Montag: | ab 17:00 Uhr |
Dienstag: | ab 10:59 Uhr |
Mittwoch: | ab 10:59 Uhr |
Donnerstag: | ab 10:59 Uhr |
Freitag: | ab 10:59 Uhr |
Samstag: | ab 17:00 Uhr |
Sonntag: | 10:00 - 22:00 Uhr |
"Vom Papsthügel ins Refektorium mit cucina italiana bellissima"
Geschrieben am 09.11.2022 2022-11-09 | Aktualisiert am 09.11.2022
Zur Erinnerung: Im August 2005 feierte der zurückgetretene Papst Benedikt XVI. auf eben diesem Marienfeld– die Messe auf dem Papsthügel zelebrierend – den Weltjugendtag mit 800000 Pilgern aus aller Welt.
Nach gut 21400 Schritten pro Kopf sind nun die satten fünfzehn Kilometer abgetippelt, und unser mit Heiligenstatuen gesäumter und klerikal geprägter Weg führt uns zu einem Refektorium nicht-klösterlichen, doch weltlich-italienischen Wesens. Im Bellissimo haben wir reserviert.
Das Bellissimo liegt im Kerpener Ortsteil Horrem im Erdgeschoss eines weißen, dreistöckigen Geschäfts- und Wohnhauses am Kreisverkehr Hauptstraße/Beisselstraße in naher Umgebung zu einem Parkplatz zum Wandergebiet um das Marienfeld. Parkplätze in den Straßen rund um das Restaurant sind auf Seitenstreifen vorhanden, freie Parkplätze könnten aber je nach Tageszeit rar werden. Bis zum besagten Wanderparkplatz als Ausweichmöglichkeit sind es kommode 300 Meter. Vor dem Restaurant laden Tische und Stühle, umgrenzt von Pflanzkübeln, bei passender Außentemperatur zum Verweilen ein.
Am frühen Abend empfängt uns ein coronamäßig maskierter Signore der Generation Y, verifiziert unsere Reservierung und lässt uns im noch rar besetzten Gastraum die Wahl zwischen einem Sechser- und einem Achtertisch. Wir wählen den Achtertisch in einer Ecke des modern gestaltenen und in gebrochenem Weiß gehaltenen Gastraumes mit lackierten kieferfarbigen Tischen und kontrastierenden, dunkelbraun gepolsterten Stühlen. Moderne, augenscheinlich käufliche Gemälde hängen an den Wänden – wie der Gastraum beleuchtet von zeitgemäßen LEDs an der Decke und den Wänden.
Gastraum
Das Ambiente gefällt uns drei Trippelpärchen, auch wenn es später bei fast vollbesetztem Gastraum mit den Ausmaßen einer kleinen Halle ein Stimmengewirr im lauten Radiobereich gegeben hat.
Der Signore der Generation Y wird von einem älteren der Generation X unterstützt, der der "Padrone" zu sein scheint. Beide Herren verstehen ihren Job, der ältere mehr als der jüngere, beide sind freundlich und gastzugewandt. Vorwiegend bedient uns der Ältere, gibt Auskunft über die Zusammensetzung der Gerichte. Fragen nach unserer Zufriedenheit mit den Speisen bleiben nicht aus, gebrauchtes Geschirr wird nach abgeschlossener Speisenfolge zeitnah abgeräumt. Das routinierte Service-Duo hat sich unter dem Strich eine gute Bewertung verdient.
Der augenscheinliche "Padrone" reicht uns die Karten. Die Karte ist italienisch geprägt, mediterrane Vorspeisen, Salate, Suppen, Pizza und Pasta, Fleisch, Fisch und italienisch geprägte Desserts. Ergänzt wird die Karte durch eine Tageskarte mit etlichen mediterranen Fleisch- und Fischgerichten, Pasta und Desserts. An Auswahlmöglichkeiten mangelt es wahrlich nicht. Die Preise liegen im üblichen Bereich.
Unsere Wanderung hat uns durstig gemacht. Also ordern wir zuerst einmal Flüssiges:
• drei Flaschen Gerolsteiner Sprudel (0,75 l zu je 6,50 €)
• Gaffel Kölsch (einmal 0,2 l zu 2,50 € und zweimal 0,3 l zu je 3,50 €).
Die Getränke werden passend gekühlt serviert, wenig später der Gruß aus der Küche.
Gruß aus der Küche – Brot
Gruß aus der Küche – Kräuterquark
Der Gruß aus der Küche rangiert im 0815-Bereich, Brot und Quark mit Kräutern. Das Brot ist eher laff, nichts Besonderes. Der Quark dito – aber eine der Wanderschwestern findet ihn gut.
Um beim Auffüllen des Flüssigkeitsdefizits auch etwas Schmackhafteres zwischen den Zähnen zu haben, bestellen meine Frau und ich ein
• Pizzabrot (6,00 €).
Ein Pärchen schließt sich mit einem weiteren Pizzabrot unserer Bestellung an.
Wir studieren die Speisekarte, laben uns an den Getränken und den inzwischen servierten Pizzafladen.
Pizzabrot
Das Pizzabrot für meine Frau und mich ist mit Kräutern gewürzt und mit vier Minitomatenvierteln garniert. Es schmeckt uns gut. Dem Pärchen mit dem zweiten Pizzabrot schmeckt das Brot auch gut, allerdings ist dort ein Pizzabrotachtel so verbrannt, dass das Gericht die Küche so nicht hätte verlassen dürfen.
Verbranntes Pizzabrot
Ein Hinweis an den älteren Serviceherrn beim Abräumen der Pizzabrotteller bleibt ohne Folgen.
Der Einstieg: so lala, nicht wirklich überzeugend. Können die Hauptgerichte noch etwas zum Besseren wenden? Vorweg genommen sei: Ja, aber hallo!
Der erste Durst ist gelöscht, das erste Hüngerchen gestillt, wir gehen in die nächste Runde. Der Chef nimmt unsere Bestellung auf:
• Saltimbocca, Kalbsschnitzel in Weißwein mit Salbei und Parmaschinken (20,50 €) für meine Frau,
• Lammrücken mit Rotwein-Rosmarinsauce, Spinat und Kartoffeln (24,50 €) für mich.
Auf Nachfrage bestätigt der Chef, dass es sich bei den Kartoffeln um Rosmarinkartoffeln handele.
Unsere beiden Wanderpärchen wählen
• Rinderfiletmedaillon in Trüffelcreme (28,50 €),
• Entenkeule in Balsamico mit Rosmarinkartoffeln und Gemüse (21,50 €),
• Gegrillter Kabeljau in Basilikumcreme mit Safranrisotto und Spinat (24,50 €) und
• Pizza Salami (10,00 €).
Ein Wanderfreund und ich wählen zum Hauptgericht einen
• Pinot Grigio (0,2 l zu je 6,50 €)
Nach und nach füllt sich der Gastraum, der Geräuschpegel steigt. Nach angemessener Wartezeit servieren unsere beiden Serviceherrn Schlag auf Schlag.
Pinot Grigio
Der Wein ist passend gekühlt und entspricht meiner Erwartung.
Saltimbocca, Kalbsschnitzel in Weißwein mit Salbei und Parmaschinken
Die Kalbsschnitzel werden mit Rosmarinkartoffeln und einer Gemüseauswahl serviert. Zwei superdünn geklopfte, mit reichlich Salbei und Parmaschinken belegte Schnitzel munden zusammen mit der würzigen Weißweinsauce, zu der noch zusätzlich Salbei gegeben wurde, hervorragend. Außer mit Rosmarin sind die Kartoffeln mit einer sehr leckeren rötlichen Würzung ummantelt, die den Erdäpfeln einen gewissen Pfiff gibt – eine sehr gelungene Würzung. Das Gemüse – grüne Bohnen, Möhren und Brokkoli – ist bissfest gegart und ebenfalls gut und schmackhaft gewürzt. Die Kartoffel- und Gemüseportion wirkt zunächst klein, reicht meiner Frau aber doch, um satt und sehr zufrieden zu sein.
Lammrücken mit Rotwein-Rosmarinsauce, Spinat und Kartoffeln
Der Lammrücken ist nicht ausgelöst, zwei stattliche Rückenstücke werden von Rosmarinkartoffeln und Spinat begleitet. Die Rückenstücke sind perfekt gegrillt, das Fleisch ist noch rosa und saftig und lässt sich gut vom Knochen lösen. Die Rotwein-Rosmarinsauce passt hervorragend zum Fleischaroma und verfeinert es. Sehr lecker! Am Spinat gibt es nichts zu mäkeln, schmeckt hervorragend aufgrund eines Knoblauchhauches. Zu den Rosmarinkartoffeln ist bereits alles gesagt.
Die Hauptspeisen unserer Wanderschwestern und -brüder seien hier auch der Vollständigkeit halber präsentiert, ich gehe aber nicht näher auf Einzelheiten ein. Das Bild von der Pizza Salami ist leider im digitalen Bermuda-Dreieck verschwunden.
Gegrillter Kabeljau in Basilikumcreme mit Safranrisotto und Spinat
Rinderfiletmedaillon in Trüffelcreme
Entenkeule in Balsamico mit Rosmarinkartoffeln und Gemüse
Die Kommentare unserer Wanderpärchen zu ihren Hauptspeisen ist eindeutig. Die drei bebilderten Hauptspeisen werden mit „ausgezeichnet“ bewertet, die nicht bebilderte Pizza mit „gut“. Auch meine Frau und ich sind mit unseren Hauptgerichten sehr zufrieden.
Solche Köstlichkeiten dürfen nicht abrupt enden. Vier von uns Sechsen gelüstet es nach einem Nachtisch, selbst mich. Der Ältere aus dem Service-Duo greift zum Stift:
• Gemischtes Parfait mit frischen Beeren (6,50 €) für mich und meine Liebste,
• Mousse au chocolat (5.- €) und
• Creme brûlée (6,50 €) für zwei unserer Wanderlustigen.
Der Geräuschpegel hat mittlerweile den eines lauten Radios erreicht, der Saal ist gefüllt. Vier von uns tragen zur Lautstärke nicht mehr bei, weil sie mit den inzwischen servierten Desserts beschäftigt sind.
Gemischtes Parfait mit frischen Beeren
Das Parfait für meine Angetraute und mich bedsteht aus Vanille-, Erdbeer- und Schokoladeneis und ist mit Erdbeeren, roten Johannisbeeren und Heidelbeeren garniert. Eine delikate Erdbeersauce vervollkommnet die Komposition. Das Eis schmeckt vorzüglich, ein schöner süßer Abschluss.
Unseren Wanderfreunden gefallen die Mousse au chocolat und die Creme brûlée auch sehr gut.
Für mich und einen Wanderfreund muss noch ein Verdauerli her. Wir wählen einen
• Hausgrappa (4 cl zu je 5,50 €),
der uns mit seinem weichen Charakter sehr gut mundet. Meine Frau wählt noch einen
• Espresso (2,80 €),
der ihr heiß serviert wird, ihr aber etwas zu bitter ist.
Hinsichtlich der Speisen verdient die Küche ihre viereinhalb Sterne, ohne das verbrannte Pizzabrot wären es sicherlich fünf Sterne gewesen.
Der Gastraum, die Tische und das Geschirr, Gläser und Ménage sind sauber, nichts zu beanstanden. Die Toiletten sowohl bei den Herren wie auch bei den Damen sind sauber und sehr gepflegt, fünf Sterne.
Die Preise im Bellissimo haben wir angesichts der mehr als guten Leistungen von Küche und Service als sehr fair empfunden. Wir geben gerne viereinhalb Sterne.
Insgesamt ist das Bellissimo eine Empfehlung wert. Unsere Freunde ermahnten mich nach dem Verlassen des Restaurants, ich solle wegen des verbrannten Pizzabrotes mit dem Bellissimo nicht zu hart ins Gericht gehen. Das Essen sei doch ausgezeichnet gewesen.
Recht haben sie: Der Name des Restaurants passt zu unserem Gesamteindruck: Bellissimo!