Geschrieben am 18.03.2018 2018-03-18| Aktualisiert am
18.03.2018
Es existiert eine neue Bewertung von diesem User zu Hotel Erbprinz · Die Prinzenstube
Besucht am 12.03.2018Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 26 EUR
Auf dem Rückweg aus der Sachsen-Anhaltiner Einöde Pause in der mecklenburgischen Provinz, nach den Erfahrungen mit den verschiedenen Hotels im Raum Genthin hatte ich diese Lösung vorgeschlagen. Doch auch Ludwigslust bot keine wirkliche Lust, sondern Tristesse pur, es regnete den ganzen Abend. Also versuchte ich gar nicht erst, ein Restaurant außerhalb des Hotels zu finden, und wollte es nach der Rezension des Kollegen Borgfelder auch gar nicht. Zudem wir an der Rezeption auch noch einen kleinen Gutschein für das hauseigene Restaurant bekommen haben.
Als ich zur vereinbarten Zeit in der Lounge auf meinen Kollegen wartete, sah ich die beiden Mitarbeiter, die uns vorher an der Rezeption empfangen hatten, jetzt im Bereich der Bar und im Restaurant umhereilen. Ein Blick auf die vor dem Eingang zum Restaurant aufgestellte Karte in den schon vorher erwähnten welligen Plastikhüllen verrät zweierlei: Zum einen gibt es seit etwa einem halben Jahr auch eine Steakkarte, und außerdem hat die allgemeine Karte gewechselt, von den von Borgi beschriebenen Gerichten war jetzt nichts zu finden.
Mein Kollege erschien schließlich mit leidender Miene, er habe Bauchweh – nun ja, er hatte sich drei Stunden vorher bei einer Kaffeepause im Restaurant „Zum goldenen M“ beim dortigen Fastfood-Angebot nicht zurückhalten können…
Ich ging also allein ins Restaurant, dessen Interieur der GG-Kollege bereits ausreichend beschrieben hat. Im Hauptgastraum zwei Vierertische besetzt, sonst gab es nur lange Tische für größere Gruppen, so dass ich flugs den kleinen Nebenraum mit einem Tisch ansteuerte und dort Platz nahm.
Die junge Dame von der Rezeption war jetzt im Service tätig, sie erschien nach kurzer Zeit am Tisch, wünschte mir einen guten Abend und reichte die Speisekarte. Und dann kam natürlich auch die Frage, ob ich schon einen Getränkewunsch hätte. Ich lehnte ab, denn ich kannte ja die Karte noch nicht.
Nach kurzem Studium der doch nicht eben umfangreichen Weinkarte kam ich zum gleichen Entschluss wie der Vorschreiber: Der kräftige Grauburgunder von Lukas Kesselring aus der Pfalz sollte es sein, wie berichtet 5,20 € für 0,2l.
Das Angebot der ständigen Karte habe ich fotografiert und erspare mir Details dazu, auf der Steakkarte vier oder fünf verschiedene Zuschnitte, jeweils als 180 g oder als 250 g-Version.
Als die Bedienung wieder an den Tisch kam, bestellte ich den oben erwähnten Grauburgunder und dazu zusätzliches Leitungswasser (danke für den Tipp, wurde auch diesmal nicht berechnet).
Sodann orderte ich die „Cremesuppe von Waldpilzen, mit einer Speckstippe und Röstzwiebeln“ (6,10 €) und als Hauptgang „Gebratenes Filet vom Schwein im Speckmantel, neben Champignon-Zwiebelgemüse, Jus, dazu Kartoffelkrapfen“ (14,90 €). Die beiden Desserts waren mir zu phantasielos, das eine mit Cocoscrunch auch deutlich nicht mein Geschmack, daher verzichtete ich darauf.
Diesmal wurde die zur Überbrückung der Wartezeit gereichte Kräutercreme (wirklich sehr gut) von einfachen dünnen Baguettescheiben begleitet, geschmacklich sicher schwächer als die in der vorigen Rezension erwähnten Mischbrotscheiben.
Die bestellten Getränke wurden nach kurzer Zeit serviert, fast direkt im nächsten Lauf die Suppe. In einer Glasschüssel die mit dunkel gerösteten Zwiebeln und reichlich undefinierbaren Kräutern bestreute Suppe, darin ein Segel aus einer dünnen, gerösteten Mischbrotscheibe. Die war erwartungsgemäß im eingetauchten Bereich völlig durchgeweicht und wäre beinahe als Stück abgefallen, als ich die Brotscheibe aus der Suppe nahm. Das geht sicherlich anders und besser.
Die Suppe selbst war sehr heiß und schmeckte intensiv nach Pilzen, kontrastiert vom kräftigen Aroma der Zwiebeln und andererseits der enthaltenen Speckstücke. Eine gelungene Kombination, der der Grauburgunder gut Paroli bieten konnte.
Die geleerte Suppenschüssel wurde alsbald abgeräumt, nicht ohne zu fragen, ob alles zu meiner Zufriedenheit sei. Die junge Dame agierte professionell und auch freundlich, dabei durchaus interessiert an der Rückmeldung des Gastes. Allein ihre Wortwahl wirkte stellenweise ein wenig burschikos, was ich aufgrund ihres Alters aber nicht überbewerten will.
Der Fleischgang kam ebenfalls mit nur kurzem zeitlichem Abstand. Ein Stück Schweinefilet, eng in Speck eingewickelt und kross angebraten, war schräg in drei Stücke geschnitten worden. Sie thronten auf einem Bett aus Zwiebeln und Champignons und waren mit insgesamt sechs Kartoffelkrapfen umlegt. Zum ersten Mal seit langer Zeit keine Kroketten aus dem TK-Beutel, diese Krapfen waren aus einem Brandteig ohne Panierung selbst hergestellt und schmeckten dementsprechend gut!
Das Fleisch war gerade über den Rosapunkt hinaus und quietschte beim Schneiden entsprechend, war aber im Biss zart und schmackhaft, dies unterstützt durch den Speckmantel, sehr gut. Dagegen kamen die Champignons nicht an, sie blieben da etwas farb- bzw. geschmacklos.
Insgesamt aber ein sehr gutes Hauptgericht, ich war satt und zufrieden und vermisste kein Dessert. Deshalb auch von mir eine Empfehlung für dieses Restaurant, hier kann man sich wahrlich wohl fühlen.
Auf dem Rückweg aus der Sachsen-Anhaltiner Einöde Pause in der mecklenburgischen Provinz, nach den Erfahrungen mit den verschiedenen Hotels im Raum Genthin hatte ich diese Lösung vorgeschlagen. Doch auch Ludwigslust bot keine wirkliche Lust, sondern Tristesse pur, es regnete den ganzen Abend. Also versuchte ich gar nicht erst, ein Restaurant außerhalb des Hotels zu finden, und wollte es nach der Rezension des Kollegen Borgfelder auch gar nicht. Zudem wir an der Rezeption auch noch einen kleinen Gutschein für das hauseigene... mehr lesen
Hotel Erbprinz · Die Prinzenstube
Hotel Erbprinz · Die Prinzenstube€-€€€Restaurant0387425040Schweriner Str. 38, 19288 Ludwigslust
4.5 stars -
"Solide Küchenleistung in angenehmem Ambiente" stekisAuf dem Rückweg aus der Sachsen-Anhaltiner Einöde Pause in der mecklenburgischen Provinz, nach den Erfahrungen mit den verschiedenen Hotels im Raum Genthin hatte ich diese Lösung vorgeschlagen. Doch auch Ludwigslust bot keine wirkliche Lust, sondern Tristesse pur, es regnete den ganzen Abend. Also versuchte ich gar nicht erst, ein Restaurant außerhalb des Hotels zu finden, und wollte es nach der Rezension des Kollegen Borgfelder auch gar nicht. Zudem wir an der Rezeption auch noch einen kleinen Gutschein für das hauseigene
Geschrieben am 21.12.2017 2017-12-21| Aktualisiert am
16.04.2018
Besucht am 12.11.2017Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 72 EUR
Sonntagabend in der mecklenburgischen Provinz.
Einsam die Gassen vom Bahnhof zum Schlosse. Vom Glockenturm her schlägt die Stunde, nebelverhangen der triste Kanal. Auch das Hotel de Weimar im Dunkeln.
Schlüssel? Den spuckt ein Tresor gegen Code aus - Glastüre öffnet sich folgsam dem Gaste. Einzelner Handschuh liegt mir im Wege. (Was macht gerade Nicholsons Jack wohl?) Verwaisten Eingang im Zwielicht durchmessen, hallenden Schrittes durchs leere Foyer, schließlich das schützende Zimmer erreicht.
November-Blues.
Was nun? Ich brauch Musik und Wein und einen, der gut kocht. Finde ich aber Sonntags im hauseigenen Restaurant Ambiente nicht, in dem ich letztes Jahr gut, aber sehr teuer gegessen hatte.
Als sehr solide empfohlen wurde mir die Prinzenstube im Hotel zum Erbprinz auf halber Strecke zurück zum Bahnhof. Schon beim Eintreten endlich Leben: Aus der Bar grüßt lautstark eine Firmenveranstaltung, mehrere junge Damen wuseln geschäftig umher und im Weißen Salon sitzen zwei ältere Paare und eine kleine Familiengesellschaft inklusive übermüdetem und/oder verzogenem Kleinkind. Die aufkommende Gereiztheit atme ich gewohnt tibetisch weg (Wer jetzt keinen Tisch hat, findet keinen mehr!), helfe mir aufgrund der anderweitig beschäftigten Bedienungen selbst mit der Garderobe, bewundere das mechanische Klavier
dem seit einigen Jahren die passende klingende(!) Münze fehlt
und lasse mich - endlich - auf den Polsterstuhl im barocken Stil sinken. Puh, hoffentlich wird das jetzt hier ein netter Abend! Es wurde.
Mobiliar und helle Tapete nehmen das Barockthema auf. Die klassisch eingedeckten Tische
stehen auf einem hellen Teppichboden, wodurch bei mir immer die Assoziation eines Wohnzimmers entsteht. Allerdings streckt sich der Raum und neben den roten Sitzpolstern schafft viel Weiß eine heiter-festliche Atmosphäre
Viel hängt in einem solchen Familienfeier-Ambiente vom Service ab. Steif oder persönlich? Frau Rehländer im dunklen Hosenanzug ist vom Fach und ein Glücksfall. Mit einer weiteren jungen Dame agierte sie nicht nur professionell, sondern auch freundlich und sehr interessiert an den Wünschen des Gastes und der Rückmeldung. Prima.
Der durchmischte Campari Orange
mit 5,2€ freundlich kalkuliert. Zusätzliches Leitungswasser war unproblematisch und wurde hier nicht berechnet (Eine Unsitte, jedenfalls, wenn auch andere Getränke bestellt werden.) Vielmehr bot Frau R. Zitrone dazu an.
Die welligen Klarsichthüllen in der Karte passen gar nicht zum Stil des Hauses. Das Weinangebot ist (zu) übersichtlich; ich wählte zunächst einen kräftigen (13%) Grauburgunder von Lukas Kesselring aus der Pfalz, muss also gut sein... 5,2€ für 0,2l.
Ein Menü wurde nicht angeboten, auch Tagesempfehlungen gab es keine. Im Angebot auf der ständigen Karte 3 Vorspeisen, je zweimal Fisch und Vegetarisches, dagegen fünf Fleischgerichte, schließlich zwei Desserts und immerhin eine Käseauswahl.
Ich war neugierig auf
- Zweierlei von der Petersilienwurzel mit einem confierte Forellenfilet im Kräutermantel
- Tagliatelle in Sesamöl-Citrussud mit geschmolzenem Gorgonzola, confierte Tomaten
- Gebratenes Saiblingsfilet auf Gewürzspinat, Weißweinsauce, Kartoffel-Baumkuchen
- Hirschrücken im Pumpernickel-Mantel, Preiselbeerkraut, Jus, Serviettenknödel
- Käseauswahl der Region mit Nüssen, Weintrauben sowie Feigensenf.
Ich bat um etwas kleinere Portionen, wo möglich. Das hat die Küche mustergültig umgesetzt. Der daraus folgende "Menü-Preis" für 44,5€ gewohnt günstig hier in Nord-Ost .
Zur Überbrückung der Wartezeit wurde mit kräftigem, noch leicht knusprigem Mischbrot eine schön schmackige Kräutercreme gereicht, die beste seit langem
Die eigentliche Speisenfolge startete mit einer sehr heißen Cremesuppe, die den eigentümlichen, leicht parfümierten Geschmack der Petersilienwurzel nicht verleugnete. Zweite Komponente der Knolle waren dünne krosse Chips. Auch gut, wenn ihnen auch ein Hauch von Frittiertem anzuhängen schien.
Das Forellenfilet war offenbar zunächst geräuchert, dann confiert worden. Zusammen mit der Kräuterauflage nach Art einer Salsa verde war das eine wunderbare Liaison mit der Suppe.
Überraschender, geglückter Auftakt.
Bei den Nudeln als Zwischengang hatte ich mich aus dem vegetarischen Angebot bedient.
Die nach meinem Gusto etwas weichen Tagliatelle kamen schon mit dem verführerischen Duft geröstetem Sesams an den Tisch.
Der italienische Blauschimmel-Käse umhüllte die Teigwaren mollig, aber nicht schwer. Auch geschmacklich wurden durch die Zitrusfrüchte schöne Akzente gesetzt. Besonders zu loben ist die Verwendung von gezupften Orangen- und roten Grapefruit-Filets. Keine spitze Säure, sondern wunderbar fruchtig-frische Noten. Dagegen wieder einmal Kirschtomaten als einfallsloser Farbtupfer in der Salatbeilage. Eine unnötige, weil eben auch eher säuerliche Komponente. Immerhin, die Hälften sind ja groß genug, sie liegen zu lassen. Ansonsten fein gemacht, nur ein Hauch Schärfe wäre noch eine Verbesserung gewesen.
Der folgende Fischgang konnte dieses Niveau nicht ganz halten.
Das auf der Haut gebratene Filet vom regionalen Gehlsbach-Saibling sah köstlich aus
und war geschmacklich fein. Leider für meinen Geschmack etwas zu lange gegart, ohne jetzt komplett trocken gewesen zu sein. Ganz pfiffig der Kartoffelbaumkuchen
Dünne Schichten von Pürree wurden gegrillt (scheinbar im Waffeleisen o.ä.), dann kam die nächste Lage drauf usw. Das sah in der Tat wie die bekannte Konditoren-Spezialität aus. Leider schmeckte die Masse nur noch wenig nach Kartoffel, war aber umso salziger.
Enttäuschend waren auch die Gemüse. Beim Würzspinat war der Namensgeber nicht erkennbar, es dominierten zu viele salzige Kapern. Auch die Karotten hatten keinen Eigengeschmack, waren aber von penetranter Süße. Fehlende Produktqualität durch Aromen auszugleichen, geht meist schief. Auch die übliche Verdächtige war natürlich anwesend...
Zum Wildgang hoffte ich wieder auf Steigerung und wechselte auf die bekannte Black-Print-Cuvée von Markus Schneider (7,5€/0,2l).
Zuvor gab es auf gesonderte Bestellung hin noch ein mild-cremiges Pflaumensorbet (4,5€), das durch durch Passionsfrucht-Kerne erfrischend aufgepeppt wurde
Gut gemacht.
Die als Deko fungierende, zu dieser Jahreszeit harte und geschmacklose Überseepflaume war mehr als flüssig.
Bis hierhin überwogen die positiven Eindrücke. Aber ein paar Schwächen gab’s ja auch.
Der Fleischgang sollte wohl die Entscheidung zwischen Zufriedenheit oder Enttäuschung bringen.
Das Hirschmedaillon wurde etwas soldatisch präsentiert. Gestiefelt mit einem runden Bett aus Blaukraut mittig der Befehlshaber des Tellers, drüber ein ordentliches Barrett aus Brotcrumble. Als Adjutanten standen an den Seiten in Hab-Acht-Stellung angebratene Knödelscheiben, an denen die Johannisbeeren wie Epauletten herunterhingen. Präsentiert die Brotchips!
Da hatte sich jemand viel Mühe gegeben (und die jungen Wilden aus Berlin-Mitte und deren Publikum sind gaaaaanz weit weg). Und das ist ohne Wenn und Aber anzuerkennen!
Aber entscheidend ist auf´m Teller...
Mit dem Anschnitt war die Schlacht entschieden: Sieg auf der ganzen Linie!
Das aromatische Fleisch aus lokaler Jagd mürbe, aber überaus saftig
Auf den leisesten Druck der Gabel quoll der Fleischsaft aus den Poren. Yes!
Der Rotkohl nicht verkocht, nicht zu hart. Deutliche Zimtnoten und Preiselbeeren auch eingearbeitet. Toll ebenfalls der lockere Knödel mit gutem Röstton und kräftigem Kümmel, kannte ich so nicht.
Pumpernickel geschmacklich zu Wild eine Bank, aber mit den klebrigen, festen Körnern in den Backenzähnen werde ich mich in diesem Leben nicht mehr anfreunden.
Rundum gelungener Hauptgang mit überragender Produktqualität, handwerklich sehr sauber und mit guten Ideen. Bravo!
Dementsprechend geizte ich nicht mit Lob, als der junge Chef Daniel Wendt den abschließenden Käse servierte und aufmerksam die Anregungen aufnahm. Aber auch seine Ideen sachlich verteidigte. So soll es sein. Und in der Tat kann der Spagat zwischen den Erwartungen einer konservativ-bürgerlichen Gästeschaft und den eigenen kreativen Ideen nur vorsichtig gewagt werden. Daran gemessen, hat Herr Wendt hier schon viel richtig gemacht.
Was auch für den letzten Gang galt, bei dem entgegen der Karte nicht Regionales serviert wurde (Oder gar das Käse-Einerlei des morgendlichen Hotel-Buffets - auch schon erlebt, so eine Unverfrorenheit!), sondern österreichischer Weinkäse aus Heumilch. Dazu Feigensenf und verschiedene Nusskerne, die geröstet und noch warm aus der Pfanne kamen
Fein. Beim nächsten Mal noch mit Puderzucker karamellisieren und eine weitere Stufe wäre erreicht.
Aber auch so habe ich mich in der Prinzenstube sehr wohl gefühlt und spreche gern eine Empfehlung aus.
Schnell durch den Nebel zurück in meinen Little inn of horrors, zu dessen - sehr gutem - Frühstück sich am nächsten Tag auch nur drei Gäste mehr oder weniger lebendig einfanden.
Sonntagabend in der mecklenburgischen Provinz.
Einsam die Gassen vom Bahnhof zum Schlosse. Vom Glockenturm her schlägt die Stunde, nebelverhangen der triste Kanal. Auch das Hotel de Weimar im Dunkeln.
Schlüssel? Den spuckt ein Tresor gegen Code aus - Glastüre öffnet sich folgsam dem Gaste. Einzelner Handschuh liegt mir im Wege. (Was macht gerade Nicholsons Jack wohl?) Verwaisten Eingang im Zwielicht durchmessen, hallenden Schrittes durchs leere Foyer, schließlich das schützende Zimmer erreicht.
November-Blues.
Was nun? Ich brauch Musik und Wein und einen, der... mehr lesen
Hotel Erbprinz · Die Prinzenstube
Hotel Erbprinz · Die Prinzenstube€-€€€Restaurant0387425040Schweriner Str. 38, 19288 Ludwigslust
4.0 stars -
"Überraschend gute Hotel-Küche mit Pfiff!" DerBorgfelderSonntagabend in der mecklenburgischen Provinz.
Einsam die Gassen vom Bahnhof zum Schlosse. Vom Glockenturm her schlägt die Stunde, nebelverhangen der triste Kanal. Auch das Hotel de Weimar im Dunkeln.
Schlüssel? Den spuckt ein Tresor gegen Code aus - Glastüre öffnet sich folgsam dem Gaste. Einzelner Handschuh liegt mir im Wege. (Was macht gerade Nicholsons Jack wohl?) Verwaisten Eingang im Zwielicht durchmessen, hallenden Schrittes durchs leere Foyer, schließlich das schützende Zimmer erreicht.
November-Blues.
Was nun? Ich brauch Musik und Wein und einen, der
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Als ich zur vereinbarten Zeit in der Lounge auf meinen Kollegen wartete, sah ich die beiden Mitarbeiter, die uns vorher an der Rezeption empfangen hatten, jetzt im Bereich der Bar und im Restaurant umhereilen. Ein Blick auf die vor dem Eingang zum Restaurant aufgestellte Karte in den schon vorher erwähnten welligen Plastikhüllen verrät zweierlei: Zum einen gibt es seit etwa einem halben Jahr auch eine Steakkarte, und außerdem hat die allgemeine Karte gewechselt, von den von Borgi beschriebenen Gerichten war jetzt nichts zu finden.
Mein Kollege erschien schließlich mit leidender Miene, er habe Bauchweh – nun ja, er hatte sich drei Stunden vorher bei einer Kaffeepause im Restaurant „Zum goldenen M“ beim dortigen Fastfood-Angebot nicht zurückhalten können…
Ich ging also allein ins Restaurant, dessen Interieur der GG-Kollege bereits ausreichend beschrieben hat. Im Hauptgastraum zwei Vierertische besetzt, sonst gab es nur lange Tische für größere Gruppen, so dass ich flugs den kleinen Nebenraum mit einem Tisch ansteuerte und dort Platz nahm.
Die junge Dame von der Rezeption war jetzt im Service tätig, sie erschien nach kurzer Zeit am Tisch, wünschte mir einen guten Abend und reichte die Speisekarte. Und dann kam natürlich auch die Frage, ob ich schon einen Getränkewunsch hätte. Ich lehnte ab, denn ich kannte ja die Karte noch nicht.
Nach kurzem Studium der doch nicht eben umfangreichen Weinkarte kam ich zum gleichen Entschluss wie der Vorschreiber: Der kräftige Grauburgunder von Lukas Kesselring aus der Pfalz sollte es sein, wie berichtet 5,20 € für 0,2l.
Das Angebot der ständigen Karte habe ich fotografiert und erspare mir Details dazu, auf der Steakkarte vier oder fünf verschiedene Zuschnitte, jeweils als 180 g oder als 250 g-Version.
Als die Bedienung wieder an den Tisch kam, bestellte ich den oben erwähnten Grauburgunder und dazu zusätzliches Leitungswasser (danke für den Tipp, wurde auch diesmal nicht berechnet).
Sodann orderte ich die „Cremesuppe von Waldpilzen, mit einer Speckstippe und Röstzwiebeln“ (6,10 €) und als Hauptgang „Gebratenes Filet vom Schwein im Speckmantel, neben Champignon-Zwiebelgemüse, Jus, dazu Kartoffelkrapfen“ (14,90 €). Die beiden Desserts waren mir zu phantasielos, das eine mit Cocoscrunch auch deutlich nicht mein Geschmack, daher verzichtete ich darauf.
Diesmal wurde die zur Überbrückung der Wartezeit gereichte Kräutercreme (wirklich sehr gut) von einfachen dünnen Baguettescheiben begleitet, geschmacklich sicher schwächer als die in der vorigen Rezension erwähnten Mischbrotscheiben.
Die bestellten Getränke wurden nach kurzer Zeit serviert, fast direkt im nächsten Lauf die Suppe. In einer Glasschüssel die mit dunkel gerösteten Zwiebeln und reichlich undefinierbaren Kräutern bestreute Suppe, darin ein Segel aus einer dünnen, gerösteten Mischbrotscheibe. Die war erwartungsgemäß im eingetauchten Bereich völlig durchgeweicht und wäre beinahe als Stück abgefallen, als ich die Brotscheibe aus der Suppe nahm. Das geht sicherlich anders und besser.
Die Suppe selbst war sehr heiß und schmeckte intensiv nach Pilzen, kontrastiert vom kräftigen Aroma der Zwiebeln und andererseits der enthaltenen Speckstücke. Eine gelungene Kombination, der der Grauburgunder gut Paroli bieten konnte.
Die geleerte Suppenschüssel wurde alsbald abgeräumt, nicht ohne zu fragen, ob alles zu meiner Zufriedenheit sei. Die junge Dame agierte professionell und auch freundlich, dabei durchaus interessiert an der Rückmeldung des Gastes. Allein ihre Wortwahl wirkte stellenweise ein wenig burschikos, was ich aufgrund ihres Alters aber nicht überbewerten will.
Der Fleischgang kam ebenfalls mit nur kurzem zeitlichem Abstand. Ein Stück Schweinefilet, eng in Speck eingewickelt und kross angebraten, war schräg in drei Stücke geschnitten worden. Sie thronten auf einem Bett aus Zwiebeln und Champignons und waren mit insgesamt sechs Kartoffelkrapfen umlegt. Zum ersten Mal seit langer Zeit keine Kroketten aus dem TK-Beutel, diese Krapfen waren aus einem Brandteig ohne Panierung selbst hergestellt und schmeckten dementsprechend gut!
Das Fleisch war gerade über den Rosapunkt hinaus und quietschte beim Schneiden entsprechend, war aber im Biss zart und schmackhaft, dies unterstützt durch den Speckmantel, sehr gut. Dagegen kamen die Champignons nicht an, sie blieben da etwas farb- bzw. geschmacklos.
Insgesamt aber ein sehr gutes Hauptgericht, ich war satt und zufrieden und vermisste kein Dessert. Deshalb auch von mir eine Empfehlung für dieses Restaurant, hier kann man sich wahrlich wohl fühlen.