"Nacht derscharfen Messer"
Geschrieben am 03.09.2016 2016-09-03
"Unter neuer Leitung und Küche"
Geschrieben am 21.01.2016 2016-01-21
"Gründlich renoviert ..-"
Geschrieben am 21.01.2016 2016-01-21
"Sehr liebevoll angerichtetes, individuelles Frühstück!"
Geschrieben am 27.11.2015 2015-11-27
Da es uns an anderen Orten doch zu umtriebig und laut ist, fliehen wir ins etwas abseitig gelegenere Ziel, das dazu einen guten Überblick auf die darunterliegende, stimmungsvoll erleuchtete Kornhausgasse gibt. Dass es sich beim Ziel eher um eine etwas schmuddelige Beiz handelt, denn um ein gepflegtes Bistro mit gutem abendlichen Essensangebot, merken wir erst zu spät. Aber der Abend ist einfach viel zu schön, um schon heim zu gehen – und ausserdem plagt uns der Hunger. Wir verspüren Lust auf nichts Großes oder gar den Magen schwer Belastendes, uns steht der Sinn eher nach einem kleinen, leichten Snack zum Bier und zum Wein.
Kurz nach 21 Uhr wird tatsächlich ein großer Tisch im Aussenbereich frei, den wir sofort in Beschlag nehmen. Man sitzt einfach, aber bequem, ist hier relativ abseits vom Trubel und ein bisschen geschützt. Die männliche Servicekraft strotz nur so vor Dynamität, Kundenfreundlichkeit und Zugewandtheit, ist fix, schnell, total auf Zack und macht so manchen Schnitzer wieder wett, der in der Küche verbrochen wurde oder der einfach eher dem Lokal an sich zuzuschreiben ist. Die Kundschaft rund um uns herum ist eher zwielichtig und allseits schon ziemlich betrunken. Nicht umsonst wird im Lokalinnern ein „Blondy Kranz“ für 12 Euro angepriesen.
Das Speisenangebot ist relativ überschaubar, denn in diesem Lokal scheint man sich vor allem flüssig zu ernähren. Unter gewissen Mühen treffen wir unsere Wahl. Offenbar ist die Küchenkraft nicht sehr erpicht darüber, denn sie rollt gehörig mit den Augen, in ihrer winzigen Kombüse. Ehrlich gesagt ist es uns ein Rätsel, wie auf diesen wenigen Quadratmetern überhaupt etwas Essbares entstehen kann. Nun gut. Die Curry Wurst ist auf jeden Fall eine Katastrophe. Ich vermute mal: eine rote Wurst vom Discounter in Scheiben geschnitten und in der Mikrowelle erhitzt, danach mit Currypulver und Ketchup versetzt und mit einer einfachsten Scheibe Brot aufgehübscht. Schmeckt scheusslich und ist leider vollkommen indiskutabel in dieser Art und Weise! Wir machen uns schon beim Servieren ernste Sorgen, wie wir der späteren Frage das überfreundlichen Servicemenschen, wie es denn geschmeckt habe, einigermassen angemessen begegnen sollen. Der einzige positive Punkt, den man anzumerken hätte, wäre vielleicht die Präsentation: in einer ovalen, weissen Porzellanschale mit Henkeln links und rechts. Das sieht tatsächlich hübsch und relativ ansprechend aus.
Länger müssen wir auf den Flammkuchen mit Peperoni, Oliven und Schafskäse warten (6,90 Euro). Offenbar fand hier doch vermehrte Handarbeit statt. Ein Lob der Küche! Der Flammkuchen ist rund wie eine Pizza (so dass ich zuerst fälschlicherweise eine Verwechslung wittere). Die schwarzen Oliven wurden in der Mitte halbiert. Die grüne Peperoni gibt dem Ganzen wirklich ziemlich viel Pfiff und Würze. Zusammen mit dem Schafskäse ergibt das einen harmonischen, wohlschmeckenden, südländisch angehauchten Belag, der wunderbar sowohl zum Wein als auch zum Bier mundet und alles in allem so appetitanregend ist, dass wir uns allen Ernstes über die Bestellung einer zweiten Portion Gedanken machen. Aber nach kurzem Besuch des Gastraumes und der Toiletten nehmen wir doch schnell Abstand von dieser fixen Idee. Drinnen wird an diversen Glücksspielautomaten begeistert gedaddelt und der Raum ist überbevölkert mit Typen, die eindeutig einen zuviel über den Durst getrunken haben. Die Toiletten kann man zwar benutzen, aber es kostet einige Überwindung.
So halten wir uns an die Getränke. Das Weizen ist frisch und perlend (2,40 Euro für 0,3 Liter), das Rotwein-Schorle wird zwar in unserem Falle mit Dornfelder hergestellt, aber wir finden auf der Karte auch andere mögliche Variationen und das hätten wir gar nicht erwartet. Zum Beispiel mit einem Spätburgunder aus Sasbachwalden. Auch ein Grenache-Rose-Schorle wäre vielleicht noch in Erwägung zu ziehen. Aber es wird keinen nächsten Besuch geben. Wir danken dem wirklich überfreundlichen, überengagierten Ober und wanken kopfschüttelnd nach Hause.