Oldenburg

Motivation, Lage, Anfahrt
So alle 6 Wochen haben wir Appetit auf vegetarische Nudeln im Wok. Dazu darf es auch eine scharfe Suppe geben. Da meine Squaw keinen Gaskocher mit Wok besitzt, müssen wir in ein asiatisches Restaurant ausweichen. Dies sollte möglichst mit offen einsehbarer Küche, authentisch und dementsprechend preiswert sein („Teuer kann jeder“). Unter dieser Vorgabe schnurrt das Angebot auf eine handvoll Lokalitäten zusammen. Eines davon findet sich ziemlich versteckt auf dem Platz Nr. 18 im ‚großen‘ Famila-Einkaufszentrum in Oldenburgs Stadtteil Wechloy. Der Link zum ziemlich optisch unscharfen weil verpixelten Lageplan findet sich hier: https://www.einkaufsland.de/shops/centerplan/. Die Namen des Betreibers am Platz Nr.18 wechseln. Jetzt lautet er abweichend vom (veralteten) Plan ‚Pho & Co‘. Möglicherweise gehört es zu einer Kette mit entsprechenden Dependencen in Berlin, Paris, Kapolei, Melbourne, und Hanoi. Jetzt also auch in Oldenburg. ‚Pho‘ bezeichnet eine Suppe der vietnamesischen Küche.
Ambiente
Das Lokal befindet sich ziemlich versteckt im großen Einkaufszentrum, was aber kein Nachteil sein muss, wenn man ortskundig ist. Wahrscheinlich ist hier die Miete am günstigsten. Das Ganze ist als Take-Away mit ca 30 verschiedenen Gerichten konzipiert. Es gibt aber einen abgeteilten halboffenen Gastraum mit normalem schlichten Mobiliar mit Aussicht auf den ‚schönen‘ Parkplatz. Wer sich nur auf’s Essen konzentriert, ist hier richtig. Wer dabei sehen und gesehen werden will, sollte sich etwas Repräsentativeres mit entsprechendem Preisaufschlag suchen.
Service
Haben wir selbst übernommen, damit es schneller geht.
Essen
Wir bestellten die Suppe ‚Sauerscharf‘ (Foto; € 1,50) und die vegetarischen Bratnudeln (Foto; € 3,00). Diese gibt es auch mit 5 Gambas zu € 7,50. Eingedenk der gesundheitlichen Risiken verzichteten wir auf diese Variante. Sonst hätte man zumindest fragen müssen, ob sie entdarmt worden sind. Die Suppe war eher keine ‚Pho‘-Suppe sondern eher eine klassische Pekingsuppe. Ich habe unter Chefkoch.de ein Rezept gefunden, dessen Ergebnisfoto meinem Foto maximal entspricht (http://www.chefkoch.de/rezepte/1987191322080497/Sauer-scharfe-Suppe.html). Wieweit die Zutaten ‚meiner‘ Suppe denen der Chefkochsuppe entspricht, kann man natürlich im Lokal aus ästhetischen Gründen nicht nachprüfen. Auf jeden Fall mundete sie ausgezeichnet. Ich musste nicht einmal nachwürzen, obwohl alle wichtigen Gewürze auf dem Tisch bereitstanden.
Die Bratnudeln entstammten auch weniger der vietnamesischen als vielmehr der chinesischen Küche. Alles war frisch und bissfest. Ich habe mit Sojasauce ein wenig nachgewürzt. Das hätte ich nicht machen sollen, weil ich danach einen ziemlichen Durst entwickelte. In Gedanken habe ich zu den Nudeln einen Sylvaner zu mir genommen. So eine Selbstsuggestion ist eine feine Sache; empfiehlt sich für Autofahrer! Zuhause angelangt habe ich auch hier eine Rekonstruktion des Rezepts versucht. Das gelang auch annähernd (http://www.chefkoch.de/rezepte/290021107907285/Gebratene-Nudeln-mit-Sprossen.html). Im Vergleich sieht man, dass der Koch wohl chinesische Eiernudeln eingesetzt und dabei etwas an den Zutaten (Mu-Err-Pilze, Ingwer, Bambussprossen, …) gegeizt hat. Bei dem Preis von € 3,00 sei ihnen aber verziehen. Am meisten habe ich den Ingwer vermisst. Von meiner reizenden Squaw gab es auch höchstes Lob: „Mit meinem Equipment hätte ich das so nicht hinbekommen. Wie schnell das hier geht !“
Bewertung
Die Bewertung des Essens erfolgte in Relation zum (niedrigen) Preis. Ambiente (2***), Service (3***), 2*Essen (4***), Sauberkeit (4***), Preis-Leistung (5*****) ergibt eine Durchschnittsnote von (2+3+8+4+5)/6 = 22/6 = 3,7(****)

Abhängen bei Skat, Bier, Köm, deftiger deutscher Küche "un dumm Tüch snacken". Bei Lore kann man das seit 1983. Hierher finden fast nur Stammgäste (gemischtes Publikum: Ü 35). "Neue" werden erstmal gemustert. Ab und an, fällt auch noch ein Gast aus England ein. Lore's Gaststätte ist hier nicht unbekannt. Daher gibt's auch eine englische Speisekarte (Foto). Wer schnacken will, kann sich an die Theke setzen, einen ausgeben und selber zechen. Empfindliche Seelen sollten sich aber an den Spielautomaten im Rücken nicht stören. Skat-, Klön- und Tafelrunden ziehen sich in die Dunkelheit des schlauchartigen Gastraums zurück. Während der Woche geht es oft hoch her. Samstag ist Ruhetag. Sonntagabend dagegen hat man Lore fast allein; da haben viele Gäste den Blues und warten den neuen Wochenanfang zuhause ab.

Was soll man tun an einem verregneten "Tag der Einheit" ? Wir folgten dem Spruch "Gehst Du zum Krug, wirst Du klug; gehst Du außen rum, bleibst Du dumm." Wir besuchten Lore und bestellten frisch gezapftes Kräusen mit weißer Schaumkrone (Haake-Beck) und obergäriges, rötliches Duckstein (Holsten) sowie ein knackiges Krabbenbrot und Frikadelle mit Bratkartoffeln (Fotos). Das Kräusen - nach einem speziellen Verfahren gebraut - verhält sich zu normalem Pils wie Champagner zu normalem trockenen Weißwein. Es wird bei Haake-Beck nicht gefiltert und daher in einem speziellen schlanken Kraklé-Glas serviert. Das Duckstein dagegen hat eine leichte Rauchnote. Wir hatten diesen Genuß in Süddeutschland entbehren müssen. So zog 'Sonne in unsere Herzen'. Das Krabbenbrot war von der Portionsgröße auch mehr als genug. Frikadelle und Bratkartoffeln wären eine ausgezeichnete Grundlage für einige Köms gewesen. Aus verschiedenen Gründen haben wir uns die aber nur in unserer Phantasie vorgestellt. Der Abend verlief harmonisch, zumal uns auch noch Musik aus dem Radio gefiel (NDR I). Lore wir kommen wieder!

Fazit
Das Restaurant hat einen gehobenen Anspruch, der aber in vielen Einzelheiten nicht erfüllt wird. Da muss noch nachgebessert werden.

Motivation, Lage & Anfahrt
Heute (21.11.2014) sollte es kulinarisch etwas Gehobeneres sein. Aufgrund der guten bis sehr guten Bewertungen (zB. in TripAdvisor) und der vollmundigen Eigenwerbung wählten wir Schmitz‘ Brasserie & Vinothek in einem Durchgangsgässchen mitten in der Oldenburger City. Auf der Website wird etwas aufschneiderisch geworben mit „PARIS, OLDENBURG. In der Michael SCHMITZ® Brasserie & Vinothek gehen Tradition und Moderne, Bistro und Restaurant eine genussvolle Liason ein. Herzlich willkommen!“ Solcher (An-)Spruch reizt natürlich, den Gehalt zu prüfen.
Das Auto stellten wir bei der IHK ab (Geheimtipp) und liefen dann ca. 100 bis zur Brasserie. Beim Weggehen sollte man bei später Stunde nicht in Panik verfallen. Beide Ein-Ausgänge des Herbartgangs sind dann ab 23:00 durch Rollgitter versperrt. Zumindest bei dem Ausgang, den wir benutzten, war eine schmale Fluchttür vorhanden. Wir sind dann durch die Wallstraße (Oldenburgs Bistromeile) zurück zur IHK zu unserem Auto gelaufen.

Ambiente
Meine Squaw ‚Adlerauge‘ (Sieht – im Gegensatz zu mir - alles, vergisst nichts) hatte einen Tisch an der Fensterfront zum Herbartgang reserviert. Von da hat man einen guten Blick auf einen Dessousladen. Da kann man sehen, dass die guten alten Tricks aus der Tanzstundenzeit immer noch funktionieren. Leider hatte sie bei der persönlichen telefonischen Reservierung eine Woche vorher nicht aufgepasst; wir erwischten den schlechtesten Tisch – direkt am Eingang -. Ständig kamen neue Gäste und brachten einen Schwall kalter Luft mit, der durch einen dicken Vorhang nur leicht gemildert wurde. Auf unser Klagen hin, bot man uns dann noch einen Hochtisch mit Blick auf die Garderobe, die verglasten Kühlschränke und die halbverglaste Küche an. Letztere Aussicht wäre für mich zwar fortbildungsmäßig interessant aber eher stimmungstötend gewesen. Das war auch keine attraktive Alternative. Also blieben wir am Eingang. Die anderen Tische waren um 19:00 noch frei und füllten sich dann nach und nach durch lokale und internationale Gäste. Möglicherweise bringt eine internetbasierte Tischreservierung (zB. über TripAdvisor) hier Vorteile. Das würde auch den relativ hohen Prozentsatz von TripAdvisor -Bewertungen über erklären.
Die Einrichtung ist schlicht, modern und ziemlich verschachtelt auf mehrere Ebenen verteilt. In der Mitte befindet sich die Bar (Foto), derentwegen sich das Ganze ‚Brasserie & Vinothek‘ nennt. Auf der obersten Ebene, oberhalb der Bar aber durch einen verglasten Gang abgetrennt, befinden sich ebenfalls mehrere Tische. Hierher ziehen sich die Herrschaften zurück, die es etwas dezenter lieben. . Die ‚Schokoladenseite‘ der Brasserie wird in virtuellen Gang durchs Lokal in einer Bilderfolge präsentiert (http://www.schmitz-oldenburg.de/brasserie/ansichtssache/).

Getränke
Die Getränkekarte war umfassend mit für Oldenburg gerade noch nachvollziehbaren Preisen: Die 0,75l Flasche Pellegrino zu € 6,00, der 2012er Weißburgunder Philipp Kuhn zu €23,50 über € 67,00 für einen Barolo bis zu … Wir bestellten zum Einschwingen je ein 0,1 Glas Elsass-Cremant (€ 5,50) und Sekt Schloss Vaux (€ 5,90). Der Rieslingsekt der Sektmanufaktur Vaux (ein Cuvee) perlte schön, war mir aber zu wenig reif mit zu viel Säure; ein einfacher Cuvee mit großem Namen. Besser in meine Geschmacksrichtung passte da der Cremant. Wir bestellten dann den Weißburgunder Philipp Kuhn zu €23,50. Ich vermute, dass er ein einfacher Gutswein war; ca € 8,50 im Handel. Er kam kühl temperiert, vielleicht etwas zu kalt. Vom „Fruchtig, saftig und harmonisch … feines Bouquet von Birne, Walnuss, getrockneten Äpfeln … im Abgang einen Hauch nach süßer Melone“ (Zitat von http://www.der-weinmakler.de/weine/14-Weiss/Weingut-Philipp-Kuhn-Weissburgunder,4773-detail-364.php) habe ich nur die Charakterisierung „Fruchtig, saftig“ herausgeschmeckt. Für mich war er bei diesem nasskalten Novemberwetter zu fruchtig. Etwas ketzerisch formuliert, hätte es ein günstigerer Weißburgunder aus der Pfalz in der Nachbarschaft von Philipp Kuhn ebenso getan.

Essen
Wir wollten nur Fischiges speisen. Vor der Reservierung hatten wir dazu in die Wochenkarte (http://www.schmitz-oldenburg.de/brasserie/wochenkarte/) und die Speisekarte (http://www.schmitz-oldenburg.de/brasserie/a-la-carte/) geschaut. Die Wochenkarte war da schon veraltet. Meine Frau machte die Telefonpartnerin darauf aufmerksam. Nichts passierte ! Jetzt schreibe ich diese Kritik am 23.11.2014. Die Wochenkarte ist immer noch die alte. Sie ist die „Wochenempfehlungen 09.10. – 22.10.2014“. Das nennt man ‚Stoizismus‘ oder eher das „Paris“ im „Paris, Oldenburg“ auf der Website ?
Unser 4-er-Tisch war ordentlich dekoriert. Eine Kerze im Glas und Stofftischdecken. Für 4 Personen wär’s eng geworden. Gleich zu Anfang kam ein Körbchen mit frisch geschnittenem Brot und einem Ananas-Frischcremedipp. Von der regulären Speisekarte bestellten wir ‚BOUILLABAISSE PROVENCALE mit Edelfischen, Sauce Rouille und Röstbrot in der Terrine serviert‘ und ‚GRATINIERTE JAKOBSMUSCHELN mit Trüffel-Hollandaise gratiniert auf Blattspinat‘ (á € 15,50).
Der junge Koch brachte die Suppe persönlich, servierte sie aus der Terrine und erklärte mir, welche Edelfische in der Suppe schwammen: Zander, Dorade, Seeteufel und eine Gamba. Die Suppe nett anzusehen mit einer großen Menge Fond. Für eine Sauce Rouille war sie ziemlich dünnflüssig und hatte statt einer gelblichen (Eigelb) eher eine braunrote Farbe (Chili, Paprika,…). Sie schmeckte mit dem dazu gereichten Röstbrot aber ausgezeichnet. Die Fischstückchen waren bissfest, der Fond würzig und nicht zu salzig, die Teller vorgewärmt. Allerdings wirkten die Fischteilchen – weil gut sichtbar - in der großen Terrine etwas verloren. Sonst alles bestens, bis auf die Frage. War das eine frisch zubereitete ‚Sauce Rouille‘ ?
Squaw ‚Adlerauge‘ bekam die ebenfalls gut vorgewärmte Schale mit 5 Jakobsmuscheln auf dem Salatbeet. Die Jakobsmuscheln waren von aussen kross und innen saftig aber noch bissfest; die Trüffelscheiben von lockerer Hand in großzügiger Menge von oben auf die klassische Hollandaise gestreut.
Jetzt stand die zweite Runde der Bestellungen an. ‚Adlerauge‘ ließ sich von einer weiteren Vorspeise ‚4 GAMBAS IM KNUSPERMANTEL mit Chili-Mayonnaise und Mango-Chutney‘ (€ 15,50) verführen. Ich hingegen hatte noch etwas mehr Hunger und machte einen strategischen Fehler. Mich lockte das Hauptgericht ‚SCHMITZ-FISCHVARIATION Edles aus dem Wasser mit Krustentiersauce auf Kartoffelpüree und Blattspinat‘ (€ 24,50) anlocken.
Als beide Gerichte (Fotos) dann aufgetragen, machten wir beide große Augen. Beim Anblick des Gambatellers entfuhr mir ein: „Sieht aus wie bei der Nordsee!“. Wirklich karg und nüchtern. Das sollte ‚Haute Cuisine‘ sein? Dann glitt mein Blick auf meinen Teller. Vom Inhalt her die Wiederholung der Fischsuppe (mein Fehler). Jetzt aber auf einem Salatbeet mit drei Klecksen Kartoffelpüree. Die optische Präsentation erinnerte mich nicht an Haute Cuisine à la Paris sondern eher der im Fischlokal ‚Alte Post‘ in der pfälzischen Provinzstadt Lustadt (wen unser Gastrohappening in Lustadt interessiert, hier bitte: http://www.gastroguide.de/restaurant/2628/alte-post/lustadt/). Vom Geschmack her gab es weder bei den Gambas noch bei dem Fischvariationsteller etwas zu meckern: Die Gambas außen kross, innen saftig; die Fischvariation ähnlich, der Fisch aber nur pochiert. Spinat und Kartoffelbrei passten geschmacklich als Gegenpol dazu sehr gut.

Service
Der Service war rührend um unser Wohl bemüht. Ständig wurde nachgefragt, ob alles i.O. wäre. Bei Fragen zum Wein, die die junge Dame nicht beantworten konnte, wurde der Sommelier geholt. Der dann auch erschöpfend und freundlich Auskunft gab. Allerdings fiel ‚Adlerauge‘ auf, dass sogar das Fischbesteck fehlte ! Ich als ‚Barbar‘ von der Küste hatte das garnicht bemerkt! Zusehr war ich von anderen Dingen abgelenkt: Wein, Optik, etc.

Sauberkeit
Die Herrentoilette im Keller wie aus einer ander Welt: nüchtern, weiß und eng. Bei nur 3 Pissoirs im L-Winkel hat man, wenn man Pech hat, links und hinter sich einen schnaufenden Herrn. Das erfordert Nerven wie Drahtseile.

Bewertung
Ambiente (3 von 5), Getränke (3 von 5), 2*Essen (3,5 von 5), Service (4 von 5), Sauberkeit (3 von 5) = (3+3+2*3,5+4+3)/6 = 3,3

Fazit
Das Restaurant hat einen gehobenen Anspruch, der aber in vielen Einzelheiten nicht erfüllt wird. Da muss noch nachgebessert werden.