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Unsere telefonische Reservierung wurde sehr freundlich aufgenommen, man schien ehrlich bemüht. Erstaunlich in diesem Zusammenhang, dass man sich anscheinend an unseren Erstbesuch in 2012 zu erinnern schien. Madame war zwar immer wieder mit diversen Freundinnen dort, jedoch nie mit Reservierung. Anscheinend hatte meine damalige Wortspende auf RK einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Kurz nach unserem Eintreffen wurden wir angesprochen und nach Abgleich der Reservierung an 'unseren' Tisch geführt. Dieser war mit den Basis-Speisekarten als Sets, einem übervollen Serviettenspender, Brotteller und Buttermesser, eingedeckt. Vom hinteren Teil (Bank) überblickt man sehr gut das komplette Restaurant. Gleiches gilt für den vis-à-vis platzierten, dessen Blick nimmt einfach den Umweg über die große Spiegelfläche. Es ist schon recht kurzweilig, die mal mehr, mal weniger erfolgreichen Versuche, der Bezwingung der Schalen- und Krustentierplatten, zu beobachten. Durch die geringen Tischabstände und bei entsprechender Veranlagung kann es ein recht kommunikativer Restaurantbesuch werden...
Der Service punktet mit Herzlichkeit und wirkt familiär. Sogar der Hinweis auf der Karte, nach Möglichkeit den individuellen Wünschen der Kunden zu entsprechen, wird freundlichst umgesetzt.
Als Einstimmung orderten wir einen intensiven Kir (klassisch: Weißwein mit Cassisliqueur) 0,1 L à 3,- Euronen, der zusammen mit Brotscheiben, etwas Kräuter-Aioli und der bestellten Flasche (Evian, 1 L à 6,50 Euronen) stillen Wassers zügig serviert wurde.
Bistrot-Tisch
Zu den Basis-Angeboten
Basis-Karte
gibt es noch eine Tageskarte, praxisorientiert auf Alu-Klemmbrett, mit etwa zehn bis 15 Gerichten, die saisonale Angebote wie beispielsweise Spargel und Pilze wiederspiegeln. Hier kann es, insbesondere an ‘Großkampftagen‘ schon mal vorkommen, dass einzelne Angebote nicht mehr verfügbar sind, für uns eher ein positives Indiz absolut frischer Zutaten.
Madame wählte von der Tageskarte den Spargel-Erdbeersalat mit Crevettes rosés für 12,50 Euronen. Scheiben von auf den Punkt gegarten, weißen Spargel in leicht pfeffriger Vinaigrette mit Erdbeerstücken, etwas Ficoïde Glaciale und zart gedämpften Crevetten. Wie damals in der Bretagne, hochwertige Zutaten einfach kombiniert, hat was von Urlaub.
Spargel-Erdbeersalat mit Crevettes rosés
Idealtypisch auch die von mir bestellten, gebratenen Jakobsmuscheln mit Salat à 12,50 Euronen waren wunderbar glasig gebraten und wie gewünscht mit etwas geröstetem Knobi verfeinert. Schön auch, dass der mitgebratene Rosmarinzweig knusprig und nicht bitter daherkam, bei vielen Mitbewerbern ist oft das Gegenteil der Fall. Dazu Lollo Rosso- und Biancoblätter sowie Gurkenschnipsel in milder Vinaigrette Auch wenn die Muscheln recht klein waren, wähnte ich mich fast in Larmor plage.
Gebratene Jakobsmuscheln mit Salat
Der gewählte 2012’er Chablis 1er Cru „Fourchaume“ für 39,- Euronen (0,75 L) von Gérard Tremblay passte durch seine eher untypische (kaum nussig, kein Holz usw.) Fruchtaromatik ausgezeichnet.
Der Service war recht präsent, schenkte immer mal wieder nach und erfragte auch die Zufriedenheit. Wegen des Gästeaufkommens fiel die Wartezeit auf die Hauptspeisen etwas länger aus, was aber kein wirkliches Manko darstellte. Durch die eingangs erwähnten geringen Abstände, wurden wir mittels des, potentiell durch ICD (F00-99) zu klassifizierenden, Habitus der Tischnachbarn unterhalten.
Wir hatten beide das Steinbuttfilet mit Austernpilzen, Kartoffelpüree und schwarzem Knoblauch für 29,- Euronen gewählt, was wiederum sehr gut (Bistro-Anspruch) umgesetzt wurde. Cross auf der Haut aber trotzdem noch leicht glasig gebratenes, äußerst schmackhaftes Filet (Wildfang) auf nicht zu weich gegartem Ragoût von Austernpilzen und Zwiebeln. Dazu eine fermentierte Knoblauchzehe, (Perigord?-)Trüffelscheiben und Kartoffelstampf. Das Ganze mit seinem milden Trüffelaroma wunderbares, französisches Soul-Food.
Steinbuttfilet mit Austernpilzen, Kartoffelpüree und schwarzem Knoblauch
Nachdem der Weißwein ausgetrunken und weil bis zum Beginn des Feuerwerks (23:00 Uhr) reichlich Zeit war, bestellten wir noch zwei Desserts. Madame bekam eine idealtypische Tarte au citron à 3,50 Euronen. Schön säuerlich aber nicht zu sehr, mit kräftigem Citrusaroma ohne Assoziationen an Spüli zu wecken, von einer seidig-crèmigen Konsistenz, dass man sie auch löffeln könnte.
Tarte au citron
Nicht auf der Karte aber auf Nachfrage verfügbar wollte ich Spargel- und Tonkabohneneis (wurde am Nebentisch vom Patron angeboten) probieren, meine Bitte wurde positiv beschieden und so hatte ich das Vergnügen jeweils eine Kugel der entsprechenden Sorte zu verkosten. Angerichtet in einem großen Martiniglas mit Zuckerrand, obenauf ein Erdbeerfächer, Walnuss Krokant und ein Minzblatt, machte es schon was her. Bei einem Preis von 9,50 Euronen (frech), muss es das gefälligst auch! Positiv ist zu vermerken, dass beide Sorten nicht so süß waren, recht typisch der Tonkabohnengeschmack, dagegen war beim Spargeleis kein Spargelaroma feststellbar, schade hätte man mehr draus machen können.
Spargel- und Tonkabohneneis
Ein intensives Aroma hatte dafür der bretonische Buchweizenwhisky ‘Eddu‘ der Distillerie des Menhirs, 2cl für 6,- Euronen. Für einen rauchlosen Sprit von der falschen Seite des Kanals erstaunlich.
Im Vergleich zu 2012 hat sich einiges getan, die Wasserhähne der Handwaschbecken wurden ausgetauscht, jetzt gelingt auch das Waschen beider Hände gleichzeitig. Auch wenn dieses Mal nicht bereits eingedeckt sind Pfeffermühle und Fleur de Sel gut sichtbar verfügbar, man muss nur fragen. Etwas vermisst haben wir die Vibrationen von Tisch und direkter Umgebung, leider musste die Kühlung ausgetauscht werden. Nun wird das Anspringen der Verdampfer der im Keller liegenden Kühltechnik nicht mehr ungefiltert weitergegeben. Einiges ist auch gleich geblieben, beispielsweise der Preis für die Coquilles St. Jaques…
Der eigene Anspruch wird unseres Erachtens prima umgesetzt, wir haben uns in der lebendigen Atmosphäre, insbesondere durch die familiäre Art des Service, sehr wohl gefühlt. Daher können wir das ‘Café de Bretagne‘ (für einen Kurzurlaub) rundum empfehlen. Zwei Apéritifs, eine Flasche stillen Wassers, eine Flasche Weißwein, zwei Vorspeisen, zwei Hauptgänge, zwei Desserts und einen Digestif schlugen mit 153,50 Euronen zu Buche, gemessen am gebotenen und dem Preisniveau der verbotenen Stadt gerade noch fair.