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Ungewohnt dann dieser Nachmittag im Seniorenpark, wohin wir an diesem Tag besuchsweise gehen, dass dort überhaupt nichts von Fasching zu verspüren ist – keinerlei Deko, keine einzige Luftschlange – normaler, betriebsloser Alltagsbetrieb nach und vor den Nahrungsaufnahmezeiten. Wenn ich da noch an die Faschingstage meiner vormaligen Freundin zurückdenke, die in der Prinzengarde tanzte, die ich quasi als Roadie an der „Soundanlage“, dem Cassettengerät unterstützte – damals war ab Altweiberfastnacht bis Faschingsdienstag nachmittäglich zumindest ein eher zwei der Altenheime oder Kindergärten der Gegend im Bespaßungsmodus Pflichttermine, Luftschlangen, Helau und Konfettialarm inbegriffen.
Aber auch ein stiller Nachmittag geht vorbei – als Ausgleich für die schwache Leistung in KU bei der Ankunft wird hoffentlich die Kommunbräu dienen und anders als sonst werde ich mir nicht Bratwürste, sondern diesmal eine Kulmbacher Pfefferhaxe gönnen.
Wer kennt dies unwiderstehliche Gefühl, das einem allein der Gedanke und die Erinnerung an ein Gericht auf Zunge und in sämtliche Papillen und Sensoren des Mundraums zaubert und der Geschmack einen gedanklich völlig darauf fixiert? Kulmbacher Pfefferhaxe – die muss es sein.
Die Wirtschaft hat gottseidank offen, am frühen Abend noch freie Plätze. Eigentlich brauchen wir die Karte nicht, doch die ist anders, Plastikhüllen an Holzklemmer – das war früher etwas appetitlicher – wir schauen daher rein, es gibt dazu eine Tageskarte mit allem, überhaupt nicht mehr Kulmbach-typischen Schicki. Das ist modern aber - aber weiter werden auf der Rückseite ab Mittwoch die Kulmbacher Kloßtage angepriesen, in deren Kontext ich schon lese –Samstags Pfefferhaxe.
Mein flehentliches „Gibt’s Pfefferhaxe“ zur freundlichen jungen Bedienung, die bereits am Tisch steht, wird heute tagestypisch mit bedauerndem Blick und „Na, leidä nedd“ – beantwortet - das geht ja gut los! Die Kommunbräu wird inzwischen durch den Sohn von Peter Stübinger, Frank Stübinger bewirtschaftet , die Web-Seite wurde schön überarbeitet und präsentiert sich modern – hat sich da was geändert und eines meiner Lieblingslokale in Kulmbach würde doch nicht etwa….
– „oba mir hoam die normoala, geggochda Haxn midd Graudd odä Kren“ unterbricht im gleichen Moment die Bedienung gekonnt im sanftklingenden Kulmbacher fränkisch schnellen Dialekt meine Gedanken. Na ja, ein kleiner Lichtblick – denn die gekochte gepökelte Haxn ist Basis der dann panierten, dazu kräftig gepfeffert gebackenen/gegrillten Pfefferhaxn,. Bereits die normale Haxe schmeckt in Kulmbach anders als sonst wo, einfach besser. Also bestell ich die Haxn mit Kraut (8,90) und für die Chefin ein Paar Bratwürste (4,90) auf Kraut, ein Bernstein (0,5 2,80) und ein Wasser (1,70) . Wenige Minuten danach – kommen die gut gekühlten Getränke, die bernsteindunkle Bierspezialität gut eingeschenkt mit schöner Krone in neuem, glatten Glaskrug, das Wasser im Glas. Wir haben gerade den ersten Schluck auf den Tag genommen, da bringt die Bedienung auch schon den Brotkorb mit einem Kaiserweck, dunklem Landbrot, Pfefferstreuer und den Siebenstern Senftütchen. Sie balanciert gekonnt den Teller mit der Haxe auf Kraut und den Teller mit den Bratwürsten und stellt uns alles mit einem netten „Guten Appetit“ auf den Tisch. Fertig – Servietten und das Besteck standen bereits im Krug auf dem Tisch und wir hatten uns die schon erwartungsfroh bereitgelegt.
Das Kraut fällt uns beiden gleichermaßen als gut auf. besonders gut, sehr positiv – besser denn je zuvor gekocht – wahnsinnig zart, fast cremig, mild in der Säure, mit angenehmer Anisnote, saftig, aber nicht matschig oder breiig verkocht wie es fränkisches Kraut stärkebelastet oft wird – hier ist es ideal – ein Genuß, zu dem man fast nichts Andres mehr bräuchte . Fränkisches Sauerkraut par excellence!
Meine Haxe auf einem stabilen Knochen braucht sich nicht zu verstecken – zwar nicht mehr so riesig wie noch vor ein paar Jahren noch, als man von der Portionsgröße fast erschlagen wurde, sondern eine angenehme Größe, schaffbar appetitlich. Die Schwarte ist zart, gut im Geschmack, überhaupt nicht fettig, nicht sabbrig, dennoch butterweich, mit dem Senf ein himmlicher Genuß. Das viele magere Muskelfleisch darunter weich und saftig, da lass ich glatt jede (Schweine-) Lende für stehen, exzellent – und das Kraut dazu – hör jetzt auch zu schwärmen – die Haxe hast Du gestern Abend verputzt und satt bist Du auch geworden, auch wenn es dazu nur das Wasser gab, schließlich hieß es ja noch ein paar Stunden und einige hundert Kilometer nach Hause fahren – aber diese Haxe! Hmmmmaxe!
Und nächstes mal gibt es ganz bestimmt die Pfefferhaxe!