"Ohne Worte"
Geschrieben am 10.06.2022 2022-06-10 | Aktualisiert am 11.06.2022
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"Tag 2 am See mit dem zweiten Notnagel. Aber ein Notnagel war das mitnichten!"
Geschrieben am 18.08.2021 2021-08-18 | Aktualisiert am 18.08.2021
Eine Notlösung.
Denn den neuen Italiener im ehem. Haus des Gastes direkt auf der Halbinsel wollte ich mir eigentlich nicht antun. Mir war die Lage schlicht zu herausragend als, daß ich dort mehr als nur Tourigedöns erwartet hätte.
Aber da nun schon seit 1918 das Frauenwahlrecht in Deutschland gesetzlich geregelt wurde wollte und konnte ich da nicht umhin ihren Einwand zu beachten und mich danach zu richten ;-)
Naja, wird schon schief gehen, dachte ich, und wir orderten telefonisch einen Tisch für zwei am Montagabend.
Die bodentiefen Schiebefenster zur Terrasse waren noch geöffnet und letztere leerte sich gerade als wir an dem angenehmen Maiabend das Haus erreichten. Die Terrasse liegt nach Osten und trotz des freundlichen Tages wurde es langsam etwas frischer als die Sonne hinterm Haus verschwand.
Wir betraten das geräumige Innere und standen kurz etwas blöd da bis sich jemand der Bediensteten unser erbarmte.
Freundlich aber dennoch recht wortkarg wurden wir dann an unsern Tisch geleitet. Perfekte Lage mit gutem Überblick direkt am Terrassenfenster, welches dann alsbald auch etwas zugeschoben wurde. Aber nicht nur die Lage war gut auch sitzen lies es sich dort sehr bequem auf den gepolsterten, velourbezogenen (?) Stühlen.
Die Karten kamen zügig an den Tisch und zeigten sich von der Optik her eher von der nicht ganz so ansprechenden Seite. Kartoniert, beschichten und mit vielen Bildern der Speisen. Das hatte ich so zuletzt auf Gran Canaria so gesehen. Vor 30 Jahren. Wahlweise auch später noch in Japan. Aber dort war das essenziell um überhaupt mitzubekommen was man denn da bestellte.
Stichwort „bestellte“.
Wir bestellten bei der Dame welche uns anfangs umsorgte bei nächster Gelegenheit
ein Spezi (0,33 zu 3,50) und ein kleines Mineralwasser (0,33 zu 2,40)
dazu für meine Wenigkeit ein Weißbier von Farny (0,5 zu 3,90)
Die Getränke kamen alsbald und dabei orderten wir dann auch gleich unsere Speisenwünsche.
Waren ja auch so schön bunt die Bilder.
Insalata Romana. Gemischter Salat mit Schinken, Käse und Ei (9,90) für uns gemeinsam als Vorspeise.
Meiner lieben Frau war es ausnahmsweise mal wieder nach Pizza. Und das obwohl es in der Karte auch eine gar nicht so schlechte Auswahl an Pastagerichten gab. Sogar in der Al-Forno-Variante, welche sie recht oft bevorzugt. Carne gab es natürlich und auch Pesce. Letztere aber nur in den Varianten welche auch TK-tauglich waren. Das war schon schade. Ich denke sonst hätte sie dort vielleicht doch zugeschlagen.
Es sollte für sie, ACHTUNG!, die Pizza Hawaii sein welche sie um Champignons und Knoblauch gepimpt wissen wollte (Grundversion: 12,90).
Mir kam die Diavola mit „Salami, Peperoni – scharf“ (12,90) gerade recht.
Selbstredend wurde dazu noch Knoblauch geordert, was meiner Frau ihren Knoblauchwunsch auf der Hawaii ausreichend erklären dürfte ;-)
Dann war etwas Zeit sich umzuschauen.
Jo, ganz nett und ansprechend hier. Es wurde schon versucht dem Haus einen leicht mondänen Touch zu geben. Ja, das konnte schon gefallen. Fast ohne ins Sterile zu verfallen, was in solchen Fällen gerne geschieht. Gefiel tatsächlich auch uns recht gut.
Genug geglotzt!
Der Insalata benötigte nicht sehr lange bis er uns erreichte. Zuvor wurden aber noch Essig, Öl, Salz- und Pfeffermühle am Tisch platziert. Sah nett aus, aber mir schwante schon!CRP-Salat
Nett ausgesehen hatte auch der Salat.
Schön bunt, mit viel Blattsalat und Paprikawürfeln war er garniert. Zwei Extrateller fanden dankbarer Weise automatisch an den Tisch. Wäre im Grunde aber nicht nötig gewesen, da das Tischset sowieso schon bei unserer Ankunft ein paar Flecken zeigte.
Es dürfte nicht mehr als ein Ei gewesen sein und der Schinken war mit dem Käse zusammen aufgerollt. Darüber etwas Balsamicocreme. Das war es aber auch schon mit Würze. Da hatte es dann schnell „ausgeschwant“. Denn der Rest war wieder die „verlängerte Werkbank“. Der Kunde möge doch gefälligst den Salat selbst anmachen.
Nun denn, mit Essig und Öl halfen wir ihm dann soweit ausreichend auf die Sprünge. Im Grunde hasse ich das aber sehr. Das geht andernorts, wenn auch selten, durchaus auch in gut mit würzigem Dressing schon von der Küche aus versehen.
Grundsätzlich waren die Blattsalate sehr gut und frisch. Zumindest die, welche zuoberst lagen. Darunter versteckte sich dann doch ein gerüttelt Maß an geschmacksneutralem Eisbergsalat. Schade eigentlich. Die Garnitur war gut und knackig (Paprikawürfel). Die Schinken-Käse-Röllchen hatten aber einen sehr zwiespältigen Eindruck hinterlassen. Sie hatten so herzlich gar keinen Eindruck hinterlassen. Fand ich die Idee Anfangs als eher gelungen, erstreckte sich im Mund ein eher belangloses Gefühl. Schön anzusehen und eigentlich eine nette Idee, kam es mir später eher als CRP-Maßnahme rüber (CRP = cost reduction program).
Der Röllchen gab es herzlich wenig und sie boten irgendwie die Möglichkeit schwache Produkte effektvoll in Szene zu setzen. Ein kräftiger (Koch-) Schinken und ein herzhafter Käse waren das aber mitnichten. Zudem quantitativ sehr überschaubar.
Aber wir haben ihn aufgegessen, da ja Vitamine sehr wichtig sind!
Die Pizzen schlugen dann nach angenehmer Pause auf.
Die „Hawaii“ meiner lieben Frau war aber bar jeder Champignons und auch des Knoblauchs, was sie umgehend bemängelte. Sofort wurde sich entschuldigt und diese wieder mitgenommen. Nach ein paar Minuten war sie, mit Champignons aufgepimpt wieder am Tisch. Daß der Knoblauch weiterhin fehlte ließen wir dann unbemängelt, denn irgendwann wollten wir doch gemeinsam essen.Honolulu meets Bayrischer Wald
Pragmatisch, wie meine Frau manchmal ist, wurde von meiner Pizza punktuell Knoblauch geräubert. Ansonsten wusste die Pizza meiner Frau schon zu gefallen.
Meine Diavola war auch eine ganz nette Pizza. Seltsamer Weise hatte sie Champignons und Tomatenwürfel drauf welche nicht in der Karte ausgewiesen waren.Das sollte eine Diavola sein.
Das „scharf“ war in homöopathischen Mengen durchaus vorhanden. Der Knoblauch soweit erschmeckbar. Im Grunde war es von der Konsistenz her eine Pizza für die „knackiger-Rand-Fraktion“. Der Teig war nicht schlecht und zeigte schon etwas Teilnahme am Geschehen. Am Boden dünn und stabil aber nicht hart oder fest. Am Rand knackig mit einer Spur Luftigkeit. Das Sugo war dem gleich und wusste sich zu zeigen wenngleich auch nicht sehr vordringlich. Der Belag war angenehm würzig und geschmeidig.
Es war nicht unbedingt eine Pizza die meiner Libelingskonsistenz entsprach, aber es war eine Pizza die niemanden beleidigte und wohl jedem Mainstream gefällig war.
Letzlich aß meine liebe Frau ihre Pizza nicht ganz und irgendwann stand ein netter Herr aus der Mannschaft einfach neben uns und bot eine Pizzaschachtel an.
Das lässt mich zum vorerst letzten Punkt kommen.
Der Herr bot die Pizzaschachtel mit freundlichem Lächeln aber absolut nonverbal an. Auch sonst hatten wir bei den Kontakten immer irgendwie den Eindruck, daß hier Deutsch nicht durchgehend beherrscht wird und darum an Silben sehr gespart wurde. Sei es beim Bestellvorgang oder bei anderen Kleinigkeiten oder eben beim letzten Punkt. Grundsätzlich kein Problem, wenn dann wenigstens nichts schief läuft. Aber diese allgemeine Wortkargheit war den Abend über schon eine kleine Spur befremdlich. Das hatte letztlich auch das Wohlfühlgefühl irgendwie leicht beeinträchtig.
Ich hatte mein Fazit eigentlich schon geschrieben als ich mir die Rechnung zufällig noch genauer anschaute und mit den Preisen in der Karte verglich (welche ich oben aufgeführt hatte).
Da durfte ich feststellen, daß der nicht vorhandene Knoblauch auf der Pizza meiner Lieben mit 0,80€ verrechnet wurde. Soweit kann das passieren. Kein Beinbruch. Die Champignons allerdings waren auf der Rechnung als Mozzarella deklariert wofür dann Einsfuffzig aus der Brieftasche gezogen wurden.
Das kommt im Nachhinein schon blöd.
Dafür war meine Pizza ohne Aufpreis angegeben, so dachte ich in meinem jugendlichen Leichtsinn.
Nein, noch besser, sie wurde in Pizza Pizzaiola umbenannt und dafür satte 14,90€ gebeutelschneidert.
Vielleicht war es auch tatsächlich eine „Pizza Pizzaiola“ (nicht in der Karte aufgeführt) und alles wurde falsch geliefert.
Fazit:
So, jetzt eben ein neuer Anlauf.
Daß es zu dieser Zeit und an diesem Ort etwas teurer wäre, war klar. Und die ursprünglichen Preise passten irgendwie gerade noch. Was dann aber letztlich in Rechnung gestellt wurde kann man nicht teuer nennen. Das kann man einfach nur Betrug am Kunden schimpfen.
Die Pizzen kann man zwar essen und beim Salat waren wir etwas irritiert, aber der Rest hatte einfach gar nicht gepasst. Und damit meine ich nicht nur die Wortkargheit sondern auch das Gebaren bei der Rechnung.
Und, nein, wir kommen hier nicht wieder her.
PS: Der Vollständigkeit halber noch kurz zur Barrierefreihet:
Der Gastraum ist geräumig und über die Terrasse und eine vorgelagerte Rampe barrierefrei zu erreichen. Die sauberen und gepflegten Toiletten sind im UG. Nach einem Aufzug oder ebenerdigen, barrierefreien Sanitärräumen habe ich nicht gefragt. Wen denn auch? ;-)