganz. Eigentlich war dies ja früher ein armes Leute Essen, welche die Reste ihrer Fische gebraten haben.
Fehmarnscher Pannfisch
Heute nun hier werden frische, verschiedene Fischfiletstücke gebraten, und mit Senfsauce und meist Bratkartoffeln serviert. So auch hier. Hauptsächlich Dorsch aber auch Rotbarsch war zu finden. Die Stücke ausreichend groß und gut gebraten. Die Senfsoße auch hier für meinen Geschmack viel zu mild, und auch die Bratkartoffeln, wie oben schon beschrieben, hätten gern noch Zwiebel-und Speckstippen sehen können.
verschiedene Fischfiletstücke gebraten mit Senfsauce, Bratkartoffeln und Salatbeilage
So gestärkt sollte es natürlich auch noch etwas zum Nachtisch geben. Nun mussten wir allerdings eine ganze Weile warten, bis überhaupt jemand mal auf unseren Fingerzeig reagierte. Aber da für unseren Tisch ja die Chefin zuständig war, mussten wir weiter warten.
Nachtisch für Erwachsene
Nach einer gefühlten Ewigkeit konnten wir dann noch einmal eine Runde Getränke, einen „Nachtisch für Erwachsene“- einen Jubi zu je 3,70 € und für die große Tochter ein Creme Brûlée zu 7,90 € ordern.
Creme Brûlée
So verging der Abend wie im Flug, und nach 4 Stunden bei Wastel und Lucie mussten wir uns dann doch mal Richtung Opi Hartwig verabschieden. Aber auch Lucie hatte nur eine kurze Nacht vor sich, die Backstube rief am nächsten Morgen. Wir verlangten die Rechnung, und Wastel bestand unbedingt darauf die Flüssignahrung des Abends zu zahlen. Danke dir mein Guter! Es war wieder ein wunderbarer Abend, und selbst unsere große Tochter, am Anfang skeptisch, war begeistert vom GG-Wastel. Das Bedarf dringend einer Wiederholung!
GG-Treffen auf Fehmarn-wir werden sogar belauscht ;-)
Unser Fazit: wir ließen zu fünft 210,60 € im Landhaus Kröger. Der Abend mit Wastel und Lucie war wunderschön, das Essen ok, nur die Bedienung schleifte manchmal. Aber vielleicht entschuldigen wir das, da das Lokal bis auf den letzten Platz voll besetzt war. Zur Ehrrettung müssen wir auch sagen, das es zum Abschied einen Obstler aufs Haus gab. Für die kalte Suppe oder für den guten Umsatz? Ich weiß es nicht, wir waren aber der einzige Tisch der in diesen Genuss kam.
Für uns eine Durschnittskneipe in die man dann doch mal wieder gehen kann. Gerne wieder mit Wastel und Lucie.
ab nach Hause, es ist schon spät