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Allerdings mussten wir gut fünf Monate warten. Ich dachte Ende April ist es angenehm genug um dort einzukehren und am Folgetag noch eine kleine Wanderung anzuhängen. Sagen wir mal so. Richtig nass geworden sind wir nicht. Doch zuvor stand ja ein köstliches Dinner mit sehr guter Weinbegleitung im Restaurant Hasenpfeffer, dem Zweitrestaurant des Gourmethotels, an.
Die Anreise am Freitagnachmittag durch den Hunsrück war easy und entspannt. Gut eine Stunde von zu Hause entfernt. Schon von außen macht das Landhaus schon was her.
Rüssel's Landhaus
Mit eigenem Fischteich (fast See), Park und Pferdeweide, großem Parkplatz. Eine herzliche Begrüßung beim Betreten der Lobby, alles unkompliziert. Wir werden zu unserem Zimmer im ersten Stock geführt, man bietet uns sogar Hilfe beim Gepäck an. Die wir aber nicht in Anspruch genommen haben. Einen Aufzug gibt es leider nicht. Familie Rüssel wohnt ebenfalls im Anwesen. Eine Etage drüber. Das Zimmer ist klein aber ausreichend und gemütlich modern. Farblich war hier der Wald und die Wildnis Motto. Uns hat es sehr gefallen.
Unser Zimmer
Bis zum Abendessen hatten wir noch knapp drei Stunden, also verbrachten wir Zeit auf dem Zimmer mit mitgebrachtem Nahe Sekt und Kartenspiel. Dann ging es froher Erwartung pünktlich nach unten in den Gastronomiebereich. Heute durften wir sogar im Gourmet Restaurant sitzen, da nicht ausreichend Gäste für beide Lokale da waren. Sollte uns nur recht sein. Einmal Sterneluft schnuppern…
Wir hatten einen gemütlichen Platz an einem großen, runden Tisch mit Blick in den Garten hinter dem Landhaus. Klassisch weiße eingedeckt, edles Silberbesteck, große, gestärkte Stoffserviette, Wasserglas und ein kleines Blumenarrangement.
Unser Tisch
Unsere Menükarte (wir hatten ein Arrangement gebucht) stand schon auf dem Tisch.
Unser Menü am 19.04.2024
Ganz pfiffig, hinter uns ein kleines Bänkchen für die Handtasche der Dame. Der einzige Mann an diesem Abend im Service (Serviceleiter?) kam auch bald und fragte, ob wir zur Einstimmung schon mal eine Flasche Wasser möchten. Kurz darauf brachte er uns ein Gerolsteiner Medium für 6€ die Flasche. Es sollte die einzige an diesem Abend sein.
Und schon fragte er nach einem Aperitif, welche er uns dann aufzählte. Wir hatten ja schon eine Flasche Sekt auf dem Zimmer, also warum jetzt damit aufhören? Wir orderten zwei Gläser Mosel Cremant Rosé brut vom Weingut Schmitt Weber, die am Tisch eingegossen wurden (13€ das Glas).
Mosel Cremant Pinot Rosé brut
Das Geld war er jetzt nicht unbedingt wert, aber wir waren ja auch schließlich an einer noblen Adresse. Ein guter, süffiger und wohlschmeckender Vertreter seiner Art. Kann man trinken, kaufen würde ich aber auch nicht.
Die junge Dame im Service, die sich fortan vorwiegend um uns kümmerte, fragte zunächst ob wir mit dem Menü zufrieden wären oder ob wir Einschränkungen usw. hätten. Wir akzeptierten wie angeboten und uns wurde die Weinkarte gebracht. Endlich! Ein wenig hatte ich Bammel, dass hier auch mit „großen“ Preisen zu rechnen sei, aber die Weinkarte (die selbe wie im Gourmet Restaurant) als auch die Auswahl war äußerst ansprechend. Und da Familie Rüssel verwand ist mit dem Mosel Weingut Nik Weis, liegt natürlich hier der größte Fokus neben vielen anderen Mosel – Saar – Ruwer Weingütern. Nebst ein paar ausgewählten anderen deutschen Weingütern, ebenso aus dem nahen Ausland. Frankreich, Spanien und Italien.
Für uns sollten es aber heimische Gewächse sein, und ein Moselkabinett aus dem Jahre 2016 von Winzer Markus Molitor ist sicher nicht die schlechteste Wahl. Bis die Flasche allerdings an unseren Tisch fand, gab es in Form von hausgebackenem, wirklich sensationell schmeckenden Brot und aufgeschlagener Butter mit Schnittlauch eine erste Einstimmung in den Abend. Soweit so unspektakulär, allerdings nicht unlecker.
erster Gruß der Küche
So richtig Krach machte dann allerdings der „richtige“ Gruß aus der Küche. Ein Rindertatar mit Schnittlauchmayonnaise, Brotchip und Gänseblümchen. Selten ein besseres Tatar gehabt.
Weltbestes Rinder Tatar
Natürlich handgeschnitten, perfekt gewürzt, saftig, eine dezente Kapernnote kam durch, die Mayo kräftig und doch zurückhaltend. Ein perfekter Einstig in den Abend. Die Erwartungen an das Menü wuchsen weiter. Mittlerweile kam auch unser Kabi an den Tisch (Ockfener Bockstein Kabinett aus 2016, 55€). Gut gekühlt und stellte sich als perfekter Begleiter für die nächsten zwei Gänge heraus.
Mosel Kabinett von Markus Molitor
Der erste Gang des vorgegebenen Menüs hatte von uns den geringsten Erwartungsdruck.
Kohlrabi-Apfel-Salat | Kräuteröl | Ziegenfrischkäse aus Gillenfeld
Kohlrabi-Apfel Salat
Wo zum Teufel ist Gillenfeld? Also optisch machte der Teller richtig was her. Grün dominierte, dazu etwas weiß und rot. Der Kohlrabi war dünn gehobelt, und ich vermute mal, mit Saft vom grünen Apfel unter Vakuum mariniert. Auf jeden Fall war das Geschmackerlebnis sowohl überraschend wie unerwartet als auch sehr, sehr genial. Dazu ein paar Blattsalate, ein gutes Dressing, die Tomaten etwas mehr als nur Farbtupfer und dazu ein milder und sehr cremiger Ziegenfrischkäse aus Gillenfeld. Ein Teller, der erstmal nicht viel versprach aber dann ablieferte. Das war eine gelungende Überraschung. Jederzeit so wieder! 5*
So durfte es gerne weitergehen. Der Wein wurde uns rechtzeitig nachgeschenkt, auch Brot gab es weiterhin, man sorgte sich um uns ohne aufdringlich zu werden. Wir fühlten uns wohl umsorgt und freuten uns auf den Zwischengang.
Spargelschaumsuppe |Buttercroûtons | Kerbelöl
Intensive Spargelschaumsuppe
Wenn Bilder duften könnten. Welch ein herrliches Spargelaroma einer samtigen, vollmundigen und cremigen Spargelsuppe. Stark. Natürlich mit einigen, bissfesten Spargelstücken drin, feinen, buttrigen Croûtons, Schnittlauch und das angekündigte Kerbelöl. Besser geht eine Spargelsuppe nicht! 5*
Wir waren bisher völlig begeistert. Was uns aus der Küche des Restaurant Hasenpfeffer bisher erreichte übertraf unsere Erwartungen. Selbst wenn es eigentlich „einfache“ Gerichte waren, die es vom Namen her in vielen Landgasthäusern gibt, war die Umsetzung und der Geschmack schon eine andere Welt.
Mittlerweile war auch der zweite Wein des Abends in den neuen, größeren Gläsern. Den hatte ich schon kurz vor der Vorspeise öffnen und atmen lassen. Ich hatte den Wein in der gut sortierten Karte gesehen und musste ihn haben. Ein 2018er Malterdinger Alte Reben vom badischen Weingut Bernhard Huber (80€). Der Wein überraschte mit seiner frischen und angenehm leichten Art. Kein fetter Burgunder, sondern ein mineralischer, vom Kalk geprägter Chardonnay, der mit schlanken 12,5 % deutlich mehr Spaß machte als ich erwartet hatte. Die leere Flasche habe ich am Ende „als Trophäe“ mitgenommen (Falls jemand fragen sollte, was ich von dem Wein halte).
Genialer Chardonnay aus Baden
Viel Flüssigkeit führt in den Keller. In dem Falle aber eher zu den Toiletten. Auch hier alles perfekt ordentlich und sauber. Sogar ein Stuhl stand bereit, für jene, die im Sitzen pinkeln wollen.
"Bitte im Sitzen pinkeln"
Kleiner Scherz am Rande. Weiter mit dem Hauptgang.
Kalbsrücken | Spargel-Gemüse-Sauté | Kartoffel-Petersilienpüree | Spitzmorchelsauce
Kalbsrücken, Petersilie und Spargel
Optisch vielleicht keine Überraschung, konnte man so erwarten. Hauptgänge lassen da ja selten viel Spielraum, besonders wenn Fleisch die Hauptrolle spielt. Aber geschmacklich war das wieder erste Sahne. Man kann es sehen. Perfekt gebratenes, saftiges Kalbfleisch, dazu eine aromatische Jus. Ein fein abgestimmtes Püree aus Kartoffel, Wurzel- und Blattpetersilie, dazu ein Ragout aus sautiertem Spargel mit Möhren und Kohlrabi. Mindestens genauso lecker wie die beiden vorherigen Gänge, allerdings nicht so überraschend und unerwartet. Dennoch auch hier 5*
Wir genossen die letzten Schlucke des mittlerweile eiskalten Chardonnays und erwarteten das Dessert. Vom Kabi hatten wir noch etwas aufgehoben. Leider konnte er nicht ganz dem süßen Nachtisch standhalten. Was aber nur eine untergeordnete Rolle spielen sollte.
Klein & Fein | Beeren in Holundersud | Vanilleeis | Weißes Schokoladenmousse
Das süße Finale
Also ich hab ja mit vielem gerechnet, aber nicht mit einem Glasdessert. Ein geschichtetes noch dazu. Unten die weiße Schokomousse, darüber rote Grütze, weitere Mousse, das Eis und frische Beeren, für den Crunch eine hippe Hippe. Auch das war tadellos und schmeckte ausgezeichnet. Allerdings hätte ich da etwas mehr Kreativität erwartet. Aber das wollen wir nicht zu hoch bewerten. 4* Immerhin hatten wir bis dahin einen wundervollen Abend.
Einfach geniale Weine
Und irgendwann sind auch die wundervollsten Abende leider vorbei. Man bot uns zwar noch einen Kaffee, bzw. einen Digestif an, aber wir verzichteten. Zahlen mussten wir nicht, das erfolgte erst bei der Abreise. Zurück auf dem Zimmer machte ich mir, oh Wunder, noch einen leckeren Ahr Spätburgunder auf, bevor wir dann irgendwann ins Bett fielen und selig einschliefen. Der nächste Morgen brachte uns dann noch ein leckeres, abwechslungsreiches Frühstück, bei dem die Auswahl genauso ausgewählt und von bester Qualität waren wie die am Abend zuvor. Alles in allem ist Rüssel’s Landhaus und das Restaurant Hasenpfeffer absolut empfehlenswert. Wer hier her kommt, will immer wieder her.
Wir fühlten uns rund um versorgt, kulinarisch wie auch gastgeberisch. Hier ist alles perfekt. Gerne hätten wir ja draußen auf der Terrasse gesessen und dort unser Menü genossen. Das machen wir dann beim nächsten Besuch. Denn der kommt bestimmt!