"Das hat man davon, wenn man seine eigenen Bewertungen nicht liest"
Geschrieben am 12.05.2022 2022-05-12 | Aktualisiert am 12.05.2022
"Beste Pizzeria in und um Herrieden"
Geschrieben am 26.11.2015 2015-11-26
"Familiengeführtes Hotel mit tollem..."
Geschrieben am 28.08.2015 2015-08-28
"Sehr gutes Tagungshotel mit prima Wellnessbereich"
Geschrieben am 30.05.2015 2015-05-30
Das Outlet im mittelfränkischen Herrieden gehört hinsichtlich Anzahl und Exklusivität der ausgelassenen Marken zu den weniger bedeutenden der Republik, doch es liegt an der A6 und damit auf dem Weg zu einer meiner Töchter. Und tatsächlich findet sich bei aller Bescheidenheit immer etwas, was in den heimischen Kleiderschränken zu fehlen scheint.
Wer dort essen, aber nicht in den Ort fahren möchte, dem bieten sich zwei Möglichkeiten: Zum einen der Börgerkönig im benachbarten Autohof, zum anderen der Bambusgarten auf dem Gelände des Outlets.
Ersterer entfällt, da die Fleischpresslinge sich für den Rest des Tages immer so aufdringlich zurückmelden. Bin ich eigentlich der Einzige, der das Gefühl hat, dass der Whopper früher besser schmeckte?
Der Bambusgarten befindet sich in einem riesigen, hellen Glashaus und bietet – Name verpflichtet - asiatisch angehauchte, aber auch regionale und saisonale Gerichte. Das Dekor ist entsprechend. Wir waren schon mal dort und hatten damals beschlossen, beim nächsten Mal deutsch zu essen, das hatten wir allerdings inzwischen vergessen, es war aber auch schon sieben Jahre her.
Wir waren die ersten und hatten freie Platzwahl; schon wegen unseres kleinen, gelegentlich zur Störung der Mittagsruhe neigenden Begleiters suchten wir uns einen Tisch am Rande des Gastraumes aus.
Auf dem Weg dahin erblickte meine Frau auf einem Aufsteller gebratenen Lachs auf Sushireis (18,90 Euro), den sie nach kurzem Überfliegen der regulären Karte auch bestellte. In dieser fand ich für mich kurzgebratenes scharfes Rindfleisch aus dem Wow (sic!) mit Zwiebeln, Peperoni und Gemüse (ebenfalls stramme 18,90 Euro).
Der Lachs war garniert mit u. a. geröstetem Sesam, Koriander und einem schwindelerregenden Streifenmuster aus Sojacreme, Mayonnaise und Thousand-Islands-Sauce. Als Abstandshalter zwischen Reis und Lachs dienten massive Gurkenstreifen. Der Koriander war zum Glück nicht gehackt und wurde gerne gegen meinen Petersilienzweig getauscht.
Das Ganze erinnerte geschmacklich an Sushi Bake und, zumindest nach Beiseiteschieben des Kräuterdaches, optisch an die überall im Restaurant aufgehängten, großformatigen Bilder, die man zu höheren dreistelligen Beträgen erwerben kann, wenn man in Kofferraum und Portemonnaie entsprechende Reserven hat.
Meine Frau war mit ihrer Wahl bedingt zufrieden. Der Lachs war zwar ziemlich durch, wenn auch noch nicht trocken, aber dem Sushireis fehlte es an Säure und Klebe. Die üppige 3-Creme-Garnitur glich diesen Mangel etwas aus.
Meine Zufriedenheit war ebenfalls mit teils-teils gut umschrieben. Das Fleisch von guter Qualität, wenn auch etwas trocken gebraten, das Gemüse knackig, die großen Zwiebelstücke zum Glück durchgebraten. Scharf war das Gericht aber nicht einmal ansatzweise, auch wenn es wegen der Peperoni erst mal so aussah, dafür machte reichlich Sojasauce das Ganze „asiatisch“. Für mich war das ein Dejà vu in zweierlei Hinsicht, erstens wegen ähnlicher Erfahrungen im Baden-Badener Moriki eine Woche zuvor, wenn auch auf einem ganz anderen Erwartungsniveau, und zweitens, weil mir beim Essen bewusst wurde, dass ich das gleiche Gericht schon vor 7 Jahren bestellt hatte. Das typische Glutamatgefühl von damals stellte sich diesmal nicht ein, aber ansonsten hatte sich nicht viel geändert. Hätte ich nur meinen ollen TA-Bericht gelesen...
Ich bin versucht zu bemerken, dass das asiatische Essen ähnlich echt war wie die Sukkulente auf dem Tisch, aber das wäre jetzt gemein.
Dessert gab es dann auch noch, trotz der relativ großen Portionen zuvor. Ohne eine Kugel Sorbet verlässt meine Frau kaum ein Restaurant. Angeboten wurde ein Zitronensorbet mit Whiskey-Blaubeeren (6,90 Euro), das in einem ungewöhnlichen Arrangement erschien: Das Sorbet in einer schrägen Schale, darunter als Unterlage eine Schicht Blaubeeren (bekanntlich wachsen die ja als Bodendecker). Diese Trennung kam meiner Frau entgegen, die Blaubeeren waren nämlich ziemlich grauslich. Aus der Kühltruhe, herb, breiig, und vom Whiskey nicht die Spur. Das Sorbet schmeckte dagegen so, wie es sollte, und war auch nicht kristallisiert. Schade, das hätte eine mit wenig Aufwand herstellbare Delikatesse werden können, und bei dem Preis eigentlich auch sollen.
Da war ich mit meinem Espresso mit Vanilleeis besser bedient (3,50 Euro), auch wenn der seinen Beinamen „Kick it“ eher verdient hätte, wenn der Espresso ein doppelter gewesen wäre.
Dass wir die ganze Zeit prominent bedient worden waren, wurde uns erst bei Vorlage der Rechnung bewusst. Dafür natürlich volle 5 Punkte. (War nur ein Spaß, denn auch sonst arbeitete der Expräsident schnell und zuvorkommend.) Im übrigen profitiert das Restaurant mit seinem Preisgefüge von denjenigen Shoppern, die – wie wir vermutlich zum letzten Mal – zu bequem sind, in den 2 km entfernten Ort hineinzufahren. Dort scheint es nämlich Gasthäuser zu geben, die es lohnt auszuprobieren.