Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Osteria Romano
Besucht am 12.09.2021Besuchszeit: Mittagessen 4 Personen
Rechnungsbetrag: 57 EUR
Der Umzug nach Wörth brachte uns auch in kulinarischer Hinsicht ein paar Vorteile. So existiert beispielsweise ein italienisches Restaurant keine 500 Meter von unserer neuen Bleibe entfernt. Endlich können auch wir - bei Bedarf - bei einem „Italiener um die Ecke“ einkehren.
Die Rede ist von Romano Critelli, der sein Eiscafé im Maximilian-Center (Einkaufszentrum nördlich vom Wörther Ortsbezirk Maximiliansau, Anm.) aufgegeben hat und ins Clubhaus des FC Bavaria Wörth eingezogen ist. Seine seit dem 1.Mai dieses Jahres eröffnete Osteria trägt dabei seinen wohlklingenden Vornamen.
Romano Critelli ist in Wörth kein Unbekannter, betrieb er doch vor seiner Eiscafé-Karriere sieben Jahre lang das Restaurant Diverso in der Ottstraße, was leider die Schließung während des Corona-Lockdowns nicht überlebte und seitdem leer steht. Mit Arben Rama, der zuletzt im Diverso als Inhaber und Küchenchef fungierte, hat er in der Küche die passende Verstärkung gefunden.
Mein Vater hatte sich an jenem Sonntag zu einem Kurzbesuch in Wörth angekündigt. Die Option auf ein Mittagessen beim Italiener mit anschließendem Spaziergang „über den Dorschberg“ – so heißt nämlich das Wohnviertel, dessen Suffix auf die vom alten Rheinverlauf geprägte Geländestufe (= Hochgestade) zurückgeht und keinesfalls auf eine größere Erhebung schließen lässt, – ließ ihn gerne zusammen mit seiner Frau aus dem nicht weit entfernten Ettlingen über den Rhein kommen.
Von außen betrachtet, wirkte das direkt neben dem Kunstrasenplatz (zu meiner aktiven Fußballzeit noch ein knüppelharter Tennenplatz!) befindliche Clubhaus ziemlich schmucklos. Zwei funktionale Quader im monotonen Baustil der 70er Jahre, möchte man meinen. Von der Optik her nicht wirklich einladend. Außenansicht aufs Clubhaus
Das Wetter war jedoch angenehm warm und so konnten wir auf der wesentlich einladender wirkenden Terrasse Platz nehmen. Dort war bereits eine kleine Familienfeier in vollem Gange. Auch drinnen hätte es sich gut aushalten lassen, denn Romano Critelli hat den Gastraum größtenteils neu möblieren lassen. Dem Hang zur klaren Linie folgend, entstand ein von dunklem Mobiliar bestimmtes, recht nüchternes Ambiente, das auch ganz gut ohne sentimentale Folkloredrapierung auskam.
Auf dem mit Bambusmatten überdachten Freisitz saßen wir ganz vergnügt im Halbschatten und blickten hinüber zu den Tennisplätzen, wo sich bei so manchem Medenrundenspieler die deutlich erkennbare Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit lautstark bemerkbar machte. Darüber konnte ich nur verständnisvoll lächeln, denn früher beim Badminton war mein Benehmen auf dem Platz keinen Deut besser. Ganz im Gegenteil…
Ich meine mich zu erinnern, unseren freundlichen Servicemann schon früher im Eiscafé des Herrn Critelli in Aktion erlebt zu haben. Wahrscheinlich hat er zusammen mit seinem Chefe „rübergemacht“. In Zeiten geringer Personaldichte ist sowas sicherlich kein Fehler.
Ein paar Empfehlungen waren mit Kreide auf diversen Schiefertafeln notiert. Siehe da, eine Tapas-Variation (Albondigas, Salsiccia, Scampis) hatte man auch außer der Reihe. Interessant. Daneben wurde für einen mit Schwein, Rind und Pute bestückten Grillteller (15 Euro) geworben. Kartoffelgratin und gegrillte Tomate inklusive.
Doch mir war an diesem Sonntagmittag irgendwie „puramente italiano“ zumute. Und da holte mich die mit jeder Menge Pizza- und Pastagerichten ausgestattete Speisenkarte mit reichlich Adressatenbezug ab. Warum man als Osteria jedoch unbedingt Schnitzel, Rumpsteak und Co. anbieten muss, wird sich mir wohl nie erschließen, aber der Betreiber wird sicherlich seine Gründe haben, welche die Zubereitung solch gutbürgerlicher Allerweltskost rechtfertigen. Oder genügend Gäste, die danach verlangen.
Ich blätterte mich durch eine hübsche Ansammlung frischer Salate, ehe ich bei den Vorspeisen meinen ersten kulinarischen Claim absteckte. Für den ersten Hunger war mir die Bruschetta (5,50 Euro) gerade Recht, nicht ahnend, dass es sich bei dieser Vorspeise in Wahrheit um ein verkapptes Hauptgericht handelte. Zu dem Preis hätte ich mir das niemals träumen lassen.
Die Frau meines Vaters hatte sich für einen Salat mit gegrilltem Lachs entschieden, der als weitere Empfehlung irgendwo geschrieben stand. Bei den vielen Schiefertafeln, die aushingen, verlor ich so langsam den Überblick. Meine Frau wählte nicht ganz überraschend die Pizza Vegetaria (8,50 Euro), die mit Spinat, Artischocken, Champignons und Oliven belegt war. Kann man so machen, wäre mir aber zu brav gewesen. Ein wenig mehr Belagwürze kann so ein Hefeerzeugnis schon vertragen.
Mir jedenfalls kam wesentlich Deftigeres in den Sinn. Die Pizza Bolognese (9 Euro), bei der sich zur namensgebenden Hackfleischsauce auch noch Salami und Schinken auf der Teigscheibe einfanden, wurde von mir eigenmächtig um ein paar milde Peperoni erweitert, um danach auf dem Bon in der Küche zu landen.
„Irgendwann, möglicherweise aber auch nie, werde ich dich bitten, mir eine kleine Gefälligkeit zu erweisen.“ So viel zum Thema „Extrawünsche auf der Pizza“. Dafür darf ein Don-Corleone-Zitat aus dem Film der Filme schon mal „Pate“ stehen.
Apropos (God)father: mein Vater hatte da bereits die Gnocchi Gamberetti (10,50 Euro) mit Shrimps, Zucchini und Kirschtomaten klargemacht – ganz ohne den lieben Gott um Rat zu fragen. Hoffentlich war das mal kein Fehler...
Bei meiner Bruschetta hatte man statt gerösteten Weißbrotscheiben frisch gebackenes Pizzabrot als Basis für den üppigen Belag aus Tomatenwürfeln, Parmesanbrocken und Rucolablättern verwendet. Hätte man die drei großen Stücke aneinandergelegt, wäre ein knusprig gebackener Halbkreis entstanden. Bruschetta im xxl-Format
Selten habe ich eine so reichhaltige Bruschetta-Portion vorgesetzt bekommen. Wesentlich öfter dagegen eine, die nach tomatisierter Langeweile geschmeckt hat. Das tat diese hier nun wahrlich nicht. Gut, bei der Balsamico-Kalligrafie on Top wäre vielleicht weniger mehr gewesen. Aber ansonsten erfüllte der italienische Antipasti-Klassiker alle an ihn gestellten Erwartungen. Nochmal die Bruschetta
Die Zutaten waren frisch – nichts schmeckt dröger als welker Rucola! – und man hatte weitestgehend auf die Hinzugabe von Knoblauch und roter Zwiebel verzichtet. Olivenöl, Balsamico, Pfeffer und Salz wetteiferten um die Gunst der nicht allzu fein geschnittenen Tomatenschnipsel. Großzügig darauf verteilte Parmesanstücke sorgten für ein noch volleres Mundgefühl.
Selbst wenn die Portion nur halb so groß gewesen wäre, hätte sie mir locker gereicht. Aber eine Bruschetta teilen ist ja bekanntlich Ehrensache. Zumal der Rest der „Familia“ ja instinktiv auf eine Vorspeise verzichtet hatte.
Gut, dass ich mir dadurch noch ein wenig Platz im Magen aufgespart hatte. Denn flugs dampfte mir eine zusätzlich mit Kochschinken, Salami und Peperoni belegte Bolo-Pizza von stattlichem Durchmesser entgegen. Eine Rundbackware, die wie erwartet recht gehaltvoll ausfiel. Mit dem Käse hätte man durchaus etwas sparsamer umgehen dürfen. Auch der Kochschinken hatte seine saftigsten Tage bereits hinter sich oder vielleicht nie gehabt. Pizza Bolognese (Detailansicht: Belag)
Am Boden hingegen gab es deutlich weniger auszusetzen. Er wies im Kern eine fluffig weiche Textur auf, war dennoch schön knusprig und mit ein paar eingebackenen Luftblasen gesegnet. Auch die rote Grundierung aus fruchtiger Tomaten- und würziger Hackfleischsauce erfüllte saftig ihren Zweck. Doch leider wurde sie von einem zu mächtigen Schmelzkäseteppich erschlagen. An einen Komplettverzehr des sättigenden Teigfladens war bereits nach den ersten paar Bissen nicht mehr zu denken, weshalb die restlichen drei Achtel später im Alumantel nach Hause transportiert wurden. Pizza Bolognese
Keine Ahnung, wie meine Frau es schaffte, ihre Veggie-Scheibe komplett zu verdrücken. Aber Hochschwangere sind ja bekanntlich zu so mancher Großtat fähig. Dennoch musste auch sie mit den letzten Stücken kämpfen. Pizza Vegetaria
Dass bei Romano auch die Hungrigsten der Hungrigen locker satt werden, war mir schon beim Anblick der Salatportion, an der sich meines Vaters Frau zum Hauptgang versuchte, klar geworden. Auch die stattliche Lachstranche, die man auf ihrem grünen, für meinen Geschmack völlig „übersoßten“ Frischehügel verteilt hatte, kam nicht gerade aus – Achtung Kalauer! – Kleinfischlingen (kleines Weindorf in der Südpfalz, Anm.). Lachs auf Salat
Mit der Menge an Joghurtdressing und dem mitgelieferten Pizzabrot war das eigentlich kaum zu schaffen. Bzw. Salat mit Lachs ;-)
Rein optisch hatte mein Vater mit seinen Gnocchis die kleinste Ration abbekommen. Aber auch er musste bei den in Tomatensauce schwimmenden Sättigungsnocken aus Kartoffeln und Hartweizenmehl im wahrsten Sinne des Wortes „Stärke“ beweisen. Dennoch äußerte er sich positiv über seine mit ordentlicher Garnelen-Einlage servierten Teiglinge, deren gleichmäßige Form auf zuverlässige Industrieware hindeutete. Gnocchi Gamberetti
Dass nach diesen vier Hauptgerichten keinem am Tisch der Sinn nach einem Nachtisch stand, war wenig verblüffend. Dass man hier nicht mit der EC-Karte zahlen konnte, schon eher. Egal, mein Vater beglich die Rechnung in bar. Danach wurde noch eine kleine Runde gelaufen. Die Verdauung musste nach der Brachialspeisung schließlich angekurbelt werden.
Nachtrag 1:
Den Rest meiner Pizza genoss ich übrigens am nächsten Morgen zum Frühstück. So ein kühlschrankkalter Italo-Snack kann einen schon gut gelaunt in den Tag schicken, weshalb ich mich grundsätzlich freue, wenn vom Vortag noch ein saftiger Teigfladenrest in der Aluhülle schlummert.
Nachtrag 2:
Übrigens kreuzte ich ein paar Wochen später noch einmal alleine bei der Osteria Romano auf. Da ahnte ich bereits, dass die folgende Nacht eine recht lange werden würde. So gesehen war die mit zusätzlich etwas Paprika belegte, ordinäre Pizza Milano (Salami, Schinken, Champignons) die letzte Mahlzeit vor der Geburt unserer Tochter. An diese Pizza Milano werde ich wahrscheinlich ewig denken...
Auch diesmal schaffte ich das teiggewordene Wagenrad nicht ganz (wohl auch wegen der ganzen Aufregung…). Aber das machte gar nichts, denn vom kalten Rest profitierte ich am nächsten Morgen als frisch gebackener, von dem erlebten Wunder etwas mitgenommener und rundum glücklicher Vater.
Der Umzug nach Wörth brachte uns auch in kulinarischer Hinsicht ein paar Vorteile. So existiert beispielsweise ein italienisches Restaurant keine 500 Meter von unserer neuen Bleibe entfernt. Endlich können auch wir - bei Bedarf - bei einem „Italiener um die Ecke“ einkehren.
Die Rede ist von Romano Critelli, der sein Eiscafé im Maximilian-Center (Einkaufszentrum nördlich vom Wörther Ortsbezirk Maximiliansau, Anm.) aufgegeben hat und ins Clubhaus des FC Bavaria Wörth eingezogen ist. Seine seit dem 1.Mai dieses Jahres eröffnete Osteria trägt... mehr lesen
Osteria Romano
Osteria Romano€-€€€Restaurant, Trattoria072719331923Mozartstraße 12, 76744 Wörth am Rhein
3.5 stars -
"Am Sonntagmittag beim Italiener von nebenan" marcO74Der Umzug nach Wörth brachte uns auch in kulinarischer Hinsicht ein paar Vorteile. So existiert beispielsweise ein italienisches Restaurant keine 500 Meter von unserer neuen Bleibe entfernt. Endlich können auch wir - bei Bedarf - bei einem „Italiener um die Ecke“ einkehren.
Die Rede ist von Romano Critelli, der sein Eiscafé im Maximilian-Center (Einkaufszentrum nördlich vom Wörther Ortsbezirk Maximiliansau, Anm.) aufgegeben hat und ins Clubhaus des FC Bavaria Wörth eingezogen ist. Seine seit dem 1.Mai dieses Jahres eröffnete Osteria trägt
Geschrieben am 10.10.2021 2021-10-10| Aktualisiert am
10.10.2021
Besucht am 22.08.2021Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 39 EUR
Kaum war der Umzug nach Wörth erfolgreich überstanden, verschlug es den gastronomischen Großinquisitor aus der Pfalz samt besserer Hälfte in sein näheres Umfeld zu einer ersten kulinarischen Bestandsaufnahme vor Ort. Denn im Gegensatz zur gastronomischen Diaspora Steinweiler hat die Stadt Wörth zusammen mit ihrer „Außenstelle“, dem Ortsbezirk Maximiliansau, doch einige Einkehradressen mehr zu bieten.
Gut, das einstige Aushängeschild der heimischen Feinschmeckerei, das Gourmetlokal „Zur Einigkeit“ vom Klöffer Franz – Gott hab‘ ihn selig! –, gibt es seit fast 10 Jahren nicht mehr. Eine Genusslücke, die leider nie mehr geschlossen wurde.
Jedoch gibt es für Freunde deftiger Hausmannskost eine ganze Reihe gutbürgerlich ausgerichteter Gasthäuser, die dem gemeinen Volkshunger nicht selten mit handfester Fleischhaftigkeit begegnen. Ein paar dieser – teilweise alteingesessenen – Sättigungsinstitute werde ich in den nächsten Monaten etwas näher beleuchten.
Über die ebenfalls in Maximiliansau beheimatete Gockelburg, diesen etwas anachronistisch anmutenden, mittlerweile schon zum Wörther Kulturgut zählenden Prototyp einer urigen Hähnchenbutze, habe ich bei GG ja bereits ausführlich berichtet. Und auch das von der gleichen Betreiberfamilie unterhaltene, in direkter Nachbarschaft befindliche Restaurant Bajazzo habe ich vor ein paar Jahren unter Messer und Gabel genommen.
Dagegen fiel meine Abhandlung über die geballte Gutbürgerlichkeit der immer noch existierenden, ebenfalls in Maximiliansau ansässigen Kaminstubb dem Niedergang unseres geliebten RK-Portals zum Opfer.
Aber keine Sorge liebe Rumpsteak- und Schnitzelschwelger, auch die kernigen Karnivorenteller dieses altehrwürdigen Gasthauses wird der Hausmannskosthasardeur in spe bald genauer inspizieren. Freut euch also schon jetzt auf eine vor Friteusenfett triefende Neuauflage aus der „Max’auer“ Keimzelle gediegener Haureinschaufelei demnächst auf diesem Kanal…
Doch zuvor geht es an den etwas außerhalb, in direkter Nähe zum Altrhein befindlichen Turnerplatz. Dort betreibt Gerold Knoch seine Turnerstube, die als Vereinsgaststätte des Turnvereins Pfortz-Maximiliansau 1901 e.V. fungiert und direkt neben den Tennisplätzen angesiedelt ist. Idyllisch gelegen
Die direkte Nähe zu Vater Rhein macht die Turnerstube zu einem attraktiven Ausflugsziel. Und das sowohl für Radfahrer, die entlang des Rheinradwegs unterwegs sind als auch für mückenresistente Spaziergänger, die auf dem Hauptdeich rund um den „Hagenbacher Altrhein“ flanieren. Dementsprechend ist man auf Sportler wie Spaziergänger gleichermaßen eingestellt.
Ein stattlicher Biergarten lädt hier zum Verweilen unter freiem Himmel ein. Wir zogen es an jenem warmen Sonntagabend jedoch vor, auf der zwischen Außenbereich und Gaststube positionierten, komplett überdachten Terrasse zu sitzen. Es war noch nicht besonders viel los, denn wir hatten uns etwas früher auf den Weg gemacht, wohlwissend dass später die Moskitoplage über uns hereinfallen würde. Auf der Veranda
Hier saß es sich recht kommod auf robusten Holzstühlen mit Strohsitzfläche, die durch Polsterkissen an Bequemlichkeit gewannen. Unser Blick fiel auf die benachbarten Tenniscourts. Blick hinüber auf die Tennisplätze
Ein gar nicht mal kleiner Spielplatz war auch um die Ecke. Eine an einem Pfosten angebrachte Empfehlungstafel kündete von einem Spätburgunder Rosé vom Weingut Faubel aus Maikammer und einem Weißburgunder von Jungwinzer Fabian Nagel aus Vollmersweiler zu Preisen um die 5 Euro.
Wir blieben jedoch weinfrei an diesem Abend und orderten bei der Chefin eine Flasche Bellaris Classic zu 4,20 Euro sowie ein kleines Lord-Pils vom Fass (0,33l für 2,70 Euro) aus dem Hause Bellheimer.
Die auch auf der Homepage einsehbare Speisenkarte bot eine bunte Mischung aus kleineren Leckerbissen (Schafskäse, Maultaschen, Wurstsalat), mit Hausdressing und Baguette servierten Salaten (z.B. mit Rumpsteak- oder Putenstreifen), ein paar Pastatellern (z.B. Rigatoni mit Garnelen oder „Puttanesca“), veganer Trendkost (Black Bean Pattys, Bio Seitan-Gyros) und fleischhaftigen Hausmannsmahlzeiten, bei denen die üblichen Verdächtigen aus der brutzelnden Pfanne gehoben wurden. Rumpsteak aus Argentinien, Cordon Bleu vom Schweinelachs und natürlich das „artige“ Wiener frisch von der Paniermeile.
Fischfutzies durften sich an auf der Haut gebratenem, mit Zitrone und Thymian aromatisiertem Zanderfilet oder paniertem Kapseehecht mit Kartoffelsalat und Remoulade erfreuen. Suppenkasper hatten die Wahl zwischen hausgemachter Fleischbrühe mit Einlage und einer Curry-Ingwer-Suppe mit Shrimps.
Mein Hunger war groß. So groß, dass ich das Wagnis mit der Curry-Ingwer-Suppe (6,50 Euro) vorweg mutig einging. Curry-Ingwer-Suppe mit Baguette
Meine Frau verzichtete dagegen auf eine Vorspeise. Sie hatte sich auf die Rigatoni Puttanesca (10,50 Euro) festgelegt.
Bei mir hatte schon das Bild vom Cordon Bleu (14,50 Euro) auf der Homepage reichlich Appetit ausgelöst. Warum also nicht das mit Schinken und Emmentaler gefüllte Schweineschnitzel ordern? Zur süffigen Unterfütterung der obligatorischen Pommesbeilage äußerte ich den Wunsch nach einer Pfeffersoße (1 Euro Aufpreise), wie man sie hier üblicherweise zum Rumpsteak reicht. Dem wurde ohne weiteres entsprochen.
Dass ich kurz nach Abschluss unseres Bestellvorgangs aus der Küche ein plattierendes Klopfen vernahm, erfüllte mich mit Vorfreude auf das deftige Panierstück, das gerne dem kulinarischen Erbe der Schweiz zugesprochen wird. Doch zuvor erschien nach angenehmer Wartezeit das sämige Curry-Ingwer-Süppchen, das zusammen mit einem Körbchen geschnittenen Baguettes in klassischer Terrinenform serviert wurde.
Gut, die Shrimps waren im Verhältnis zum flüssigen Inhalt der Tasse eher zurückhaltend portioniert. Sie waren quasi auf dem Boden der „Tat-Tasse“ gelandet. Aber die mit Chili-Fäden-Frisur und etwas Petersilie on top servierte Suppe hinterließ am Gaumen keinen schlechten Eindruck. Die leichte Ingwerschärfe tat der asiatisch angehauchten Tunke gut. Vielleicht wurde dem Curry-Sud mit einem Pülverchen zu Brühe gerückt. Aber das schmeckte man nur marginal heraus. Mein "Süppchen" mit Chili-Faden-Frisse on Top
Insgesamt war das eine durchaus passable, pikant gewürzte Vorspeise, die den ersten Hunger des Tisches verwies und aus meiner Sicht lediglich etwas dünnflüssiger hätte ausfallen dürfen. Meine Frau war da jedoch ganz anderer Meinung. Denn was die Textur von Terrinen betrifft, gehen wir nicht immer konform. Muss ja auch nicht.
Keine Ahnung, was in italienischen Bordellen in den 50er Jahren so abgegangen sein muss, dass man ausgerechnet Sardellen in die mit scharfen Peperoni und Knoblauch verfeinerte Tomatensauce gab. Aber die Zubereitung nach „Hurenart“ („Puttanesca“) hat bis heute ihren Stellenwert in der (süd)italienischen Küche bewahrt. In unserem Fall waren es jedoch keine Spaghetti, die von der schmackigen Sauce benetzt wurden, sondern laut Karte Rigatoni.
Anscheinend war der gute „Nudel-Anton“ aus der lettischen Hauptstadt an diesem Abend ausgegangen und wurde von etikettenschwindelerregenden Penne rigate vertreten. Ja genau die kleinen Hartweizendübel mit den abgeschrägten Enden und der geriffelten Oberfläche, an der die Sauce so schön kleben bleibt. Schade, dass sie nicht etwas „al denter“ ausfielen, denn die sauber eingeköchelte, fruchtig-aromatische Tomatensauce hätte etwas bissfestere Pasta allemal verdient gehabt. Die Rigatoni...ääh Penne "Puttanesca"
Natürlich monierten wir den Nudeltausch nicht. Waren ja nur Kleinigkeiten. Nur die Portionsgröße fand meine Frau zu üppig bemessen. Das war selbst für eine hungrige junge Dame im 8.Monat nicht zu schaffen. Ich wollte ihr ja helfen, aber Anchovis gehören nun wahrlich nicht zu meinen Favoriten. Schon gar nicht in der Pastasauce.
Außerdem lag da noch ein frisch der Butterpfanne – vielleicht kam es aber auch aus der Fritteuse (?) – entstiegenes Cordon Bleu neben einem ansehnlichen Frittenberg. Über das wacker gefüllte Schnitzel hatte man die dunkle, pikant-salzige Pfeffersauce vom scheinbar schwer verliebten Küchenchef gekippt. Cordon Bleu Teller
Oh oh, à part hätte mir das deutlich besser gefallen. Zumal der großzügig portionierte Beiguss schlicht und ergreifend überwürzt war. Cordon Bleu mit reichlich Pfeffersauce
Obwohl ich der Verwendung von Sahne in Saucen eher kritisch gegenüberstehe, hätten hier ein paar Milliliter für ein runderes Geschmacksbild gesorgt und zur allgemeinen Pfeffer-Salz-Eindämmung beigetragen. Schade drum, denn am Cordon Bleu selbst gab es nichts auszusetzen. Würzige Panade, mürbe geklopftes, dünnes Schweinefleisch vom Rücken und eine saftige Kochschinken-Emmentaler-Füllung zeugten von ehrlichem, hausmannsköstlichem Handwerk. Cordon Bleu im Anschnitt
Dass zur papillenlahmlegenden Pfeffertunke dann auch noch die Fritten meine Zunge zur Salzsäule erstarren ließen, war natürlich too much, passte aber ins kulinarische Gesamtbild dieses Rustikaltellers. Egal, mir würde der Nachdurst sowieso ein paar Stunden später den freiwillig angetretenen Saucentrip heimzahlen. Da kam es auf ein paar salzige Pommes mehr oder weniger nun auch nicht mehr an.
Platz für einen süßen Abschluss war nach den strammen Portionen nun wirklich nicht mehr. So verließen wir die Turnerstube unter komplett gesättigten Umständen. Eberhard Gienger hätte hier wohl nur am Salatbouquet geknappert, während sich Fabian Hambüchen vielleicht das wochenlang am Reck abgehangene Rumpsteak ohne alles gegönnt hätte. Aber auch ohne Mitglied des örtlichen Turnvereins zu sein, lässt es sich in der gutbürgerlichen Gaststube am Turnerplatz gut aushalten. Nur eines sollte man definitiv dabeihaben: reichlich Hunger!
Kleiner Nachtrag
Wie ich auf der Facebook-Seite der Turnerstube erfahren habe, scheidet der derzeitige Pächter Gerold Knoch zum Jahresende aus, da er in seinen wohlverdienten Ruhestand geht. Deshalb sucht der Turnverein Maximiliansau einen neuen „engagierten und kontaktfreudigen“ (Zitat) Nachfolger, der diese idyllisch gelegene Vereinsgaststätte weiterführt. Ich drücke die Daumen, dass dies klappt, denn es wäre schön, wenn wir auf unseren zukünftigen Ausflügen mit der Säuglingskutsche dort aufschlagen könnten. Anstatt in Pfeffersauce werden dann die Fritten einfach in Ketchup getunkt und gut is(s)t!
Kaum war der Umzug nach Wörth erfolgreich überstanden, verschlug es den gastronomischen Großinquisitor aus der Pfalz samt besserer Hälfte in sein näheres Umfeld zu einer ersten kulinarischen Bestandsaufnahme vor Ort. Denn im Gegensatz zur gastronomischen Diaspora Steinweiler hat die Stadt Wörth zusammen mit ihrer „Außenstelle“, dem Ortsbezirk Maximiliansau, doch einige Einkehradressen mehr zu bieten.
Gut, das einstige Aushängeschild der heimischen Feinschmeckerei, das Gourmetlokal „Zur Einigkeit“ vom Klöffer Franz – Gott hab‘ ihn selig! –, gibt es seit fast 10 Jahren... mehr lesen
Vereinsgaststätte Turnerstube
Vereinsgaststätte Turnerstube€-€€€Biergarten, Gaststätte0727142541Am Turnerplatz 1, 76744 Wörth am Rhein
3.5 stars -
"Cordon und Bleu statt Gienger und Hambüchen!" marcO74Kaum war der Umzug nach Wörth erfolgreich überstanden, verschlug es den gastronomischen Großinquisitor aus der Pfalz samt besserer Hälfte in sein näheres Umfeld zu einer ersten kulinarischen Bestandsaufnahme vor Ort. Denn im Gegensatz zur gastronomischen Diaspora Steinweiler hat die Stadt Wörth zusammen mit ihrer „Außenstelle“, dem Ortsbezirk Maximiliansau, doch einige Einkehradressen mehr zu bieten.
Gut, das einstige Aushängeschild der heimischen Feinschmeckerei, das Gourmetlokal „Zur Einigkeit“ vom Klöffer Franz – Gott hab‘ ihn selig! –, gibt es seit fast 10 Jahren
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Die Rede ist von Romano Critelli, der sein Eiscafé im Maximilian-Center (Einkaufszentrum nördlich vom Wörther Ortsbezirk Maximiliansau, Anm.) aufgegeben hat und ins Clubhaus des FC Bavaria Wörth eingezogen ist. Seine seit dem 1.Mai dieses Jahres eröffnete Osteria trägt dabei seinen wohlklingenden Vornamen.
Romano Critelli ist in Wörth kein Unbekannter, betrieb er doch vor seiner Eiscafé-Karriere sieben Jahre lang das Restaurant Diverso in der Ottstraße, was leider die Schließung während des Corona-Lockdowns nicht überlebte und seitdem leer steht. Mit Arben Rama, der zuletzt im Diverso als Inhaber und Küchenchef fungierte, hat er in der Küche die passende Verstärkung gefunden.
Mein Vater hatte sich an jenem Sonntag zu einem Kurzbesuch in Wörth angekündigt. Die Option auf ein Mittagessen beim Italiener mit anschließendem Spaziergang „über den Dorschberg“ – so heißt nämlich das Wohnviertel, dessen Suffix auf die vom alten Rheinverlauf geprägte Geländestufe (= Hochgestade) zurückgeht und keinesfalls auf eine größere Erhebung schließen lässt, – ließ ihn gerne zusammen mit seiner Frau aus dem nicht weit entfernten Ettlingen über den Rhein kommen.
Von außen betrachtet, wirkte das direkt neben dem Kunstrasenplatz (zu meiner aktiven Fußballzeit noch ein knüppelharter Tennenplatz!) befindliche Clubhaus ziemlich schmucklos. Zwei funktionale Quader im monotonen Baustil der 70er Jahre, möchte man meinen. Von der Optik her nicht wirklich einladend.
Außenansicht aufs Clubhaus
Das Wetter war jedoch angenehm warm und so konnten wir auf der wesentlich einladender wirkenden Terrasse Platz nehmen. Dort war bereits eine kleine Familienfeier in vollem Gange. Auch drinnen hätte es sich gut aushalten lassen, denn Romano Critelli hat den Gastraum größtenteils neu möblieren lassen. Dem Hang zur klaren Linie folgend, entstand ein von dunklem Mobiliar bestimmtes, recht nüchternes Ambiente, das auch ganz gut ohne sentimentale Folkloredrapierung auskam.
Auf dem mit Bambusmatten überdachten Freisitz saßen wir ganz vergnügt im Halbschatten und blickten hinüber zu den Tennisplätzen, wo sich bei so manchem Medenrundenspieler die deutlich erkennbare Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit lautstark bemerkbar machte. Darüber konnte ich nur verständnisvoll lächeln, denn früher beim Badminton war mein Benehmen auf dem Platz keinen Deut besser. Ganz im Gegenteil…
Ich meine mich zu erinnern, unseren freundlichen Servicemann schon früher im Eiscafé des Herrn Critelli in Aktion erlebt zu haben. Wahrscheinlich hat er zusammen mit seinem Chefe „rübergemacht“. In Zeiten geringer Personaldichte ist sowas sicherlich kein Fehler.
Ein paar Empfehlungen waren mit Kreide auf diversen Schiefertafeln notiert. Siehe da, eine Tapas-Variation (Albondigas, Salsiccia, Scampis) hatte man auch außer der Reihe. Interessant. Daneben wurde für einen mit Schwein, Rind und Pute bestückten Grillteller (15 Euro) geworben. Kartoffelgratin und gegrillte Tomate inklusive.
Doch mir war an diesem Sonntagmittag irgendwie „puramente italiano“ zumute. Und da holte mich die mit jeder Menge Pizza- und Pastagerichten ausgestattete Speisenkarte mit reichlich Adressatenbezug ab. Warum man als Osteria jedoch unbedingt Schnitzel, Rumpsteak und Co. anbieten muss, wird sich mir wohl nie erschließen, aber der Betreiber wird sicherlich seine Gründe haben, welche die Zubereitung solch gutbürgerlicher Allerweltskost rechtfertigen. Oder genügend Gäste, die danach verlangen.
Ich blätterte mich durch eine hübsche Ansammlung frischer Salate, ehe ich bei den Vorspeisen meinen ersten kulinarischen Claim absteckte. Für den ersten Hunger war mir die Bruschetta (5,50 Euro) gerade Recht, nicht ahnend, dass es sich bei dieser Vorspeise in Wahrheit um ein verkapptes Hauptgericht handelte. Zu dem Preis hätte ich mir das niemals träumen lassen.
Die Frau meines Vaters hatte sich für einen Salat mit gegrilltem Lachs entschieden, der als weitere Empfehlung irgendwo geschrieben stand. Bei den vielen Schiefertafeln, die aushingen, verlor ich so langsam den Überblick. Meine Frau wählte nicht ganz überraschend die Pizza Vegetaria (8,50 Euro), die mit Spinat, Artischocken, Champignons und Oliven belegt war. Kann man so machen, wäre mir aber zu brav gewesen. Ein wenig mehr Belagwürze kann so ein Hefeerzeugnis schon vertragen.
Mir jedenfalls kam wesentlich Deftigeres in den Sinn. Die Pizza Bolognese (9 Euro), bei der sich zur namensgebenden Hackfleischsauce auch noch Salami und Schinken auf der Teigscheibe einfanden, wurde von mir eigenmächtig um ein paar milde Peperoni erweitert, um danach auf dem Bon in der Küche zu landen.
„Irgendwann, möglicherweise aber auch nie, werde ich dich bitten, mir eine kleine Gefälligkeit zu erweisen.“ So viel zum Thema „Extrawünsche auf der Pizza“. Dafür darf ein Don-Corleone-Zitat aus dem Film der Filme schon mal „Pate“ stehen.
Apropos (God)father: mein Vater hatte da bereits die Gnocchi Gamberetti (10,50 Euro) mit Shrimps, Zucchini und Kirschtomaten klargemacht – ganz ohne den lieben Gott um Rat zu fragen. Hoffentlich war das mal kein Fehler...
Bei meiner Bruschetta hatte man statt gerösteten Weißbrotscheiben frisch gebackenes Pizzabrot als Basis für den üppigen Belag aus Tomatenwürfeln, Parmesanbrocken und Rucolablättern verwendet. Hätte man die drei großen Stücke aneinandergelegt, wäre ein knusprig gebackener Halbkreis entstanden.
Bruschetta im xxl-Format
Selten habe ich eine so reichhaltige Bruschetta-Portion vorgesetzt bekommen. Wesentlich öfter dagegen eine, die nach tomatisierter Langeweile geschmeckt hat. Das tat diese hier nun wahrlich nicht. Gut, bei der Balsamico-Kalligrafie on Top wäre vielleicht weniger mehr gewesen. Aber ansonsten erfüllte der italienische Antipasti-Klassiker alle an ihn gestellten Erwartungen.
Nochmal die Bruschetta
Die Zutaten waren frisch – nichts schmeckt dröger als welker Rucola! – und man hatte weitestgehend auf die Hinzugabe von Knoblauch und roter Zwiebel verzichtet. Olivenöl, Balsamico, Pfeffer und Salz wetteiferten um die Gunst der nicht allzu fein geschnittenen Tomatenschnipsel. Großzügig darauf verteilte Parmesanstücke sorgten für ein noch volleres Mundgefühl.
Selbst wenn die Portion nur halb so groß gewesen wäre, hätte sie mir locker gereicht. Aber eine Bruschetta teilen ist ja bekanntlich Ehrensache. Zumal der Rest der „Familia“ ja instinktiv auf eine Vorspeise verzichtet hatte.
Gut, dass ich mir dadurch noch ein wenig Platz im Magen aufgespart hatte. Denn flugs dampfte mir eine zusätzlich mit Kochschinken, Salami und Peperoni belegte Bolo-Pizza von stattlichem Durchmesser entgegen. Eine Rundbackware, die wie erwartet recht gehaltvoll ausfiel. Mit dem Käse hätte man durchaus etwas sparsamer umgehen dürfen. Auch der Kochschinken hatte seine saftigsten Tage bereits hinter sich oder vielleicht nie gehabt.
Pizza Bolognese (Detailansicht: Belag)
Am Boden hingegen gab es deutlich weniger auszusetzen. Er wies im Kern eine fluffig weiche Textur auf, war dennoch schön knusprig und mit ein paar eingebackenen Luftblasen gesegnet. Auch die rote Grundierung aus fruchtiger Tomaten- und würziger Hackfleischsauce erfüllte saftig ihren Zweck. Doch leider wurde sie von einem zu mächtigen Schmelzkäseteppich erschlagen. An einen Komplettverzehr des sättigenden Teigfladens war bereits nach den ersten paar Bissen nicht mehr zu denken, weshalb die restlichen drei Achtel später im Alumantel nach Hause transportiert wurden.
Pizza Bolognese
Keine Ahnung, wie meine Frau es schaffte, ihre Veggie-Scheibe komplett zu verdrücken. Aber Hochschwangere sind ja bekanntlich zu so mancher Großtat fähig. Dennoch musste auch sie mit den letzten Stücken kämpfen.
Pizza Vegetaria
Dass bei Romano auch die Hungrigsten der Hungrigen locker satt werden, war mir schon beim Anblick der Salatportion, an der sich meines Vaters Frau zum Hauptgang versuchte, klar geworden. Auch die stattliche Lachstranche, die man auf ihrem grünen, für meinen Geschmack völlig „übersoßten“ Frischehügel verteilt hatte, kam nicht gerade aus – Achtung Kalauer! – Kleinfischlingen (kleines Weindorf in der Südpfalz, Anm.).
Lachs auf Salat
Mit der Menge an Joghurtdressing und dem mitgelieferten Pizzabrot war das eigentlich kaum zu schaffen.
Bzw. Salat mit Lachs ;-)
Rein optisch hatte mein Vater mit seinen Gnocchis die kleinste Ration abbekommen. Aber auch er musste bei den in Tomatensauce schwimmenden Sättigungsnocken aus Kartoffeln und Hartweizenmehl im wahrsten Sinne des Wortes „Stärke“ beweisen. Dennoch äußerte er sich positiv über seine mit ordentlicher Garnelen-Einlage servierten Teiglinge, deren gleichmäßige Form auf zuverlässige Industrieware hindeutete.
Gnocchi Gamberetti
Dass nach diesen vier Hauptgerichten keinem am Tisch der Sinn nach einem Nachtisch stand, war wenig verblüffend. Dass man hier nicht mit der EC-Karte zahlen konnte, schon eher. Egal, mein Vater beglich die Rechnung in bar. Danach wurde noch eine kleine Runde gelaufen. Die Verdauung musste nach der Brachialspeisung schließlich angekurbelt werden.
Nachtrag 1:
Den Rest meiner Pizza genoss ich übrigens am nächsten Morgen zum Frühstück. So ein kühlschrankkalter Italo-Snack kann einen schon gut gelaunt in den Tag schicken, weshalb ich mich grundsätzlich freue, wenn vom Vortag noch ein saftiger Teigfladenrest in der Aluhülle schlummert.
Nachtrag 2:
Übrigens kreuzte ich ein paar Wochen später noch einmal alleine bei der Osteria Romano auf. Da ahnte ich bereits, dass die folgende Nacht eine recht lange werden würde. So gesehen war die mit zusätzlich etwas Paprika belegte, ordinäre Pizza Milano (Salami, Schinken, Champignons) die letzte Mahlzeit vor der Geburt unserer Tochter.
An diese Pizza Milano werde ich wahrscheinlich ewig denken...
Auch diesmal schaffte ich das teiggewordene Wagenrad nicht ganz (wohl auch wegen der ganzen Aufregung…). Aber das machte gar nichts, denn vom kalten Rest profitierte ich am nächsten Morgen als frisch gebackener, von dem erlebten Wunder etwas mitgenommener und rundum glücklicher Vater.