"Wir lassen es krachern in Achern"
Geschrieben am 15.10.2023 2023-10-15
Montag: | Ruhetag |
Dienstag: | 09:00 - 18:00 Uhr |
Mittwoch: | 09:00 - 18:00 Uhr |
Donnerstag: | 09:00 - 18:00 Uhr |
Freitag: | 09:00 - 18:00 Uhr |
Samstag: | 09:00 - 18:00 Uhr |
Sonntag: | 13:00 - 17:00 Uhr |
Hinter der etwas sperrigen Bezeichnung „Weinstube zur Trotte IHLI“ verbirgt sich folgende Geschichte: Mitte der 1980er Jahre wurde die Lokalität von der Familie Ihli als Probierstube für das nahe Weinhaus eröffnet. Inzwischen hat längst die Pächterin gewechselt und als Winzer firmiert nun Tobias Köninger (wohl der hiesige Platzhirsch), aus dessen Produktion auch unser im Hotel verschmähter Minibarbestand stammt. Der urige, rustikale Gastraum der Weinstube versprüht noch etwas den Charme des ausgehenden letzten Jahrhunderts – der Aussenbereich eher mediterranen Flair, mit Kübelpflanzen und Sonnenschirmen. Bei ausschliesslich abendlichen Öffnungszeiten (ab 16 Uhr) können wir froh sein, gegen 18 Uhr noch einen freien Tisch zu ergattern. Die Servicedamen erweisen sich als flink und kompetent, freundlich und auskunftsfreudig, wie man es selten erlebt. Dem Zungenschlag um uns herum zu vernehmen, kehren hier hauptsächlich Einheimische ein, wohl zum Ausklang des Arbeitstages oder zum Abendessen mit Weinbegleitung.
Aus dem umfangreichen Weinangebot des Kappelrodecker Winzers Köninger wählen wir ein Viertel des Rieslings Lösswand (7,90 Euro) und ein Schorle weiss/sauer (3,50 Euro) vom trocken ausgebauten Fassswein. Die Karaffe wird in einem kleinen Eiskübel serviert, wie wir es von unserer schwäbischen Heimat her gar nicht kennen. Auch hier eher eine positive Überraschung beim Riesling, der sehr fruchtig und lebendig daherkommt, gar nicht so säurebetont wie vermutet (liegt´s am hiesigen Lössboden des Acher-Renchtals?). Das Schorle wurde unter Beteiligung eines „Müllers“ (den Thurgau lässt man hier ganz cool weg) gemixt, ist angenehm frisch und spritzig. Für läppische 10 Cent Aufpreis wäre auch ein Rieslingschorle möglich gewesen, aber das erfahre ich erst später auf Nachfrage. Die nächste positive Überraschung: sowohl die Karaffe als auch das Weinglas sind zwar für ein Viertelliter ausgerichtet, wurden jedoch grosszügig über den Eichstrich hinaus gefüllt. Ein angenehmer Umstand, nachdem sich in unserer schwäbischen Heimat eher das ärgerliche Downsizing auf 0,2 Liter verbreitet und eingebürgert hat.
Zum Wein wird hier selbstverständlich Flammkuchen gereicht, den es in solch vielfältigen Varianten gibt, dass uns die Wahl schwerfällt. Angesichts eher ungewöhnlicher Variationen mit Merguez oder Lachs entscheiden wir uns für das mediterrane Modell „Hirten“ mit Rahm, Tomaten, Lauch, Oliven und Schafskäse (9,80 Euro) – sehr rezent und gut gewürzt, mit knusprigem Boden und grosszügigem Belag. Fördert eindeutig den Durst und soll wohl auch so sein. Flammkuchen sichten wir auch auf den anderen Tischen, nur sehr selten greift jemand zur sonstigen Speisenwahl. Auf dem Weg zur Toilette (die im Untergeschoss liegt und noch die charakteristische Befliesung der 80er Jahre aufweist) lege ich einen geplanten Umweg zur Begutachtung des Salatbüffets ein: es entpuppt sich als eher klein und unspektakulär, so dass wir hier wohl nichts verpasst haben.
Ein Besuch der Weinstube kann unumwunden empfohlen werden, nicht zuletzt aufgrund des sehr freundlichen Services und des netten Umgangstons. Wer wie wir die Öffis benutzt, kann ruhig noch ein zweites Gläschen trinken oder eine ganze Flasche ordern. Und wenn ich es richtig in Erinnerung habe, ist das Lokal ab Oktober auch Sonntag mittags geöffnet. Dann ist aber sicherlich eine Tischreservierung ratsam.