"Erinnert mich doch sehr an Systemgastronomie und hat mich persönlich nicht überzeugt"
Geschrieben am 03.02.2017 2017-02-03 | Aktualisiert am 09.02.2017

"Denn siehe ich verkündige euch große Freude; das"
Geschrieben am 03.02.2017 2017-02-03 | Aktualisiert am 03.02.2017

Ausser Kimchi, dem scharf eingelegten und nicht immer geruchsfreien (um es mal milde auszudrücken) Chinakohl und dem Umstand, dass in Korea auch canis vulgaris, der beste Freund des Mensch, häufig auf der Karte steht, weiss ich von der koreanischen Küche so gut wie nichts."Kimdogo" steht nach eigenem Bekunden für ein in Korea weit verbreitetes To Go-Prinzip, wobei aber laut HP www.kimdogo.de (Korean.Handmade.Food) in der Küche alles auf den fünf folgenden Elementen fusst und zubereitet wird.. "Feuer" steht für Aktivität und spiegelt sich in den Zutaten rotes Gemüse, Fleisch und Chili (alles gut fürs Herz) wieder. "Erde" steht für Wandel und die damit verbundenen Lebensmittel Möhren und Eigelb sollen gut für den Magen sein. "Metall" steht für Reife; die Lebensmittel Sojasprossen, Rettich und Reis sollen Haut und Gelenke stärken. "Wasser" versinnbildlicht Ruhe; Lunge und Nieren profitieren hier angeblich von den Lebensmitteln Shiitakepilze und schwarzem Reis. Das letzte Element "Holz" steht für Aufbruch und die damit verbundenen Lebensmittel Spinat und Zucchini sollen gut für Leber und Galle sein. Wenn man nur fest genug daran glaubt.
Ambiente: Zuletzt auf einem Baumstumpf gesessen habe ich vor längerer Zeit im Wald; im "Kimdogo" lässt sich dies nicht vermeiden, andere Sitzmöbel als Baumstümpfe habe ich jedenfalls nicht gesichtet. Der Laden ist ganz bewusst "stylish" gehalten; das Sitzen auf solchen Baumstümpfen dürfte gestandene SaarländerInnen genauso abschrecken wie die überlaute Dancefloor-"Hintergrundmusik". Zu meiner Studentenzeit hätte mir dieses Ambiente wahrscheinlich sogar gefallen; im etwas gereifteren Alter ist es nicht meins, da habe ich es gerne bequemer und gestylt muss es auch nicht sein. Zweieinhalb Sterne.
Sauberkeit: Alles wie geleckt; die Nassräume habe ich nicht aufgesucht, dazu habe ich hier nicht lange genug verweilt. Vier Sterne.
Service: Der Service erschöpft sich darin, den Gast zu beraten, ihm die gewünschten Zutaten zum Endprodukt zusammenzufügen und schliesslich zu kassieren.Ich liess mich sehr ausgiebig von einer jungen Koreanerin beraten; sie tat dies wirklich sehr freundlich in aller Ausführlichkeit und durchaus kompetent. Dass ich mein Tablett von Kassenplatz zum Tisch schleppen musste, liegt sicher im "To go-Konzept" des Unternehmens begründet. Für die freundliche und umfassende Beratung vergebe ich guten Gewissens vier Sterne.
Essen und Trinken: Mein Wunsch nach einem der Dolgot-Gerichte (diese kommen im heissen Steintopf und garen am Tisch weiter) wurde abschlägig beschieden; diese Gerichte gibt es erst ab 18 Uhr. Im Übrigen wird hier ausser Dolgot und Suppen alles kalt gegessen; dies soll in Korea so Usus sein. Nun ja; als Resultat der Beratung landete ich schliesslich bei einer Udonsuppe namens Bukeo Guk in Vorspeisengröße (EUR 2,90) sowie bei Jabchae Bulgogi (EUR 8,90) als Hauptgericht und als Getränk nahm ich ein koreanisches in Seoul gebrautes Hite Bier (0,33l für EUR 3,00).
Mal gut, dass ich Bukeo Guk nur in Vorspeisenformat bestellt hatte. Um diese Fischsuppe mit Udonnudeln (Weizenmehlnudeln) und Fischklößchen näher zu beschreiben komme ich mit genau drei Worten aus: wirklich ausgesprochen fade. Genau so wenig vom Hocker riss mich das koreanische Bier; ich darf mich hier wiederholen: auch wirklich ausgesprochen fade. Ich habe es nicht ausgetrunken sondern nach zwei Schlucken stehenlassen. Das Hauptgericht Jabchae Bulgogi (Süßkartoffelnudeln mit mariniertem Rindfleisch) wurde durch den Service mit von mir ausgesuchten Gemüsen (Möhre, rote Zwiebel, Weißkraut, Sojasprossen) und Shiitakepilzen zusammen alles in einen großen Napf gegeben. Dazu bekam ich noch zwei Flaschen mit angeblich "herzhaften" Saucen (Ganjang bzw. Gochujang) sowie Stäbchen. Ich habe vor dem Essen alles kräftig vermengt; wie angekündigt war das Gericht nach Landesart kalt. Was "herzhaft" anbelangt gehen die Vorstellungen von Koreanern und Deutschen offenbar weit auseinander; ich habe jedenfalls von herzhaft nichts bemerkt. Sollte die koreanische Küche wirklich nicht mehr zu bieten haben als die Gerichte, die im "Kimdogo" auf der Karte stehen, bleibt diese Küche hinter den meisten anderen asiatischen Küchen (z.B. Vietnam, Thailand, Indonesien, China oder Indien) aus meiner Sicht und nach meiner Erfahrung um viele Meilen zurück. Zweieinhalb Sterne
Fazit: Mit Hinblich auf die fünf Elemente und deren angebliche Wirkung habe ich heute Leber und Galle hier beim Essen, das mir nicht wirklich geschmeckt hat, sträflich vernachlässigt, während Herz, Magen, Lungen, Nieren sowie Haut und Gelenke angeblich profitiert haben sollen; gemerkt habe ich bis jetzt noch nichts. Langzeitwirkung? Ein Ur-Saarländer hätte angesichts des Genossenen sich wie folgt ausgedrückt: "Das war jetzt emol ebbes Anneres!" Ich als Neu-Saarländer mit Migrationshintergrund sage einfach:"Hier muss ich nicht wieder her!"