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In der Mittagstischkritik des Weser-Kuriers am 31.07.2017 wurde das La Niña mit einem „empfehlenswert“ geadelt und die substantiierte Kritik gab dies her. Der Kritiker „Bremer“ hat das La Niña in einer eher kargen Kritik auf unserer Plattform mit zwei Sternen eher abgestraft. Das hielt mich nicht ab, Schwägerin und Schwager aus Schwachhausen zum nächsten Essen ins La Niña einzuladen. An einem erstaunlich lauen Oktobersamstag besetzten wir dann unseren Tisch im linken Bereich am Fenster.
Anfangs hielt sich der Andrang noch in Grenzen, aber als wir gegen 21:00 Uhr gingen, war das La Niña sehr gut besucht. Das Publikum war auch jünger als am frühen Abend geworden. Eher unauffälliges Volk, also weder Jeunesse dorée oder Schickimicki noch Burberry-Look. Das ist sicherlich für den Wirt Jan Alke eine solide Basis.
Er hat sein Restaurant im März 2017 eröffnet und stieß in eine Marktlücke, denn gute iberische Restaurants sind in Bremen rar gesät (siehe unsere Versuche im Tinto , Cocina de Salva und Tio Pepe ). Zwar erreicht auch das La Niña nicht die Sphären meiner Düsseldorfer Referenz Cala D`or mit seiner phantastischen Auswahl an hochwertigen Tapas, aber für Bremen ist das La Niña eine Bereicherung und ich kann die Empfehlung des Weser-Kuriers für die Küchenleistung gerne bestätigen. Abstriche mache ich aber weiter unten zur Situation am Tisch.
Die Homepage des La Niña zeigt wenige Fotoimpressionen und die kompletten Speise- und Getränkekarten (http://www.la-nina.de). Wer mehrere Stunden im La Niña verbringt, sollte schon ein paar Euros eingesteckt haben. Wir haben knapp 50 Euro pro Kopf gelassen, ohne dass es in den zweieinhalb Stunden ausschweifend zugegangen wäre.
Das PLV sehe ich bei 3,5 Sternen.
Service:
Wir wurden überwiegend vom Wirt Jan Alke, einem jüngeren, blonden deutschen Mann betreut. Er hat eine nüchterne norddeutsche Art, die ich als angenehm empfand. Eigentlich deutet nichts an ihm auf spanische Bezüge hin. Unterstützt wurde er von drei jüngeren Männern und Frauen im Kellnerschwarz mit Schürze. Jan Alke setzt sich als Chef mit einem weißen Hemd ab.
Der Service klappte gut. Was ich ungewöhnlich und nicht optimal fand, war das Auftragen aller 12 Tapas in einem Zug. Wir wussten kaum wohin mit den Tellern und Schalen auf dem überschaubaren Tisch. Hier hätte ich zwei Gänge für vorzugswürdig erachtet, wie ich es aus anderen Restaurants kenne.
Für den insgesamt soliden Dienst am Tisch sollen es drei Sterne sein.
Die umfangreiche Getränkekarte ist recht ambitioniert bepreist. Ungewöhnliche 0,25 l des grünen Konzernbieres aus Bremen kommen auf 2,90 € (0,3 l = 3,48 € !!!). Ein Kräusen 0,3 l steht mit demgegenüber fast akzeptablen 3,10 € auf der Uhr. Mineralwasser mit spanischer Bezeichnung kommt auf stolze 6,00 € für die Flasche mit 0,75 l. Die Weine sind gut klassifiziert und ganz überwiegend spanischer Provenienz. 17 offene stehen in der Karte, beginnend mit 4,20 € für den günstigsten Weißen (rosé ab 5,20 €, rot ab 4,90 €). Wir hatten erst einmal einen schönen Cava für 5,50 €, der auch richtig kalt temperiert war. Der Rosé in der Halbliterkaraffe eindeutig nicht kalt genug, der trinkbare weiße Rioja Viura & Verdejo ließ die Gläser leicht beschlagen.
Der Carlos Primero für die Männer am Tisch wurde auf recht originelle Art und Weise angewärmt: Die Schwenker mit dem Brandy lagen jeweils auf einem breiten Glas mit heißem Wasser. Für meinen Schwager zu warm, ich mag es hingegen, wenn der Brandy in die Nase gast und die Augen leicht brennen.
Positiv anzumerken ist, dass Jan Alke einen Digestif ausgab. Es war ein sehr süßer, milder Anisschnaps auf Eis. Ein Ouzo-Effekt war nicht zu beobachten, was auf einen sehr geringen Anisgehalt schließen lässt.
Essen:
Die Karte ist ungewöhnlich umfangreich und vielfältig. Neben den 27 kalten und warmen Tapas bietet sie weitere Rubriken mit Suppen, Salaten, Fisch und Krustentier, Grilladen vom Lamm und Schwein, Rindersteaks, Nudeln und Aufläufe und drei Nachspeisen.
Ich hatte die Devise ausgegeben, dass sich jeder am Tisch drei Tapas auswählt, möglichst ohne Doubletten, was auch ohne große Diskussion gelang. Der Kartenautor hat viel Wert darauf gelegt, die spanischen Bezeichnungen der Speisen und Getränke in den Vordergrund zu rücken und meine Schwägerin konnte zungenbrecherisch mit ihren Spanischkenntnissen bei der Order Ihrer Tapasauswahl glänzen (Kratz- und Lispellaute!). Ich mache es mir jetzt einfach und benutze die deutschen Übersetzungen.
Zur Tapasorder gab es einen Korb mit warmen Ciabattascheiben und Alioli, das als „hausgemachte Knoblauchcreme“ übersetzt wird. Es hat eine klare, schwere Mayonnaisenbasis und ist ausreichend mit Knoblauch versehen worden. Ich siedle es in meiner Alioliliga im oberen Mittelfeld an. Das Schälchen war für vier Personen eigentlich ein Witz, aber da der Zuspruch ansonsten am Tisch zurückhaltend war, konnte ich mich bedienen, zumal einige der Tapas auch mit einem Schälchen Alioli versehen waren und zur „Käsenachspeise“ weiterer Aliolinachschub auf den Tisch kam.
Nun aber zum eigentlich Georderten in einer Aufzählung:
1. Ziegenkäse in Kräuteröl (6,20 €)
2. Serranoschinken (6,10 €)
3. Marinierte Babysepia (7,90 €)
4. Sechs Gambas in Knoblauchöl (8,90 €)
5. Knoblauchwurst (Chorizo) in Weißwein aus dem Backofen (6,50 €)
6. Runzelkartoffeln mit Mojo rojo (5,20 €)
7. Gebratene grüne Minipaprika (Pimientos) mit Meersalz (5,20 €)
8. Kartoffelomelette mit Spinat (5,70 €)
9. Lammspieß gegrillt auf maurische Art (7,40 €)
10. Schweinefiletspieß gegrillt auf maurische Art (6,20 €)
11. Frittierte Sardellen (7,90 €)
12. Pflaumen im Speckmantel (6,50 €)
Alle Tapas waren schmackhaft, also kein Ausfall. Bemerkenswert positiv die beiden Spieße mit einem leicht rosigen Garzustand, auch beim Schweinefilet, was selten vorkommt. Meine Favoriten zudem die Babysepia, die Ziegenkäsewürfel und die Mojo rojo. Leichte Abzüge bei den Pimientos (zu stark gesalzen, man konnte das grobe Salz aber leicht abschütteln) und der Chorizo, die mir zu fein war und mit mehr Öl denn Wein serviert wurde. Die Portionsgrößen recht unterschiedlich, aber nicht geizig und das PLV bei den Speisen würde ich in Richtung vier Sterne sehen.
Für die Küchenleistung gebe ich in toto gerne vier Sterne.
Außer Konkurrenz, weil von mir nicht gekostet, gab es dann noch für die Mädels Apfelstrudel mit Vanilleeis (5,20 €) und die Milchcreme mit Karamell (4,20 €).
Und, eine große Pfeffermühle wurde uns nach Aufforderung gebracht.
Ambiente:
Das La Niña hat eine breite Terrasse mit ansprechendem Mobiliar, die durch Kirschlorbeer vom Trottoir abgegrenzt wird. Rechts auf dem Terrassenbereich stand ein Zeltpavillon, in dem an diesem recht warmen Abend serviert werden konnte.
Im Restaurant gibt es den rechten Raum mit der Theke einschließlich Barhockern für Tresenesser und den linken Raum, in dem wir am Fenster unseren Vierertisch zugewiesen bekamen. Wenn es im Weser-Kurier heißt, das La Niña sei geräumig, so mag das daran liegen, dass an dem von den beiden Kritikern besuchten Mittag wenig los war. Wenn das La Niña voll besetzt ist, geht es sehr eng zu. Die Tische stehen nahe beieinander und die Tischgrößen sind grenzwertig. Auf den Zweiertischen der Mittelreihe können mangels Platz keine Tapasorgien gefeiert werden.
Ansonsten ist die Gestaltung gelungen, beginnend mit der grauen Fassadenfarbe, über die lebhaften Wandfliesen im maurischen Stil, Lederbänke mit warmgelben Polstern, dunkle Holzfarben bis zu den Pendelleuchten im Thekenbereich.
Was mit sofort negativ auffiel war, dass unser Ecktisch an keiner nennenswerten Beleuchtung teilnehmen durfte. Jan Alke daraufhin angesprochen, erwähnte, dass an der gegenüber liegenden Wand noch Spots eingebaut werden sollen, die aber nichts bringen werden. Die Beleuchtung im linken Raum ist schlicht nicht funktional und auch mit den schon installierten Spots nicht ansprechend. Da muss dringend nachgebessert werden. Nur das Licht von außen durch das Fenster bescherte uns etwas Helligkeit auf dem Tisch.
Fremdkörperartig der große Getränkekühlschrank in der hinteren Ecke des linken Raumes, der recht dominant ins Auge sticht.
Ein Lob für die hochwertigen und stylischen Toiletten, die auch funktional im Detail überzeugten (ich soll erwähnen, dass die Mädels aus dem Spender mit der Berührungsautomatik einen ausreichend langen Papierabschnitt spendiert bekamen, ansonsten angeblich immer zu kurz).
Sauberkeit:
Sehr gepflegt.