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Montagsabend in Bingen am Rhein, Hunger wir haben, lecker soll‘s sein. „Der Weinkeller“ war mir bekannt, nur hatte ich keine Ahnung was mich dort erwartet. Jahrelang war hier ein Italiener, der mich nicht ansprach. Recherchen bei RK und die Internetseite machten mich neugierig. Im Netz wirbt die Köchin mit frischer, selbstgemachter Küche ohne (künstliche) Helferlein oder ähnliches. Na das hört sich doch gut an, und meine Erwartungen steigen. Eigentlich wollten wir den darauffolgenden Sonntag auch noch mal dort hin, die haben aber Sonntags geschlossen. Trotz Winzerfest… Ich hätte gerne noch mal reingeschaut, denn unser Besuch war zufriedenstellend und machte Lust auf mehr.
Die „Weinstube“ liegt an einer der Hauptstraßen von Bingen in unmittelbarer Nähe zum Stadtbahnhof (nicht Hauptbahnhof). Parken kann man direkt gegenüber auf einem öffentlichen Parkplatz, ab 18:00 Uhr und am Wochenende umsonst! Um in das Lokal zu kommen muss man durch den schönen Innenhof, der bei schönem Wetter auch Platz für ca. 40 Personen bietet. Dort sitzt man beinahe komplett überdacht an schönen Holztischen auf (scheinbar) bequemen Stühlen. Da niemand draußen zu sehen war, und wir befürchteten nicht bemerkt zu werden wagten wir den Schritt durch den dunklen Eingang. Den überstanden, kommt man in einen großen Raum. Jetzt wird auch bewusst woher das Restaurant seinen Namen hat. Ein hoher Gewölbekeller mit Platz für 20-25 Personen im unteren Teil, und noch mal 16 Personen können oben auf einer Art Empore Platz nehmen.
Wir werden sehr freundlich von einer netten, weiblichen Servicekraft empfangen, die an diesem Abend den Laden alleine schmeißt. Da nicht reserviert bietet sie uns einen Platz oben an. Über eine Holztreppe (ca. 8 Stufen) kommen wir dort an. Sie bringt auch gleich zwei Karten und zündet eine Kerze an, die stilvoll in einer Sektflasche steckt. Shaneymac hätte seine Freude ;-) Ohne Aufforderung erklärt sie die aktuellen Tagesempfehlungen, die ich schon beim Reinkommen auf einer Klapptafel an der Theke gelesen habe. STEINPILZE… hmmm. Als Suppe (4€) auf einem Flammkuchen (9,50€), mit Nudeln (10,50€) oder als zusätzliche Beilage. Da kommt bei uns das Leuchten in die Augen. Wir gucken trotzdem in die Karte. Wir bestellen noch eine Flasche Wasser bevor die Bedienung geht. Auf der Rechnung steht nachher Gourmetwasser für 5,50€.
Die Karte ist gespickt mit netten Kleinigkeiten. Flammkuchen, Ofenkartoffeln, Hausmacher, Käse, vegetarisches, aber auch Fleisch und Fisch. Ebenso Kleinigkeiten für Kids. Erwähnenswert das Menü „Kulinarische Weinreise“. Vier Gänge mit passenden Weinen aus vier Anbaugebieten (siehe Foto). Und das für 32€, ohne Wein 24€. Ich werde es demnächst bestimmt testen.
Weine kommen größtenteils vom hauseigenen Weingut Jost aus Bacharach / Mittelrhein. Aber auch ein paar Binger Tröpfchen (Hemmes, Bretz) und auch die Nahe und der Rheingau sind vertreten. Und alles zu recht vernünftigen Preisen.
Nach knapp fünf Minuten kommt unsere Bedienung mit dem Wasser und um die Bestellung aufzunehmen. Extrawünsche sind kein Problem, Fragen werden souverän beantwortet. Wir entscheiden uns für einen Binger Scharlachberg Riesling trocken / Weingut Hemmes für 3,20€ das Viertel und eine Spätburgunder Spätlese trocken vom Hausweingut, 4,70€ das Viertel. Die Weine werden in einem Tonkrug serviert, getrunken wird aus großen Gläsern. Den ersten Schluck gießt die nette Dame ein. Ebenso das Wasser. Kurz darauf bringt sie Bestecke und als Amuse zweierlei Brot mit einer Räucherfischmousse.
Die Brote, ein ordinäres Baguette und ein sehr gutes Vollkornbrot, sind frisch und knusprig. Die Mousse einerseits gut gewürzt und fein im Räucheraroma, mich störte aber ein wenig der Meerrettich. Der war mir zu dominant. Leergeputzt habe ich das Schälchen trotzdem J
Während wir also auf unsere Vorspeisen warten, schauen wir wie Statler und Waldorf runter auf die anderen Gäste. Allesamt mit gleicher Haarfarbe und mit Zeit ohne Ende. Und erzählen können die Rentner… Wir hatten zeitweise unseren Spaß, durften wir doch mithören, leise sind so alte Damen ja nicht ;-)
Als Vorspeisen wurden dann serviert
Steinpilzsuppe (4€ von der Tageskarte)
Serviert in einer heißen Löwentasse roch sie sehr verführerisch. Obenauf ein Klecks Sahne und frische Petersilie. Sie Suppe war wunderbar! Püriert, kleine Stückchen der Pilze trotzdem noch vorhanden, war sie cremig und schmackhaft und im Nachgang ein wunderbares Pilzaroma. Was mich störte war der Klecks (Sprüh??-)Sahne. Die war sehr süß und passte nicht zusammen. Für mich eine leckere Suppe und ohne die Sahne 5* wert, so nur 4*.
Kleiner Beilagensalat (3€)
Der sah nicht nur lecker und frisch aus, er war es auch. Blattsalate (Lollo Rosso und Bionda), Möhren gestiftet und in Kleeblattform geschnitzt, wunderbar leckerer Rettichsalat, Tomaten und Gurken. Dazu ein gutes Joghurtdressing mit feiner Säure. Und das alles für drei Euro!! Hut ab! Volle Punktzahl! 5*
Die Bedienung bemerkte schnell unsere leeren Teller und kam um diese zu holen. Kurz darauf bekam ich meinen Beilagensalat. Dieser entsprach in allen Punkten dem, den Fräulein zuvor verschlang. Ich ließ mir aber Zeit damit, sodass ich auch noch davon essen konnte, als die Hauptgänge kamen.
Flammkuchen „Steinpilze“ (9,50€ von der Tageskarte)
Von der Chefin persönlich serviert auf einer Schieferplatte. Ein ovaler Fladen (ca. 30x20cm) hauchdünn und knusprig aber sehr mächtig. Klassisch mit Schmand und Zwiebeln und reichlich frischen Steinpilzen. So weit so gut. Aber! WIESO muss da obendrauf so viel Mozzarella als wäre es eine (schlechte) Pizza? Bei der Bestellung wurde das auf Nachfrage zwar erwähnt, aber konnte man das erwarten? Keine Frage, geschmeckt hat es, aber da hätte ich mit Champignons das gleiche erreicht. Das war too much… Daher nur 3*
Weinkellerpfanne (14,50€ plus Steinpilze 3,50€)
Schweinemedaillons mit Spätzle und Pilzen in Rahm, serviert in der Kupferpfanne. Vorsicht heiß! Laut Karte mit Champignons, wünschte ich natürlich Steinpilze anstatt. Vier bis fünf Schweinchen suhlten sich unter der Soße, waren gut gewürzt und gebraten, leicht rosa, aber doch beinahe trocken. Was war passiert? Schlechte Qualität, zuvor eingefroren und schnell aufgetaut, oder zu früh gesalzen? Man weiß es nicht… Schade. Der Rest war wunderbar. Die Spätzle sehr fluffig mit genügend Salz und noch mal in Butter angebraten, die Pilzsoße sehr schmackhaft, cremig und hmmm… Das Gericht hätte locker 4,5* verdient, aber das (qualitativ fragwürdige, trockene) Fleisch kostet einen Stern; Daher nur 3,5*
Da ich schon den Rest des Flammkuchens essen musste, war uns nicht mehr nach Dessert. Obwohl die verlockend klingen; Süßer Flammkuchen mit Apfel oder Birne Helene, Schwarzwälder Kirsch im Glas, Weincreme… Vielleicht ein ander mal.
Nach dem Abräumen wurden wir dann leider etwas im Stich gelassen, und ich musste nach einer guten viertel Stunde nach unten winken, um die Rechnung zu fordern. Kartenzahlung geht aufgrund eines nicht vorhandenen mobilen Karten-Lese-Gerätes nur am Tresen. Was aber kein Problem darstellt. Die Verabschiedung war freundlich, uns wurde ein schöner Abend gewünscht.
Fazit:
Nach unserem ersten Besuch bin ich schon guter Dinge, dass wir noch öfter hier reinschauen. Das Ambiente (5*)urig gemütlich, wenn auch etwas dunkel (daher die schlechte Qualität der Fotos) aber mit hohem Wohlfühlfaktor, die Auswahl an Speisen und Weinen ansprechend und fair kalkuliert. Dem Essen möchte ich (aufgerundet) 4* geben, die paar Kleinigkeiten die ich zu beanstanden habe mindern nicht das Können der Köchin. Drei wären hier nicht fair. Der Service bekommt 4*, hätte 5* verdient, aber die Nachlässigkeit zum Schluss hin zwingen mich einen abzuziehen. Sonst sehr kompetent und freundlich. An der Sauberkeit habe ich schon was zu bemängeln, die Tischdecke hatte schon ein paar Flecken, wenn auch sonst alles weitere sauber war. Auf den (unterirdischen) Toiletten ist es auch okay, es riecht nur leicht muffig, was aber dem alten Gemäuer geschuldet ist. Trotzdem nur 3*.
Wir werden aber wieder kommen. Das Angebot klingt für mich zu verlockend.