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Den letzten Abend zelebrieren wir immer ein bisschen, wir hatten nicht umsonst im Schlosshotel eingebucht. Ich fragte also, ob wir einen Tisch in der Schlossstube bekommen könnten (es gibt zwei Restaurants im Haus, Wein- und Schlossstube). Aber das wurde verneint, man habe uns einen schönen Tisch in der Weinstube reserviert.......hmmm, was soll ich sagen, waren wir doch ein wenig zu abgerockt in Chefin's Augen nach unserer Wanderetappe? Das Hotel ist doch Wanderverband zertifiziert, man sollte also wissen, wie man nach nicht ganz trockenen 27 km über den Moselsteig aussieht. Aber gut, ich war zu müde für eine Rückfrage.........
Ab in das schöne Zimmer mit japanischer "full automatic" Toilette inklusive Fernbedienung. Wir brachten uns zurück in den Restaurant geeigneten Zustand. Dann ging es nach unten und neben der Rezeption in die Weinstube. Die ist groß, und mitten drin eine Kühltheke mit Salat drin. Unser Tisch war dann 3 Meter davon entfernt am Fenster zur Sankt Castor Straße raus.
Ein Aperitif wurde bestellt und Wasser.
Sommerduft hieß er und war ein Riesling Sekt, nicht ganz brut, versetzt mit einer Essenz von Limone und Basilikum. Das schmeckte ausnehmend gut beim studieren der Karte. Wir waren uns recht schnell einig, was wir essen wollten,
aber nicht so schnell, dass der Service nicht schon drei Mal nachgefragt hätte, was wir denn nun essen wollten. Beim dritten Mal klärte ich die Damen auf, dass wir in Ruhe einen Aperitif trinken wollten, dabei auswählen würden und danach auch noch einen Wein aussuchen würden.......jetzt klappte es besser! Man kam an den Tisch als man merkte, dass wir die Karten beiseite gelegt hatten. Fein, die Lernkurve schnellte exponentiell nach oben!
Ein trockener Spätlese Riesling von Leo Fuchs aus dem Nachbarort Pommern wurde bestellt
nicht nur das Etikett war ein Hingucker, auch der Geschmack war sehr fein! Zweitbester Riesling auf unserer 2017 Wanderung an der Mosel. Wir haben dann auch unser Essen bestellt, dass Weinstubenmenü für meine Frau und das Schlossstubenmenü für mich. Der kulinarische Abend begann mit einem Gruß aus der Küche
Aal aus der Mosel, leicht geräuchert auf einem scharfen Sahnemeerrettich, in der Mitte eine Kürbissuppe, sowie Schinken, ungeräuchert mit Melone. So lässt es sich in ein Menü starten. Erster Gang meiner Frau war Bresaola, Limonen-Pfeffer-Sauce, Scampi, Tomatensorbet, Feldsalat
Rinderschinken gut, Feldsalat gut, Scampi gut, kreativ angerichtet. Aber die Krönung des Tellers war das Tomatensorbet! Super! Das war aller feinst. Für mich sollte es Carpaccio vom marinierten Thunfisch mit Gemüsecouscous geben.
Es war dann nicht nur ein sehr gutes Carpaccio, sondern auch ein bisschen im Sesammantel angebratenes Fielt dabei. Couscous und Gemüse störten den Genuss fast ein wenig, der Teller war etwas zu überladen. Nur der Thunfisch hätte es auch getan. Gang 2 für meine Frau
Steinpilzcappucino, Trüffeltortelloni, aromatisierte Sahne, Schinkengrissini. Ich habe nicht gekostet, aber ich vernahm keine Klagen. Gekostet habe ich nicht, weil ich mit einer außerordentlich guten Konsommee beschäftigt war!
Das war eine Essenz vom Eifeler Hauskaninchen mit Filet, Herbsttrompeten und Gemüse. Und Essenz trifft es auf den Kopf. War der erste Gang leicht überladen in seinen Aromen, war dieser hier schlicht genial! Das passte, ich habe den Geschmack der Konsommee noch heute im Kopf. So gut möchte ich das auch hinbekommen. Hervorragend. Ich hatte einen Gang mehr als meine Frau und das war dann Pot au feu vom Hummer, Gemüse und Ingwer.
Es wurde dann, der Hummer war aller feinst, ausgelöst, und die Schere schon von meiner Frau gemopst, ein 4,5 Gang Menü für uns Beide. Sehr guter Hummer, der halbe Schwanz blieb mir, und eine Hummersauce auf "Hummer Petersen" Niveau! Nach dem erstem Gang hatte ich für den Service etwas zu unorthodox eine Flasche Rotwein bestellt, mit der Bitte diesen früher zu öffnen, damit er ein wenig atmen konnte. Das war dann nach einigem hin und her auch geschehen, zu den Fleischgängen der beste Barique Spätburgunder unserer Wanderung
vom Weingut Sonneneck in Müden, ein paar Kilometer hinter Karden die Mosel hinunter. Wir wanderten am nächsten Tag durch die gekennzeichneten Lagen, aus denen dieser Pinot Noir geerntet wird. Sehr feiner Spätburgunder. Zum dem hatte meine Frau (Hauptgrund für Ihre Menüwahl) Kaninchenrücken im Pancettamantel gebraten, Wirsing und Kürbisgnocchi.
wieder präsentierte die Küche einen aller feinst angerichteten Teller. Sehr gut gelungen die Kaninchenrücken, gut gegart, mit dem Speckmantel sehr saftig. Für mich sollte es sein Rehrückenscheiben, Brokkoli, Waldpilzkrapfen und Charlotte von Kartoffeln
Ein Teller ohne Fehl und Tadel, alle Komponenten gut zubereitet. Butterzartes Wild, lecker die Krapfen. Auch hier wieder sehr dekorativ angerichtet. Die Küche hatte wirklich geglänzt bis hier, weniger der Service. Abschließend noch ein Dessert für Beide, meiner Frau wurde serviert Traubengratin, Walnusseis in der Karamellblüte, Knusperhippe
für mich kam auf den Tisch Quark-Mohn-Törtchen, Knusperkaramell, Waldfruchtsorbet, Mandelcrumble und Beeren.
Dessert ist 50% Optik und deswegen lasse ich wie immer die Bilder sprechen. Die Küche hatte bis zum guten Ende Gas gegeben. Zwischenfazit Küche, wir waren beeindruckt von einer über 5 Gänge konstant guten Küchenleistung. Das hat sehr gut geschmeckt.
Leider gilt das nicht so uneingeschränkt für den Service. Hier gab es doch einige Patzer. Meine Frau und ich hatten einige Anlaufschwierigkeiten mit diesem, weil wir am Anfang etwas nachdrücklicher uns Luft zur Orientierung verschaffen mussten, was die ansonsten sehr liebevolle Auszubildende Aina mit dem für Germanen unaussprechlichen Nachnamen mit gefühlt 25 Silben anfänglich aus der Servicebahn warf. Sie fing sich aber wieder, ich bemühte mich danach nur noch ganz lieb zu schauen, und sie gab Gas und bediente uns über den Abend zunehmend selbstsicher und weiterhin sehr freundlich und zugewandt. Das galt für Ihre Kolleginnen nur eingeschränkt, obwohl fertig ausgebildet gab es hier einiges zu bemängeln. Kein Vorzeigen von Etiketts bestellter Weinflaschen, öffnen, bevor man das ab nickt, keine Frage nach einem Probeschluck und das bei Weinen, die zu den höherwertigen in der Karte gehörten. Auch die Zugewandtheit zum Gast hätte durchaus ausgeprägter sein dürfen. Das hier kann viel besser, wenn man möchte.
Auch das Ambiente war nicht angenehm. Wir saßen in 2 bis 3 Meter Abstand vom Kühlwagensalatbuffet und entsprechend wuselten die Leute an unserem Tisch vorbei. Es ist schön, wenn man verfolgen kann, wie die lieben Mitmenschen sich den Salatteller vollschaufeln. Diese Monstrum von Kühlung gehört nicht mitten in den Gastraum! Ich bin mir sicher, dass sowas in der Schlossstube nicht steht! Warum durften wir da nicht rein? Auch sonst war das Ambiente in der Gaststube nicht so mein Geschmack. Petra hat es in ihrem Beitrag gut beschrieben, dass gilt auch 2,5 Jahre später uneingeschränkt.
Gesamtfazit: Küche top, Zimmer gut, Weinstube muss nicht, wenn ich in einem Hause mit dem Anspruch des Schlosshotel Petry residiere. Ich komme nur wieder, wenn ich eine schriftliche Zusage zur Schlosstube bekomme!